Faksimile 0403 | Seite 1225
Faksimile 0403 | Seite 1225
Faksimile 0403 | Seite 1225
stören Storger Störlen Störlich Störnis
Stȫr~en, intr. (haben), tr. und (4) refl.:
(ahd. stGran, mhd. stoeren, vgl. Wackern. Gl. 504)
1) stochern (s. d.), purrend stöbern, eig. und übertr.: In ein Wespennest (s. d.) s.; Einer stört mit der Fischtrampe unter die Wurzeln. Zink Ök. 1, 872 etc. (vgl.: Der Störer, damit man die Fische in Hamen jaget. Luther SW. 61, 306); Störet dorten unter Holz und Steinen, | bis sie eine gift’ge Schlange findet. Talvj 2, 94 etc.; Im Kalender s. Thümmel 3, 47, (zeitrechnend) suchen etc.; Nach Etwas s. 1, 8; 4, 84; Schlegel Sh. 7, 59 etc., auch tr.: Ich muß mir die Zähne s. Leisewitz Jul. 19 [müßig sitzend] etc.; Etwas durch einander s. Sch. 765b [= „schütteln.“ 8a] etc. Mehr mundartl. Nbnf. (s. Schm. 3, 656; Weinhold 94b und das dort Angeführte): Mit der Nadel darin zu stüren. Kurz Sonn. 152; Er stürte unter den Musikalien. Pfeffel Pr. 3, 13 etc. (Zahnstierer. SClara EfA. 2, 739) etc.; In diesem Misthaufen .. störlen. Reiske (L. 13, 448); Sterlet es so in dem Sande herum. Weise Jak. 206 etc. (Der Stiel vom Butter-Sterl. Krünitz 7, 441, womit die zu butternde Milch umgestört, umgerührt wird; Stirl); stirlen; stülen. Zinkgräf 2, 33 etc.
2) vergl. 1, s. Stör 2.
3) am häufigsten (s. 1, z. B.: Was wühlt er . . | und stört die Leiche? Cham. 3, 337 etc., auf-s. etc.): durch beunruhigendes, belästigendes, hinderndes Eingreifen unterbrechen, oder was stärker hervorgehoben wird durch ver-s. (s. d. 1) aus der Ordnung, aus dem gehörigen, erwünschten Stande bringen:
a) Jemand oder Etwas stört Einen in Etwas (z. B. in seiner Arbeit, Ruhe, seinen Gedanken, seinem Vergnügen etc.) oder: stört Etwas (sein Vergnügen, die öffentliche Ruhe etc.); Einem sein Vergnügen s. etc.; Störe ich [Sie]?; bitte, lassen Sie sich 154 durch mich nicht s. etc.; Störe meine Fragen nicht! G. 13, 118; Alles weg, was deinen Lauf stört! 4, 13; Hölderlin H. 1, 54; Immermann M. 1, 335 u. o.
b) zuw. mit Angabe des Erfolgs: Klagen, | die weit das Lied von hinnen s. Lenau A. 230; Einen aus der Ruhe, dem Schlaf s. etc.
c) adjekt. Partic. Präs. (s. decken, Anm.): Seine Kränklichkeit wurde häufig den Ehrenbezeigungen s–d. Ense B. 3, 558; Eine für den ganzen Organismus s–de, jazer- s–de Form. Gartenl. 10, 375b.
d) adjekt. Partic. pass.: Verrückt (s. d. 4), wofür das Wort „gestört“ nur ein mildernder Ausdruck ist. Kant Anthr. 141; Gestörtheit. Ense T. 3, 107 = Geistes gestörtheit; im allgm. Sinn verneint: Ungestört zusammenleben. . . Das Glück ungestört genießen. G. 15, 8; 4, 6; Der ungestörte Gang. Volger EE. 172 etc.; Ungestörtheit. Demokr. Stud. 193; Pröhle J. 114 etc.
e) Sie trieben den Störer aus der Kirche. Alexis H. 2, 3, 2; V. Il. 19, 79; W. 26, 375 u. o., auch von Personif.: Der Mond ging auf, der Störer unsrer Freuden. 10, 124; Welche die Vernunft für die Störerin unseres Vergnügen gehalten. Mendelssohn Ph. 1, 35; 57 etc.; Freude(n)- (Börne 1, XV), Frieden(s)- (Rückert Morg. 1, 43; W. Luc. 6, 306), Liebe- (Sch. 132a), Ordnungs- (G. 35, 165), Ruhe- (W. 18, 262; 19, 193) Störer(in) etc., vgl. (in F) das imperat.: Störe(n)fried.
f) Störung. Kurz 3, 225a; Wackern. 4, 1215¹7; Störungen der Planeten. Littrow 575 (ein Abweichen von der elliptischen Bahn bewirkend) etc.; Ruhestörung etc.
