Faksimile 0434 | Seite 1256
Faksimile 0434 | Seite 1256
Faksimile 0434 | Seite 1256
Faksimile 0434 | Seite 1256
Stunde Stündler Stündeler stunden stündig stundelich Stunze stupend
Stúnde, f.; –n; Stündchen, lein; –n-:
(s. stehen, Anm.)
1) Zeitpunkt, Moment, Zeit (s. Wackern. Gl. 504 ff.; Schm. 3, 647 etc.), z. B.:
a) adverbiell (oft ohne e) im Acc. oder abhängig von Präpos.: Bis auf diese Stund. 1. Kor. 4, 11 = bis diese S. Eß, bis jetzt; Von Stund. Murner Ul. 48; 53 etc., häufiger: Von Stund ab oder an, z. B. Joh. 19, 27 (von dieser S. an. Eß); Ap. 13, 11 und 16, 26 (sogleich. Eß); Dan. 3, 6; 15; 4, 30 (in selbiger, in derselben S. Zunz); Und verlässt sie zurselben S. Sch. 70b; Matth. 8, 13 etc.; Die Stund, da sie verschieden war, | wird bang dem Buben. G. 1, 144 etc.; Zu (Fischart B. 41b; Stumpf 336a; 602a etc.) oder: zur (Cham. 3, 230; 264; Freiligrath Garb. 184 etc.) Stund = jetzt; sogleich etc. (niederd. upstunds); Es soll euch zu der [,zu eben dec“. Eß] S. gegeben werden. Matth. 10, 19 etc.; Man hat mich angeschwärzt zu aller Stund. Cham. 3, 227; Alle Stund (Hiob 7, 18) oder S. (1. Kor. 15, 30); allstund. Uhland 388, immer; Zu keiner Stund. Rückert Rost. 10a; Er sah sich keine S. seines Lebens sicher. W. 18, 251 etc.; Sei auf die S. da! G. 9, 171, genau zur best. Zeit etc., s. das Folg.
b) oft in der Verbind.: Zeit und S. (vgl. Ort 2a). Ap. 1, 7; G. 24, 64; 25, 77 (s. Tieck Makb. 1, 3); Jffland 3, 1, 54; Knebel 3, 4; W. 11, 190 etc., vgl.: Gebenedeit | sei Stund’ und Augenblick, in welchem etc. 12, 203 etc.
c) in Bezug auf das in der Zeit Geschehnde oder Vorzunehmende: Jemandes S. (s. d; e) kommt, naht, rückt heran, schlägt, ist da etc.; Eine dunkle, finstre, schwarze, trübe, frohe, (un)glückliche, ungelegne, günstige, gute (versch. 2), schwache (versch.
2) S.; Die rechte S. oder prägn. bloß: die S.; Es sei in einer guten S. geredet! Geßner 4, 10; Wenn die S. nicht kommt, die rechte, wenn nicht das rechte | Mädchen zur S. sich zeigt. G. 5, 38; Er ist gekommen recht zur guten S. 13, 115; 99; Es sei nun an der S., zu gehen. 23, 389; Die S. der Besinnung wird auch dir noch schlagen. Gutzkow Lenz 111; Ich bin zu einer unglücklichen S. geboren. L. 11, 101; Bis des Handelns S. würde schlagen. Sch. 367b; 337b; Gehorcht der Zeit und dem Gesetz der S.! 426b; Trotzt nicht, jetzt nicht | auf euer Recht, jetzo ist nicht die S. ebd.; Die S. der Gefahr. 413b; 568a; M. 2, 251; Die S–en wechseln und der Frauen Sinn. West Dian. 1, 9 etc. d) (s. c) Die S.; Jemandes S. oder Stündlein, oft prägn.: die Todes-S. Sir. 11, 20; Luther 6, 233b; 272a; Daß mir Gott ein seliges, fröhliches Stündlin verleihe. SW. 60, 169; Schlegel Sh. 3, 9; Wenn mich dann mein Stündchen überrascht. Stilling 1, 141; Stolberg Jl. 18, 96; Wackern. 