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stumm Stumme Stummel Stümmel) stummelhaft stümmeln stummen Stummheit stump Stumme Stummen stümpeln Stumpen Stummer Stümper Stummerei stummerhaft stummern Stumpf Stummen stummen Stummheit stümpflich Stummling
Stúmm, a.:
(s. Anm. zu stammeln und dumm, vgl. gestüm, auch: Stumpf, Stummel etc., s. lat. mutus und mutilus etc.) 1) sprach-, wort-, lautlos:
a) im strengsten Sinn: überh. nicht sprechen könnend, z. B.: Das s–e lastbare Thier redete mit Menschenstimme. 2. Petr. 2, 16 etc.; Jemand ist s.; s. geboren; taub und s. (Lichtwer 145) oder taub-s.; Ein S–er (s. 2); der S–e (mund- artl.: ein, der S., verkl.: der, die, das Stummel; das Stümmli. Schm.; Stalder); der, die Taub-S–e etc., vgl. veralt.: Dem S–en [Tauben] ein Märl[e]in sagend. Stumpf 427b.
b) verallgemeint auch von Thieren: stimmlos: Die Fische haben keine Stimme, sondern sind s. Oken 6, 20 etc., s. c.
c) verallgemeint (von Pers., Thieren; dann auch von mehr oder minder belebt Gedachtem oder von Etwas, das sich in Worten auszusprechen, kund zu geben pflegt): schweigend, sei es, daß die Stimme augenblicklich benommen ist oder daß man nicht laut werden mag, will etc. hier auch mit der für a und b natürlich fehlenden Steigrung, z. B.: „Ich warn’ euch, s. zu sein.“ | Kein Bild kann s–er sein. Gotter 3, 509; S–er als ein Fisch. L. 7, 453; W. Luc. 6, 50 etc.; S. wie ein Fisch (Stahr Rep. 3, 20), Hecht (Kohl E. 3, 184), Karpfen (W. 2, 25) etc.; S. wie ein Stock; wie das Grab, der Tod etc.; Jemand, z. B. ein Redner mit seiner Beredsamkeit (Olearius B. 52a) etc. oder Etwas, z. B. ein Argwohn (Sch. 262a), der Schreck etc. macht Einen s.; S. vor Staunen. Sch. 457b; Die vor Verwundrung s–e Schar. Lichtwer 154 etc., versch.: Mein für dieFreude s–es [unempfängliches, kein Wort für sie habendes] Herz. Pfeffel Pr. 3, 27; Bist du für Lieder s., | bist du für Bitten taub? Kretschmann 5, 43 etc., vgl.: Taub und s. bei allem Flehn. G. 34, 342 etc.; Ein Löwe .. sieht sich s. | rings um. Sch. 70a; S. jagen die Hunde: wenn sie nicht bellen. Laube Br. 292; S–e Hunde (s. d. 1f). Jes. 56, 10 etc.; Was redet dieser Stein mit s–em Munde? Cham. 4, 70; Sie sieht seinen s–en, arbeitenden Schmerz. Eschenburg Sh. 568; G. 18, 317; 6, 90; Der s–e [taciturnus] Liris. Hagedorn 3, 5 (Ggstz.: ein rauschender Fluß etc.); Heine Rom. 125; In s–em Zorn. Lewald W. 4, 241; Jhr Mund wagt ihre Wünsche nicht zu sprechen; | doch vielbedeutend fragt ihr s–er Blick etc. .. Einen s–en Auftrag | zu deuten wissen. Sch. 415a; Keine laute | noch s–e Klage. 514a; Nur euer Reiz | beschwor aus s–stem Gram auf meine Zunge | das herbe Wort. Tieck Cymb. 1, 7; Die Augen sinken zu, die Sinne werden s–er. W. 20, 135 etc.
d) Bsp. der Zsstzg.: Bild- (PHeyse N. 75), leichen- (Heine Lied. 15), stock- (Goldammer Lith. 198) s., s. wie etc., vgl.: Wetterwolken-s. DMus. 1, 1, 63, mit Bezug auf die schwüle Stille vor dem Ausbruch des Gewitters etc.; ferner, entsprechend dem vor: Freude- (Kosegarten Rh. 2, 137), wonne- (Pfeffel Po. 3, 6; 71) s.; Erinnerungs-s. Meißner Gd. 54, in Erinnrung vertieft, schweigend; Silber-s., (scherzh.) durch Silber bestochen, schweigend. Logau (s. L. 5, 343) etc.; Taub-s. (s. a), s. durch Taubheit. 2) An 1 schließen sich folg. besondre Anwend.:
a) Ein S–er, an orientalischen Höfen (z. B. am türk.): Diener, der schweigend des Gebieters Befehl vollstreckt, z. B. übertr.: Die S–en des Konvents. Gentz Rev. 100.