4) (s. 3) Sich s. an mit Dat., sich an Etwas als Hindernis stoßen, sich dadurch s. lassen. Brentano Wehm. 101; König Kl. 2, 394 etc.; ugw. mit Acc. Stilling 4,245. Zsstzg. z. B.: Áb- [1]: Der Herbststurm störet | ab die Blätter. Kosegarten Po. 1, 156, s. herab-s. Aūf- [1; 3b], z.B.: Den Docht a. Gartenl. 9, 674a etc., vgl.: Einen Funken zu einer Flamme aufstieren. W. (1794) 6, 248 etc.; Er störte Alles um und auf. OMüler Bürg. 121 etc.; Wild a. [aufstöbern]. Wackern. 2, 1300³³; Schriftstücke etc. a. [stöbernd auffinden]. B. 463b; Thümmel 7, 45 etc.; Jetzt hätte den Betrug sein Eisen aufgestört. Sch. 29a; Pers. oder| Personif. (aus der Ruhe etc.) a. Cham. 4, 21; Ense D. 2, 482; T. 4, 3; Was stört .. dein Blick | für Bilder in mir auf? Thümmel 2, 96 etc.; Unaufgestört von Harm und Noth. B. 26a. Aūs- [1]: Ein volles Mäuseloch a. Lichtwer 62, störend ausnehmen etc. Durch- [1]: durchstöbern. Forster R. 1, 254; Musäus Ph. 2, 158; Sch. 753b; Lengf. 398; Tiedge Ep. 1, 99; Uhland 511 etc. Empōr-: auf-s. Immermann M. 1, 334. Hêr- etc. [1]: Sturm, der meine Blätter herabstört. G. 14, 141 (s. ab-s.); Etwas hervor-s. Göckingk Lieb. 36 etc.; guch [2]: Müßiger Herumstörer. Ense D. 2, 69. Um- [1]: umwühlen, intr.: in Etwas. Lenau A. 161, etc.; tr.: das Nest. Musäus Ph. 1, 185 etc., s. auf-s. Unter- [1]: Ein Feuer u. Luther SW. 60, 307. Ver-:
1) s. [3], z. B.: Jemand im Schlummer oder Dessen Schlummer stören, ihn erwachen machen; Jemandes Schlummer (Cronegk 2, 199), ihm die Nächte (Cham. 4, 269) v., bewirken, daß er nicht gehörig (ordentlich) schlafen kann; Wer ist so unverschämt, | den Wohnsitz meiner Ruhe zu v.? Tieck Okt. 54, gw.: stören, so auch: Dort verstört [hemmt etc.] .. | das Gespann ein grauer Stein. Schwab 225 etc., dagegen nur: Daß man zu Ställen | die Kapellen dort verstörte. Schlegel Span. 2, 76 (vgl. 3); Dann sucht er [der Frühling] sein Spielzeug wieder zusammen, | das der alte Winter verlegt und verstört. Hungari 1, 16 (vgl. 2); In einer unverstörten Perücke. Ebert Y. 5, 107, die nicht in Unordnung ist; Meine verstörten [zerrütteten] Nerven. PHeyse NN. 3, 166 und bes. oft: Einen v., außer sich bringen etc. (s. zer-s. 2); Verstört dich denn mein Blick so sehr? WhMüler 1, 22, ist er dir so zuwider? etc.; Über Etwas verstört und unmuthig sein. Weidner 34; Verstört sein (G. 28, 315), werden (Rückert Mak. 1, 70), sich fühlen (Schlegel Haml. 3, 1), aussehn (Auerbach Gv. 8), so auch: Sein verstörtes Gesicht. Thümmel 7, 44; Die angstverstörten Kindergesichter. Rank Arm. 83 etc.; Verstörer meiner Ruh und süßen Schlafs. Schlegel Rich. III. 4, 2; Spiel- verstörer. Fouqué Dr. 1, 125 etc.
2) zuw.: störend zerstreuen, verjagen, s. 1: Hungari; Die Diebe v. Adelung etc., seltner: Die .. viel blauen Dunst verstörten (vgl. 3). V. 4, 116.
3) veralt. sehr gw. = zer-s.: Wehe dir, du Verstörer! meinest du, du werdest nicht verstöret werden? Jes. 33, 1 u. o. (Verstörung. 15, 1 etc.); Wackern. 2, 337³²; 366⁴; Weckherlin Gd. 32 etc., selbst noch: Ganz verstörte und zermorschte Pfähle. Niebuhr Nachg. 199. Wég- [3b]: G. 26, 212. Zer-:
1) [3] eingreifend zernichten, z. B.: Die organische Lebendigkeit stören, aber nicht z. G. 27, 69 (22, 98; Stahr Par. 2, 96 etc.); Was seinen Wohlstand unterbricht oder ihn gar zu z. droht. W. 24, 112 etc.; Reiche, Städte z. etc.; selten mit pers. Obj. FMüller Niob. 1, 1; Sch. 493a etc.; ohne Obj.: Unfrieden zerstört etc., bes.: Die z–dsten Kräfte. Mundt Rob. 2, 47 etc.; Etwas hinweg-z. Laube DW. 8, 126; Zerstörung. G. 5, 19; 13, 155; Sch. 383b etc.; Jene Flur- undWaldzerstörungen. Kohl A. 3, 296; Selbst- (Kapp Aufr. 14), Welt- (Cham. 3, 363; Rückert Morg. 2, 216) Zerstörung etc.; Zerstörer(in). Sch. 113a; 792a etc.; Sich selbst zerstört die Allzerstörerin. Giesebrecht Ep. 59 etc., dazu: Zerstörerisch, a. (= z–d). Immermann M. 2, 230; Scherr Bl. 1, 177; 192 etc.
2) veraltend = ver-s.: „Warum seht ihr so blaß?“ Und du so zerstört. Klinger Zw. 69; JP. 2, 175; Sch. 728a; G. 2, 148 etc.; Bei dieser fürchterlichen Zerstörtheit im Innern. Kürnberger Am. 481.
Stórger: s. Stör 2. Stȫr~len: s. stören 1. ~lich: s. störbar. ~nis, f. (n. Lewald Hel. 2, 121, –ses); –se:
Störung. Dingelstedt Hept. 2, 57; Laube Lustschl. 2, 15; Heine Lut. 2, 27; Sal. 1, VI etc.; Zer-S. 8 etc.