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stehen Um-Stehen stehl
Stêhen, stand (stund), stände (stünde); gestanden, intr. (haben, sein); zuw. (s. 6—8) tr.; refl.:
mit der Grundbed.: auf der kleinsten Fläche emporgerichtet ruhn, wovon aber einzelne Best. zurücktreten, so daß s. bald Ggstz. ist zu liegen, sitzen, hangen etc., bald zu gehn, sich bewegen etc. im allgemeinsten Sinn bed.: fich wo befinden, nam. in gewissen Umständen, Zuständen, Verhältnissen etc. Der Ubersichtlichkeit halber geordnet nach gramm. Beziehungen:
1) mit adverb. Ortsbest., einem Wo entsprechend (s. 4): Hier, da, dort, drüben, draußen, drinnen, oben, unten, hinten, vorn, mitten- inne oder inne (s. d. 3) s., z. B. auch weidm.: Es steht da Wild (hat da seinen Stand). Laube Br. 290; Mein Ruf stand einst den Besten obenan (s. d.) etc. s. da-s. 2) mit adverb. Best., nam. einem Wie entsprechend:
a) Wie er steht und geht (s. d. 2b); Grade, schief, krumm s. etc.; Fest s.; fest-s–d; Hoch, niedrig s., z. B. auch vom Stand (s. d. 1k) des Wassers, Barometers, Kurses; Hoch im Preis, über, unter Pari s., vergl. veralt.: Etwas steht (Schweinichen 3, 46 etc.) oder gesteht (2, 303; Schm. 3, 598 etc.) so und soviel Einen. Stumpf XII; Zinkgräf 1, 12 etc., kostet, auch an-s. Brant N. 74 ¹⁰ etc., heute gw.: es kommt (s. d. 4i) Einen oder Einem so und so zu s., vgl.: Etwas steht zu Kauf (Sch. 450a), zum Verkauf (G. 1, 31) etc.; Hoch am Brett (s. d. 2d) s.; Die so hoch-s–de Kunst. G. 26, 316 etc.; Fest s.; Das Geld etc. steht sicher; Die Saat steht dicht, dünn, schlecht, jämmerlich etc., das Land öde etc.; Die Sache (s. d) steht so und so, steht zum Urtheil, Spruch, Konkurs etc.; Still s., z. B. von lebenden Wesen etc., nam. auch von Etwas, das in Bewegung, in Gang sein sollte: Die Maschine, das Werk, die Uhr etc. steht (still), bildl.: Der Verstand steht Einem still; Etwas steht offen od. auf; Voll s. von Etwas; Einem nahe, fern s.; Etwas steht Einem frei, ist ihm unverwehrt; Einem Verdacht (Thümmel 6, 68) etc. bloß (s. d. 3c;
b) s.; Gut (s. d. 8) s. für Einen (Hebel 3, r44), für Etwas (Thümmel 2, 194), bürgen, haften, häufiger bloß: Einem für Etwas, für (W. 9, 23 etc., veraltend: vor. 21, 129) Nichts s., vergl. auch: Ein Mann steht für sein Wort [ein, vertritt es]. W. 13, 40; Wir s. Alle für einen Mann (s. d. 2i), vertreten solidarisch (s. d.) in innigster Gemeinsamkeit (s. d.) eine Sache. b) (s. a) mit adjekt. Partic.: Festgegründet, festgemauert, aufbewahrt s. ꝛc; Das steht geschrieben (zu lesen), steht (gedruckt) im Buch etc.; Das Geld steht (eingetragen) zur ersten, zur zweiten Hypothek, hinter 1000 Thalern; Bei Einem so und so angeschrieben (s. d.) s. etc.; Horchend, lauschend s. etc., vgl.: Was steht ihr horchen (Sch. 352b), zu horchen? etc.