b) S–e Diener (s. d. 1a), als Bez. kleiner Tische etc.
c) Bühnenw.: S–e Personen, Rollen, Scenen; s–es Spiel, ohne gesprochne (oder in der Oper gesungne) Worte, s. Düringer 1019 ff.; L. 4, 254 etc.
d) Grammat.: S–e Konsonanten, die ohne Verbind. mit einem Vokal nicht ausgesprochen werden können; ferner: S–e Buchstaben, die geschrieben, aber nicht ausgesprochen werden, z. B.: Das s–e e im Französischen etc. 2) Theolog.: S–e Sünden. Weish. 14, 26; Randgl. zu Dan. 12, 37; Luther 5, 12a; 8, 14b etc., schändliche Unzuchtsünden, wohl eig.: für die der Sprache das Wort fehlt (s. Sodomiterei). f) Weinhand.: Der Wein ist s., ohne Geist, nam. durch zu starkes Schwefeln (vgl. stumpf 3b; erstummen. Ryff).
~e, f.; –n:
Halbschnepfe. Oken 7, 506.
~el(Stümmel), m., –s; uv., (–n); –chen; -:
(s. stampfen, Anm. und stumm) ein kurzes Ende als Bruchstück oder Verkümmrung eines Ganzen (s. Stump, Stumpf I), z. B.: Die S. und Trümmer [der verhagelten Pflanzen]. Gotthelf U. 2, 258; Wald von riesigen S–n. Kürnberger Am. 293; Münchhausen 20 etc.; ferner: Ein solcher S. [von Lanze]. Streckfuß Rol. 177; Den S. seiner Cigarre. ThKönig PW. 1, 267; Der S. einer irdnen (König Kl. 3, 5) oder Thon- (Spielhagen Pr. 2, 203) Pfeife, dafür oft bloß: S. Gartenl. 12, 60b; Immermann M. 1, 62; Die kurzen S–chen im Schnabel. IG Müller Lind. 1, 71 etc.; ferner: Am blutigen S. [des Katzenschwanzes]. Holtei Mensch. 1, 89; Ein S. statt Arm. Jahn M. 153; Statt der Zunge ein kurzer S. Wolfsohn RussN. 1, 342 etc.; Während die .. Käferlarven entweder nur kurze Füße oder S. besitzen. Gartenl. 10, 247a; Ihre Rippen sind nur kurze Stummeln. Oken 6, 450 etc.; Der Kopf .. abgehauen .. der Rumpf vom S. Heinse K. 1, 339; Mit Leichen und mit Stümmeln | von Roß und Mann bedeckt. W. 20, 36 etc. Zsstzg. z. B.: Ein Armstümmel. Hebel 3, 298; Baum- S. Bodenstedt (Gerson’s Modenz. 2, 328a); Bein-S. Oppen- heim 9, 140; Cigarren-S. Gerstäcker Äq. 2, 106; Draht-S. [Draht-Abfälle]. Scheuchenstuel 57; Finger- S. B. 289a; HVoß JP. 45; Fuchsstümmel, Art Päonie. Gartenl. 9, 667b; Fuß-S. Oken 6, 590; Licht-S. [oder -Ende]. Ruppius Volksl. 2, 93; O ihr bluttriefenden Menschenstümmel. Falk Mensch 133; Pfeifen- S. Gutzkow Z. 9, 225 etc.; Mit Ruder-S–n und zerbrochnem Schiffsgebälk. V. Ar. 1, 394; Schwanz-S. etc.
~elhaft, a.:
in der Art eines Stummels: S–e Füße (Burmeister gB. 1, 112), Schwänze (Panorama 304b) etc., auch: Stümmelhafte Beine. Linck Schl. 162 etc.
