Faksimile 0412 | Seite 1234
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Streck streckbar Strecks strecken Streckig Strecklich streeken
Stréck: s. erstrecken 3a. ~bar, a.:
sich strecken lassend (s. duktil): S–keit. Karmarsch 2, 221; Aus-s. Burmeister Gsch. 376; Vor-s. Vogt Oc. 1, 280 etc.
~s, f.; –n; –chen, lein:
1) Werkzeuge zum Strecken, nam. des Leders (s. Recke II2; Streckeisen), der Wolle, Baumwolle (s. Streckbank) etc.
2) etwas sich in die Länge Erstreckendes in Bezug auf das Wie lang?:
a) räuml., allgem.: Blieb er .. eine S. [Wegs] zurück. G. 22, 367; 2, 284; 3, 94; Von S. zu S. Hausbl. (60) 1, 23; An einer öden S. Ried vorüberkommen. Möricke N. 465 etc.; Deich-S–n; Kanal-S. Gartenl. 12, 27a; Küsten-S–n. Burmeister gB. 2, 74; See-S–n. Adelung; Sumpf-S. G. 23, 104; Wohlbestandene Wald-S. 26, 238; 22, 397 etc.
b) (s. a) auch als Maß, z.B. bei den Dammsetzern. Campe.
c) Bergb.: stollenmäßiger, aber nicht vom Tage ausgehnder Grubenbau (Ort, s. d. 2). Kar- marsch 1, 168 ff. (s. 3, 385 ff.); Scheuchenstuel 2, 238 etc.; dazu: Abbau-S–n; Auslauf-S., vom Füllort eines Schachts bis zur Hornstatt eines andern; Durch die ansteigenden S–n (Brems-S–n) bis auf die Haupt-S. gefördert. Karmarsch 1, 175; Feld(ort)- und Gezeug- S–n, jene über —, diese unter dem Stollen; Förder- S–n; Grund-S.; Hangend- und Liegend-S.; Navigations-S.; Quer-S.; Verbindungs-S.; Wasser-, Wetter-S., zur Wasser-, Wetterlosung.
d) (s. a) zeitl.: S–n lang sehr mürrisch. Immermann M. 1, 160 etc.; Eine lange Zeit-S. G. 27, 156; 22, 281; Sch. 1031a etc.
~en, tr. etc.:
strack (s. d. mit Anm. auch für die Abwandlung) machen, mit in- einandergreifenden Nüancen: 1) Etwas strack, d. h. der Länge nach liegen machen, z. B.:
a) Lebende Wesen (tödtend) zu Boden s., hin-s., nieder-s. (vgl.: Der lang hin-s–de Tod. V. Od. 3, 238 etc.), seltner bloß: s., z. B.: Den Löwen, den .. der Hirt .. zwar streifte, aber nicht streckte. B. 222a; Ein Fremder, der .. fechten wollte, ward gestreckt. G. 12, 280; Lichtwer 106; Sch. 34a; V. Od. 4, 537; H. 1, 257; Ant. 2, 292 etc., ähnl.: Stamm, dem rings zerschmetterte Zweige | um die Seiten umher strömende Schlossen gestreckt. G. 1, 257; Wo .. die Halme das Erz zur Erde dahinstreckt. V. Il. 19, 221 etc.
b) Sich zur Ruhe nieder-s. (Cham. 4, 32; Brentano Wehm. 148), hin-s., aus-s. etc.
c) weidm.: „[Erlegtes] Wild in einer Reihe vor den Jagdschirm hinlegen.“ Laube Br. 291 etc.
d) Kriegsk.: Das Gewehr s., es zum Zeichen aufgegebner Gegenwehr zu Boden legen. Ense B. 3, 479 u. o., auch übertr. (versch. 2a: Sch. 32b). 2) Etwas durch Bewegung von innen heraus in grader Richtung weiter in die Länge reichen machen (vgl. 3, s. dehnen 1; recken 1), z. B.:
a) in Bezug auf den menschl. und thierischen Körper etc. (s. b): Zu waschen und zu s. den narbenvollen Leib. Uhland 412; Die Glieder s. etc.; Bald ducken sie sich klein, bald s. sie sich wieder. Nicolai 8, 240 etc.; „Du hast dich gestreckt“ [s. c, gehst grader und erscheinst größer] „.Das macht das Soldatenleben. G. 8, 135 etc.; Sich wohin s. (vgl. 1), z. B. aufs Sopha. Sturz 1, 77 etc., auch: Gestreckt [= aus-, hingestreckt] auf den schwellenden Polster n. Rückert Mak. 1, 97 etc.; Sich nach der Decke (s. d. 1) s., sich nicht weiter dehnen als diese reicht etc.; Die Hand nach, über Etwas, wider Jemand s. (Bibel etc.), sie wohin s., hin-s.; sie (her)aus-, (her)vor-, (hin)durch-, auf-, empor-, Einem entgegen-s. etc.; selten so ohne Zusatz: Er streckte nicht die Hand [danach aus]. W. 20, 217; auch: Die Hand mit Etwas darin und dann auch: Dies wohin s., vorwärts s. etc., z. B.: Daß ich ein Windlicht in den Brunnen strecke. Uhland 511; Mit gestrecktem Speere [versch. 1c] | mordlustig hingepflanzt. Sch. 32b etc.; Die Zunge aus dem Mund s., aus-, weit heraus-, vor- s. etc.; Sitzend oder liegend die Füße, Beine weit von sich s. (von sich ab-s. Hackländer St. 2, 241; Erl. 1, 8; SoldKr. 6 etc., fort-, weg-s.); bildl. (Bergb.): Der Gang strecket die Füße von sich, d. i. thut sich auf. Jablonsky 365a etc.; Alle Viere (s. d.) von sich s. etc.; Den Fuß, bibl.: den Schuh (Ps. 60, 10 etc.) über Etwas s. etc.; Den Kopf aus dem Fenster s., heraus-s., (her)vor-s. etc., in die Höhe s., auf-, empor-s.; Die Schnecke streckt die Hörner nach Etwas. Eppendorf 119; König Kl. 2, 326 etc. und in dichter. Belebung (vgl. c): Keine .. Halle | streckte Gesäul an des Nordes Kühlung. V. H. 1, 134 etc.
