stolz
Hagestolz
stolzen
Stolzheit
stolzieren
stolziglich
Stólz: I. a.:
–est: von erhebendem — oft auch: von sich überhebendem — Selbstgefühl erfüllt; in solchem Gefühl gegründet, ihm gemäß etc. (s. II; eitel 1d; hoffährtig; hochmüthig; aufgeblasen etc.) von — und in Bezug auf Pers., zuw. auch auf mehr oder minder Personif.: S–er Pfau (s. d.); Der s–e Gang des Pferds etc.; Der Hirsch geht s., mit ragendem, ganz verecktem Geweih; Deine s–en Wellen. 38, 11; Den s–esten Segler [Schiff]. DBl. 2, 320; Die Burg, | die s. bethürmt .. ragt. 1, 1, 62; 2, 275 ¹³ etc.; Die Eiche . ., auf ihre Wurzeln s. D. 160 u. o.; S.über 13, 62; Gsp. 1, 252), ob 3, 75) Etwas; dichter. auch mit bloßem Gen. Ov. 1, 99; 2, 296; 15, 226 etc.; S. von Gebärden etc.; Demüthig vor Gott, s. vor den Menschen. V. 4 etc. Zsstzg. (vergl. II) z. B. verschmelzend mit Adv.: Albern-, demüthig-, dumm-, edel-s.; ferner: allzu oder über-s.; bäurisch oder bauern-s.; pfauen-s. Hint. 235 etc. und entsprechend einem auf, z. B. Unter allen S–en halte ich den National-s–en, sowie den Ge- burts- und Adel-s–en für den größten Narren. Lit. 5, 378; Ahnen-s. 1, 45 etc.; besitz-s. 223 etc.; bettel-s. Fat. 2, 105 u. o. (ohne entsprechende Basis); freiheit-s. V. 154; geld-s. Lut. 2, 214 etc., macht-s. T. 4, 186; rang-s. Soph. 1, 69; sieg- 4, 100) oder sieges- (1, 241) s.; tugend-s. Bl. 1, 320 etc., auch (s. o.): Die Schwäne . . flügel-s. 154; Gedanken- s–e Stirn. Rom. 214; Zu der sagen-s–en Martinswand. V. 2, 238 etc. — I. m., –es; (–e):
1) das Stolzsein (s. I, vergl. auch für die Belege — Eitelkeit, Hoffahrt, Hochmuth, Ggstz.: Demuth): Edler 4, 1, 115 etc.), echter 7, 290), falscher 11, 156), ruhmrediger Sh. 7, 165) S.; Der S. auf Etwas; Der S., für das Vaterland zu sterben. 5, 101; den größten S. in (seltner: auf. 20, 100) Etwas setzen etc.; personif. 2b; Sh. 8, 14 etc., vgl.: Stölzichen, das Hündlein (s. d. 1g). SW. 61, 186 etc. Bsp. der seltnen Mz. und zugleich der Zsstzgn (vgl. I): Die S–e: Adel-S. sitzt auf hölzernem Pferde; | Bauer-S. wälzt sich auf der Erde; | Bürger-S. geht auf hohen Hacken; | Geld-S. steht auf gelben Schlacken; | Dichter- S. fliegt in den Himmel hinein: | wo mag der stolzeste S. wohl sein? 2, 391; Adel-, Rang- und Ahnen-S. Mar. 1, 28; Es giebt [in Frankreich] keinen Beamten-S., keinen Hofraths- S., keinen Soldaten-S., keinen Adel-S., keinen Professoren- S., keinen Studenten-S., keinen Kaufmanns-S. 4, 341; Adel-S., Geld-G., Glaubens-S. 8, 283; Den Bettel-S., der mitmachen will und nicht kann. Ph. 3, 17; Weder Grob-S. noch Dumm- S. 5, 237; Edel- S. 3, 190b; Erb- S. [ererbter]. 156 u. ä. m. —
2) der Ggstd. des S–es (1); Das, wor- auf man stolz ist oder sein kann. 4, 330; Der Baum, der Erde S. 6, 63 u. v., vgl. iron.: Vaterstölzchen. 9, 1, 15, von einem durch den Vater Verzognen etc. — III.
