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Streu streubar streuen Uber-Streu Streuer Streuling streunen Streusel
Strēū, f.; –en; -:
etwas Gestreutes od. zu Streundes, z. B. mundartl. = Streusand. SClara EfA. 1, 417 etc., vergl. Schm. 4, 675 und Streusel; gw. aber: Das, was auf den Boden gestreut, als Ruhelager für Vieh (Vieh-, Ein-S.), wie auch für nicht in Betten schlafende Pers. dient, d. h. Stroh (S., in engrem Sinn); ferner als sogen. Erd- oder Wald- S.: Laub (Laub-S.), Tangeln (Kien-, Nadel-, Tangel-S.), Moos etc.; in manchen Gegenden auch Schilf, Plaggen (Erd-S. in engrem Sinn) etc. und: ein aus solchen Dingen bereitetes Lager, oft Streue, f.; mundartl.: Streuling, m. (nach Adelung bei Dusch auch S. m.), z. B.: Aus verlornen Ähren, | .. aus verwehter S. [Stroh] | .. ein Strauß. Freiligrath SW. 1, 313; Eine S. von Blättern [im Wald]. 74 etc.; Die „strew“ der Kamele. 1. Mos. 31, 34; Die Aufsammlung des Mooses und Laubes zur S. Döbel 3, 69; Ein sattes Pferd ging von der Krippe | und fiel vor Wollust auf die S. Ramler F. 3, 41; V. Ländl. 1, 11 etc. und von Pers.: Er ruht’ im Bette, sie lag auf S. Schmidt-Phis. 8; Jedermann hatte sich sogleich auf die zubereitete S–e gelegt. G. 25, 82; 16, 273; W. 20, 29; 114 etc.; Ein-S. [in Viehställen]. Landw. Z. 55, 1154b; 56, 29b etc.; Mangel an Streustroh. . . Durch Erd-S. ausgeholfen. 55, 143a; V. Orph. 394 etc.; Auf dem dürren .. Heidekraut, „Kühnstreuling“ [im Walde]. Fleming J. 58a, den abgefallnen Tangeln der Kienbäume; Da Titan’s Zug [der Sonnenpferde] .. | auf einer Lilien-S. verschnaubt. W. 12, 177; Der Boden [des Walds] .. mit bleicher Wald-S. bedeckt. Kürnberger N. 1, 153 etc.
~bar, a.:
sich streuen (s. d. und Zsstzg.) lassend, z.B.: Zerstreuung und Zerstreubarkeit [des Lichts]. G. 39, 376; 40, 7 etc.
~en, tr.:
auch ohne Obj. (goth. straujan, ahd. streuu(j)an, mhd. ströuwen, veralt. strauen. Ryff Th. 320; Luther 5, 468a [= „streuet“. Ps. 147, 16], dazu Stroh, ahd., mhd. strô etc., vgl. lat. sterno etc., gr. oτραννμμ; spreuen etc., s. Wackern. Gl. 504 etc.):
1) mit oder: wie mit werfender Bewegung etwas aus einer Menge gleichartiger Dinge Bestehndes sich auf, über, in Etwas ausbreitend vertheilen machen, zuw. meton.; eig. und übertr. (vergl.: sprengen 5; sprühen 1 etc.), z. B.:
a) Blumen s. auf Etwas (G. 1, 60), auf den Weg (Schlegel Sh. 2, 10) etc., meton.: Straßen mit Blumen s. (Rückert N. 290) oder bes. etc.; Sand (s. d. 1g) auf den Boden s.; meton.: Mit Sand; mit trockenem Grande (V. 1, 73) s. etc.; dagegen nur: Sand (s. d. 1f) in die Augen s. etc.; Samen (s. d. 1a; c) s., eig. G. 13, 40 etc. und übertr.; auch bloß: Du sammlest, wo du nicht „gestrawet“ hast. Matth. 25, 24 etc.; Tangeln und Moos .. in Ställen .. gestreuet (s. Streu). Döbel 3, 69 (oder ein-s. ebd.) etc., auch bloß: Zum S. (G. 26, 165; Möser Ph. 1, 346 etc.); Dem Vieh s. etc.; Asche aufs Haupt; Mohn, Zucker auf den Kuchen; abgeschnittne Haare in den Wind s., Häcksel (s. d.) s. etc.