c) Als Bürge, Zeuge etc. s.; Als oder zu Gevatter s., auch bloß: Du stehst an meiner Stelle Braut. Baggesen 5, 55; Einem Maler (als, zum) Modell (s. d. 4) s. (vgl. 5); Gevatter s., s. 6.
d) Es (s. d. 7 oder: die Sache, s. a) steht so und so; gut, schlecht etc.; Und wie es stund, es annoch steht. Cham. 3, 94 etc.; Es steht so und so mit oder um Etwas od. Jemand etc.
e) Etwas steht [kleidet, s. d. 2] Einem so und so (zu Gesicht), eig. und übertr., auch prägn. ohne Adv. = gut s., geziemen etc.; Dies Haupt da steht [passt] zu einer Krone nicht. Schlegel Sh. 8, 168; Etwas Übel-s–des. Garve Pfl. 57.
f) (s. d) refl.: Jemand steht sich so und so z. B. gut mit Einem, mit ihm auf gutem Fuß; ferner ohne mit, nam. in Bezug aufs Einkommen: Sich an (G. 30, 176) oder auf so und soviel s. etc.; im Partic. ohne sich (s. d. †): Wohl-s–de Gutsbesitzer. LDiefenbach N. 1, 216; vHorn Schmj. 135 = im Wohlstand. 3) (s. 4) mit abhäng. Präp., zuw. eine Bewegung bez., z. B.:
a) veralt., einem Woher entsprechend: Vom Pferde s. [steigen]. Teuerdank 25, auch: Ab-s. vom Pferd. 38; vom Schiff. 43; ans Land. 64, wie noch weidm.: Ab-s. = abbaumen, s. aus-s. 1 etc.
b) einem Wohin entsprechend, vergl.: sich stellen, treten, z. B.: An einen Baum s. Hebel 3, 176; Sind wir an die Ruder gestanden. Schaidenreißer 36a etc.; Auf die Zehen (Sch. 696a), auf ihr e Füße (H. R. 7, 280 = Off. 11, 11) s.; In alle Ecken (Gotthelf G. 244), in die Höhe (G. 1, 187) s., sich stellen, vergl.: In die Luft s. [ragen]. 14, 196; 23, 389 etc.; Oft „stuhnd“ .. ein Mädchen vor die Phyllis hin. Geßner 2, 14; Dorthin stehe vor mich. Hackländer Tag. 2, 81; Er muß vor seinen Richter s. Sch. 547a; Jch sei zu nahe vor den König gestanden. Zimmermann FrGr. 292 etc., vergl.: dahin-, her-s. etc. 4) (s. 3) mit Präpos., örtl. dem Wo entsprechend (s. 1) und übertr., s. 2 und nam. die von den Präpos. abhängigen Wörter, wonach besonders zu erwähnen nur noch bleiben:
a) (selten) Es steht [hält, die Reihe ist] an dir. Cham. 5, 160 etc. s. e.
b) Auf sich selber [vergl.: auf eignen Füßen] s. Sch. 330a etc.; Darauf s. [be-s.] sie so storrig und knorrig. Luther 6, 130a (vergl.: Stehe nicht auf deinem eignen Kopfe. Sir. 10, 29 etc.; Auf Etwas (gew. Acc., seltner Dat.) steht [ist gesetzt etc.] eine Belohnung, Strafe etc., der Kopf (s. d. 2a: G. 29, 416), Rad und Schwert (Günther 485); auf allen schweren Vergehen Todesstrafe (Hausbl. 56 1, 19), auf solchen Reden die Hölle (Lichtenberg 3, 130) etc.
c) Jemand steht bei Einem (Ps. 94, 16; G. 7, 201 helfend, heute gw.: Einem bei); Wir ständen [hielten] wieder bei unsrer ersten Maxime. Fichte 6, 235 etc.; Etwas steht bei Einem = in seiner Macht, Gewalt, Hand; ihm frei etc.
d) Wir s. für unser Land. Sch. 530a, kämpfend etc.; Ich mußte selbst für Alles s. G. 25, 143, sorgen; durch eigne Thätigk. das Nöthige beschaffen etc.; s. 2a, Schluß.
