Faksimile 0387 | Seite 1209
Faksimile 0387 | Seite 1209
Faksimile 0387 | Seite 1209
Faksimile 0387 | Seite 1209
Faksimile 0387 | Seite 1209
sterben
Stérben, starb, stürbe; gestorben; stirbst, stirbt; stirb! (s. Anm.), intr. (sein) etc.:
aus dem Leben scheiden; aufhören zu leben:
1) eig. (s. leben 1c ff.) von Thieren und Menschen, vgl. von Menschen: ver-s.; entschlafen 2; ent-, hinaufschlummern etc.:
a) ohne abhäng. Vhe, z. B.: Ich will das Kind nicht gestorben sehen, s. will ich es sehen. L. Samps. 2, 7 etc.; S. muß uns Mann und Maus (s. d. 1a). Uhland etc.; Da kann man s. und verderben etc.; Er hatte die Kinder [geradezu] getödtet, statt daß man sie [allmählich] s. macht. Auerbach Gv. 377 etc.; Einen s. lassen; Sich s. lassen (s. d. 4b, Schluß). Ense D. 6, 35 etc.; Als er kam (s. d. 7c) zu s., das Nahn des Todes fühlte, ähnl.: Als er s. wollte. Zinkgräf 1, 108; Nicolai 1, 52 etc., versch. (mit Hervorhebung Sanders, deutsches Wörterb. II. der Absicht): Man sagt, er habe s. wollen [den Tod gesucht]; Man sagt: er stirbt bald, wenn Einer Etwas gegen seine Art und Weise thut. G. 15, 182; L. 7, 327 etc.; Der Körper, ein lebendiger Leichnam, stirbt lange vorher, ehe er stirbt, er verweset eines langsamen .. Todes. H. Ph. 4, 185 etc.; Jch sterbe täglich [bin beständig in Todesgefahr]; Meine Seele sterbe [möge ich s.] mit den Philistern! Richt. 16, 30; Hiob 36, 14 etc.; ferner nam. bibl. vom ewigen Verderben im Ggstz. zum ewigen Leben, s. d. II 6b —, von der ewigen Verdammnis, vgl.: Wer da stirbt, ehe er stirbt, Der stirbt nicht, wann er stirbt. Weidner 13, wer vor dem Tod sich dem irdischen Leben abwendet, Dessen Tod ist kein Zu-Grunde-Gehn etc.; Das Begräbnis des sittl. und freien Daseins ist ja das s–dste S. Arndt Ber. 27.
b) mit Angabe des Wie (s. c), z. B.: Plötzlich etc.; sanft, schwer, in schwerem Todeskampf, unter heftigen Schmerzen etc.; arm und elend, in Armuth und Elend etc.; jung, in der Jugend, als Jüngling etc.; heldenmüthig, mit Heldenmuth, als Held s. etc.; auch zuw.: So muß er [als] ’n Schurk leben und s. Claudius 3, 24; Rachel 8, 253 etc.
c) (s. b) mit Angabe des Wo, z. B.: Im Bett, Wochenbett; auf dem Mist; hinterm Zaun; auf dem Schlachtfeld; am Galgen s. etc.
d) mit Acc., z. B. vereinzelt: Probe (s. d. 1d) s.; gw.: Einen (näher best.) Tod (G. 13, 28; Sch. 115a; 126a; W. 29, 136; Luc. 6, 262 etc.) oder häufig: eines solchen Todes s. (ugw.: Stirbt von dem Tod der Hunde. Haller 81); auch: Einen Tod (oder eines Todes) kann der Mensch nur s. Sprchw.; Und 100000 Tode will ich s., | eh’ etc. Schlegel Sh. 6, 115 etc.; auch als pleon. Verstärkung: Den Tod s. Simrock (Echtermeyer 73), häufiger: Des Todes s. 1. Mos. 2, 17 u. v.; Geibel J. 302; Kl. M. 10, 53; Tieck Cymb. 4, 2 etc.
e) mit Genit., s. d; ferner: Hungers (Klinger F. 6; Rückert Morg. 1, 229 etc.), seltner: Dursts (2. Mos. 17, 3; Jes. 50, 2 = im Durst. Zunz); ver- einzelt: des Schmerzens (Stumpf 78b), Lagers (s. d. 1a, Schluß), Fallens (Eppendorf 25) s.; Daß sie Deß s. müssen. 6 = davon.
