Faksimile 0447 | Seite 1269
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Sudel Sudelei ~ler ~eler sudelhaft ~lig ~elig sudeln Süden suder Sudern Sudler südlich Sudling Suff Süger
Sūd~el (s. Anm. zu sühlen und Prudel):
I. m., –s; uv.:
1) Pfütze, Ansammlung von Schmutz etc., eig. und übertr.: Mist-S. Adelung; Wo bleibt für all den S. noch die Seife? KlGroth 115; Ohne jenen S. von Geschrei, Verwirrung und Unreinlichkeit. Kürnberger Am. 41; [Diese Zeitung,] der S. aller Gesinnungslosigkeiten. Volksz. 9, 251 etc.
2) (s. 1) Brouillon (s. d.): Wenn Sie es haben abschreiben lassen, bitte ich mir den S. wieder zurück. W. Merck 2, 81; 1, 178 etc. II. n., –s; 0: in Zsstzg.: Ge-: das Sudeln (s. Sudelei): Verzeihe mir mein G. Ich habe dir doch einmal lieber so als gar nicht schreiben wollen. L. 12, 449 etc.
~elēī, f.; –en:
1) das Sudeln, z. B.: Zum Kinderspott nicht mache dich durch S. Platen 7, 92 etc.
2) etwas Gesudeltes, z. B. solche Zeichnung. Ense D. 5, 443 etc.; ferner von Schriftwerken: G. Sch. 1, 258; Selbst bei meinen S–en [flüchtig hingeworfnen Arbeiten]. L. 12, 409; Prutz GschTh. 394; Des Pfuschers, der uns seine S. | für Kunstwerk giebt. W. HB. 2, 69 etc.; auch: Meine S–en [Brouillons] von entworfenen Komödien. L. 12, 211 etc.; ferner z. B.: Quacksalb-S. Shakspeare 6, 229 etc.
~(e)ler~(e)ler, m., –s; uv.:
1) (s. sieden) = S.-, Garkoch. Schm., nam. im Feldlager: Der S. und die S–in, so im Lager kochen. Fronsperg 63; 3, 23a; Man nennt die Köche in Feldlägern Sudeler. Melander Jocoseria 2, Nr. 372; Die S., Marketender. Zinkgräf 1, 124 etc.; so dann im Ggstz. zu dem feinen herrschaftlichen Koch: Der Koch ist ein S. gegen ihn (s. 2). Rabner 4, 32.
2) (s. 1, Schluß) im Ggstz. zum Meister = Stümper, Pfuscher: Jst zwirent [zweimal] vom Hannibale (denn er hat sich nicht mit einem jeden S. von den Feinden geschlagen) gefangen worden. Eppendorf 21; Daß die rechten Meister müssen solche Hümpler und „Sudler“ leiden. Luther 6, 220a; „Suddeler“, Hümpeler. 147a; Ob aber wohl etliche S. im Anfang hin zu Schaden arbeiteten und ihre Säu (s. d. Sa) macheten . ., hat doch unser Gott andere Schmelzer angelegt etc. Mathesius Lthr. 202b; Unter den Händen des stümperhaftesten S–s. W. 18, 95 etc. (s. 3).
3) (s. 2) insonderheit = Schmierer, z. B. von Schriftst.: Luther 5, 140b etc., Malern. W. 2, 189; Wenn der Mann mit dem Pinsel keinen bessern Stil hätte als mit der Feder, so wär er ein großer S. Merck 1, 442; Farben-S. Luc. 4, 92 etc.
~elhaft, ~(e)lig~(e)lig, a.:
in der Art und Weise eines Sudelers, namentl. schmierig-unsauber etc.
~eln, intr. (haben); tr.:
1) (s. Sudeler 1) als Koch sieden etc.: Die Weiber sudlen und kochen den Männern. Franck Teutsch. Chr. 7a etc., s. Brudel, Anm.
2) (s. 1 und sühlen) manschen (s. d.), in Unflath wühlen oder damit beschmieren etc.: Das Mischen, S. und Manschen. G. 39, 8; „Südle“ und dreckele [s. und im Dreck herumwirthschaften]. Gotthelf Sch. 42; In der Kothlache liegt deine edele Seele zu s. Keisersberg (Wackern. 3, 54⁴²); Wie ein Mulwerf, der ohn Unterlaß in der Erde liegt, im Dreck zu s. 58¹⁵; Daß sie in ander Leut Dreck und Sünden sich wohl weiden, „suddeln.“ . . Wenn sie den Rüssel und Füße daselbst wohl „be suddelt.“ Luther 8, 257a; Daß der Teufel seinen Rüssel in der armen Menschen Sünden „suddelt“, wühlet und rüttelt. b; 1, 361a; Wer sich mit solchen Kleien | vermengt, Der sudelt sich. Rachel 7, 68.