e) Das Reich Gottes steht [besteht] nicht in Worten. 1. Kor. 4, 20 etc., mundartl.: Etwas steht Einem in (oder an) die Hand, bietet sich ihm günstig zum Kauf. Schm.; Unser Glaube „staht“ gründlich allein in die Gottheit. Zwingli 3, 7, gründet sich auf etc.; Stund ihm sein Muth wiederum in sein [nach seinem, s. f] Vaterland. Stumpf 391b, vgl.: Es steht mein Sinn | der Tugend in. Wackern. 2, 1762³ etc.
f) Nach Etwas s., trachten, z. B.: Einem nach dem Leben (G. 28, 238; 34, 164 etc.), bibl.: nach Jemandes Seele (Ps. 17, 9; 86, 13 etc.); Nach höhrem Stande (Sir. 3, 21), nach (der) Weisheit (51, 28; Pred. 2, 15), nach Gerechtigkeit (Röm. 9, 30), nach großer Ehre (Agricola 11) s. etc.; Nach Etwas steht Einem der Gaumen (G. 11, 25), die Gedanken (Sch. 239a), das Gemüth (Kantzow 2, 404), das Herz (Sch. 416b; V. Th. 28, 2), der Sinn (Tieck Schr. 2, 260), das Verlangen (Okt. 155), der Kopf (s. d. 2a) etc., vergl. ugw.: Lange steht’s ihm schon nach meiner Freiheit. G. 9, 126.
g) Unter Einem s., als Untergebner (vergl.: Über Einem s., an Rang etc.), auch: unter Aufsicht, einem Gesetz, unter Raison (s. d.) s. etc.
h) Wer kann vor dir | und deinem Donner [be] s.? Uz 2, 244, vergl. Ps. 76, 8, Stand halten; Ich darf in jedem Sinne vor ihm s. G. 13, 189, brauche mich nicht zu schämen etc.; Etwas steht Einem vor Augen (s. d. 11o), seltner: vor (Höfer Nor. 1, 47).
i) Zu eurem Volke steht! [haltet euch]. Sch. 534a etc.; Mein Gang stand ohnehin zu ihm. L. Nath. 5, 5, war dahin gerichtet, ich wollte zu ihm etc., s. 3e; 3a etc. 5) Einem etc. s., sich stellen und ausharrend Stand halten etc., z. B.: Steh dem Mann, an dem etc.! B. 81a (s. 6i); Ich stehe . . dem Feinde. G. 13, 85; Wenn er dir steht [Rede, s. 6]. 12, 110; Sie hören nicht! sie wollen mir nicht s. [die flüchtigen Truppen]. Sch. 463b; Er. bannet das Glück, es muß ihm s. 323a etc.; Dem Ungewitter (G. 12, 14; Sch. 334b), dem Sturm (113a; 6a) s.; Ich stehe meinem Schicksal. Mohnike Fr. 35; Das Pferd steht dem Schusse. Kl. Od. 2, 39; Muß sie der Brille des Philisters s. Sch. 26a, Stand haltend sich begaffen lassen; Einem Maler, Bildhauer s. G. 17, 54; 22, 381; W. 22, 361, vgl. sitzen 1l; auch z. B.: Ob ich gleich so ziemlich meiner Rede stehe [dafür ein-s., sie vertreten kann]. Knebel 3, 65; Der Mann steht seinem Ruhm. L. Nath. 3, 9, zeigt sich bei persönlicher Bekanntschaft seinem Ruhm entsprechend, nicht schlechter etc. 6) mehr oder minder ellipt. (s. nam. 2c und 5) mit danebenstehnden Hw. (alphab.), z. B.:
a) Einem Red’ und Antwort s. (s. m), vergl.: Dir steh ich nicht zur Red’ und Antwort hier. Sch. 504b.