4, 1215¹² etc. e) (s. c) von Frauen = Entbindung: Da sie .. ihre schwere S. erwarte. Auerbach Leb. 1, 308; Es überfiel sie die S. Baggesen 1, 87; Ulrike’s S. stand bevor. Prutz Mus. 2, 24 etc. 2) (s. 1) der 24ste Theil eines Tags, z.B. (s. Gehler 4, 108; 207ff.) astron. nach Sternzeit (Stern-S.), gw. aber nach Sonnenzeit: Wahre und mittlere (s. d. 2a) Sonnen- S., welche letztre die im bürgerl. Leben gw. geltende ist; in manchen Gegenden, z. B. in Jtalien (s. G. 24, 321 ff.) auch in Bezug auf den Tag von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang (vgl. bei Adelung: Planeten-S.) etc., s. Bobrik 675; 714: Eine volle, ganze, halbe, viertel S. (Glocken-, Seiger-S.); Eine S., anderthalb, (zwei; drei etc.) S–n lang; vorher; nachher; Eine gute (s. d. 3) halbe S. G. 30, 161; Eine starke S.; eine kleine (Hackländer St. 2, 207; Möricke N. 104), schwache (s. d. 3) S. etc. Bei uns zählt man gw. zweimal zwölf S–n, von Mitternacht bis Mittag und von da bis Mitternacht, und bedient sich für die Bez. der Hauptzahlen, zu denen (nam. bei ganzen S–n) das Wort Uhr hinzutreten kann, also z. B.: Es ist zwölf Uhr oder zwölf; ein viertel (dreiviertel) auf Eins; halb (s. d. 3) Eins; Fünf Minuten (s. d.) nach halb Eins od.: Zehn Minuten vor drei viertel auf Eins etc. Nach undeutscher Zählungsweise aber heißt es z. B.: Um die dritte S. Matth. 20, 3 etc.; Ich wartete bis zwei S–n in der Nacht. G. 28, 226; So konnte sie des Abends die S. sieben Uhr nicht erwarten. 30, 200 etc.
a) Sprchw. verallgemeint: In der elften S., im letzten Moment, wo es fast schon, aber doch noch nicht zu spät ist, z. B. Herrig 26, 323 etc. (vgl.: vor Thorschluß).
b) schwzr. = Sanduhr.
3) als Wegemaß: so viel etwa als man (gw. zu Fuß) in einer S. (2) zurücklegt = ½ Meile, z. B.: Zwei S–n (s. 2) vor Sonnen- untergang und zwei S–n vor Leipzig. Musäus Ph. 2, 27; Daß er von hier nur noch drei kleine Stündchen nach N. habe. Möricke N. 395; Auf zwei S–n weit. Sch. 1082a etc.; Eine Viertel-S. Wegs. Forster Br. 1, 358; Ein Stündchen Weges. G. 5, 156; Auf 1000 Stund’ [oder S–en] Wegs. Spindler St. 1, 20 etc.; Weg-S–n. Falk G. 88 etc., vgl.: Eine gute Fahr-S. bis zum jenseitigen Ufer. Meißner Stein 94 etc.; Post-S–n (in Baiern) = ³ Meilen. Schm.
4) ein nach S–n (2) ertheilter Unterricht (s. d., auch für Zsstzg.): Er hielt seine S. bis zum Schlage. Auerbach Leb. 1, 154; S–n in der Mathematik oder mathematische (oder Mathematik-) S–n geben, ertheilen etc., nehmen, haben; Lehr-, Unterrichts-, Schul-, Privat-S–n; Musik- und so z. B.: Klavier-, V io- lin-, Sing-, Gesang-S. etc.; Fecht-, Schwimm-, Tanz-, Turn-, Zeichen- etc., Lese-, Rechen-, Schreib-, Geographie-, Geschichts-, Naturgeschichts-, Literatur-, Aufsatz- (s. u.), Religions-S. etc.
5) Wie das Zifferblatt der ital. Uhr in 24 S–n getheilt wird (s. 2), so auch der Horizontalring des Grubenkompasses (s. d.), wobei die S. 12 = Mittag oder Süden, also 24 = Mitternacht oder Norden; 6 = Morgen oder Osten; 18 = Abend oder Westen, s. Scheuchen- stuel 26; 239; Bergmännisch die S. zu bestimmen, in welcher man den Stollen unter der Hauptsohle durchzuführen hat. G. 40, 272; Die Gänge streichen in der zweiten S. etc. 206; WHumboldt 3, 211 etc.
6) (s. 1) personif. (s. Hora). Kinkel 72; Sch. 56b; Uz 2, 242; W. 10, 54 etc.; Die S–n, die das Leben spinnen. Platen 6, 209 etc.