f) mit Dat. (versch. g) zur Angabe Dessen, dem der S–de sich widmet, gehört etc. Röm. 14, 7 ff.; Stirbst du unserm Volke, sterb’ ich dir. Cham. 3, 340; Klinger Zw. 43; Sch. 126a etc.
g) mit Dat. (versch. f) zur Angabe Dessen, dem man sich durch Aufhebung der bestandnen Beziehung und Gemeinschaft entzieht (häufiger: ab-s.). Gal. 2, 19; 2. Kor. 6, 9; S. müsse der Schlacke, was zum Lichte wolle. Gutzkow R. 9, 522; Er wälze sich in unrömischer Trägheit, | sei den Geschäften, der Ehre, dem Vaterlande gestorben. Kl. M. 10, 314; Schubert Nachts. 60 etc. Ferner mit abhäng. Präp., s. b; c, etc., außerdem (h—q) nam.:
h) An einer Krankheit, am gebrochnen Herzen, an Gift, an der Wunde, an den Folgen der Operation s. etc. (s. p); Wie Geizige . . s. sie im und am Hunger. Börne 2, 161; Wenn ich s. dürfte an einem Kuß von dir! Fouqué 8, 128; Das Gelächter, an dem er gestorben. Prutz Mus. 2, 22; S. Sie nicht an Pflicht, die nicht anerkannt wird. Rahel 1, 197; Sie .. starb an dem Kinde. Schlegel Somm. 2, 1, vgl.: Rahel starb bei ihrem zweiten Sohne. H. 9, 45 (im Wochenbett).
i) Auf Etwas leben (s. d. 1e) und s. oder bloß: s. (Cham. 4, 137; G. 14, 247; Luther SW. 46, 377 etc.), vgl. rädern 2b etc. k) Die, so endlich storben | aus Durst und Hungerspein. Opitz 2, 57; (Aus Gram) über Etwas s. (vgl. n) etc. l) Durch Jemand; durch oder von Jemandes Dolch, Schwert, Hand etc. s., vgl. (witzig): Taganrog . . Dort starb .. ein .. Monarch durch eine Familienkrankheit. Platen 6, 246, vergiftet. m) O stürb’ ich für mein Volk und unser heilig Land! G. 7, 138; Eine Lehre .., für die so freudig gestorben werden kann. Sch. 775b etc. (vgl. o). n) Der Faule stirbt über (s. d. †) seinem Wünschen. Spr. 21, 25, während es noch als Wünschen unerfüllt, unvollendet dauert: Über dem Proceß kann er mit Kind und Kindeskind s. (hin-, weg-s.) etc., vgl. k. o) Um ihretwillen müssen wir Alle s. Sir. 25, 32; „Du liebtest ihn .., so daß du .. Beruf fühltest, für ihn zu sterben?“ Ach, und ich bin um ihn gestorben. Ein feindseliges Schicksal trennte uns, das ich nicht lang überlebte. G. 7, 221 etc. p) Daß Etlich storben | von viel zu stätem Flug. Spee (Wackern. 2, 287²³); Vom Gähnen (Lichtwer 108), von den Folgen eines Übels (Haler Alfr. 95) s. (s. h); ferner s. l und d. q) Vor Langerweile; vor Liebe; schier vor Erwartung (W. 11, 21); vor Hunger (G. 29, 297) s. etc. r) refl.: Stirbt sich (s. d. †) so schön und Knall und Fall | der Tod fürs Vaterland. Gleim 4, 124 etc. und bes.: Es (s. d. 7) stirbt sich schön in der Kraft, im Zorn (Freiligrath SW. 6, 248), die Waffen in den Händen (Sch. 32a); schöner in Waffen als auf der Folter (Platen 6, 14) etc.; Es stirbt sich nicht so obenhin. Tieck A. 1, 169 etc. s) unpersönl., s. r; ferner (veralt.) von einer Viele hinraffenden Seuche: Daß es im Land .. feindlich starb und kam der Sterb [s. t] unter meinen Haufen auch etc. Berlichingen 244; Schweinichen 2, 205 etc. t) subst. Jnf., s. Ab-S. 4; Tod; Leben II 5f; ferner z. B. 1. Mos. 