Faksimile 0418 | Seite 1240
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streng Strenge strengen Strengheit Strengigkeit Strengiglich Strengling Strenn Strenzel
Stréng, a. (ahd. strangi, strengi; mhd. strenge, vgl. einerseits in Bed. 1 gr. οτρς, lat. strenuus, andrerseits in Bed. 2 gr. oτράyγ, lat. stringo, s. Strang etc.):
1) im Allgm. veralt. (s. engl. strong) stark, z. B.:
a) Zu fechten .. mit s–er Hand. Opitz (Wackern. 2, 334²²); Ders. Ps. 147 etc., vgl. noch: Diese Arme, die den Bogen | spannten s. und straff. Sch. 52b etc. (s. c).
b) Die kräftigste Wirkung haben und das s–ste Ergötzen gewähren. Breitinger (Wackern. 4, 12 ¹¹); Sie hatten s. geseufzt. Gotthelf G. 360; So solle er gehen, so s. [stark, schnell] er möge. 235; Der Strom, welcher etwas s. lief. Olearius Reis. 12b; 181b; 386a etc.
c) (s. a) „S., ge-s.: ehemaliges Ehrenprädikat des Adels“ etc. Schm., z. B.: Dem ge-s–en und festen Francisco von Sickingen. .. Ew. Gestrengheit. Luther 1, 501 und so noch im Ton der ältern Zeit: Ge-s–er Herr!, z. B. (Käthchen zum Ritter). HKleist Käthch.; (der Waffenknecht zum Landvogt). Sch. 536a etc.; Ew. Gestrengen. V. Sh. 2, 163; 164 etc.
d) Hüttenw., von Erzen: S., s.-flüssig (s. d.), den schmelzenden Einwirkungen des Feuers stark widerstehnd; schwer zu erweichen, in Fluß zu bringen. 2) (vergl.
1) mit Heftigkeit, scharf zusammenziehnd auf das Gefühl wirkend (vergl. Ggstz. mild 1; 2), z. B.:
a) S–e Kälte; s–er Winter, Frost etc.; oberd.: Dasselb. Wetter was ge-s. und hart. Teuerdank 72 etc., vergl. (s. 3c): Die drei ge-s–en Herren (s. Mann 16b).
b) S–er Geruch, Geschmack; Dem Geschmack ist das S–e und das Schale .. widrig. Engel 4, 274; Reichthum s–e gewürzter Saturei. V. Ländl. 4, 683 etc.; bildl.: Es war wirklich s–er Taback [s. d.] für den Oberamtmann. Gotthelf Oberamtm. 63.
c) S–er Urin, Harnzwang (s. d.) od. „Harnstrenge“ (oτργνρλ) wirkend. 3) (s. 1; 2) ohne alle Abweichung durch irgendwelche Rücksicht fest in Innehaltung des für das Verhalten als Richtschnur Dienenden, vgl. auch in Bezug auf die leicht zu mehrenden Belege hart, scharf, schroff, rauh, starr, unerbittlich, unnachsichtlich, strikt etc. und als Ggstz.: mild, lind, sanft, weich, zart etc. und die verbundnen Wörter (z. B. nehmen 11b etc.). Wir erwähnen danach nur noch:
a) für die Fügung: S. gegen Jemand sein, handeln, verfahren etc.; dichterisch auch mit Dat.: Sich selbst s. Kl. Od. 2, 73 etc.; selten mit für. Nicolai 6, 224; ferner: S. auf Etwas sein (G. 6, 60), sehn, achten, dringen, halten, beharren etc.; S. nach Etwas, z. B. nach der Vorschrift, dem Befehl handeln, verfahren, sich richten u. ä. m.
b) für die Form: Den Fehler strengiglich ahnden. Haller Alfr. 59 und nam.: adverb. Superl.: S–st entgegengesetzt. Gervinus Sh. 1, 109 etc.; S–stens untersagt (Hackländer T. 2, 13), sich einer Sache enthalten. Scherr Pilg. 1, 10 etc.
c) Zsstzg. oder Zusammenschiebungen, z. B.: Der Schöpfer, barmherzig-s–e. H. Ph. 3, 281 etc.; Dem ge-s–en Herrn frohnen. Freytag 2, 388 (vergl. 1c; 2a); Die ge- danken-s–e . . Wissenschaft. Herrig 14, 79; Rein Moralisches und Lehr- S–es. Gutzkow R. 4, 117; Ein schul- s–er Stil. Hartmann BB. 336; Der sitten-s–e Bischof. Gartenl. 11, 760b; Gutzkow R. 8, 326 etc.; Nicht über-s–e zu sein. Mendelssohn 5, 617 u. ä. m.
