Faksimile 0394 | Seite 1216
Faksimile 0394 | Seite 1216
Faksimile 0394 | Seite 1216
Faksimile 0394 | Seite 1216
Stift stifteln stiften Stifter Stiftisch Stiftler Stiftlich Stiftung
Stift (s. Stab, Anm., vgl. nam. Schm.):
1) m., –(e)s; –e; –chen, lein; -:
a) kurze, dünne cylindrische, gegen das Ende zugespitzte Metallkörper zu versch. Anwendungen, z. B.: Draht-S–e oder Drahtnägel (s. d.). Karmarsch 1,545; S–e der Schlosser (s. Dorn3getc.), der Uhrmacher, z. B.: Anschlag- oder Ausschwenk- S., das Ausschwenken (s. d. 2) verhindernd; Dreh- S., zum Aufstecken der abzudrehnden Uhrräder; Feder- S., worauf das Federhaus ruht etc.; An den Ecken der Formen sind S–e (Rapport-S–e) eingeschlagen, die sich mit abdrucken und wonach sich der [Kattun-]Drucker richtet etc. Karmarsch 2, 355; Schnellstange, womit am Berliner Fuchseisen der Schnell-S. heruntergedrückt wird. Laube Br. 287; Von seinem Wanderstabe | schraubt Jener S. und Habe. Uhland 287 (s. Zwinge) etc. Nbnf.: Mit eisernen „Steften“. Schaidenreißer 88a; Murner Ul. 60; Rollenhagen Fr. 579 etc.; Ein „Stefftzen“ am Nestel. Zinkgräf 2, 14 etc. Danach von ähnlichen Körpern (s. Schm.), z. B. allgm.:
b) Nachdem die Nudeln erst in Gestalt von gliedslangen S–en gebracht sind. G. 23, 345 etc., vgl.: Bestreue sie mit stiftlich geschnittenen Mandeln. Scheibler Kochb. 472 etc.; Brot, Äpfel, Mandeln stifteln. Schm., in s.-förmige Stücke schneiden.
c) S., Zahn- S., ein noch festsitzender (spitzer) Theil eines abgebrochnen Zahns: Er pflanzte ihr statt schwarzer S–e weiße Perlen in den Mund. Thümmel 6, 102 etc.
d) Massen in S.-Form zum Schreiben (s. Griffel 1; 2, so: Schreib- und bes. Rechen-, Schiefer-S.) und nam. zum Zeichnen, z. B. im Ggstz. zum Pinsel (s. d. 2) des Malers. L. u. o. (mundartl. n.: Kürnberger Am. 18), s. Krayon, so: Zeichen- oder Reiß- (W. 12, 146), dazu: Farben-, Graphit-, Kohlen-, Kreide- (oder Kreiden-. Möricke N. 104), Pastell- (Karmarsch 2, 839), Roth-S. (s. Röthel 1); bes. auch: Blei-S. (mundartl. n.: Gotthelf Sch. 147; Rahel 1, 68), s. Blei 2e; Karmarsch 1, 283 etc. (Der Blei-S. ist zu weich . ., ich will mir Silber-S–e holen. Schücking HdZ. 1, 218), auch = das Zeichnen (Ense D. 5, 443 etc.); das mit Blei-S. Geschriebne (Oken 3, 1588 etc.). Seltne Fortbild.: Bleistiftlich [mit Blei-S.] schreiben (G. 23, 363) = bleistiften (Kladderadatsch 8, 94a) etc.; scherzh., bursch.: Blei-S–e: „die mit Blei ausgegoßnen Amtsstäbe der Pedelle.“ Holtei Mensch 2, 104.
2) f.; –en: (veralt., mundartl.) die Stiftung, das Gestiftete oder Festgesetzte. Mathesius Pr. 21 etc. (ohne erkennbares Geschl.): [Das ist] Gottes S., Werk und Ordnung. Luther 5, 133a; 200a etc. (Durch des Teufels An-S. Thurneißer Arch. 148, vgl. (s. 3): Ein Teufelsgestift. Luther SW. 56, 74); bair. nam. in Vezug auf Pachtverträge, s. Schm.; dazu: stiften und Zsstzg.; Stifter [Pächter etc.]. ebd.