b) Beichte (s. d.) s.
c) Bock (s. d. 12) s. Schm.
d) Braut s., s. 2c.
e) Die oder seine Gefahr (s. d.) s. Möser Ph. 2, 48; Osn. 1, 25; 216; Rollen- hagen Fr. 518, s. h.
f) Gevatter s. (s. 2c). Platen 6, 166 etc.
g) Zu einem Apotheker . ., wo er die Jahre [in der Lehre] s. sollte. Bahrdt 1, 153, seine Lehrzeit über-s.
h) Sie sollen die Kosten von jeder Thorheit s. Möser Ph. 3, 81, vgl. e.
i) Seinen (seltner s. 5 —: seinem, z. B.: Fouqué Dr. 1, 205) Mann (s. d. 2c) s. k) Modell s. (s. 2c). l) Die Probe (s. d. 1) s. (be-s.). m) Einem Rede (s. d. 6, vergl.: zur Rede. G. 30, 30) s. Cham. 4, 171; Schlegel Sh. 2, 76 etc., s. a; 4. n) Schau (s. d. 1) s. o) (s. 2c) Schildwache (Hebel 3, 168) oder Wach(e) (Sch. 406b; Sealsfield Leg. 2, 243) s. p) Steh ich alle Wetten (vgl. 5 und r). Wackern. 2, 1274². q) Nur, um mir nicht Wort zu s. G. 12, 65, s. m. r) Einen Ritter auf Zweikampf zu laden. Diesen stand ihm ein Jüngling. JvMüller 24, 346, s. p etc. 7) (s. 6) weidm.: Vom Hühnerhund: er steht vor dem Hasen und Huhne, oder: er steht den Hasen und das Huhn. Laube Br. 290 (vergl. 249). 8) statt tr. oder refl.:
a) mit Angabe der Wirkung: Ein Loch in die Erde s.; Sich [Dat.] die Beine steif s. Spielhagen Pr. 7, 172 etc.; Sich [Acc.] steif, müde (Göckingk 1, 12) s. etc.
b) (ungw.) Ward ihr Reich .. gestanden [ge- Sanders, deutsches Wörterb. II. stiftet, gegründet]. Zimmermann Nat. 65 etc.
c) Es (s. d. 7) steht sich [= man steht] sichrer im Grund etc. G. 14, 197 etc.
d) s. 2f. 9) mit Infin. und zu, s. 2b, Schluß; ferner von Unpersönl. = es ist zu oder lässt sich, z. B.: Etwas steht nicht zu ändern (Sch. 415a etc.); schwerlich zu erweisen (L. Nath. 5, 3); zu fürchten (Schlegel Cäs. 1, 2); zu hoffen (W. 14, 89); zu erwarten (Lewald W. 3, 113) etc.; seltner: Was zu essen stand. Grimm M. 47 etc. 10) ohne abhäng. Verhältnisse, in versch. Bed. (s. o.), je nach dem zu Ergänzenden, wobei etwa folg. Anwend. besonders hervorzuheben wären:
a) = still s. (s. 2a) von Etwas, das in Gang sein sollte; ferner von Etwas, dessen Stillstand man erstrebt, wünscht: Das strömende Blut, die fliehenden Truppen etc. zum S. bringen; „Burr!“ und auf einmal standen sie [die Pferde] wie die Mauern. L. 1, 546; Wer, wenn er flieht, soll s.? Rückert Rost. 59a; Sch. 485b; Wenn der Schnuck (das Schluchzen) nicht s. wollte. V. Br. 1, 16 etc. und ohne solche Beziehung, z. B.: Die Sonne steht [kulminiert]; Die Fluth, Ebbe steht (s. Stau 1) etc., vergl. mehrdeutig: S. bleiben (s. d. 18), vergl. b.