3) (s. 1 und Sudeler 2) pfuschen; liederliche, nachlässige Leistungen liefern, z. B.:
a) von Schauspielern: In den Proben zu s. etc. G. 16, 256; Riemer G. 2, 491 etc.; bes. aber (s. 2), indem der Begriff des Schmierens hinzutritt, so —:
b) schreibend, von der Handschrift: Du siehst an meiner Hand, daß ich nicht so strudele und sudele wie sonst. G. 14, 96; Kneb. 46 etc.
c) bes. von schriftstellerischer Leistung (vgl.: Weißt du, wodurch stets sinket die Kunst? durch Schmieren und Unfleiß. | Ärger als selbst Ohnmacht schadet das Sudelge- schlecht. Platen 2, 270) etc.; 4, 56; Sentimentale Seelen s. hinzu auch einige pathetische Zeilen. Heine Lut. 1, V; Unleidlich, was die Kerle .. s.! und in was für einem Ton! L. 12, 189; Ruppius V. 2, 40; Da der Vf. die Sprech- und Schreibarten von sechs oder acht Jahrhunderten durch einander sudelte. W. 33, 388 etc. und (s. d): Mit welchem groben Pinsel Plautus einen jungen | Verliebten etc. sudelt. HB. 2, 62.
d) von Zeichnungen und Gemälden: In dem gesudeltsten Konterfei. G. 9, 101; Ihr. urtheilet .., was gute Meister heißen | und was gesudelt sei. Opitz 1, 96; W. 9, 77 etc.; auch: Diese völlig närrische Art der Zeichnung, dieses geistreiche S. .. verbirgt in seiner [scheinbaren] Nachlässigkeit eine Virtuosität etc. Schwegler (46) 348. Zsstzg. (vgl. die von schmieren, schmutzen, sühlen etc.), z. B.: Ab-: sudelnd abschreiben etc. Schubart 1, VI etc. Aūs-, tr.: z. B. [2]: aus dem Dreck herausbringen etc.: Ein Kerl, der schwarz weiß machen kann und alle dreckige Händel aussudelt. Ped. Irrth. d. Schulfuchses 182; auch: sudelnd aussprudeln. V. Ar. 1, 61 etc. Ber, tr.: unfläthig beschmutzen, beschmieren („beflecken, ver- unreinen.“ Basler Bibel 1523), eig. und übertr.: Wer Pech angreift, besudelt sich. Sprchw.; Hohel. 5, 3; 1. Mos. 49, 4; 3, 11, 43 u. v.; B. 295a; So haben sie auch mit Waschen und Reinigen alle | Tröge des Dorfes beschmutzt und alle Brunnen besudelt. G. 5, 67; Die reine Lehre „besuddelt“ mit ihrem garstigen . . Zusatz. Luther 5, 372a; 8, 90b; 135a; Sich in bösen Lüsten b. und bemeiligen. Mathesius Lthr. 192b; Die Wand b. [malend]. Oehlenschläger Corr. 21; Das Gedächtnis eines .. Mannes mit solcher Nachrede zu b. Sch. 807b; V. Od. 9, 397; 13, 393; 433 etc. (ugw. refl. mit rein sachl. Subj.: Warf zur Erde die Speisen, | daß sich Brot und Gebratenes besudelten. 22, 21); Die verächtlichsten Ggstde, womit jemals meine Augen sich besudelt. W. 5, 140; 16, 152 etc.; Blut- (V. Od. 11, 41; 20, 348), koth-, schmutz-, mord- (Pyrker 472) besudelt etc.; Besudelung. G. 12, 181 etc.; Papierbesudler [Skribler etc.]. L. 10, 211 etc. Eīn- [2]: s. zu-s. Ent- [2]: vom Unflath reinigen: Werdet ihr .. endlich mich von euch e.? Droysen A. 2, 66 etc. Hín-, tr. [3]: Etwas h., z. B. schreibend [3c]. Mendelssohn 5, 620; Schütze Hamb. 569 etc.; auch [3a]: Seine Rolle h. G. 16, 296 etc.; In jeder schmutz’- aen Pfütze | sudelt er herum sein Haupt. Heine 17, 22. Úber-, tr. [2; 3]: überschmieren: Ich habe Alles übersudelt, indem ich die Fehler verbessern wollte, Pfeffel Pr. 3, 199; Die reinste Tugend mit häßlichen Farben zu ü. W. 6, 83; 24, 245 etc. Ver-, tr. [2; 3]: sudelnd oder be-s–d verderben: Wie mit beschmutzendem Unrath überschüttet und versudelt. Kolbe Bel. 75. Zū- [2], refl.: sich voll sudeln (ein-s.). HKleist E. 1, 24 etc. Zusámmen- [3b—d], tr.: zusammenschmieren: Einen Almanach z. Sch. 109a etc.
Süden: s. Süd. Sūd~er, interj.:
s. Ggstz.: hott 1.
~ern etc.:
s. Suhle, Anm.
~ler: s. Sudeler. Süd~lich, a.:
s. (auch für die Belege) nördlich 1; 2; östlich 1; 2 (vgl. mittäg-ig, -lich), ugw. mit Dat. (statt von oder Genit.): S. dem Thüringer Wald. Oken 6, 356.
~ling, m., –(e)s; –e:
s. Nördling.
Súff etc.:
s. Soff etc. und saufen, Anm.
Süger: s. Säuger 4.