Faksimile 0412 | Seite 1234
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Strebe streben strebig streblich Strebnis strebsam
Strêb~e, f.; –n:
s. straub, Anm.:
1) Spreize, nam. Bauk. etc.: Freiligrath SW. 1, 377; 383; 415 etc.; Ständer und S–n. Gartenl. 9, 643b; Scheuchenstuel 237; Mit Pfeilern und S–n unterstützt. W. 18, 202 etc.; Flucht- S.: Strebebogen (s. d.). Otte Kunstarch. 346; Holz- S–n, welche das Dach stützten. Prutz E. 1, 241 etc.; mund- artl.: Sich zur S. setzen, zur Wehr, sich sträuben. Ade- lung.
2) Bergb., s. 1; ferner: „Straßen [s. d. 2], welche in diagonalen Richtungen aus einem Hauptbaue nach aufwärts getrieben werden, um die Erze abzubauen.“ Scheuchenstuel 237, s. S–n-Bau.
~en, intr. (haben) etc.:
1) mundartl. = strauben (s. d., auch Anm.), z. B.: Meine Stimme ist wie soll ich doch sagen? borstig, s–d, zu vergleichen als ein Jgel. FMüller (Wackern. 4, 785³³) etc.
2) (s. 1) gleichsam angestemmt, seine Kraft nach oder auf Etwas hin wirkend hervortreten lassen, zunächst von Belebtem, dann überh. von Kraft in best. Richtung Außerndem:
a) mit rein örtl. Angabe des Wohin, z. B.: Vermöge der Schwerkraft strebt jeder Körper nach dem Erdcentrum; Himmelan-s–de Tannen (Stahr Weim. 185), Thürme (G. 31, 23) etc.; Diese Pflanze . ., sie strebt gen Himmel. 13, 139; S. drei Cypressen himmelwärts. 10, 301; Endlich strebte der Wind, glücklich, vom Ufer ins Meer. 1, 243; Heim s. Reithard 72; Heimwärts s. V. Il. 2, 153 etc.; Nach Etwas hin-s. G. 11, 32 etc.; Hinan-s. V. Od. 11, 206 etc.; Hindurch-s. G. 39, 79; Hervor-s. 40, 29 etc.; bei Hervorhebung des erreichten Ziels mit sein, z. B.: Grashalm, an dem ich hinauf- gestrebt war. Kinkel E. 67 etc., s. das Folg.
b) mit Infin. und zu, z. B.: Jemand strebt glücklich zu werden [oder: nach Glück, s. g]; Etwas zu erreichen, zu thun etc. Ferner (c—i) mit Präpos., s. a und —:
c) Alle Bildung strebt an die Hervorbringung eines festen .. Seins. .. Strebte sie nicht an ein solches Sein. Fichte 7, 281, gw. an-s., tr.
d) Jagdglücklich . ., wenn er .. auf Thiere strebt. G. 33, 46.
e) Nach unsern aus einander-s–den [divergierenden] Richtungen. 22, 374; Daß meine Hand, die von Natur nicht zusammenklebte, | noch freigebiger aus einander strebte [sich öffnete]. Rückert Mak. 1, 58.
f) Jedes Hoffen, | für das er sehnlich einst gestrebt. Lenau A. 200; V. Od. 1, 5 etc.
g) Nach Etwas s. 1. Kor. 12, 31; 14, 1 etc.; G. 13, 134; 284; Der Geist strebt nach Erfahrung. 39, 105; Kant Anthr. 153 u. o.
h) Strebe nicht wider [oder gegen] den Strom. Sir. 4, 31; Doch . ., daß solche Ceremonien wider die Artikel des Glaubens .. nicht s. [streiten etc.]. Luther 5, 10a; 221b etc., auch unpers.: Es strebte ihm wider den Mann [war seinem Gefühl, Wesen zuwider]. Kretschmann 5, 386 etc., s. wider-s.
i) Der Mensch soll | immer s. zum Bessern .., er strebt auch | immer dem Höheren nach. G. 5, 41; Immer strebe zum Ganzen! Sch. 90b; Schlegel Gd. 1, 247 etc. k) ohne abhäng. Vhe: Es strebe, trachte angestemmt der Mensch. Cham. 4, 197; 3, 367; Er strebt, er ringt. Freiligrath 2, 30; Wirken und s. Sch. 78a; V. Il. 8, 293 etc., s. 1; m.