b) im Ggstz. zu fallen, um-, hinstürzen etc., z. B.: Wer steht, [sehe,] daß er nicht falle. G. 1, 53; 1. Kor. 10, 12; Das Haus steht noch, ist s. geblieben (vgl. a); Die fremden Erobrer kommen und gehen; | wir gehorchen, aber wir bleiben s. [fest, unwankend etc.]. Sch. 491b; Solang die Welt steht [existiert]; Musst mir meine Erde | doch lassen s. G. 2, 62; Meine Ehre müss’ er lassen s. Körner 144a etc.
c) = im Gleichgewicht, in der Schwebe s., z. B. bei Kartenspiel: Die Lese steht etc.; Das noch s–de Gefecht. Ense B. 3, 267.
d) = im Dienst, im Amt s., z. B.: Der Ort, wo er [als Vogt] gestanden. Möser Ph. 1, 158 etc.
e) Etwas s. lassen, so, wie (s. b) oder: da, wo es ist etc., z. B. auch: Speisen, sie nicht essen, so daß sie übrig bleiben etc.
f) vom männl. Glied: steif sein etc. 11) adjekt. Partic. präs., z. B.:
a) emporgerichtet; so daß die Längenrichtung bes. hervortritt; mehr oder minder senkrecht etc., s. Ggstz. liegend 4i etc. und z. B.: S–de, seigere Gänge (sie sprechen .. Stehniche). G. 40, 206; S–de Handschrift. 21, 102 (s. Ggstz. Kurrent) etc.
b) S–des (W. Luc. 6, 136; 154), heute gw.: S–den (Sch. 246b etc.; W. 15, 103 etc.) Fußes (s. d. 1c).
c) In s–der [während der] Ehe. Wackern. 3, 744⁴ etc.
d) S–des [Ggstz. fließendes] Wasser (vgl. auch Stau 1); Fließe, wogiger Strom, nirgend ein s–der Sumpf. H. 16, 37, s. stagnieren.
e) fest, unbeweglich etc.: Aus dem schwebenden Hause [Schiff] | in s–de Wohnungen ziehn. Platen 3, 29; Der s–de Part eines Taus etc.; Gedruckt mit s–den Lettern [Stereotypen].
f) (s. e) S–der Wind, beständig in seiner Richtung.
g) (s. e) unverändert immer wiederkehrend: S–e Wendungen, Redensarten, Witze (Heine Reis. 1, 211) etc.
h) (s. e) ununterbrochen fortbestehnd (s. ständig 1): S–de Bühnen (Sch. 705a), Theater (W. 13, 168), Heere etc.
i) mit Adv., s. 2a; e; f etc. 12) adjekt. Partic. Prät. (oberd.): Ein gestandner Mann. Rückert Rost. 10a; Hamas. 2, 14; Ryff Sp. 67b; Wackern. 3, 561²⁴ (be- standen. Schwäb. W.; Berlichingen 137), in gesetztem Alter (s. setzen 25b), vgl.: „Zu gestandenen Jahren gekommen“. Haltaus 690; Bestandenes Alter. Bräker Tock. 72 etc., s. be-s. 2; ferner s. ge-s. 13) (selten) Macht euch, staubgebückte Knieer, | zu Stehern unter Waff’. Rückert 2, 16; Erb. 1, 92 etc.; Zsstzg. z. B.: Eckensteher, Jemand, der und insofern er an der Ecke steht, seinen Stand hat, so: die frühern Dienstmänner in Berlin; Ein stiller und blöder Fernesteher. Keller gH. 1, 318 etc. Fortbild.: Prangersteherei. Reuter Sch. 165 etc.