Stümmeln, tr.:
1) stümmelhaft machen (s. stümpeln): Fischart B. 101a; [Der Censox,] der s–d niederhaut . . | das Wort. Freiligrath 2, 162; Garzoni 743b; Nas’ und Ohren schnitt’ er ab | und stümmelte mehr so. G. 12, 186; Kolbe Bel. 119; Tschudi Th. 661; Mit gestümmelter Sense. V. 2, 160; H. 2, 327; Th. 22, 197; Weichmann 1, 247; Die Äst’ an dem Baum gestümmelt. Weidner 59 etc. (ver- einzelt: Die gestummleten Bäum. Ryff Th. 99 etc.; Dolch- gestummelt. Fischart Garg. 61a); auch = kastrieren (s. d. 1), kombabisieren. Uhland 499; W. Luc. 5, 313; 6, 249 etc.; Stümmlung. W. 10, 118 etc.
2) Kohlenbr.: Einen Meiler (aus-) s., stummeln, stümpeln, stumpeln, die Zwischenräume der Scheite mit Holzstümmeln ausfüllen.
3) Landw.: stoppeln (s. d.). Zsstzg. z. B.: Ab- [1]: Einem Kerl die Beine a. etc. V. Blackw. 183; Georg. 250 etc. Āūs- [2]. Ver-: gw. statt des seltnern Grundw. [1]; auch: Ganz und unverstümmelt. G. 30, 7; W. Luc. 4, 266 etc.; Unverstümmeltheit. Herrig 30, 347 etc.; Verstümmlung(en). G. 13, 315; L. 10, 198 etc.; Menschenverstümmler. Wiedasch Od. 21, 308 (vgl. 18, 85 ff.). Zer-: zerstörend ver-s. B. 405b; G. Sch. 1, 142; Jris 3, 143; Lavater 1, X: Reichard Gart. 6, 178; JESchlegel 1, 425; Winckelmann M. 1, 258a; L. 4, 420; Zerstümmlung. 3, 262 etc.
Stúmmen, intr. (sein):
stumm werden: Ein gestummtes Volk. Jahn M. 318, selten außer Zsstzg. wie das Faktit.: stümmen, stumm machen, s. ungestüm a und: Den kein Ruf des Beifalls täubet | und kein Ungestüm des Abfalls stümmet. Dazu ist .. der Vorstellung Fassungskraft ertaubet | und der Dichtung Schöpfungskraft erstummet. Rückert Mak. 1, 212 f. Zsstzg.: Er-: sehr häufig nam. bei Altern (z. B. auch: Er hat erstummet. Keisersberg Pilg. 63b etc. und tr. verallgemeint: der Empfindung berauben: Werden alle Glieder erstocket und erstummet. Ryff Th. 324 etc., vgl. stumm 2f) und noch im gehobnen Stil: Einer erlahmten und erstummten Grille. Immermann M. 2, 152; „Erstumm!“ und du erstummst. Kosegarten Po. 1, 47; 80; Jegliches Wünschen erstummt. 2, 314; D. 1, 136; Rh. 2, 63; 3, 19; 63; Rückert Mak. 2, 104; ChStolberg (D Mus. 4, 32) etc. Ver-:
1) intr.: Mark. 4, 39 (s. gestüm); 1, 25; Matth. 22, 12 etc.; G. 19, 361; 17, 254; 13, 226; 291; 23, 389; Wann der laute Tag verstummt. Kosegarten Po. 1, 48; Sch. 751b etc.
a) Ver-s. über einen Anblick (Gutzkow R. 5, 56 etc.), ob diesen Dingen (veralt., Opitz 1, 13), unter ihrem Blick (Lewald W. 2, 446 etc.), vor der strengen Sitten- . . Richterei (Ense D. 6, 394) etc., im gehobnen Stil auch mit bloßem Dat.: Ein hohes Loblied, | dem der Sturm verstummet. H. 16, 120; Der ehrnen Drommeten | ernstem Schall verstummte das Volk. Pyrker 344; Wackern. 4, 534³ etc.
b) Das V. Hölderlin H. 1, 73; Sch. 300a etc.
c) Banger, trüber, v–der stehn die Unsterblichen. Kl. M. 10, 30 (selten).
d) Wenn du beginnst zu singen, | ver-s. wir als klägliche Verstummer. Platen 2, 90; V. 4, 70.