b) bildl.: Euch will ich unter die Heiden s. l,zer-s.“ Mendelssohnl. 3. Mos. 26, 33; Ps. 106, 27 etc.; Der Weisen Mund streuet guten Rath. Spr. 15, 7 [„Die Lippen der Weisen s. Erkenntnis aus“. Zunz]; Feindliche Götter s. mir Elend auf mein Glück. G. 3, 188; Daß sie .. hie und da uns Hindernisse s. 13, 119; Wenn der Mond . . seinen Schimmer über die Fläche streut. 19, 136; Wo Tannenbäume Dämmrung s. Hölty 52; 65; Die Geißblattlaube .. streut Geruch. EKleist 1, 70; Auf den mit immer vollen Händen | die Götter ihre Gaben streun. Sch. 57b; 703b; Man streut [verbreitet] gefährliche Schriften ins Publikum. 816a; 1199b; V. 4, 38 etc.
c) Eine Flinte streut, hält beim Schießen den Schrot nicht zusammen. Laube Br. 292 etc.
d) (mundartl.) imperat. Hw.: Der Streu-das-Gut; „Streußgut“ (HSachs G. 2, 149), „Straußgütlein“ (148), Verschwender, vergl.: Dein Gut will ich dir nicht zer-s. (s. d. 4). ebd.
2) von Getreide: Ertrag an Stroh (zur Streu) geben. Möser Ph. 2, 55 etc. Zsstzg. zu 1, z. B.: Āūf-: Sand, Zucker a. etc.; Weihrauch a., vor einem Götzen. Mendelssohn 4, 2, 426 etc.; bildl.: Die Birken streun mit Neigen | ihr [Luna] den süßten Weihrauch auf. G. 1, 38 etc. Āūs-: Samen, Gesäme etc. a.; Wie sich die Wolken a. Hiob 37, 16; Streue aus den Zorn! 40, 6; Die Klöster . ., | jetzt streuen sie aus Dummheit und Verderb, einst säten sie Wissen und Geist aus. Platen 4, 247; 2, 353; Sch. 278a etc., nam. auch: Gerüchte, Schriften, Schmähschriften etc. a., unters Publikum verbreiten. G. 9, 276; 291; Luther SW. 60, 321; Mendelssohn Ph. 1, 56 etc. (s. zer-s. 1) und bes. hierzu: Ausstreuung(en), derartig Verbreitetes. B. 408b; Kl. Gel. 109; W. 33, 60 etc. Be-: mit etwas dar- auf Gestreutem versehn, auch übertr.: Seine Gespräche sind mit witzigen Einfällen bestreut. FKMoser Her. 297; Nicolai 4, 172 etc.; ferner z. B.: Blumen- (JKohl Par. 3, 158), kies- (Spielhagen Pr. 2, 14), klee- (Nicolai 6, 77) bestreut; Morgenrothbestreute Silberblumen. Hölty 47 etc. Eīn-: z. B.: Dem Vieh e. [Streu] etc.; In die Gegenwart streue den Samen ein. GKeil Lyra (1834) 237 etc.; In der blonden Locken loses Schweifen | waren junge Rosen eingestreut. Sch. 5a etc.; Die eingestreuten [eingemischten, ähnl.: untergestreuten] Anmerkungen. Ense T. 1, 361; Manches Gute mit eingestreuten Übeln. G. Stein 3, 432 etc.; Einem Etwas e., einflüstern; Einstreuungen [Einflüsterungen]. Entgêgen-: Wie zwei Ungewitter .. den Hagel sich e. Nicolai 6, 54. Hêr- etc.: Der Wind streut sie [die Spreu] hin und her. Wackern. 2, 322 ³; 4. Mos. 16, 37; Etwas herum- (oder umher-) s. etc. Nāch-: z. B.: Einem Weihrauch n. Ense D. 6, 105 etc. Nīēder-: hernieder-s. I.