21, 16; Ps. 49, 18; 2. Kor. 4, 10 etc.; Zum S. liegen [todtkrank sein]. W. 12, 69 etc.; Bis zu dem S. liebt er mich. Weiße Kom. Op. 3, 402; Zum S. verliebt; langweilig etc.; Das ist das rechte S.; das andre, leibliche S., daß man auf dem Bette dahinfährt, ist nur ein Kinder-S. und ein Viehe- S.; jenes aber ist der rechte menschliche Tod. Luther 5, 500a etc.; ferner veralt., mundartl. (s. s): Indem ein groß S. unter seine Völker kommen. Olearius Reis. 336a etc.; Das Vieh-S. [Rinderpest] etc.; auch m.: In dem herben | grausam und erschrecklichen S., | der regiert in Nürnberg. HSachs G. 1, 3 etc.; Erreget sich ein geschwinder Sterbend und hinzuckende Pestilenz in Helvetia. Stumpf 729b; 335b etc.; Ein großer Sterb. Aventin. Chr. (1580) 270 etc. (s. s); So wehr’ ich . . dem romantischen . Land-S. IP. Fat. 2, 261 etc.; fem.: Der Sterbe halber. Schweinichen 1, 219 etc.; auch Mz.: Wo große S. im Land. Weidner 155 etc., vgl. S–s-Läufte, s. Schm.; Wein- hold. u) Ungestorben [noch lebend]. IP. (Wackern. 4, 917²⁵).
2) übertr. (s. 1 und leben, ab-, er-s.), nam. Partic. Präs., z. B.:
a) von Pflanzen etc.: Keime, die dem Auge starben (s. 1g) | in der Erde kaltem Schoß. Sch. 54a etc.; Wie eine allmählich s–de Pflanze hingeschmachtet. W. 22, 287; Blumen, die er erfrischen wollte. Er war s–der als diese. Gutzkow R. 3, 351 etc.
b) von erstarrenden die Empfindung verlierenden Körpergliedern: Diotima stand wie ein Marmorbild und ihre Hand starb fühlbar in meiner. Hölderlin H. 2, 18 etc.
c) von erlöschendem Feuer, Licht, Glanz etc.: Auf der Fluth | stirbt die Gluth. Matthisson 115; Die Flamme so nicht stirbet. Mühlpforth 2, 24; Seines Gesichtes Farben | schossen wechselnd auf und starben. Rückert Mak. 1, 170; Zum düstern Schein der s–den Lampe. W. 7, 73 etc.
d) von schwächer werdenden und verklingenden Tönen: Das Lied der Haine stirbt. Matthisson 47; Bei einer harmonischen Stelle, wo der Bogen sanft auf mehrern Saiten stirbt. G. 29, 231; Verlor bis zu mir ein s–der Laut sich. Kl. Od. 2, 201; Über ihre [der Seekranken] Zunge schlüpft kein Wörtchen oder höchstens ein s–des. Kohl Südr. 1, 329 etc.; dazu: Auch weiß ich kein s–des Wörtchen Latein. B. 67b, nicht das geringste, vgl.: Hörten sie kein Sterbenswort. G. 1, 182 etc.; auch: Ein Geheimnis, etwas Gehörtes (Sir. 19, 10) mit sich s. lassen, mit ins Grab (s. d. 1) nehmen etc.
e) außerdem von mehr oder minder belebt Gedachtem, vgl.: Ihr Wurm wird nicht s. Jes. 66, 24 etc. und —: Nie stirbt ihre Gewissensqual etc.; Jemandes Ruhm, Andenken, Gedächtnis stirbt nicht, vgl. unsterblich etc.; Die Jugend flieht und ihre Freuden s. Gieseke; Das heilige römische Reich .. war längst verdorben und gestorben. Scherr Bl. 1, 23; O stärbe doch mit ihr | auch die Erinnerung! Sch. 625b; Wenn schon die s–de [schwache, vgl. d] Erinnerung | von hinnen rückt. Sch. 14a; Daß übersatt | mir mein Gelust erkrank’ und sterbe so. V. Sh. 2, 273; Einen Rest von Scham, den letzten Seufzer der s–den Tugend. W. 5, 239 etc.