2) selten tr.: ver-s. machen: Du [Winter] verstummest die Vögel. L. 11, 93; Jch ruhe eher nicht, | bis ich verstummt der Christen hündisch Bellen. Tieck Okt. 383; Weckherlin (WMüller B. 4, 98).
Stúmmheit, f.; 0:
das Stummsein: Wie mit S. geschlagen. Roquette Hühn. 217 etc.; Mit einem Blicke, der in seiner S. doch beredt genug bat. Frenzel Gr. 3, 43; Arnim 99; Heine 1, XLV; PHeyse NN. 3, 84 etc.
Stúmp, a.:
s. stümpflich.
~e, m., –n; –n. ~en, m., –s; uv.; Stümpchen, lein:
ein Stumpf (s. d. und Stummel), z. B. der Wurzelstock eines Baums. Salis 66; Oken 3, 143; In Baum-S–n. 7, 244; Einen Ast-S–n. Hebel 3, 106 etc., auch: Schlagt ihn .. mit einem braven Weiden-S–n [-Stock] lederweich. 344; 232 etc. (vgl. niederd. etc.: Die Stubben. Goltz 2, 89; 3, 434 etc.; Auf einer Baumstubbe. Forster R. 1, 18; DMus. 1, 2, 298; Auf einem Kiefernstubben. Lewald Hel. 1, 101 etc.); ferner: ein übrig gebliebnes Ende Licht. Rückert Ausw. 369; W. 4, 270; Vogt Köhl. 34; W. 32, 415; Beim Stümplein | Licht. Rückert 1, 157; Ein Licht- stumpen. Stahr J. 283; Lichtstümpchen. G. 24, 243 etc.; ferner: Seine Gliedmaßen war bloß kurze S–n. Kerner 423; Nehmen Sie mir den Arm ab ..; ob der S–en hernach einen Zoll länger oder kürzer ist. .. Der S–e etc. Stilling 4, 132 ff.; ferner z. B.: Mit einem Feder-S–n im Dintenfaß herumrühren. Hackländer Hdl. 1, 82; Mit Seil- stümpen zusammenplätzen. Gotthelf G. 332 etc. (vgl. auch: Stimps, m. = Knirps. U. 1, 32 etc.).
Stümpeln, tr., intr. (haben):
mundartl.:
1) stümmeln (s. d. 1): Etwas schmälern und s. Wackern. 3, 702¹³ etc., vgl.: Anjetzo stimpelt man selbe [die Bärte] mehr als die Bauern ihre Felber. SClara EfA. 1, 96; 384 etc.; Ab-s. Simplicissimus 3, 161 etc.; Ver-s. Sir. 35, 14; Luther 1, 99b; Als er nun so „zustümpelt“ [zerstümmelt] war. 2. Macc. 7, 5 etc.
2) (s. 1) stümpern (s. d.): Zer- stümpelt und verhümpelt [s. d.]. Luther 8, 36a etc., dazu: Stümpelei. Löwenhalt Gd. 56 etc.; Pfuscher, Himpler und Stümpler. Döbel 3, 107b; Zinkgräf 1, 213; 3, 58; Schottel 106; Stumpeler. 12 etc.
3) schwzr. = lappern 2, s. Stalder; Gotthelf G. 293 etc., dazu: Stümpelte, f.: Lapperei. Sch. 73; U. 2, 62; 64 etc. (vgl. Schm. 3, 640).
4) s. stümmeln 2.
Stúmp~en: 1) m.:
s. Stumpe. 2) tr.: stümmeln: Die Weidstöcke s. Sch. 260.
~er, m., –s; uv.:
Stoß: Dann giebt Einer dem Brett einen S. und es fährt hinunter. vHorn Schmj. 44 etc., s. stumpfen 1.
Stümp~er, m., –s; uv.:
Jemand, der und insofern er nichts Tüchtiges zu leisten im Stande ist (s. stümpeln 1; 2; Pfuscher etc., vgl. Ggstz.: Meister 2g): Du bist schon spack und spahn, | ein alter S., der Nichts mehr kann. Droysen A. 2, 141; Den empirischen S. Fichte 8, 114; 6, 355; Platen 2, 89; 6, 5; Sch. 105b; 129a etc.; Erz-S. Möser Ph. 3, 80 etc.