Anm. Goth. standan (prät. stoth), ahd. standan und wie mhd. stân, stên, vgl. lat. stare, gr. oττναe, russ. crorr, skr. stabata etc. Veralt. stahn; Präs.: sta(h)nd. Büchsenmeister 37; Stumpf VI etc.; veraltend Impf. stund; dazu stünde, vergl.: Du ständest. Sch. 357b (= stündest. Wallst. 1, 223); Wohl ständ’s zu ändern. 415a (= stünd’s. Stuart 59, während es z. B. 56 = Sch. 414b lautet: Ständ er etc.). Zumeist gilt haben als Hilfszeitw., doch auch oft (nach Adelung „oberd.“) sein. Hierzu: Stand, ahd. stand etc.; Stunde, ahd. stunta etc.; Statt (und Stadt), goth. stads, ahd., mhd. stat; Gestade, goth. staths, ahd. stad, mhd. stat; Stadel, ahd. stadal, mhd. stadel etc.; ferner: stützen, mhd. stützen (s. ahd. studnón, studjan und Studel, ahd. stuodal etc.); ferner faktit.: stellen, ahd. staljan etc., mhd. stellen, dazu Stall, ahd., mhd. stal; Stollen, ahd. stolle; Stuhl, ahd., mhd. stuol etc.; auch wohl Stein, goth. stain. ahd., mhd. stein (s. gr. oτία).
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) entfernt stehn, so daß ein Zwischenraum bleibt (selten Ggstz.: an-s.), eig. und übertr. G. 20, 244; 13, 143; V. Od. 23, 101; H. 2, 289 etc., vgl.: Das Häubchen, das .. vom Kopfe los- steht G. 10, 166.
2) [3a].
3) Von Etwas a., ablassen, es aufgeben etc. G. Stein 1, 282; Möser Ph. 3, 108; V. Od. 13, 151 etc., gw. mit sein. L. 4, 208; 263 etc. (mit haben. Lewald Vat. 2, 234; W. 3, 118); veralt. mit Genit. (statt von). Luther 5, 123a; Schaidenreißer 7a; Stumpf 742a etc.; mit Jnfin. und zu: Du ständest ab, das arme Land zu plagen. Platen 4, 146.
4) Einem a. (Ggstz. zu-s., s. d. 3), Dessen Partei aufgeben etc. Paalzow Th. 1, 108 etc., vgl.: Das gedrohete A. der Haupt-Verhältnisse. Mercks Br. 1, 45 etc.
5) Etwas a., den Besitz desselben (nam. für eine Gegenleistung) abtreten (Heine Reis. 2, 183; IP. 4, 104 etc.), Einem; seltner: an Einen (L. 9, 226).
6) Seine Zeit a., so lange stehn, bis sie ab ist (s. aus-s. 4), z. B.: am Steuerruder (Gerstäcker BlW. 209); seine Postenstunde (als Schildwache. Immermann M. 1, 43) etc.
7) Sich a.; die Beine a., vgl. ablaufen 1b.
8) absterben, nam. von Pflanzen; von Fischen. W. Luc. 5, 337 etc., vergl.: Ein abgestandnes [todtes] Bübchen | zur Welt gebracht. Pfeffel Po. 3, 184.
9) (s. 8): schal, fade werden: Der Most .. ist nicht um- und abgestanden. Scherr Bl. 1, 84; Abgestandner Wein (Pestalozzi 4, 399; W. Luc. 5, 146), Fuselschnaps (Prutz W. 11) etc.; Abgestandnes Gericht. Tieck 15, 132 etc.
10) (s. 8; 9) übertr., im Ggstz. zu frisch. Immermann M. 1, 267 etc.: Überlebt (Auerbach SchV. 359); alt (Gervinus Sch. 1, 116); kalt (Börne Par. 1, 296) und abgestanden. Dazu: Abgestandenheit. Scherr Nem. 1, 248. An-:
1) an einer Stelle stehn, z. B.:
a) s. ab-s. 1, z. B.: A–d = danebenstehnd (selten). G. 24, 270 (s. bei-s. 1) etc. und zeitl. = nächstkünftig (s. d).
b) weidm.: auf dem Anstand (s. d.) stehn.
c) Bergb.: (s. auf-s. 2) Die Schicht steht meilenweit in gleicher Weise an. Burmeister gB. 1, 293; Felsen Fraueneis zu Tage a–d. G. 23, 118; 15; 18, 36; Sie hatten in dem 15. Lachter einen querliegenden Baum durchfahren, der noch zu beiden Seiten ansteht. 40, 281 etc.
d) Oben a. Heinse A. 2, 69, richtiger: obenan stehn etc.; Etwas steht noch im Schuldbuch an [-geschrieben]; Es steht ein Termin an [-gesetzt] auf den 5. k. M. (vergl. a; 5a) etc.