3) n., –(e)s; –e, –er: (s. 2) ein zu frommen Zwecken für ewige Zeiten ausgesetztes (,,gestiftetes“) Kapital und: die darauf gegründete Anstalt (Beck Arm. 306, s. Stiftung 2), so: Armen-, Kranken-S. (oder -Haus) etc. und bes. zu gottesdienstl. Zweck. Hes. 6, 6; Am. 7, 13 etc.; so namentl. bei den Katholiken, von Klöstern und Kirchen mit allem Zubehör, welche Benennung auch in protest. gewordnen Ländern geblieben (vgl. Kloster 2, s. aufschwören 1 etc.). Mz.: Diese alten S–e und Klosterschulen. Gutzkow R. 3, 448; Luther 5, 69a; 131b; 164b etc.; heute überwiegend: S–er, z. B. G. 22, 322; 25, 133 etc.; Möser Ph. 4, 66; 293 etc.; Sch. 880a; 894a; b etc.; früher häufig: Ge-S., z. B. Luther 5, 196b etc.; Stumpf 351b; 353a u. v., noch: Die milden Ge-S–e. IP. (Kurz 3, 576b) etc. Andre Zsstzg. z. B.: Frauen- (Nicolai 5, 125), Jungfrauen- (Zinkgräf 2, 27) = Jungfern- (L. 1, 4) S. (oder -Kloster) etc.; ferner: Dom- oder Kathedral-S.; Kanonikat-S.; Das Erz-S. [oder -Bisthum] Magdeburg. Sch. 970a etc.; Aus den beiden Hoch-S–ern Bamberg und Würzburg. 972a; Kanoniker an den Hoch-S–en. Fichte 8, 173 etc. Fortbild.: Die Stiftischen [zum S. Gehörigen]. Gartenl. 9, 658b etc.; Stift(e)ler (s. Klösterling). König J. 2, 255; 260; Scherr Bl. 1, 290 etc.; Die Stiftlerinnen [S–s-Frauen]. Gutzkow Z. 3, 271 etc.
~eln, tr.:
1) s. Stift 1b.
2) (oberd.) punktieren. Schm., auch „stiften.“
~en, tr.:
1) mit Stiften (s. d. 1a) versehn; so auch (vergl. nageln, Zsstzg.), z. B. bei den Tapezierern: Etwas an-s. etc.
2) s. stifteln 2.
3) Etwas gründen, ins Dasein treten machen, so daß oder wenigstens: in der Absicht, daß es dauernd ist, z. B.:
a) (s. Stifter): Reiche, Staaten, Städte, Orden, Sekten, Schulen etc.; Einem oder sich ein Gedächtnis, Denkmal, Andenken etc.; Vereine, Verbindungen etc., z. B. auch: persönliche Bekanntschaft (Schlegel Mißd. 29), einen Briefwechsel (G. 9, 258), Liebschaft mit Einem (Gerhard W. 1, 197), Ehen, Heirathen etc.; einen Bund, ein Bündnis, Frieden, Versöhnung etc.; Ordnung in Etwas s.; Gutes, Nutzen s.; Ein Exempel s. (FKMoser Herr 118), statuieren etc.; Liebe, welche die Natur zwischen Geschwistern gestiftet. W. 6, 155; LPHahn Hohn. 90 etc.; Die Sprossen sünd’gen, die für sich nur sprießen; | Saat stiftet Saat. Freiligrath V. 16; Weil alle ihre Lehre und Wesen auf Lügen und Trügen „gestifft“ und gegründet steht. Luther 6, 359a; Der eine neue große Zeit der Poesie stiftet und begründet. Tieck N. 6, 201; Das Jahrhundert .. hat .. so große Veränderungen gestiftet. Wackern. 4, 1014¹⁰ etc.; zuw. refl.: Durch das ganze Reich des Wissens hin stiftet sich (s. d. †) Licht und Zusammenhang. Immermann M. 1, 204 etc.