~erēī, f.; –en:
das Treiben und —: das Werk eines Stümpers. Bahrdt 2, 189; Fichte 8, 5; Waldau N. 1, 127 etc., vgl.: Solche Stümpfer und Pfuscherei. Döbel 2, 193b.
~erhaft, a.:
G. 14, 160; Platen 4, 175; Sch. 758; Unter den Händen des s–esten Sudlers. W. 18, 95 etc.; auch: Der Alte wird schon sehr s. oder stümp(e)rig (stumpf, s. d. 3i), es will nicht mehr recht mit ihm fort etc.
~ern, intr. (haben) und tr.:
sich als Stümper in dem zu Leistenden zeigen, vgl. pfuschen 3, z. B.: ohne abhäng. Vh.: Nicht, weil nie er die Kunst ausgrübelte, stümpert der Stümper. Platen 2, 269; 139; 4, 247 etc.; ferner: Ich pfusche, ich stümpre nur in den meisten Dingen. G. 15, 143; In diesem Fache zu s. Sch. 1210a etc.; Da stümperst du in ein fremdes Handwerk. W. Att. 2, 1, 32 etc. und tr.: Ein Übungsstück (Jahn V. 204), Verse (Platen 2, 269; V. Georg. 314 etc.) s., vgl. zurecht s. etc. Zsstzg. z. B.: Áb-: Eine Sonate a. ETAHof- mann Ausgw. 7, 135, stümperhaft abspielen etc. Dúrch-: s. ab-s.; ferner: Sich d., sich auf eine stümperhafte Weise durchschlagen, vgl.: Ein schülerhaftes Verstehen, das sich .. mühsam .. durch das Einzelne hin- durchstümpert. Schleiermacher 3, 2, 220| etc. Nāch-: z. B. tr.: Etwas stümpernd nachahmen. Engel 8, 104; V. Georg. 160; Zelter 5, 8 etc. Ver-, tr.: Etwas stümpernd verderben. Bahrdt 3, 211; Mendelssohn 4, 2, 415; V. Ländl. 1, 93 etc. Zusámmen-, tr.: stümpernd (nam. auch: mühselig bei Kleinem) zusammenbringen: Das bischen Manuskript .. Alles, was ich indessen habe z. können. L. 12, 304; Kurz Weihn. 85; W. Att. 4, 1, 81 etc.
Stúmpf: (s. stampfen, Anm.) I. m., –(e)s; Stümpfe, –e; Stümpfchen, lein. ~en, m., –s; uv. (s. Herrig 16, 425):
ein kurzes Ende als Überbleibsel (s. Stump, Stümmel), z. B.:
a) Stock eines Baums: Zwischen den Stümpfen des niedergebrannten Urwalds. Bucher (Nat.-Z. 14, 603); Die schwarz verkohlten Stumpfe. Goldammer Lith. 34; Abgehauene Stum- pfen. Gutzkow R. 7, 89; Man sieht noch am zerhauenen S., | wie mächtig war die Eiche. Uhland 396 etc.; Überwallte Ast-S–e. Schacht B. 136 etc.; Baumstümpfe. Scherr Gr. 1, 35; Waldau N. 1, 4; Die Baum-S–en. Ense D. 6, 518 etc.; Eichen-S. Uhland 421; V. 4, 159; Palm-S. Kinkel 16; Die geköpften Weiden-S–e. Gutzkow Z. 1, 13; Wurzel-S–en. G. 25, 199 etc.; Mit S. und Stiel (s. d. 3, vgl. Rumpf 1a; s. d).
b) Endchen Licht: Falk Mensch 17; Schwab 121; V. 1, 138 etc.; Die Stümpfe wieder anzünden. L. 10, 298 etc.; Stümpfchen. G. 9, 32; 379; 20, 43 etc.; Beim letzten Flacker-S–e | deiner abgebrannten Kerze. Lenau NGd. 321; Licht- (Immermann M. 1, 41); Talg- (Platen 4, 188) Stümpfchen etc.
c) (s. a) An dem S. des Vormastes richteten wir einen Nothmast auf. Gerstäcker BlW. 214 (s. Bobrik); Die halbverbrannten Pfähle .. als schwarze S–en. Ense D. 6, 29 etc.; Die Besen-S–en. G. 27, 152 (vgl.: Besen werden immer stumpf gekehrt. 153); Cigarren-S. Keller gH. 2, 30; Pfeifen-S. [kurze Pfeife]. Echtermeyer 135; JWiggers Unt. 53 etc.