~e, f.; (–n):
1) das Strengsein, z. B. (s. streng 2): Die S. des Klimas (Forster R. 1, 92), Winters (Sch. 544b) etc., Geruchs, Geschmacks etc. und nam. oft zu streng 3, z. B.: Die S. der Sitten, des Verfahrens, des Gesetzes, des Mönch- ordens, der Kriegszucht etc.; Herbe, finstre, eiserne, starre, die äußerste S. etc.; Nach der S. oder der S. nach (W. 11, 247) richten etc.; Der eignen Milde folge du getrost, | nicht S. legte Gott ins weiche Herz | des Weibes. Sch. 418a u. v.; Deiner Sitte Helden-S. mildern. G. 35, 255; Die Sitten-S. Scherr Bl. 118; 164 etc.; seltne Mz.: Wenn wir uns S–n und Härten auflegten, die er eben nicht befohlen. Arndt E. 50 etc. Nbnf.: Strengheit. Fischart B. 262b; Haller 90; H. 13, 91; Olearius B. 26a; Luther SW. 61, 291 (Strengkeit. 60, 93); Strengigkeit. Cronegk 2, 133; IESchlegel 1, 280; Stumpf 372a; Zinkgräf 1, 32 etc.; Gestrengigkeit. Weidner 15 (vgl. streng 1c).
2) Arzn.:
a) Die Harn-S. . ., kalte [s. d. 2b] Pisse. Bock D. 547 (s. streng 2c).
b) = Strengel. Schm., vgl.: Brust- S. Tabernaemont. 624; Strangulina .. die Strengel .., ein Gebrechen [bei Pferden], in welchem die Gänge, durch welche der Athem von den Naslöchern zu der Brust gehet, gänzlich verstopft werden mit Husten und Schnupfen. Ryff Th. 37; Eure Pferde kriegen keinen Strängel. Auerbach B. 59; Der Gaul hatte die Strengel. Kerner Bild. 225; vHorn Schmj. 122; Falke Th. 2, 347; Für das Strangeln und den Tropf der Hunde. Döbel 2, 115b etc.
~en, tr.:
streng (s. d. 1) oder straff anziehn, anspannen (s. d.), eig. und übertr., nam. in den häufigern Zsstzgn sich mischend mit strängen (s. d.) von „Strang“ —: Als der gestrengten Blicke keiner | ihn mehr erreichte. Baggesen 5, 51; Die Kräfte strengt es [das Herz an], | die Schlinge zu zerreißen. Daumer 1, 72; Der Mörder strenge Zügel, | die an dich, Tanaīs, dein böser Nachbar strengt. Fleming 586; Diesen .. Säugling | .. strenget in köstlicher Windeln Schmuck | klatschender Wärterinnen Schar. G. 12, 210; Alle Kraft der Glieder .. strengt er zum Fischfang. V. Th. 1, 42; Entgegen ihm strengte der Muskeln | Sehnen der Stier. 25, 148; Rasch mit der Faust [zum Faustkampf] dich gestrengt! 22, 67; Il. 14; 389; Ov. 1, 36; 81; 2, 159; 137; Georg. 4, 72 etc.; Die übermenschliche Strengung. Baggesen 2, 349 etc. Zsstzg. z. B.:
1) Pferde ab-, an-, aus-, ein-s., s. strängen 1.
2) An-:
a) s. 1.
b) ungemein oft st. des seltnen Grundw.: Etwas, Einen, die Kräfte, den Leib, den Geist, sich etc. a.; übermäßig a. (oder über-a. Gervinus Lit. 5, 51; Meißner NA. 1, 37; Polko NN. 2, 226; Rückert Mak. 2, 94); Die Fessel strengt ihr an. V. 3, 177; Ich strengte alle Stränge meiner Einbildungskraft bis zum Zerreißen an. W. 14, 208; Die angestrengteste Einbildung. 4, 234; Unangestrengt; In seiner Unangestrengtheit. Lavater 1, 236; Mit gewaltsamen Anstrengungen. Fichte 8, 296; Forser Jt. 1, 223 etc.; Kraft- (Hettner gR. 1, 107), Über- (Danzel 207) Anstrengung; Voranstrengungen zur Vollkommenheit. Jris 6, 317 etc.
c) (s. b) Einen Proceß etc. a., alles Ernstes beginnen und führen; seltner: Beschloß Natalie, eine Unterhaltung an-zu-s. Roquette NE. 121. zuw. = über-an-s., z. B.: Leider überstrengte sich sein Flug nur zu sehr. Gervinus L. 5, 563; G. 17, 372 etc.; Überstrengung. H. Ph. 4, 116; 10, 291 etc.
Über-:
~heit, ~igkeit, ~iglich: s. streng 3b; Strenge 1. ~ling, m., –(e)s; –e:
1) Rigorist (s. d.), z. B. Konvers. Lex. (1820) 8, 61.
2) eine Birne von sehr strengem Geschmack, „Würgbirn“. Nem- nich.
Strénn, m., –(e)s; –e:
S., Soolen-S., Salz-S., S.-Leitung: der Röhrenzug, durch welchen die Salzsoole aus den Laugwerken der Salzbergbaue zu Tage und daselbst bis zu den Pfannhäusern .. abfließt. Scheuchenstuel 238.
Strénzel, m., –s; uv.:
eine Pflanze, Aegopodium.