Anm. Ahd. stërpan, mhd. stërben, wohl mit Grundbed. des Erstarrens, vgl. gr. oτéρoς (doch ags. stëarfjan, verhungern). Die angegebne Abwandlung ist die heute gw., doch findet sich: Sterbe! Klinger F. 127 etc.; Er stirbet. Joh. 21, 23 etc.; Haller 148 etc. (s. Sanders Orth. 69); Impf.: Du sturbest. Geßner 3, 60; Starb; die Kinder .. sturben. L. 10, 151; Sch. (s. JMeyer NBtr. 11), wie bei Älteren (auch: storben. Opitz 2, 57; 112 etc.), dazu (s. Sanders Orth. 27) heute, wie früher, gw. Konjunkt. stürbe, z. B. G. 7, 137; 9, 17; 14, 92; 232; 29, 297; Gutzkow R. 9, 522; Heine Sal. 1, 244; H. Cid 30; L. 12, 515; IP. 1, 168; Rückert Morg. 1, 229 u. o., seltner 152 stärbe. Sch. 219b; 625b; 1085a; W. 12, 297; 15, 101 etc. Veralt. das schwachform. Faktit. = tödten (ahd. sterbjan, mhd. sterben), s. L. 5, 344; Mathesius Lthr. 187b; Opitz 1, 336; Schaidenreißer 47a u. o., noch: Das . . von einer Unholdin gesterbte Vieh. Musäus M. 2, 74 etc. (Der den Menschen .. aussaugt und ersterbt. HSachs 2, 4, 46c; 1, 375c etc.; Werden nur die Adern durch Klemmung ersterbet. Jablonsky 803a).
Zsstzg. z. B.: Ab-:
1) in allmählichem Erstarren und Abnehmen der Lebenskraft sterben, z. B.:
a) [2a] von Pflanzen. Döbel 3, 76a; b; 77a etc.; Goltz 2, 162; Matthisson A. 8, 148; V. 4, 132 etc.
b) [2b] von Körpertheilen, Gliedern (Immermann M. 4, 79; G. 13, 341; 28, 273), vom Körper (14, 188), Leben (101) etc.; Ich sterbe unter dem Getümmel nur ab. 9, 161; Beim abgestorbnen Greise (s. d), dessen Einbildungsvermögen versiegt. Zschokke 1, 63; In faulem Wasser sterben die Fische ab etc.
c) [2e] So ruhte auch dieser Gegenstand, ohne ab-zu-s. G. 27, 214; Das Abgestorbene zu beleben. 18, 235; 26, 185; In einer abgestorbnen [todten] Sprache. L. 13, 316; Platen Pol. 18; Sch. 318a; Thümmel 2, 184; V. 3, 217; Während dieser Operation stirbt die Bewundrung ab, grade wie die Leidenschaft eines Liebhabers er-s. würde, wenn etc. W. HB. 1, 115 etc.
d) s. b und [1g]: Der gegenwärtigen Welt und dem Bürgerthume hienieden ab-zu-s. Fichte 8, XIII; G. 6, 247; Platen 2, 333; Sch. 852b; W. 23, 63 etc., auch: Abgestorben sein für oder gegen (Kinkel E. 24) alle Gefühle etc.
e) Dazu (s. nam. d): Ihre Abgestorbenheit für den Lebensgenuß. DMus. 1, 1, 20; Tiedge 2, 131 etc.
2) Einem a., durch den Tod ihm abgehn, so daß für ihn eine Lücke entsteht. Arnim 230 etc., auch: Unsere Hausthiere sterben uns nach einander ab oder ertrinken. Cham. 6, 40.
3) veraltend statt aus-s., von einer Gesammtheit (einem Geschlecht etc.): durch den Tod aller Angehörigen aufhören, erlöschen. Stumpf 131b; 391b; 392a; 394b; 525a etc., vgl.: los-s. Kantzow 2, 414 etc.