d) (s. a) Ohne Hände . . Die Stahlfeder in den beiden S–en haltend. IKohl Par. 3, 48; ’s ist [die Hand ohne Finger] nur ein S. Sch. 327a etc.; Arm-S–e. Goltz 3, 445; Finger-S. Prutz W. 19 etc.; Ich hau ihm .. den Schädel .. vom Rumpfe | .. stehn . | zwei neue Köpfe auf dem S–e. W. 20, 41 etc.
e) weidm.: Stümpfe, die abgestumpften Schalen des Hirsches. Laube Br. 292.
f) Stümpfchen, Flügelschnecken in unvollkommnem Zustand. Nemnich.
g) mundartl. = Strumpf (s. d.). 2) n., –(e)s; –e: in Zsstzg.: Ge-: eine Gesammtheit von Baumstümpfen (selten). Hungari 2, 307. 3) a.: als Ggstz. zu spitz (s. d.) und scharf (s. d.), mit ineinandergreifenden Nüancen, z.B.: a) des eig. Endes ermangelnd (s. 1): Sein [des Uhus] Hintertheil ist kurz und s., als ob er gemutzt wäre. Ryff Th. 108 (s. S.-Schwanz, -Nase etc.); Diese s–en kegelförmigen Säulenmassen. G. 23, 272; Die vier Schnecken setzen viel zu s. ab, es hätten darauf noch vier leichte Thurmspitzen gesollt. 22, 62 etc.; Daß das Werk so s. mit dem Tode Hektor’s endige. 20, 45 etc. b) (s. a) Math.: Ein s–er Winkel, der Nebenwinkel eines spitzen (s. d. 1a). c) (s. a) von Werkzeugen, deren Wirkung auf ihrem Spitzsein beruht (vergl. d) ohne Spitze: S–e Besen (s. d. 1c: G. 23, 292), Federspulen (6, 93); Die s–esten Pfeile. L. 11, 187; W. 25, 66 etc.; S–e Nadeln, Stacheln etc.; übertr.: Warum soll sich mein Schmerz am Schmerz eines Mitgeschöpfes nicht s. reiben [seinen Stachel verlieren, sich abstumpfen] dürfen? Sch. 177b etc. d) von Werkzeugen, deren Wirkung auf dem Scharfsein beruht (vgl. c): ohne scharfe Schneide. Pred. 10, 10; 1. Sam. 13, 21; Wackern. 2, 892²² u. v.; auch: Sich mit s–en Nägeln (s. d. 1g) wehren etc.; Er blecket nicht mit s–em Zahn | lang Gesottnes und Gebratnes an. G. 2, 183 (s. einhauen 1), vgl. c. e) in engrem Sinn: Die Zähne werden s., schmerzen angegriffen von herber Säure (Jer. 31, 29 ff.), beim Hören schriller Töne etc. (s. Ekel, Anm.; stumpfen 2b). f) ohne scharf (s. d. 4a) hervortretende Umrisse: Ein scharfer Abguß statt eines s–en. G. 30, 297; 296 etc. Ferner (g—k) der rechten Wirksamkeit und regen Kraftäußrung ermangelnd (vgl. c; d; dumm 1; 2; dumpf etc.), z. B.: g) Das Sonnenlicht, das s. und fahl in Wintertagen aus den Wolken hervordämmert. Lewald W. 2, 450 etc.
h) Der Wein ist s. od. stumm (s. d. 2f) etc., vgl.: Wie viel dumme (s. d. 1a) und s–e Gegenden könnte man mit diesem Salz .. würzen. Kohl A. 2, 156 etc.
