Faksimile 0432 | Seite 1254
Faksimile 0432 | Seite 1254
gestum
Gestūm, a.:
(veralt., mundartl.) sanft, still, ruhig: Bis [sei] still oder g. [o Meer]. Keisersberg Post. 1, 28 = Schweig und verstumme! Mark. 4, 39 (s. ung. a.) etc., s. Schm.; Graff 6, 681, gw. Ggstz.: Un-: wild erregt in andringend heftiger Bewegung. Ps. 89, 10; B. 218b; Entschlafen sind nun wilde Triebe | mit jedem u–en Thun. G. 11, 50; 9, 271; 293; 21, 148 etc.; Des u–en Jachzorns. L. 7, 322; Der u–e Geist der Fluth folgte der sanften Ebbe. Novalis 1, 126; Er dringt in ihn mit u–er Bitte. Sch. 30a; Die u–e Tapferkeit. 984a; 878a etc.; Schlegel Sh. 6, 95; 8, 10 etc.; Der Gallier un-g. Anlaufen aufhaltend. Stumpf 164a; V. Od. 13, 83 etc.; Der u–en Wuth Einhalt thun. W. 14, 84; 2, 74 u. v.
a) Nbnf.: Ungestü m m. Creuz 1, 213; Fouqué Gd. 1, 8; Jris 3, 62; Klinger Giaf. 388; Pfeffel Pr. 2, 74; Stumpf 390a; Wackern. 3, 436³ (Mathesius) etc., vergl.: Den Stummen und den Ungestümmen. Rückert Mak. 2, 30; Jetzt hat sich das Grade gekrümmet | und der Ungestümme gestümmet [beruhigt, ist still und stumm, lautlos geworden]. 239 etc.; auch: Nach ungestimmen Kriegen. Scultetus (L. 8, 276) etc.; „vngestümmigklich“. Hutten (Wackern. 3, 221⁴¹), „vngestuemlich“. 216³⁸etc.; Mit ihrem „vnstümmigen“ Toben. Luther 1, 387b etc.
b) substantivisch: Ein U. (versch. f) = ein U–er, z. B.: Edaar ist ein halbgesottener U. und er weiß nicht, was er will. Börne 1, 57; Sie sind ein U.! Gutzkow R. 5, 524 (vgl.: Sie war diesem U–en so preisgegeben. 525). Ferner dazu (c—f) als Abstraktum = das U.- Sein (und: etwas U–es, Sturm etc.):
c) Die Ungestümheit, mit welcher ich die Erklärung erpresst zu haben scheine. L. 12, 220; Knebel 3, 116 etc.
d) Mit großer Ungestümigkeit. Franck Weltb. 215b; L. 1, 283; Ryff Th. 177; Daß er nicht allein mit den Feinden, sondern mit den meerischen „vngestümigkaiten“ Krieg hab geführt. Schaidenreißer V; XII; 22a; 41b; 52b etc.; Stumpf 268b etc.; auch (s. a): Ungestü mmigkeit. Hammer RH. 383; Wackern. 3, 657²7 etc.
e) Mit solcher Ungestüm [f] herausbrechen. Garzoni 18b; Ein Wind und Ungestüme. Stumpf 526a; 672a; 60a etc., vgl.: Auf Etwas mit Ungestüme hindringen. Görres V. 67 (oder zu f?).
f) am häufigsten aber: U., m., n., –(e)s; 0, z. B.: c) masc. (versch. b): Den U. ihrer Enthusiasterei. Claudius 6, 45; Den eindringenden U. abwehren. G. 25, 96; Hamb. Th. 1, 4, 59; Heine Sal. 1, 114; Klinger F. 165; Kl. M. 13, 121; Kosegarten Po. 1, 153; DMus. 1, 2, 298; Nicolai 6, 22; Rückert Mak. 1, 159; Schlegel Sh. 2, 188; Der U. .. von Freud’ und Leid. Haml. 3, 2; FSchlegel GR. 288; V. 3, 5; Der U. des Orkanes. Od. 4, 515; Wackern. 3, 568²; W. 5, 7; 12, 293 etc. 8) neutr.: Erhub sich ein groß U. [Sturm] im Meer. Matth. 18, 24; Wiegelt’ auf das U. der Schlacht. B. 164a; 170b; Das U. seiner Konceptionen. G. 33, 89; 12, 201; 29, 135; König Kl. 2, 312; Olearius Reis. 39a; Rückert W. 3, 88; Sch. 3a; 12a; Das U. des ersten Angriffs. 947a; 965b; Uz 2, 118 etc., auch (s. a): Dem Ungestü mme. Rückert Mak. 2, 229. γ) Zsstzg., vgl.: Mit Donnersl-]U. Sch. 80b; Mit Frühlings-U. PHeyse NN. 3, 3; In Helden-U. Rückert Rost. 94b etc. d) Zuw. scheint Vermischung mit Ungethüm (s. d.) obzuwalten, z. B.: Das U. würde dich in der Umknotung ersticken. Immermann M. 3, 169 und umgekehrt: Mit heftigem Ungethüm. G. 26, 212; Nach soviel Sturm und Ungethüm. 27, 215.