7) (s. 1) nicht selten in Büchertiteln, z. B.: S–n der Andacht etc. Zsstzg., s. 4; ferner was unbez. bleibt zu 1, wobei die Bed. 2 mit eintreten kann, leicht zu mehren, vgl. die von Zeit, z. B.: Ābend-: Zur Morgen- und zur A. Uhland 342; Thümmel 6, 32 etc.; bildl. (s. Abend 2) in Bezug aufs Leben: Zwei kurze A–n hingegeben, | um einen vollen Sommertag zu retten. Sch. 295a, s. ferner [5]. Ábschied(s)-: Uhland 153; W. 10, 102 etc. Árbeits- [2; 1]. Audiénz-: W. 9, F0. 232. Āūfsetz-: (bergm.) Liege-S. (s. d. und aufsetzen 2d). Bāde-. Bêt-: Zeit des Betens und die zu dieser Zeit statthabenden gottesdienstl. Übungen: Halten B–n und sind trunken. Moscherosch Gs. 1, 351 etc., s. Stündler. Bürger-: s. Bürgerglocke. Dä́mmer-: Die D. hat etwas so Feierabendliches. Waldau N. 3, 336, vgl. Schummer-S. Volksz. 10, 158; Schneider- S. Claudius 4, 109, als Rast-S. der Schneider etc. Drūden-: s. Geister-S. und Drude. Dúnkel-: Dämmer-S. Seydelmann 31. Ehe-: wie sie im Ehestande vorkommt: Ein böses Ehestündlein. Musäus M. 2, 73. Entschēīdungs-: Thümmel 5, 175. Erfórschungs-: 7, 37. Erhōlungs-: W. 2, 4; 7, 234. Fāhr-: s. [3]. Fêhl-: in der Einem Etwas fehlschlägt: Mißtage und F–n. G. 22, 297. Fēīer-: festliche: Des Osterfestes erste F. G. 11, 33 etc. und nam. im Ggstz. zu Arbeits-S. 3, 83; 18, 184 etc.; Abend-F. Cham. 3, 371 etc., vgl. Feier- abend-S. FMüller 3, 79 etc. Flítter-: In seiner Ehe goldnen F. Uhland 495; In den F–n einer Mädchenfreundschaft. Hartmann Fr. 93 etc., von dem goldig-glänzenden Beginn, insofern der Verfolg zeigt, daß nicht Alles Gold, was glänzend flittert (s. Flitterwoche). Frēī-: arbeitsfreie. Thümmel 4, 82, s. Lieg-, Los-, Muße-, Rast-, Ruhe-, Feier-S. Frǖh-: Vormittags- S. Fütterungs-: z. B. in Menagerien. G. 19, 393. Gebūrts-: Geburts- und Sterbe-S. 18, 173. Gēīster- [2]: die Mitternachts-S. als die der Geister (s. d. 7a), Gespenster etc. Cham. 4, 21; G. 1, 191; IP. 2, 229 etc.; Gespenster-, Druden-, Elfen-S. etc. Geríchts-: G. 16, 306. Gespénster-: Geister-S. W. 1, 208. Glócken- [2]: Eine, geschlagene halbe G. Immermann M. 1, 202; OLudwig Th. 1, 133; Müllner 7, 259 etc. Glǘcks-. Gnāden-: Ein Leib so minnig, wie Gott ihn schafft in rechter G. Geibel Jun. 291. Kúmmer-: Schmerz- und K–n. G. 35, 260. Lêbens-: z. B.: Genuß der schnellen L–n. Hagedorn 1, 18, aus denen das Leben besteht; aber auch. eine im Leben Epoche machende. Kinkel 227 etc. Līēg-, Lōs-, Lȫse-: bergm. Rast-S. zur Mittagszeit, s. Scheuchenstuel 157. Míttags-: als Ez. die Stunde [2] von 12—1 Uhr bei Tage, wie Mitternachts-S. in der Nacht, doch auch als Mz.: die Zeit um Mittag, vgl.: Vor- und Nach-M–en; auch in Bezug auf das Mittagsmahl: Wir haben eine sehr späte M. etc., s. ferner auch [5]. Mórgen-: Früh-S.: M. hat Gold im Munde. Sprchw.; Seine M–n verschlafen. W. HB. 1, 259; Mit dem Schlage der 10ten M. [2]. Thümmel 1, 7 etc.; s. auch [5]. Mūße-: (vgl. Muße, Neben- und Frei-S.) DMus. 1, 2, 11 etc. Nácht-. Nachtigállen-: in der Nachtigallen singen. Tiedge 2, 127. Nêben-: die Einem neben dem Beruf frei bleiben (Muße-S–n). G. 20, 171; Hagedorn 3, 3; Matthisson E. 1, 116. Paradīēses-: voll Paradieseswonne. Börne 2, 146. Planēten-:
1) s. [2].