2) [3] antreten (s. ein-s. 3), z. B.: Zum Tanz a. Wackern. 2, 1593³; Gleich mit an die Gemeinschaft und Arbeit a. 3, 502⁶; Da Darius ins Reich, Jesus ins Bischofsamt anstund. Franck Chr. 77a etc.; ohne ausgedrücktes Komplement, z. B.: A. = ins Amt, in den Dienst a. ThPlater 35 etc.; Mit Einem oder mit a. Stilling 3, 155, sich bei dem zu Thunden mitbetheiligen etc.
3) [2e] Werden mir meine Kleider scheußlich a. Hiob 9, 31; Da stand der Mantel lobesan | ihr nett an und galant. H. 8, 375; (G. 32, 87) etc., bes. oft übertr. Spr. 17, 7; 19, 10 etc.; Das Docieren stund ihm gar gravitätisch an. G. 14, 264; Es steht Ihnen an [iron.], Die zu bedauern, die Sie unglücklich gemacht. 9, 267 etc. und verbunden mit dem svrwdten ziemen, z. B. Sch. 339a; W. 10, 71; 35, 150 etc.; Wohl-a–d. HB. 1, 249; Olearius Reis. 28b etc.; nach Adelung korrekt nur mit haben, doch z. B.: Daß es diesen Stellvertretern nicht weniger gut angestanden wäre, ihr großes Werk im Stillen zu treiben. Claudius 6, 22; Gotthelf G. 306; Sealsfield Leg. 2, 36; W. 22, 312 etc.
4) (s. 3) Etwas steht Einem an, ist ihm genehm, gefällt, behagt ihm. Fischart B. 33a; Forster R. 1, 129; L. 1, 57; 150; 535; Schlegel Sh. 8, 284 etc., auch hier (s. 3) nicht selten mit sein: Auerbach Gv. 154; Ein Hausfreund wie X. wäre ihr besser angestanden. W. 21, 14 etc.
5) von dem Stillstand, der in Etwas eintritt, z.B.:
a) Etwas steht an, verzögert sich, schiebt sich hin- aus, währt etc. (vgl. aus-s. 3): Wenn die Hilf länger sollt’ a. Soltau V. 467; W. 22, 61 etc.; bes. oft: Etwas a. lassen, unterlassend hinausschieben etc. und unpers.: Da es ihnen viel zu lange anstand [währte], Dies abzu- 150 warten. Sch. 876b; Kann es noch einige Wochen damit a. G. 5, 224; Es stund nur an eine kleine Weile, | klein Roland kehrt etc. Wackern. 2, 1401¹⁷; Anstand es lange Zeit, bis ich eröffnet ihr, wie sie mir anstand (4). 1595¹; W. 5, 75 etc.
b) Jemand steht an, stockt, schwankt, zaudert etc. W. 3, 6 etc.; Er würde ebensowenig angestanden sein, ihn zu ermorden. Engel 1, 195; Wir sind einige Zeit bei uns angestanden, ob etc. Kl. Gel. 66; Daß sie noch angestanden haben, ihn glücklich zu machen. Rabner 3, 166.