Úber-: Gold ü. mit voller Hand der dürft’gen Erden. Tieck 2, 115, vgl. II. II. Über-:
(Mit Etwas) ü., be-s–d (s. d.) überdecken, eig. V. Il. 18, 24; 23, 135; W. 20, 203; Luc. 4, 237 etc.; bildl.: Die Abendröthe | überstreut sie mit goldnen Lichtern. Heine Lied. 351; Nicolai 4, 47; 5, 194; Wackern. 2, 578 ³⁶ etc.; Blüthen- (Salis 14), juwelen- (Platen 2, 14) überstreut etc. Um-: rings be-s. Kohl Pet. 1, 197; Umstreut der Mond die Berge mit bleichem Schein. Mohnike Fr. 13 etc. Umhêr-: s. herum-s.; übertr.: Ich streute weit umher | den ihr bekannten Laut. Nicolgi 4, 20, ließ rufend ihn weithin fich verbreiten. Unter-: Einem Laub (W. Luc. 5, 152), laubiges Reisig (V. Od. 14, 49), weiche Fell und Polster (Schaidenreißer 67a) unt. (vgl. selten untrennbar: Doch unterstreut er ihm [sich] allezeit etwas Weiches. Ryff Th. 98 etc.); Die Eier auszubruten, | die ihr geschäftig unterstreut. Uhland 122, unterlegt etc.; s. auch ein-s. Ver-: z. B.:
1) streuend, nam. zur Streu verbrauchen. 2) hierhin und dorthin streuen, z. B.:
a) ohne Nebenbegriff: Platen 4, 290; Weil das Glück aus seiner Tonnen | die Geschicke blind verstreut. Sch. 53b; Die Pracht . .,| welche die güt’ge Natur auf alle Geschlechter verstreuet. Zachariä Tag. 22 etc.
b) insofern dadurch das bisher beisammen Gewesne aus einander geräth, best.: zer-s., z. B.: Er wird dich wieder versammeln aus allen Völkern, dahin er dich verstreuet [unter welche er dich „zerstreuet“. Mendelssohn] hat. 5. Mos. 30, 3; Jer. 30, 14 etc.; Ps. 1, 4; Von dem Sturzbach, windverstreute | Tropfen. Lenau A. 239 etc. c) insofern das Obj. dabei nachlässigerweise verloren geht. 3) (ugw.) be-s–d verdecken: Die mit Blumen verstreute[n] Spuren sichtbar gemacht. Mendelssohn Ph. 1, 86.
Zer-:
1) ugw. = ver-s. 2a; aus-s–d (s. d.) verbreiten: Dieser Kompromiß wurde .. schnell durch alle Provinzen zerstreuet. Sch. 819a (M. 8, 188).
2) streuend oder wie streuend aus ein- ander fahren machen, vergl. ver-s. 2b und als oft verbundnen Ggstz.: sammeln, wonach wenig Belege genügen, z. B.:
a) Gewöhnlich zerstreut der Sohn, was der Vater gesammelt. G. 18, 75 etc.; Das umherzerstreute Sanders, deutsches Wörterb. II. Stroh. Immermann M. 4, 100 etc.; Etwas in alle Winde; ein Volk in alle Welt, unter die Heiden etc. z. (s. b); Die Gesellschaft zerstreute sich [ging aus einander] etc.; Das Licht, die Lichtstrahlen z., s. nam. G. 39, 376; Pouillet 2, 166 etc.; Das Licht zerstreut sich etc.
b) Das feindliche Heer, das Gewölk, den Nebel z. etc.; bildl.: Jemandes Furcht, Besorgnisse, Verdacht, Argwohn z. etc.
c) Jemandes Gedanken oder ihn (ähnl.: sich) z., seine Gedanken von Dem abziehn, was sie sonst ausschließlich in Anspruch nimmt oder nehmen sollte, z. B.: Man sucht, Betrübte zu z., sie von dem Ggstd. ihrer Betrübnis ablenkend; Die Vergnügungen großer Städte z. Studenten zu sehr, sie von ihrem Studium abziehend etc., s. nam.: „Ihr seid .. aufgeregt; gönnt der Natur .., euch aufzuheitern“. Zu z., sagte sie; muß doch das Edelste der Natur ..nur gar zu oft, sich herabwürdigend, dazu dienen, uns von uns selbst zu entfremden. Tieck A. 1, 89 etc., s. 3b.