b) (s. a) Sich im Lauf s., rasch vorwärts strebend, nam. von Rossen: Laß dein Roß sich s. Uhland 498 (aus-s. B. 87a) etc.; Gestreckt fortschossen die Rennenden. V. Il. 23, 375 etc. Dazu: Gestreckter Trab (Kohl Pet. 1, 43; Müllner 5, 233 etc.), Galopp etc.; aber auch von einem eifrig einem Ziel Zustrebenden: Jch vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu Dem, das da vorne ist. Phil. 3, 13 = Vorgestreckt nach Dem, was vor mir liegt. etc. und nam.: Sein äußerstes Vermögen (Olearius Reis. 117a); seinen Einfluß (Tieck A. 2, 124); Fleiß (Wackern. 3, 1013¹²); seine Kraft daran s., Alles, was man von dem Genannten hat, zur Erreichung des Ziels aufbieten, daran setzen etc.; ver- altend: an-s. [vgl. anspannen]. Günther 655; Lohenstein A. 1, 41 etc.
c) refl.: lang werden, z. B.: Sich s., er-s., wachsen, nam. von Fischbrut (s. Streckteich), vgl. a und: Des Knaben, der sich zum Jüngling heranstreckte. G. 18, 299 etc.; auch von Nichtlebendem, z. B.: Das Eisen streckt [dehnt] sich (oder streckt sich aus), wenn es gestreckt (3) wird etc., auch: sich lang ausdehnen, ohne den Begriff der Verlängrung, z. B.: Der Weg streckt sich sehr in die Länge. Adelung; Die Küste streckt sich lang und schmal von Süden nach Norden [aus, fort, hin etc.]; Feld, das über die Hügel sich hinstreckt. G. 5, 38 etc.; dazu: Gestreckt, langgestreckt (od. langstreckig. H. 4, 181; 185; Ph. 13, 51 etc.) vom Leib etc.; Einem nicht zu gestreckten noch zu gestauchten (s. d. 1d) Halse. Heinse Hild. 1, 50 etc.; auch (Bergb.): Gestrecktes Feld. Scheuchenstuel 101 etc.; auch übertr.: Sich weit s., wohin s. (er-s.), reichen etc., z. B.: Fürstlich Amt strecke sich nicht dahin, Solches zu wehren. Luther 5, 122b; Das Wörtlein „makariusi streckt sich weiter [ist von weitrem Umfang, umfassender] denn „selig sagen“. 1, 487a etc., vgl. tr. (veralt.): Etwas wohin aus-s., darauf ausdehnen. 191a etc.
3) durch Einwirkung von außen Etwas grade und lang dehnen (s. d. 1): Einen auf der Folter recken (s. d. 2) und s.; Metall hämmernd s. etc. G. 10, 275; Die Zaine (in der Münze) s. oder auswalzen. Karmarsch 2, 718 (s. leiern 2); Den Filz auf der Walktafel s. 282; Die gekratzten Baumwoll-, gekämmten Woll-Bänder s. 1, 126; 3, 636; Die aufgesprengten Glascylinder zur Platte s. oder plätten (s. d. 1d) etc.; übertr.: Jede tragische Begebenheit zum Drama zu s. G. 31, 15; Könnte man das Leben s., wie man kann das Leder dehnen. Logau (L. 5, 345), vgl. er-s. (316).
4) s. streeken. Dazu:
5) imperativ. Hw.: Der Streckbein = Henker (s. 3). Luther SW. 21, 60; = Tod (s. 3; 1a). 36, 325, auch: Streckfuß. Gryphius Fr. 513 etc.