b) (s. a und Stifter) auch von etwas Schlimmen (wie an-s.): Was hab ich Querkopf nun gestiftet! L. Nath. 5, 3; Zschokke 8, 132 etc.; Wie der Böse nur es s. kann. Cham. 4, 44 etc.; Böses, Aufruhr, Hader, Händel, Streit, Zank, Unruhe, Unglück, Unheil, Schaden etc.; Irrthum (Sir. 23, 3), Lügen (7, 13) s.; Der .. Brudermord gestiftet. DMus. 5, 1, 26; Die dermaßen List und Übel über ihren Mann „stift“. Schaidenreißer 48b [11, 428]; Antinoos dort hat solcherlei Thaten gestiftet. V. Od. 22, 49 [— war stets Anstifter des Unheils. Wiedasch] etc.; So braucht ein Arzt das Gift, | das außer seiner Hand nur häm’sche Morde stift. L. 3, 345; Die gist’gen Mittel, | die, angewandt, hinschmachtend Sterben s. Tieck Cymb. 1, 6 etc.; Unglücksplaneten, | die so gestiftet unsres Ruhmes Sturz. Schlegel Sh. 7, 200 etc.
c) bes.: ein Stift (s. d. 3) gründen oder auch: etwas dazu Gehöriges geben, weihen etc. (wobei zuw. der Begriff des Dauernden in der Einrichtung zurücktritt), zunächst (s. c) zu gottesdienstlichen oder frommen Zwecken; dann auch (s. 8) zu andern und (s.γ)übertr., z. B.: α) Klöster, Kirchen, Altäre etc. s. (veralt.: auf-s. Keisersberg Has. 26c; er-s. Stumpf 352b); Güter, an denen doch ihre Vorfahren mit- sghalfen. Sch. 882a; Wachskerzen auf dem Altar (Thümmel 3, 19); eine immerbrennende Lampe (G. 15, 306); Weihgeschenke (30, 422; Schwab 341); Etwas in die Kirche (Hagen Nor. VIII), in den Tempel (W. Luc. 4, 276; 6, 304 ff.); zu Kirchen (Luther 5, 397a) s.; Haine und Götzen s. 2. Chr. 33, 19; Er stiftete Wahrsager und Zeichendeuter. 6 etc.; Invaliden Poeten ist dieser Spittel gestiftet. Xen. 46 etc.; Ein Advokat . . stiftete sein ganzes Vermögen in das .. Tollhaus (s. ). Hebel 3, 412; Der Meister rührte das Geld nicht an, sondern stiftete es für die Armen. 218; Die gestifteten Einkünfte seiner Priester. W. 14, 29 etc. 8) S. Sie das Buch auf die Rathsbibliothek. 189; Ein paar Stücke in deine Gallerie zu s. 23, 178; Eine von Scipio gestiftete öffentliche Wasseruhr. HB. 1, 151; Diesem nunmehr ins Prager Museum gestifteten fossilen Backenzahn. G. 40, 269 etc. γ) Stifteten die schönsten Nelken. 6, 154 [schenkten sie für meinen Garten]; 18, 133; 36, 13; Gutzkow R. 1, 50; 3, 288; Ich will euch ein .. Heirathsgut s. Hebel 3, 417; [Wollt ihr die Wachtel] in eine andre Gasse s. 406 [,,vermachen.“ 408 = bringen etc.]; Ein Geschichtlein .. in den Kalender; denn was er in gelehrte Bücher hineinstiftet etc. 183; 404; 430; Immermann 12, 43; M. 1, 53; Kerner Bild. 26; 37; Sch. G. 1, 221; 5, 156 etc., vgl.: Darum s. sie dazu [trugen sie dazu bei], daß Ul. den Braten behielt. Murner Ul. 87 etc.; auch: Dort hingestiftet zu leben. Droysen A. 1, 269 etc.
4) s. Stift 2. Zsstzg., mundartl., s. 3c; 4; ferner: Án-:
1) [1].