3) adjekt. Partic. pass., nach 2, nam.:
a) (s. 2a) ver- einzelt hie und da sich findend etc.: Zerstreute Stellen. G. 22, 234 etc.; Als Einheit im Zerstreuten. Uhland VII etc.
b) (s. 2c) von Pers.: träumerisch seine Gedanken nicht beisammen und auf Das gerichtet habend, wor- auf sie gerichtet sein sollten etc. und: dem Wesen solcher Pers. gemäß; darin begründet etc., s. nam.: Noch [JE]Schlegel übersetzt distrait durch Träumer; „zerstreut sein“, „ein Zerstreuter“ ist lediglich nach Analogie des Franz. etc. L. 7, 127 etc.; Zerstreutes Wesen führt uns nicht zum Ziel. G. 12, 20; Mit einem so zerstreueten Gesichte. Rabner 4, 71 etc.; Ggstz.: Ich bin nicht unzerstreut genug, um an Ihrem Streit Theil zu nehmen. L. 13, 50; Unzerstreut vom Tande. Platen 4, 272 etc.; dazu: Seine brütende Abwesenheit und düstere Zerstreutheit. Tieck DB. 2, 70; Fichte 7, 405 u. v.; In vergeslicher Liebeszerstreutheit. Oppenheim 9, 446 etc.
4) Ein Sammler will einen Zerstreuer haben. L. 1, 502 etc., s. [1d] und 2a; ferner nam.: Jemand, der ein Volk, Heer zerstreut. Nah. 2, 1; Heerzerstreuer. Rückert Rost. 46a; (Schaaren-) Zer- streuerin. V. Il. 13, 128; Od. 22, 210 als Beiname der Kriegsgöttin etc.
5) Zerstreuung, das Z., nach den versch. Nüancen von 2, z. B. auch: Licht-, Far- benzerstreuung etc.; ferner mit Mz. zu 2c: etwas (die Gedanken) Z–des, z. B.: Mich wiegst du indeß in abgeschmackten Zerstreuungen. G. 11, 195; 16, 22; 27, 306; Unter Staatsgeschäften und Hofzerstreuungen. W. 6, 105 etc.; selten die Mz. = Anfälle von Zerstreutheit. 27, 356. Zurück-: z. B. nach hinten hin streuen. Nicolai 6, 256 etc. Zwíschen- etc.
~er, m., –s; uv.:
Art Fischernetz (Strohgarn). Preuß. Ges. (59) 458a, s. Zuhre.
~ling, m., –(e)s; –e:
s. Streu.
~nen (strēīnen), intr. (haben, sein) und tr. (ahd. striunan) mundartl.:
umherstreifen u. stöbern. Schm.; Er streunt all Ding in der Kammer aus. HSachs 3, 2, 11a; Durchstreint er alle Ecken. 2, 4, 4d; Was weiß ich, wo er noch umstreunt. G. 2, 145; 156; Bist herumgestreunt die ganze Nacht wie ein Landstreicher. Gartenl. 11, 211a etc.; Streuner = Vagabund etc. Arndt B. XVI; 127; E. 289 etc.; weidm.: ein beim Spüren unstät schweifender Hund.
~sel, n., m., –s; uv. (f.; –n. Scheibler Kochb. 447):
zum Streuen dienende Schnitzel, s. S.-Kuchen; Ein-S. (beim Emballieren). Hackländer Erl. 1, 272 etc.