2) nach der Astrologie eine Stunde, insofern in ihr Planeten (s. d. und Stern 1d) regieren: Als seine [des Monds] P. eingetreten. G. 20, 5 etc., vergl.: Was muß die Sternen-S. sein? 12, 87; Du wirst auf die Sternen-S. warten, | bis dir die irdische entflieht. Sch. 341a etc. Plāūder-: die man plaudernd verbringt. Spielhagen Pr. 7, 380 ꝛc Policēī- [2]: mit deren Eintritt in manchen Städten der Schluß der Wirthshäuser von Policei wegen erfolgen muß, s. Bürger-S. Póst- [3]. Pósten- [2]: die ein Wachposten abzustehn hat. Immermann M. 1, 43 etc. Rást-: zum Rasten, ähnl.: Ruhe-S. Wackern. 2, 931 ¹6; Der Nacht Ruh-S–n. V. Th. 24, 38. Schǟfer-: (s. Schäfer 3; frz. heure du berger, vgl. étoile du berger, Liebesstern, Venus) die dem Liebesgenuß günstige oder geweihte Stunde. G. 1, 102; 11, 182; 21, 110; Sch. 263a; 753a etc.; ugw.: Das Werk seiner [Gottes] himmlischen S. 212a. Schmérzens-: s. Kummer-S., Ggstz. Wonne-S. Schnēīder-: s. Dämmer-S. Schréckens-: Cham. 6, 257; G. 35, 281 etc. Schúmmer-: s. Dämmer-S. Sēīger-: Glocken-S. Burmann F. 112; HKleist 1, 290; Mathesius Lthr. 107b; IGMüller Lind. 1, 155 etc. Stérbe-: Olearius B. 65a etc. (s. Geburts-S.), Todes- S. Rückert Mak. 1, 12. Stérn(en)-:
1) [2].
2) s. Planeten-S. 2. Theāter-: mit der das Theater beginnt. König J. 1, 362, vergl.: Thee-S. Gotter Sch. 255; Thümmel 7, 99 etc. Thrǟnen-: (vgl. Kummer-S.) Tiedge 2, 141 etc. Tōdes-: s. Sterbe-S. Unglücks-: (s. Glücks-S.) Simrock Gudr. 54. Ūr-: der Urzeit angehörend. Wackern. 3, 1067³. Wêg- [3]. Wénde-: z. B.: Die Stunden, in welchen die tägl. Variation [des Barometers] ein Maximum oder Minimum erreicht, nennt man W–n. Pouillet 2, 507. Wónne-: s. Schmerzens-S. Zwíschen-: z.B. (vgl. Neben-S.): Ggstde, denen ich nur Z–n widmen konnte. G. 32, 235 u. ä. m.
Stünd(e)lerStünd(e)ler, m., –s; uv.:
(schwzr.) Besucher von Betstunden, Betbruder (Piētist, Mucker). Gotthelf Sch. 215; 217 etc.; weibl.: S–e. 373; S–in. U. 2 192; 203 etc.
Stúnden, tr.:
für eine zu leistende Zahlung Zeit (s. Stunde 1), Frist gewähren: Kein Denar wird euch gestundet noch erlassen. Houwald 2, 10 etc., auch (s. nam. Stalder 2, 414): Stünd(ig)en undz. B.: Stündung. Rückert Mak. 1, 210; Stündigung. Gotthelf U. 2, 139; Sch. 20 etc.
Stünd~ig, a.:
in Zsstzg. z. B. mit Zahlw.: Ein-, zweietc. s., so und so viel Stunden während; aber auch (s. II. Ein 1k): Nach s–er [= ein-s–er] Wanderung. Hartmann Unst. 1, 33; Tschudi Th. 397 etc.; ferner z. B.: Ihr mühsam finster- s. [in finstern Stunden, zur Nachtzeit] Strebenden. G. 10, 280; Lang-s–e [lange] Tage. V. Ländl. 2, 447 etc.
~lich, a.:
jede Stunde (statthabend etc.): S. (halb-, zwei-s.) zwei Pillen etc.; S–e Gebete etc.; seltner: S. soll mir eine Antwort kommen. G. 15, 15, ich erwarte sie möglicherweise jede Stunde; Ein Fahrzeug lag bereit, | sie s. [zu jeder verlangten Stunde] nach Salerno über- | zuführen. W. 11, 216 etc. Verstärkt: All-s. (Ew.) Börne Par. 1, 63 etc.; (adv.) 5, 70; Broxtermann 158; seltner (vgl. tagtäglich); In deinem stund-s–en sündlichen Berliner Musikantenleben. G. Zelt. 3, 194 etc.
Stúnze, f.; –n:
Die Gelten (s. d.) oder S–n. Luther SW. 60, 79; Frisch, vgl. Stande.
*Stupénd (lat.), a.:
erstaunlich. Stilling 4, 11 etc.