2) [3b] G. 15, 217 u. o.; selten [3a]: Versöhnung an-zu-s. Gleim Od. 41 etc.
3) Einen a. (zu Etwas etc.), zu Schädlichem, Schlimmem oder doch nich: ganz Rechtem anreizen (vgl. anstellen; auf-s.). G. 1́, 17; 28, 32; 47; 29, 19; Mathesius Lthr. 147b etc.; Auf (W. Luc. 6, 412 etc.), veralt.: aus (Stumpf 79b; 82a etc.) A. Jemandes. 4) Dazu (s. 2; 3):
a) Ihre geheime Ränke und Anstiftungen. W. 7, 9 etc. (vgl.: Aus Anheftung und Stiftung der Werber. Schaidenreißer 78a).
b) Dem Anstifter meiner Reise. Thümmel 4, 3 etc. (auch von mehr oder minder Personif. W. Luc. 1, 333); Haupt- (Ense T. 3, 18), Mord- (Sch. 419b) Anstifter(in) etc. (Veralt.: Unsern Anstiftern Romulo und Remo. Eppendorf 54 = Stiftern). Einen (zu Etwas; gegen Einen etc.) a. (s. an-s. 3; auf-stiefeln; -stüpfen). Auerbach D. 4, 115; Gervinus Kath. 64; Gotthelf G. 58; Hausbl. (57) 1, 118; Lenau 2, 31 etc.; Geheime Aufstiftungen. W. 5, 82 etc. s. Stift 1d.
Āūf-: Blēī-:
~er, m., –s; uv.:
Jemand, der und insofern er Etwas stiftet (s. d. 3), weibl. S–in: Der S. dieser Schule. G. 38, 4; 23, 294; S. meiner Thränen. H. Cid 14; Ph. 10, 218; Die S–in des Unheils. Sch. 414b; Die [An-]S–in der Bluthochzeit. 1078a; W. 10, 113; 18, 253. Zsstzg. z. B.: An-S. etc., s. anstiften 4b; Aufruhr-S. G. 35, 165; Brand-S. [Mordbrenner, ähnl.: Brandstiftung]; Ehe-S.; Friedens-S. G. 35, 179 u. o.; Hader-, Händel-; Heiraths-S.; Lärm-S. und Meutmacher. Luther SW. 61, 92; Mit-S. G. 24, 204; W. Luc. 4, 387 etc.; Ordens-S. Sch. 771a; Religions-S. L. 11, 79; Republik-S. W. 32, 165; Schaden-S. Sch. 360b; Schmerzen-S. Haug EpSp. 109; Sekten-S. L. 11, 69; Staaten-S. Sch. 740a; Unglücks-S. Olearius Ros. 92a; Unheil-S. V. Od. 16, 418; Unruh-S. Sch. 1078b etc., vgl. Fortbild.: Die Klassen-, Sekten- und Logen-Stifterei. H. R. 9, 281 etc.; Sie wollte nicht den Schatten ehestifterischer Gedanken dulden. IKinkel Ib. 2, 2; Jhre ver- ein stifterischen Plane. 163 etc.
~isch, ~ler: s. Stift 3 (Schluß). ~lich: s. Stift 1b; d. ~ung, f.; –en; –s-:
1) das Stiften, s. d. 3; Stifter, Zsstzg.; anstiften 4a; aufstiften. 2) das Gestistete (vgl. Stift 3), sowohl von der ganzen Anstalt, als auch von den in Betreff derselben getroffnen Bestimmungen und ausgesetzten Kapitalien: Alle andern Professorschaften sind S–en von Privatpersonen. Kohl E. 3, 16; Einrichtung der .. für das Straßburger Münster bestehenden Bau-S. .. Von der S. besoldet. G. 31, 360; Braut-S. (oder -Stift), z. B. zur Ausstattung von Bräuten; Ehe- S. (versch. 1) = Ehepakten. Tob. 7, 16; 23 etc.; Familien-; Fideīkommiß-S. (oder -Stift) etc.