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Sträuben Straub-Sträuben icht Sträubenig
Strǟūben: s. strauben:
1) tr.:
a) Lebende Wesen s. das Haar, Gefieder etc., dies richtet sich straub, starrend empor, z. B.: Amor sträubt die Flügel (Cronegk 2, 344), der Hahn das Gefieder (Denis Vorb. § 5), die Katze die Haare (Keller gH. 1, 256), die Säue die Borsten (Luther 6, 497b), der Wiedhopf den Federbusch (Rückert Erb. 1, 21), der Leu die Mähne (Rost. 82a); Nun sträubt .. der Krieg [personif.] den zorn’gen Kamm (s. d. 33a). Schlegel Joh. 4, 5; Sh. 6, 11 etc.; bes. oft pass. Partic.: Gesträubte Haare, Mähnen etc.; Kakadu’s mit hochgesträubten Hauben. FHoff- mann Waldm. 268 etc., vgl.: Wie ein Gockelhahn .. die Flügel munter sträußt. Drollinger Gd. 104 etc.; Die Pfauen . ., wenn sie ihren Hintern .. aufsträußen. Pestalozzi 4, 305; [Der Fink] sträußt das Schöpfchen .. auf. Tschudi Th. 89.
b) faktit. zu a: Zu Stacheln sträubt dem Feigen das Haar | der Anblick. Baggesen 5, . .; Weinesgluth | rast im Blick, | sträubt das Haar. G. 2, 22 (Zachariä Tag. 70); Etwas, das Ihnen jedes Haar auf dem Kopfe zu Berge s. soll. L. Gal. 4, 5; Thümmel 1, 11; 8, 139 etc. und adjekt. Partic.: Haar-s–d. Freiligrath 2, 168; Gotthelf Sch. 19; Die haar-s–dsten Stellen. Seydelmann 2 etc. 2) refl., z. B.:
a) (s. 1a) Zu Berge sträubte sich mein Haar vor Grausen. Cham. 4, 96; Dingelstedt 250; Heine Verm. 1, 91; Indem sich ihre Federn .. sträubten und krausten. Immermann M. 3, 171 etc.
b) sich starr aufgerichtet stemmen, z. B.: Dann hätte er sich [wie Simson] gegen die Eckpfosten gesträubt. Stilling 2, 10 etc., bes. aber: sich sperren, spreizen, zur Wehr setzen etc., z. B.: a) ohne abhäng. Vhe: Trulle sträubt sich, zappelt, schreit. Gotter 1, 36; Du „streibest“ dich umsonst. L. 7, 444; V. 3, 48; H. 2, 148; Zwar sträubt er sich wie ein gefangner Aal. W. 11, 262; 10, 22; 113; 15, 55; 20, 243 etc., auch: [Da] wollt sich erst auch ein Strudel s. Fischart, Wackern. 2, 151³⁰, vergl.: Die Limmat . . wollt sich erstlich etwas straußen. 144³¹ etc. 8) mit abhäng. Präp., z. B.: Daß Doris .. sich bei meinenKüssen sträubt. Cronegk 2, 276; Sträubte sich ihre Hand in der Hand der sie Haltenden etc. Engel 8, 350; Unter deren Widernatürlichkeit sich seine Seele sträubt. Sch. 102a; Als vor jenem Throne | tiefgebeugt wir uns gesträubt. Platen 6, 15, ugw., fast = s–d uns gebeugt etc.; bes.: Sich s. gegen Etwas (G. 39, 69; Sch. 239b; Thümmel 4, 184; 7, 50), wider Etwas (JvMüller 6, 242); Sträubte er sich nicht mehr dawider, sich verbinden zu lassen. Ense B. 3, 53 etc. und so bloß mit Infin. und zu: D. 6, 367; Rückert N. 272; Doch sträubt mein Herz sich [dagegen], einen Lohn zu nehmen. Shakspeare 6, 220; V. Od. 2, 52 etc. γ) im gehobnen Stil mit Dat. (statt gegen): Sie sträubte sich nicht der Umarmung. Ov. 1, 221; Ant. 2, 5; So sträubt die Schnepfe sich der Schlinge. Schlegel Sh. 8, 215 etc. 3) mit Wegfall des sich (s. d. †, vgl. strauben), s. Zsstzg., gw.:
a) Part. Präs.: a) (s. 2a) Des Helden s–de Haare. G. 1, 238; HKleist E. 1, 311; Mit hoch-s–dem Haar. V. Il. 4, 533 etc., auch: Ein s–der Borstwisch. Zachariä Phant. 4, 27, struppig etc. ) (s. 2b) Lehre, | die er [Newton] von dem Gesetz der s–den Natur entwand. Thümmel 2, 5; W. 20, 164 etc.