i) nicht recht fort könnend, z. B.: Ein Pferd s. reiten (s. d. 21): Ein s–er Segeler (s. d. 1), auch (vgl. k und stümperig): Er ist schon etwas s. und bei Jahren. Tieck 5, 11 etc. k) bes. aber: von Pers., in Bezug auf Geist, Empfindung, Herz, Sinne in ihrer Wirksamkeit, z.B.: Sich ganz s. an Etwas arbeiten (G. 23, 191), schreiben (Mendelssohn 5, 365) etc.; Ein s–er Kopf (Fichte 8, 48; 114; W. 13, 83 etc.); Witz (Waldau N. 3, 81 etc.); Sinn (H. Ph. 3, 40; Klinger Giaf. 247 etc.); Geruchssinn (Heine Lut. 1, 131 etc.); So wird das Gesehene in ein Gekostetes verwandelt, der schärfste Sinn soll sich in den s–sten auflösen etc. G. 39, 12; S–e, blinde Blicke. 2, 102; S–e Augen. Eppendorf 61; Die, anstatt schärfer zu sehen, .. vor Alter und Faulheit s. und übersichtig sind. W. Luc. 1, 205; Wiewohl ich so s. gewesen bin, die Ursache nicht gleich einzusehen. 6, 55; Sie sind .. so plump, in jeglichen Dingen | grob und s. G. 5, 222 etc.; Wirkte der himmlische Reiz nicht auf dein s–es Gemüth? 1, 243; Das Gewissen soll erregt werden, wenn es s., unthätig, unwirksam dahin brütet. 18, 97 etc.; Ich will nicht länger in dem s–en Zustand bleiben. 14, 169; S–es Harren. 1, 204; Ein s–es Leben leben. Nicolai 4, 137; Einen dumpfen und s–en Zauber, den er nicht lösen konnte. Immermann M. 4, 110; Dem schwachen s–eren Alter. Wackern. 4, 1191²⁴ etc.; Die s. gewordnen Gebildeten. 1331⁶; S–e, nachlässige Korrektoren. G. 32, 238; Ein s–er Leser. HVoß JP. 106; S–er Redner. Hagedorn 2, 55, der nichts Treffendes sagt etc.; Ein s–er [abgestumpfter] Wollüstling. L. 7, 154 etc.; auch mit abhäng. Präpos.: S. an innern Sinnen. W. 12, 186 etc.; Ist dein Auge nicht blöde vom Erdenstaub, dein Geist nicht s. vom irdisch trüben Geschäft. Tieck A. 2, 200 etc.; Für diese Wahrheit sind ihre Verstandeskräfte noch zu s. Sch. 1019b; Es soll, wer sie ver- ehrt, für alle Andern s. und ohne Nerven sein. W. 12, 225 etc.; Daß mich die Gewohnheit gegen ihre Vortrefflichkeiten s. hätte machen können. 27, 51 etc. l) (veralt.) Antworten aufs allerstümpfest und rauhest. Luther 8, 119b; Berlichingen 49 etc. = grob.
~en: 1) tr.:
stupfen (s. d., vgl. Stumper): Sie stieß und stumpfte ihn zurecht. Gutzkow R. 4, 268. 2) s. stumpf 3:
a) selten: intr. (sein): stumpf sein, werden: Wie stumpfte der Anblick .. gegen den Traum! Möricke N. 255; Des Tigers Zahn stumpfte an mir. Schubart 2, 64.
b) tr.: stumpf machen, nach den versch. Nüancen, sehr gw., eig. und übertr.: Dies Leben .. stumpft das Auge, noch mehr aber Sinn und Seele. H. 11, 311; Den Verstand mehr s. als wetzen. L. 10, 326 etc. Wir erwähnen nur als seltnere Anwend.: Den Bart s. [stutzen]. Eppendorf 39 etc.; Gestumpfte Besen. SClara EfA. 1, 494; 507 etc.; ferner (s. stumpf 3e) von schrillen Tönen: Das würde mir die Zähne gar nicht s., | so sehr nicht als gezierte Poesie. Schlegel Sh. 6, 100 (set my teeth on edge), s. eig.: Rückert Mak. 2, 23 etc., vgl.: [Der beißende Drache] stümpfet die Zähn’ an der Schärfe. V. Ov. 1, 145 und so mit korrekterem Uml.: 77; 277; H. 1, 26; 90; Ländl. 3, 241; Daß nicht zu üppiger Wuchs die Empfängnis | stümpfe dem Fruchtgefild. 475; 1, 128; Scharfrichter .., | deß Herz gewohnter Todesanblick stümpft. Sh. 3, 92; 2, 407; Myth. 1, 256; Ein Geist .. ungestümpft von Sorgen. Georg. IV; seltner bei andern Schriftst., z. B.: Durch die Klaviere scheinen wir .. das Gefühl für Mannigfaltigkeit von Ton gestümpft zu haben. Heinse Hild. 1, 231; Mit einem Nasenrümpfen | oder Lippenstümpfen. Rückert Mak. 1, 44, als Zeichen des Mißfallens etc.
