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Stroh Geströhde strohen strohern strohig Strok Strolch strohen Strollen
Strōh, n., –(e)s; uv. (s. 2); -:
1) (ohne Mz.) trockne Stengel der Feldfrüchte als Kompler, z. B.: Bohn(en)- [s. d], Erbs(en)-, Wick(en)-S., nam. aber von den Halmen des eig. Getreides: Getreide- S. (od. bloß S.), so: Dinkel-, Gersten-, Hafer-, Mais-, Rocken-, Weizen-S. etc. Hierbei untersch. man das beim Dreschen geknickte (zerrüttete), krumm und wirr in Bündel gebundne S. Krumm-, Rütt-, verderbt: Ritt-, Wirr-S. und das lange und gradhalmige, in Schütten (s. d.) gebundne: Lang-, Richt- (Krünitz 9, 583), Schütten-S. etc.; ferner z. B. nach dem Zweck der Benutzung: Bett-S. (s. a; 3); Dach-S., zu Strohdächern (auch verallgemeint: Das gemeine Schilf wird .. gebraucht zu . .. Dach-S. Oken 3, 418 etc.; Flecht-S., zu Flechtwerken, z. B. zu Strohhüten (s. d., vgl. Karmarsch 3, 425); Futter-S., zu Viehfutter; Streu-S., zur Viehstreu; Zelt-S. (G. 25, 77) etc. Wir erwähnen bes.:
a) S., als Lager von Pers., nam. im Ggstz. zum eig. Bett (s. d. 2b): Wohl gebettet warst du und S. erwartet dich wieder. G. 29, 224; Hier auf dem S–e | liegt die erst entbundene Frau. 5, 14; Langbein 2, 4; Thümmel K. 15 etc.; dazu: Auf dem S. liegen (s. Mispel), in der äußersten Armuth, Noth; ferner als Leiche; bair.: in Kindesnöthen (Schm.), vgl.: Auf dem Pein-S. liegen. Gartenl. 11, 660a, auf dem Krankenlager liegen etc.; Einen aufs S. bringen, legen, in die äußerste Armuth etc.
b) S. als das leicht Feuer Fangende etc.: Jes. 5, 24; Joel 2, 5; Mal. 4, 1; Zach. 12, 6 etc.; Stumpf 331b etc.; S. [„strauw“ 82a] ins Feuer werfen (vgl.: Öl ins Feuer gießen); iron.: Mit S. löschen (s. d. 2a, Schluß) etc.; Ihr seid ja heut wie nasses S. | und brennt sonst immer lichterloh. G. 11, 84 etc.
c) S. als das Leere (Ausgedroschne). Jes. 33, 11; Jer. 23, 28 etc.; (Leeres) S. dreschen, s. d. 1 und nam. W. 5, 201; L. 10, 61; 5, 232 etc.; S. im Kopf haben, dumm sein (s. S.-Kopf) etc.; Ggstz.: Korn im S. haben. B. 48a etc.
d) sprchw., s. a—c, ferner: Zu seinem Heu (s. d.) S. sagen etc.; und in Vergleichen: Dumm sein wie S. (Forster Br. 2, 655); Bohnen-S. (Auerbach Gv. 228); Grob (s. d. 7) wie Bohnen-S.; Gröber denn das „Ponstro“ (HSachs 1, 540c); Geld (s. d. 1) haben wie S. (Klencke Gsp. 1, 39; 3, 67 etc.), in Fülle etc.; Etwas schmeckt wie S. [fade] etc.
2) (s. 1) als Maß:
a) s. Anlage 6.
b) s. Bückling 3, Schluß.
3) Zsstzg., s. 1; ferner als Pflanzenname = Galium (verum etc.): Unsrer lieben Frauen (oder Mariens. Burow poln. Gr. 30) Bett-S.; Wald-, Wall-, Woll-, Weg-S. etc. Nemnich; Andropogon schoenanthus, Kamel-S. etc.; ferner: Saffran-S., die schlechteste Sorte Saffran; Nagel-S. (mundartl.), Nietnagel etc.
Gestrȫhde, n., –s; uv.:
eine Masse Stroh: Misthaftes G. G. 23, 293; 333; Immermann M. 4, 125 etc.; Erbs-G. Zink Ök. 1, 741 etc., auch: Ströhde (Frisch); Geströh. Schm.
Strōh~en: 1) tr. in Zsstzg.:
Be-: mit Stroh bedecken: Sein bestrohetes Dach. Hölty 9 etc. 2). a.: aus Stroh bestehnd etc.: Das s–e Dach (Arndt Gd. 186), Lager (E. 66); Der s–e Acker. Kürnberger Am. 375 (ohne Ahren) etc., vgl.: Einen ströhenen Strick. SClara EfA. 1, 472 etc., s. das Folg.
~ern, a.:
strohen:
1) eig., z. B.: S–e Sessel (Baggesen 1, 106), Matten (Mandelslo 122b; Olearius Ros. 43b), Seile (Stolberg Il. 18, 553; V. ebd.), Ketten (Tschudi Th. 429), Kistchen (G. Kestn. 180), Hüte (G. 1, 163) etc., Betten (Schubart 2, 83 = Streulager), Hütten (L. 3, 199; V. 2, 4 = strohgedeckt) etc., häufiger:Stroh-Sessel etc.; daneben: Ströherne Deckel (Bronner 1, 133), Hüte (Garzoni 847b), Stühle (864a), Hütten (Geßner 3, 74), Helme (Kerner 496), Dächer (W. 15, 223) etc.
2) übertr. z. B. in Bezug auf die Unhaltbarkeit etc.: Die s–en Bande, welche die menschliche Gesellschaft verknüpfen. Möser Ph. 2, 134; Einen s–en Schild. L. 10, 162; 170 etc., vgl.: Deinen „ströern“ Spieß etc. Luther 1, 371a; 289b; Ströherne Waffen. W. 24, 32 etc., ferner: Die neuern Lieder sind .. s. [fade etc.] und trocken. Uz 1, XCII; S–e Epistel. L. 11, 577; Luther SW. 63, 115 etc.; S–e [geistlose etc.] Köpfe (Bahrdt 2, 51; Schlegel Sh. 6, 111), Gesichter (Kl. Gel. 391), Personen (Scherr Bl. 3, 449) etc.
~ig, a.:
Stroh enthaltend: S–er Dünger. Landw. Z. (55) 641b.
Strōk, m., –(e)s; –e:
Schiff.: Der S. (die Stroking) des Schiffs, seine Gestalt, Belauf; Sand-S., s. Kielgang.
Strólch, m., –(e)s; –e (auch:
–en; –en, s. Herrig 16, 422): Jemand, der strolcht (s. Flaneur). Heine Rom. 92; Stahr Jt. 1, 254; W. 12, 18 u. o.; S–in. Keler gH. 4, 279.
~en, intr. (haben, sein):
sich lungernd umhertreiben. Brachvogel FB. 2, 198; Nat.–Z. 15, 342 etc.; Herum-s. Steub DTr. 1, 131.
Stróllen: s. strahlen.