b) substant. Infin., z. B. (s. 2b): Der Ritter sträubt sich zwar, allein da hilft kein S. 43; 10, 50; 12, 267; Sch. 124b etc., auch (s. 2a): [Das] macht mir Grausen und Haar-S. Tieck Okt. 119 etc. 4) selten (vgl. 3b): Die Sträubung einergroßen Seele. Jris 3, 218. Zsstzg. z. B.: Āūf-:
1) [1a] Der Wiedehopf sträubt seine Tolle (Spielhagen Ver. 21), die Haube (Tschudi Th. 81) auf etc.; Aufgesträubte Ohrfedern (324), Tolle (Mügge Verl. 2, 1), Haare (Auerbach D. 2, 357 etc.).
2) [1b] Pyrker 476; Sch. 559a; Tieck Makb. 1, 3 etc.
3) [2a etc.] Er sträubte sich auf wie ein Truthahn. LBüchner Leb. 14 etc. und [3]: Meine Seele sträubt auf. FMüler F. 62, starrt entsetzt auf etc. Empōr-:
1) [1a] Emporsträubt eine Gluckhenne ihr Gefieder (Musäus M. 2, 68), ein Eber den borstigen Rücken (V. Il. 13, 473) etc.; Sein emporgesträubtes Haar. Geßner 1, 174.
2) [1b] Entsetzen (Gotter 2, 124), die Furcht (Houwald 3, 28), ein Wort (Müllner 2, 155) sträubt Jemandes Haar empor etc.
3) [2a] E. sich die Haare (Cham. 3, 23; 4, 105etc.), wie Borsten die Augenbrauen (W. 15, 28) etc., auch [3]: Wobei . . seine Haare . . e. Hackländer T. 2, 52; Das stopplichte Haar sträubet zum Jgel empor. H. 15, 337 etc.; ferner [2b]: Er sträubt .. mit unsäglicher | Anstrengung sich empor. HKleist Hint. 265, und [3]: Er sträubt empor. G. (s. Frese G. 1, 69). Entgêgen-: z.B. [2a]: Jris 3, 153 etc.; [2b] Wiewohl sich Magen, Herz und Niere | e. W. 12, 24; Der keinem Schicksal sich entgegensträubet. WHumboldt 4, 365, vergl.: Sie hemmt kein Gegen-S. 377 etc. Um-, tr.: sträubend umschlingen etc.: Den schlangenumsträubten .. Hals [des Cerberus]. V. Ov. 2, 159. Wég- [2b]: sich sträubend, widerstrebend wegwenden. Kosegarten Po. 1, 166 etc.
Strāūb~ (strǟūb~) icht, ~ig, a.:
sträubend:
1) (s. sträuben 3ac) struppig, z. B.: Den straubigen Hals seines Kleppers. Eichendorf Lärm 39; Mit straubigem Bart. Forster A. 1, 137; R. 1, 161; Die mit Dornen etc. straubigen Felsengehänge. It. 1, 198; G. 30, 429; 31, 81; L. 1, 115; V. Ländl. 4, 631; Straubig vor Zorne. Ov. 2, 1 etc.; Sträubiges Haar. Forster Sak. 166; Auf sträubig höhem Rücken [des Meers]. G, 12, 163; H. Ph. 4, 6; 11; Spind- ler Vog. 2, 249; Zachariä 1, 337 etc.; Haarstruppige, mähnenstraubige Rosse]. Rückert N. 231 etc.
2) (s. sträuben 3a8) sich widersetzend etc.: Gegen Sträubige und seiner Landsturm-Ordnung Ungehorsame. Arndt B. VII; Rückert BE. 1, 54; Mak. 1, 54; Aufthat ich die Pforten, die nicht sträubigen. 121 etc.; selten ohne Umlaut: Die straub’gen Räuberbanden. Schlegel Rich. II. 2, 2.