c) refl. = a: Daß die Spitze des Verlangens sich stumpfte. 2, 101; Schlegel Span. 2, 139 etc. Zsstzg. z. B.: Áb-: z. B. der Ecken und Enden berauben. Adelung; G. 40, 232 (Die Felsen u nabgestumpft und unabgerundet. 294); 2, 70; Gutzkow R. 3, 206 etc.; ferner: der Spitzen (z. B.: Abgestumpfte Besen. G. 23, 292; Nadeln. Rückert Mak. 1, 65 etc.) oder der Schärfe: Ein Schwert a. Ense T. 4, 18; Schlegel Rich. III. 5, 3 etc.; Dem Löwen die Klauen a. Collin Reg. 2, 2; Sich die Zähne an Etwas a. G. 17, 141 etc. und so ungemein oft übertr.: Daß die Gewohnheit auch gegen das Schönste abstumpfe. Börne 5, 96; G. 15, 13; 21, 233; 23, 4; 30, 12 etc.; Die Besinnungskraft durch starke Getränke a. Sch. 979a; Ihn zu dem [gw.: für den] spätern Genuß des Lebens abgestumpft. Thümmel 4, 186; W. 19, 335; Vergebens stumpft | er sich die Augen ab. 20, 208 etc. (mit seltnerm Uml.: Den Stachel des Witzes nicht abzustümpfen. Forster Jt. 1, 239; V. H. 2, 200; Sh. 3, 162 und eig.: Arat. 141; Georg. 258 etc.) und refl.: Leider stumpfte sich dieser erste Eindruck nur allzubald ab. G. 21, 202; 25, 114; 26, 284; 27, 313; 29, 247; Wie wir .. uns gegen die Natur a. IP. 21, 81; Sch. 1078a etc.; auch: Ob die Kälte .. aus Geringschätzung oder Abgestumpftheit herrührte. JKinkel Ib. 1, 180; Höfer V. 146; Waldau N. 2, 93 etc.; ferner: Alaun mit Abstumpfungen an den Ecken. Karmarsch 1, 19; G. 10, 192; Die Abstumpfung der Sinne .., aller geistigen Funktionen. Vogt Köhl. 117 etc. Er-: z. B. intr.: Warum erstumpft in meinem Herzen | so schnell der Kitzel jeder Lust? Nicolai 1, 91 etc.; tr.: Das erstumpfte Gefühl. Kolbe Bel. 131 etc.; refl.: Die Spitze der Begier erstumpft sich im Genuß. W. 12, 32 etc. stumpfend verderben, z. B.: Daß wiederholte Phrasen .. die Organe des Anschauens völlig v. G. 36, 247; Kinkel 145 etc.; mit Uml.: Etwas verschnitzeln (Garzoni 353a) oder: verschneiden (W. 36, 110) und verstümpfen etc., vgl.: Verstumpfieren. Mathesius Lthr. 75a = kritteln, schmähen etc., ebenso: stumpfen. Mühlpsorth 1, V etc., s. Schm. 3, 639.
Ver-:
~heit, f.; 0:
das Stumpfsein: Die Nationen mit S. geschlagen. Forster Voln. 80; Br. 2, 346; Freiligrath SW. 4, 187; Klinger F. 350; Giaf. 42; Seid. 65; Grenzen der Schärfe und S. Mendelssohn 4, 1, 49; Schlegel Dr. 2, 2, 109; Die Kürze und S. der Finger. Spielhagen Pr. 8, 45 etc.; Der Geruch, dessen S. so wenig für als die Augen- oder Ohren- S. gegen geistige Feinheit spricht. IP. Lev. 149; Geistes- S. Brachvogel Narc. 54 etc.
Stümpf~lich, a.:
(ver- alt.) plötzlich. Kirchhof Disc. 31; Ryff Sp. 8a; b etc.; stumpflich. Th. 49 etc.; stumpfling. 106; stümpling. 43; stümpfling. Brant N. 85, 96; stump. Schweinichen 2, 329 etc.
~ling, m., –(e)s; –e:
etwas Abgestumpftes, nam. eine Birnsorte.