1) (s. k) adjekt. Partic. Präs.: Die s–de Kraft. G. 1, 262; Die s–dsten Geister. HHerz 1 etc.; Gleich- (Börne 1, 103), gleichartig- (Burmeister gB. 2, 197), hoch- (W. 17, 89) s–d etc. m) substant. Infin., z. B. (s. k): Sturm und S. der Jagdlust. G. 13, 230; Sein Leben und S. Lewald W. 1, 137; Sch. 492b; G. 2, 101 etc., auch (s. g): Dieses tantalische S. nach .. Genuß. G. 7, 328; Sch. 634a etc.; Zsstzg.: Wahn-S. Ense T. 4, 158; Vorsichtiges Weiter-S. (s. a). Wackern. 4, 1025¹²; Wonne-S. (s. g). WHumboldt Son. 308 etc. n) vereinzelt mit Obj. (= er-s.): Wir s. Vieles. Schefer L. 223. o) refl. mit Angabe der Wirkung: Ringen, sih vom Leibe los zu s. W. 12, 106, s–d sich los zu machen; Sich empor- (Musäus Ph. 1, 110; 3, 44 etc.); Sich aus dem Gewühl (M. 3, 146), aus seinem Nichts (4, 35) hervor- oder vor- (1, 118) s. Dazu: 3) Streber:
a) s. 1 und Strebkatze 1.
b) (s. 2) Dem kühnen frommen Streber. Oehlenschläger Gd. 262; Auerbach Ab. 147 etc.; Die kühne Streberin nach zarischer Selbstherrlichkeit. Scherr Hofgsch. 44 etc.; mit ugw. Fortbild.: streberig. Ense T. 2, 343, rastlos (zapplig) s–d. 4) (s. 2, nam. 2m) Die unruhigen Wünsche und Strebungen. Arndt B. 375; Auerbach SchV. 10; Tieck N. 7, 193; Ense D. 6, 16 etc.; Kleine Nebenstrebungen. 5, 8 etc., vgl. be-s. Zsstzg. zu2, z.B.: Áb-:
1) intr.: fort-, weg-s.: Die von dem Irdischen a–de Seele. Klencke Stolb. 1, 99 etc.; auch: Auf- und a–d. G. 31, 315 etc.
2) tr. (selten): Dein Ruhm, den dir kein Einziger abstrebt. B. 222b, strebend abgewinnt. An-:
1) intr., z. B.:
a) ohne abhäng. Vhe = hinan-, hinauf-s. G. 10, 309; 29, 330 etc.; Hoch a. Schlegel Sh. 8, 43 etc.
b) mit Präpos.: Zur Vereinigung a. G. 36, 73 etc.; Gegen Etwas a. 32, 87; 39, 130 (körperl., s. [1]: Heinse A. 2, 55).
c) zuw. mit Dat.: A–d dem Bord. Baggesen 1, 67; Platen 1, 312 (vgl. zu-s.).
2) tr.: Etwas a., zu erreichen streben (s. er-s., auch = strebend erreichen, erwerben). Schlegel Mißd. 66; V. Th. 21, 41 u. v.; Ugw.: be-a. Volksz. 10, 67.
3) Anstrebungen. H. 14, XVIII; Ph. 10, 348 etc. Āūf-: in die Höhe (empor) streben: G. 9, 253; 22, 79; 35, 170; V. Od. 1, 129; 9, 186; W. 16, 46; 165 etc., s. ab-s. Be-: Sich b. [strebend bemühen], Etwas zu thun; um, nach (G. 21, 162 etc.), zu (W. 12, 226) Etwas etc., wohin etc. (G. 1, 297 etc.); Bestrebt sein, Etwas zu thun etc.; Das B. (G. 22, 119; 24, 173; 205 etc.); Das Heil-B. der Natur. Schmarda 1, 474; Kunst-B. Gervinus Sh. 1, 141 etc.; Bestrebungen. Sch. 770b etc. I. Dúrch-, intr.: hindurch-s. V. Od. 5, 416 etc. II. Durch-, tr.: strebend durchdringen, bewältigen. 223; 13, 91; Il. 3, 61; Nach kühn durchstrebten Pfaden. Echtermeyer 2, 521; Gervinus Lit. 5, 133 etc. Eīn-: hinein-s. G. Sch. 2, 176. Empōr-:
1) intr.: auf-s. G. 10, 197; 14, 115; 26, 178; V. Od. 5, 322; Über die Grenzen der Menschheit e. W. 27, 318; 18, 113; Wie alle Haare vor Schrecken e. [1]. Luc. 1, 178 etc.