4) außer den Fällen 1—3 für sterben, ver-s., im Allgm. nur mundartl., z. B.: Die Todten, so auf diesem Berg a. 678b; Francisci, seines abgestorbnen Vaters. 765a; 45b; Luther 8, 1b; Drei Jungfrauen, welche .. plötzlich abgestorben. Zschokke N. 3, 219 etc., doch allgm. im subst. Infin. = Tod eines Verstorbnen, d. h. eines aus dem zeitlichen Leben Geschiednen, insofern man ihn in Beziehung zu den Überlebenden auffasst: Mein ver- storbner Onkel (er starb Ostern) sagte kurz vor seinem A. etc.; Der Schmerz über das zeitige A. des braven Mannes. G. 17, 4 etc. An-: Einem durch Erbschaft zufallen (vgl. Sterbefall) eig. und übertr.: Haller 50; H. Ph. 13, 8; L. 10, 131; Luther 4, 200a etc., veralí. mit Acc. st. Dat.: Daß Esther’s Wangenschmink und rosengleicher Mund | sie angestorben sei. Scultetus (L. 8, 305) etc., auch (s. Haltaus 25; 57): Des an-er storbnen Reichs. Fischart B. 139b; L. 11, 619 etc.; Der [Frau] starb ein gut Land auf. Limb. Chr. 182; Ungarn erstarb auf das heilige Reich. 86; Unrecht erworben | ist selten dem Dritten auf- erstorben. Sprchw., heute meist: zu-s. Nicolai 6, 87; IP. 21, 76; Fat. 2, 154; Tieck NK. 2, 231 etc., vgl.: Daß das Lehen frei wieder heim (s. d. II 1) sterbe Dem, der etc. Luther 1, 296b; Zinkgräf 2, 22 etc.; Den ersten Lehensfall, so an IFGn. verstürbe. Schweinichen 3, 293. Āūs-: durch den Tod alles Hinein- oder Zugehörigen leer werden, veröden, eig. und übertr., s. ab-s. 3; Ausgestorben wie ein Kirchhof bleibt der Acker liegen (Sch. 336a), ist die Natur (309a) etc.; Wie ausgestorben ist die Stadt (G. 5, 3), das Haus (13, 279), mein Gedächtnis (Sch. 708b) etc. Be-: mundartl. = [1]. Gryphius 1, 72; 107 etc.; [2b] Hippel Leb. 4, 13 etc., vgl.: Das Essen bestarb in dem Mund. Rollenhagen Fr. 84, stockte etc. Dahín-: Jes. 51, 6; V. Od. 17, 312; Il. 2, 115 u. v., vgl.: hin-s.; darvon-s. Stumpf 390a etc. Durch-: (selten) Ein Leben d. Pestalozzi 7, 26, in einer nicht den Namen „Leben“ verdienenden Weise durchleben. Ent- (selten): dahin-s. Meißner Gd. 84; Tieck 3, 304. Er-:
1) ,,nach und nach, endlich sterben“ (s. L. 8, 276):
a) [1] Ich sterbe, sterbe und kann nicht e. G. 9, 131; Die schwer verwundeten Thiere konnten nicht e. 25, 65; Musäus M. 4, 50; Rocken- phil. 2, 247 etc.; minder prägn. = sterben. Hiob 29, 18; G. 3, 20; 7, 219; H. 15, 44 etc.; [Das Kind] war noch unerstorben. Simrock Gudr. 68.
b) s. a und [1b]: Ich muß sein Feind e. Berlichingen 129; 180 etc. und so formelhaft in Briefschlüssen etc., vgl. (iron.): In tiefster Ersterbung und Erstorbenheit allersubmissest bereit etc. Schwegler (46) 66.
c) [2a] von Pflanzen etc. Hiob 14, 8; Joh. 12, 24; Cham. 4, 29; Engel 12, 209; Platen 2, 14 etc., auch: Ich fühle mich erstorbener als ich sollte, wie eine Pflanze, die etc. Forster Br. 2, 145 etc.
d) [2b] von Leib, Gliedern etc.: 1. Sam. 25, 37; Röm. 4, 19; Cham. 4, 154; Deine Pulse stocken und e. Meißner Gd. 88; Sch. 4b; Zinkgräf 1, 192 etc., auch: Den erstorbenen Staatskörper. W. 8, 129 etc. (s. g).
e) [2c] von Feuer, Licht etc.: Als nach und nach die Farben | in Dämmerung erstarben. JG Jacobi 3, 55; Rückert W. 4, 270; Erstorbenes Kaminfeuer. Vogt Oc. 1, 225; W. 20, 10; Erstarb die Morgenröthe in pechschwarze Finsternis. 27, 260 etc..