Hāgestolz: 1) m.: a) alter Junggeselle (s. Anm.). 11, 134; 136; 12, 152 etc. In Bezug auf Abwandl. bem. wir: Des H–en. 1, 125; Kl. 1, 306 etc., seltner: Des H–es oder uv.: Reis. 2, 17; Dem H. 62; V. 257; Phant. 1, 452 etc., neben: Dem H–en; Den H. 1, 121 etc., neben: den H–en. 32, 245; Mz.: H–e. 1, 33; 12, 85; 4, 195 ff.; N. 2, 28 etc.; H–en. 12, 9; 19, 231 etc. (mund- artlich weibl.: Die H–e, H–in. alte Jungfer, die den Ehestand verschmäht hat). —
b) (selten) = Hagestolzenthum. 4, 195. — 2) a.: als H. (1a) oder in der Weise eines solchen; darin begründet; ihr gemäß etc.: Das h–e Abfaulen bei lebendigem Leibe. Dicht. 3, 40; Das h–e Treiben. 5, 113; Ein h–er Bücherwurm. Lammf. 1, 288; B. 108; Kr. 105; 3, 92 etc. —
3) Fortbild. z. B.:
~en, intr.: a) H–erei Parn. 1, 248), H–thum Rod. 1, 141; Reis. 1, 137), H–enthum, H–enschaft etc. = das H.-Sein. —
b) H–lich Reis. 3, 60; gH. 2, 28), h–enhaft etc. = 2. —
sich hoch und stolz erweisen, nam. im äußern Gebaren, prangend, einherschreitend (vergl. stelzen) etc.: Darum stolzet [hob sich] ihm der Muth. 224b etc.; Wo man’s will mit eitel Prangen, Pochen, S., Trotzen ausrichten. 5, 124a; Vom s–den Haushahn. Arat. 171; Mit Etwas einhergestolzt kommen. Rob. 1, 53; Hinweg-s. Sh. 1, 6 etc., heute zumeist: stolzieren (s. d.). —
~heit, f.; 0: veralt. = Stolz II 1: Pilg. 154; 1, 23; 1, 368a; B. 23b etc. —
~īēren, intr.: stolzen (s. d.), prangen: S.; In grüner Tracht 1, 205), in Sammt und Seide 450b) s.; Mit Etwas s. 4, 284; E. 3, 34), seltner: Auf Etwas s. (s. etc.; So hoch gewölbt, | daß Riesen durch-s. können. Cymb. 3, 3; Die Rinder stolzierten .. hin- auf. A. 2, 43; Umher-s. Südr. 1, 18 etc., seltner: Er stolzierte in dem Staat um. H. 1, 1, 146 etc.; Dem Sieg-s–den. 157a (s. siegprangen) etc. —
~iglich, adv.: veralt. f. stolz, z. B. mit Uml. 56, 3, vgl.: stölzlich. Lthr. 189a; Ps. 53, 1; 139, 91 etc.; Mit stolzlichen Ehren. N. 6 etc.; Die Stölzlinge [Stolzen]. 1063 etc.
Anm. Stolz (I), mhd. stolz, wohl verwandt mit Stelze, ahd. stelza (s. nam. stolzen und z. B. niederd.: de wêsbom steit to stolt, der Wiesbaum steht zu stolz = zu steil etc.). Steigrung gw. ohne Uml., doch z. B. stölzer. DichtVers. 1, 99; 8, 81b; SW. 35, 140; 61, 81 etc.; 2, 71 etc. — Hagestolz, ahd. hagastalt, s. 6, 667, vgl. nam. 779 niederd.: hofestolte (weibl. hofestoltinne, — daraus verderbt bei Haferstolz etc.): der auf einem Hag (s. d. 3b) oder Hof seßhafte (vgl. goth. staldan, besitzen) Dienstmann und daher im heutigen Sinn, einigermaßen angelehnt an stolz, insofern das Verschmähen der Ehe, welches Einem die Verhältnisse erlauben, darin hervortritt.
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