2) [2o]. Ent-: mit Dat.: von Etwas weg-s. Fouqué Gd. 1, 21; 29; Salis 120. Entgêgen-: Einem e. Klinger 10, 198; Entgegenstrebungen. Ense T. 4, 392. Er-, tr.: s. an-s. 2: Droysen Y. 1, 231; Freiligrath SW. 3, 88; Gleim 3, 31; Sch. 391b; V. Od. 8, 148. Fórt-: weg-s. B. 213a etc.; weiter streben. G. 31, 333; Tiedge 2, 36. Gêgen-: entgegen-, wider-s. Oppenheim 9, 258; V. Od. 16, 238 etc.; Sein G. G. 22, 202; Gegenstrebungen. Ense D. 6, 590 etc. Hín- etc. [2a; o]. Mít-: M–de Zeitgenossen. G. 32, 202. Nāch-: etwas im Dat. Genanntes zu erreichen streben. 5, 41; 42; 222; 6, 356; 10, 303; 25, 186; Sch. 220b; 905a etc.; Das unvollkommne N. G. 14, 168; 17, 292 etc.; ugw. tr. (s. an-, er-s.): Die Ähnlichkeit ist nicht | auf die Art nachgestrebt, wie Ihr es meint. Oehlenschläger Corr. 39. Rück-: (s. zurück 2) Ihr unverantwortliches R. G. 27, 497. ūber-, tr.:
1) Etwas ü., strebend überwältigen, überstehn. Canitz 129; Schaidenreißer 1b; 52a; 54b etc.
2) Schon ü. | sich wechselnd beider Kämpfer Häupter. IBMichaelis 9, Jeder strebt über den Andern empor etc. Vōr-:
1) V–de und rückwärts-s–de Thätigkeit. Görres V. 55; Ein starkes V. zur Freiheit. Ense T. 4, 182; D. 6, 176; G. 22, 293; 38, 66 etc.
2) etwas im Dat. Genanntes hinter sich zu lassen streben (vgl.: voraus-s. Platen 4, 337) oder: es strebend hinter sich lassen: V. Od. 4, 201; Sh. 1, 77 etc.
3) [2o]. Wīder- [1h]:
1) ein der Wirksamkeit des im Dat. Genannten entgegengesetztes, ihr entgegenwirkendes Streben hervortreten lassen, von Pers. und Sachen. G. 6, 354; 13, 159; 284; 324; 22, 81; 26, 188; 35, 278; Sch. 232a; 666a etc. (veralt.: Hab deinem Willen ich doch nicht gewiderstrebt. Weckherlin Gd. 105 statt: widerstrebt); auch ohne Dat.: G. 10, 30; Luther 6, 324b; Sch. 350b etc., nam.: W–d. Immermann M. 2, 147 etc. und subst. Inf.: Ohne W. G. 18, 277 etc., vgl. Widerstrebung. Ense T. 4, 392; Sturz 2, 186 etc.
2) Etwas zu Thundes widerstrebt Einem; seinem Sinn, Gefühl, Herzen etc., ist ihm zuwider; er, sein Sinn sträubt sich dagegen etc. Fichte 6, 463; Dem Jüngling widerstrebt’s, eine Göttin .. zu heirathen. G. 33, 38; Zelt. 1, 261 etc. Zū-: nach dem im Dat. Genannten hin-s. Immermann M. 3, 197; Roquette NE. 348. Zurück-: G. 3, 338 etc., vgl. rück-s. und als Ggstz.: vor-s. 1.
~ig, a.:
Zsstzg.: Wider-s. Droysen Y. 1, 92, widerstrebend.
~lich, a.:
Zsstzg.: Wider-: widerstrebend. Kl. Gel. 284; pass. nam. im Ggstz.: Un-w., unwiderstehlich etc. H. Ph. 10, 82; Tieck 4, 201.
~nis, n., –ses (f.); –se:
das Streben. Jahn M. 26; 164 etc.; Er-S. 126; Be-S. Herrig 30, 386 etc.
~sam, a.:
1) voll regen Strebens. G. 12, 146; 24, 135; 27, 56 etc.; S–keit. Gervinus Sh. 1, 229; Be-s. G. 33, 114; Be-s–keit. 36, 70 etc.
2) pass.: (er)strebenswerth, zu erstrebend, in Zsstzg.: An-s. Gutzkow R. 6, 251; Als er-s–es Ideal. Volksz. 11, 40.