f) [2d] von Tönen etc.: Der Hymenäus erstirbt wie ein Todtengesang. H. 11, 469; R. 9, 156; L. 10, 237; Platen 4, 253; Das Wort .. erstarb auf seinem Munde. Sch. 722a etc., auch: Bis das Getön endlich in ein . . Murmeln und zuletzt in eine gänzliche Stille erstarb. W. 4, 188; Kosegarten Rh. 2, 136 etc.
g) [2e] Die Bilder, die zu Holz und Stein erstarben, | erwachten .. zum Leben. Cham. 4, 37; G. 11, 70; Die alte erstorbene Welt der Heiden. Gutzkow R. 8, 303; JvMüller 1, 168; 326; 24, 269; Sch. 32b; 198b; Diese Plane e. im Vorsatz. Tieck DBl. 2, 118; Dem halb erstorbnen Sinn. W. 20, 197u. o.
h) [1g] mit Dat. oder für, z.B.: Daß ich dem Licht erstarb [erblindete]. Cham. 3, 25 etc.; Lasst . . das Gefühl der Nerven | e. für das Bad der Frühlingslüfte. Müllner 4, 81; Sch. 311a etc.
i) Dazu: Die Langeweile und Erstorbenheit. Ense Gal. 2, 64; Kalte Eleganz und Erstorbenheit. Gervinus Lit. 5, 37; Kinkel E. 235; Wackern. 4, 625¹⁰ u. o., s. auch b.
2) s. an-s. 3) tr.:
a) scherzh.: Welcher Erfinder .. hat nicht Ähnliches erlebt [s. d. 1] oder erstorben? Gartenl. 9, 16a.
b) schwachformig, s. [Anm.]. s. an-s. z. B. [1] H. wie die Fliegen (s. d.), vgl. (s. u.): wie Schneeflocken (s. d.) etc.; Stirb hin in Nacht und Graus! B. 13b; L. 5, 407; Luther 5, 368b; Stirbt zu Tode hin. Opitz 2, 258; Sch. 737a; V. Od. 3, 235 etc., auch [1n]: Er ist drüber hingestorben. Kl. Gel. 41 etc., ferner [2] von ohnmächtig Hinsinkenden. Musäus M. 1, 24etc.; Die Lieb’ ist hingestorben, | stirb denn du, mein Herz, auch hin. Göckingk Lieb. 125; Ihr h–des Dasein. G. 14, 123; 33, 69; Die Weise noch einmal! sie starb so hin. Schlegel Sh. 2, 157 = h–d war ihr Fall. V. Sh. 2, 273 etc.; ferner z. B.: Wie er hinabstirbt seinen großen Tod. Schubart 1, 7; Sterben hinüber zum Leben. Seume Gd. 207; Wenn alle Brut durch plötzlichen Tod dir hinwegstirbt. V. Georg. 4, 281 etc. WHumboldt 3, 7. Einem n., im Sterben folgen. Gellert 1, 298; H. 11, 85 etc., auch von Blumen (Hungari 1, 601; 2, 291), Städten (Uz 2, 204) etc., s. auch vor-s. sterbend niedersinken: Rakete, | die .. verlöscht und niederstirbt. Karschin.
Hēīm-: Hín-: Mít-: Nāch-: Nīēder-: Ver-:
1) s. ab-s. 4, z. B.: Wenn die Mama ver-s. sollte. JGMüller Lind. 1, 65; Wo er verstarb. W. 35, 146 etc.; auch: Gedanken, manch Jahrhundert alt, | der längst verstorbnen, nicht gestorbnen Geister | beseelen mich. H. 16, 125 etc., selten: Selbst des Vaters Wahn kann nicht mit ihm ver-s. Haller 79.
2) s. an-s. Vōr-: Einem v., als Muster. Wackern. 4, 731¹³ etc. Wég-: hinweg-s., z. B. [1]. G. 17, 396; Lichtenberg 3, 218; 4, 55; Geßner 1, 114 etc.; [2] Stirbt gleich die Hülle weg, die Seele lebt. 185; Ihre Stimme .. starb weg. G. 14, 141; Wie 100 Zeilen wegstarben, ehe sie reif wurden. Lichtenberg 4, 273 etc. Zū-: s. an-s.