6) Streckung, z. B. zu 3: Volger EE. 450 etc.; ferner zu 1d: Waffenstreckung. Scherr Bl. 3, 380 etc.; ferner in Bezug auf Muskelbewegung: Beugung . . und Streckung. . . Die hierzu dienenden Muskeln werden Beuger und Ausstrecker genannt. Bock An. 225; Beuger und Strecker. 224; Die Rückgratsstrecker. 352; Fingerstrecker etc., vgl. Fortbild.: Ballette .., keine Beinausstreckereien. Hegel 17, 576. Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [2a].
2) Einem eine Ohrfeige a. Gotthelf Oberamtm. 49, mit ausgestreckter Hand verabreichen. An- [2b]. Aūf-: in die Höhe (empor-) strecken. V. Ov. 2, 136 etc.; refl. Hartmann Pet. 203; König 15, 261 etc. Aūs- [2a—c], tr., refl.: sehr gw.; auch [6]. Dahín- [1a etc.]. Dār-: aus- oder hin-s–d darbieten, preisgeben. 2. Macc. 7, 10; 15, 30; Schwab V. 1, 403; V. Jl. 22, 43; Ar. 1, 37 etc. Dúrch- [2a]. Empōr- [2a etc.]: auf-s. Heine Sal. 1, 216; Hölderlin H. 1, 97 etc. Entgêgen- [2a]: Musäus M. 4, 95; Sch. 486b; 394a etc., auch [2c]: Unabsehbar | streckt es [das Reich] der Morgensonne sich entgegen. 672a etc. Er-:
1) refl. [3c]: sich (bis zu einer gewissen Länge) ausdehnen, z. B. von Fischbrut; ferner: Gleich hinter dem Ort erstreckt sich eine große Gemeinweide. G. 26, 165; 4, 10 etc., zumeist mit Wohin oder Wieweit, örtlich auch: Sich hin-e. V. Od. 9, 116; 13, 235; sich hinein-e. G. 18, 331 etc.; übertr.: Erstreckt sich ihr Leben bis in 15te Jahr. Eppendorf 85; Olearius Reis. 400a; Daß die Gewalt .. sich nicht über Gewissen .. erstreckt. W. 7, 171 etc.
2) tr.: Etwas sich e. machen, ausdehnen etc., s. nam. L. 5, 316; Die Arme weit (B. 99a); die Äste bis in die Gallerie hin- ein- (G. 19, 389); die Truppen über den Fluß hinaus (Ense B. 3, 247); sein Leben auf drei Menschenalter (W. Luc. 5, 355) e. etc.; Ich erstrecke diese meine Meinung auf etc. W. 7, 88; Wenn kein Gold mein Lebensziel erstrecket. Uz 2, 48 etc.
3) Erstreckung: Ausdehnung:
a) zu 1, z. B. Burmeister Gsch. 178 etc. (vgl.: Ein Erstreck und Inbegriff von 300 Scheffeln Einfall. Erbvgl. 8); Bergb.: Adelserstreckung, Ausdehnung eines edeln (erzhaltigen) Gangs etc.
b) zu 2: G. Br. 203b etc. z. B. [2a]; [2c], dazu: Eine Fortstreckung der asiatischen Gebirge. H. Ph. 3, 34 etc. Hêr- etc. [1; 2a; cetc.]. Nīēder- [1a; betc.]. I. Úber-: hinüber-s. Immermann Card. 115 etc. II. Über-: zu sehr strecken: Der überstreckte spitze Arm. H. 1!, 332 etc.
Fórt-: Ver-:
1) weidm.: Der Hirsch, Rehbock hat verstreckt, neues Geweih aufgesetzt.
2) veralt., s. voll-s.; vors. 2. Voll-: strack (s. d. 2) vollziehn: Das Urtheil v. . . Dies Strafgericht vollstreckt. Sch. 858; 919b; Buchstäblich zu v. die [den Willen der] Natur. 335b u. o.; Das Todesurtheil | bleibt unvollstreckt. 423b; 436a etc.; Vollstrecker seines Projekts (893a); ihrer Zwecke (ebd.); Seines letzten Willens Vollstreckerin. 308b etc.; Des Urtheils Vollstreckung. 411a; 801a; Stumpf 744b (Verstreckung. 718b). Vōr-:
1) hervor- (s. 2a) oder vor Etwas hin strecken, z. B.: Die Arme (Jahn M. 155; Platen 2, 227) etc.; der Brust den Schild (V. Il. 22, 313) v.; Er fand nicht | vorgestrecket die Flügel des Thors etc. 12, 121 etc.
2) Einem einiges Geld, ein Kapital etc. v., vorschießen (s. d. 3), veralt. auch: ver-s. (s. verschießen 3). Weidner 260 etc. Zū-: z. B.:
1) [2a] Die Hand (mit der Feder) oder: die Feder (Thümmel 7, 91) dem Pult z. etc.
2) So will ich lieber noch ein paar Stunden z. [zuschreiten etc.] bis in die nächste Stadt. Hebel 3, 167 etc.
Stréck~ig: s. strecken 2c. ~lich: s. stracklich. Strēēken, tr.:
(niederd.) den Acker stürzen (s. d. 7h). Landw. Z. (55) 312a, s. Brem. W. 4, 1066.