Faksimile 0410 | Seite 1232
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straub Straub- strauben
Strāūb, a.:
starrend rauh; borstig; spröde etc.: Harte und s–e Hände wie ein Reibeisen. Schm. etc.
~, f.; –n:
1) das durch Schlagen, Stoßen etc. straube (zerfaserte) Ende eines Steckens etc. Adelung (vergl. Bart 4d).
2) (s. 1) Bergb.: die vom Gezähe abgeschlagnen Stücke. Ders. 3) ein krauses Backwerk, Spritzkuchen (s. d.). Wackern. 3, 667²³ etc.; oft verkl.: Sträublein. Hebel 3, 331; Schwab V. 1, 322; Sträuble. Auerbach D. 4, 130; schwzr.: Strübli. Gotthelf Oberamt. 25 etc.; Mehl-, Spritz-, Zucker-S. etc. 4) verkl., als Bez. niedlicher Pers., nam. bei Rückert: Mein holdes Sträubchen! 1, 324; Da erhob sich ein zierliches Sträubchen. Mak. 2, 188 etc.
~en, intr. (haben); refl.:
straub, starr empor stehn oder sich richten; sich sperren; zur Wehre setzen etc., dazu faktit.: sträuben, s. d., vgl. Radloff Tr. 74 und nam.: Zwinge mindstens in kein Band, | liebes Glück, sie s–d ein. Göckingk Lieb. 27 (von Matthisson A. 8, 220 geändert in: sträubend); Sie darf sich darum nicht s. Rückert 2, 118; Die s–den Haar. Ryff Th. 45; Wenn sich die Haare s. wie Sauborsten. 48; Die Glieder | schauderten mir und es straubte das Haar. V. Ov. 2, 43; Wenn in starrenden Borsten mir rings auf-s. die Glieder. 324; Daß empor die gelbliche Mähn’ ihm | straubte vor Wuth. Th. 25, 245 etc.
Anm. Strauben, ahd., mhd. strûben, wohl mit Grundbed. des Sich-Sperrens, Spreizens (die scheint es in der Wurzel str– mit versch. Auslaut liegt, s. streben, ahd. strëban, mhd. strëben; Strebe = Spreize etc.; ferner: straußen = sperren, spreizen, mhd. striuzen, dazu: Strauß, mhd. strüz, sowohl: der sperrige Busch, Feder-, Blumenbusch etc., als auch: das sich-sperrend-zur-Wehr-Setzen, der Kampf; s. einerseits: Strauch, ahd., mhd. strüch, vgl. ahd. struot, mhd. strut, Gestrütte, n. L. 11, 108; Gestrütticht, n. Schottel 12; dazu stru(o)tare, Ströter. Hos. 6, 9; Luther 5, 286b; SW. 60, 278 = Strauchdieb, Buschklepper etc., wie andrerseits; streiten, ahd. stritan, mhd. striten etc.). Dazu: straub, mhd. strûbe, so noch schwzr. (s. Stalder): Du musst .. barten [dich barbieren], so strube lass’ ich dich nicht weg. Gotthelf Sch. 167 (Kompar.: strüber. U. 2, 338); Strube Dächer. G. 227 [struppige Strohdächer]; Einem struben [starren] Weidstock. U. 2, 333 etc.; Es geht strub (zu). G. 61; 204; 291; Sch. 407 etc., es setzt harte Kämpfe etc.; rubigenstrub. U. 2, 307, kraus-struppig, danach übertr.: starrsinnig etc. (s. Stalder 2, 285; 410); Die strublige [struppige] Kuh. U. 1, 180; Das Haar ungestrubelt [ungekräust]. Sch. 207; Aufgestrübelt und aufgedonnert. G. 20; Mit einem verstrubelten Bart. Moscherosch Gs. 1, 460 etc. (s. auch Struwelpeter); niederd. struf. Brem. W. etc. (s. straufhärig. Döbel 1, 117a etc. und von Mädchen = spröde —: strüf. vHorn rhD. 2, 252 etc.), vgl. Strobelkopf (s. d.); Zotticht, stroblicht. Brockes 9, 270 etc.; Sein Haar gestrobelt. HSachs G. 1, 159; Strobelte sich [sträubte das Gefieder] das Federvieh. Immermann 12, 71; Ein Huhn, das alle Federn aufgestrobelt. Tieck 3, 251; Die Haare und Halskrausen verstrobelt und verzobelt. Auerbach D. 103 (auch: Streber, Ströber, s. Strebkatze 1; und nach Ade- lung auch: Strobel, m., lat. strobilus, Zapfen des Nadelholzes, nam. Zirbelnuß). In der heutigen Schriftspr. nam. straubig (s. d., eig. und bes. mit Uml. übertr.) und struppig, s. d. und Gestrüpp (Nbnf.: Gestripp, selten: Das Struppich. W. 34, 260), vgl.: Straubfuß (Igelsfuß, Igelsmauke, Struppe). Zile Th. 54 (Strupfe, f. Schm.); Struppt sich das Haar. Rohlwes Th. 4, 587; Die stachelköpfigen Eidechsen oder Strupper. Oken 6, 614 etc.; Im Dickicht verstrüppter Gesetze. Börne 4, 142 etc.; vereinzelt mit „pf“, z. B.: Meine strupfichten Locken. Hölty 20, vgl.: Mit „strumpfigten“ Gefieder. Gellert 1, 111 etc. und schwzr. strupfen und strum- pfen = schrumpfen. Stalder 2, 411 und z. B.: Den ge- strupften Arm. Haller (11. Ausg. 1778) S. 97, wofür es in der 8. Ausg. S. 97 „gestrumpften“ heißt, s.: Ein-strumpfen, -strupfen. Grimm; Seine verstrupften Dienstboten. Gotthelf U. 1, 236; Die Nerven ganz verstrupft und eingeschnurrt. Stadelmann Eins. 409 etc.; so sich vermischend mit dem Frequentativ von straufen (ahd., mhd. stroufen) = streisen (s. d. worin sich straufen und streichen gemischt zu haben scheint, vgl. lat. stria; Striem; streimen etc.) Schm. 3, 683; 688 und z. B.: Dasselbe Hosenbein, das Jener abgestraufet. Rückert 5, 417 etc.; Des Vaterlandes Fesseln abzustrüpfen. 2, 167; W. 2, 219 etc.; Äste, kahl gestrüpft von Ungewittern. Mak. 2, 151 etc., vgl. (s. Brem. W. 4, 1061): Einem halsstarrigen Kopf die Haut abstrippen. Moscherosch Gs. 1, 485; So zu stripsen an dem Recht. Droysen A. 3, 53 etc. (s. Strippe etc.).