6) Mundartl., veralt., s. [2a]; ferner z. B.: Auf einen Freund a. (vgl. 5b), in Verlegenheit seiner bedürfen. Gartenl. 9, 447b, vgl. Schm. 3, 596 etc. Āūf-, intr. (für 1—3 mit haben und sein, für 4 nur mit sein): 1) [2a] offen (s. d., Anm.) stehn, Ggstz.: Der Gnaden Thür steht immer zu. Wackern. 2, 22¹³. 2) [4] auf Etwas, als der Grundlage ruhnd stehn, vgl. 3: Wo ein Fuß des Regenbogens auf dem Acker aufstand. G. 31, 351; 23, 353; Wo auf dem Klingstein in Masse der säulenförmige aufsteht. 27, 298 (vgl. an-s. 1c) etc. 3) [3b] vgl. 2: in die Höhe (empor) stehn, ragen: Die noch a–den Reste der öffentl. Plätze und Gebäude. G. 31, 251; IP. 22, 67, häufiger zur Vermeidung von Zweideutigkeit empor-s. (s. d. 1). 4) [3b] sich zum Stehn erheben (vgl. empor-, er-s.):
a) von Pers.: Liegende, Gefallne, Sitzende, Kniende etc. stehen auf; Vom Boden, von der Erde, aus dem Schmutz, Koth etc.; vom Sitz, Stuhl, Thron etc.; vom Tisch, z. B. vom Eß-, vom Mittagstisch, vom Essen, vom Mittag, von der Tafel; vom Arbeitstisch, von der Arbeit; vom Spieltisch, vom Spiel etc.; vom Lager, aus dem Bett, vom Krankenlager etc.; aus dem Grab, aus der Gruft, vom Tode (s. auf-er-s.); aus der Vergessenheit (Sch. G. 1, 153) a. etc., s. früh 1; auch: Da steht es (s. d. 7) sich denn nicht so leicht früh auf. Benedix 10, 98 etc.; Von der Bank a., veralt. auch (z. B. Schuppius 408), vom Bankbruch (s. d.): A. oder Bankerott machen. Mathe- sius Chr. 101b etc.; Aufstaad Bajo auf die leichten Füße. Talvj 2, 140 etc.; Vor Einem a., vom Sitz, ihn ehrend. 3. Mos. 19, 32 u. o., im gehobnen Stil auch mit bloßem Dat. G. 15, 170; Logau 2, 7, 22 etc.; aber auch: Besiegt ich .. ringend .. Ankäos . ., welcher mir aufstand [sich zum Ringkampf stellte]. V. Il. 23, 635 etc.; ellipt.: Stund er auf [ging. Mendelssohn] ihnen entgegen. 1. Mos. 19, 1 etc.; ferner: Gegen (oder wider) Einen, Etwas a., sich erheben. 2. Sam. 14, 7; W. Att. 1, 49 etc., auch: Gegen die Ungebührlichkeiten a. Alexis H. 2, 2, 98 etc.; auch bloß: Das Volk steht auf. Körner 27b etc.; auch sonst = sich erheben, z. B.: 5. Mos. 13, 1; 34, 10 etc.; Ich sollte a. mit dem Schöpfungswort | und in die hohlen Läger Menschen sammeln. Sch. 380b etc.
b) von Thieren, z. B. weidm. Laube Br. 239; Lenz Nat. 2, 250 etc.; ferner von Fischen, nam.: aufsteigend sich an die Eislöcher drängen etc.
c) auch außerdem: aufsteigend sich erheben, nam. von etwas urspr. mehr oder minder lebendig Gedachtem (s. W. 29, 73 etc.), z. B. vom Wind Hohel. 4, 16; IP. 10, 47 etc.; von der Sonne Opitz 1, 139; 190 etc.; von Pflanzen, Blumen Wackern. 2, 277⁸ etc.; Das Land ist aufgestanden, | ein herrlich O sterfest. 1496³⁵ etc.; Es ist der verwegene Gedanke in mir aufgestanden. G. Sch. 3, 62 etc.; Bergb.: Der Schwaden (s. d. 2c) steht auf; Hüttenw.: Der Herd (s. d. 2d) steht auf, wenn das Blei aufsteigend umherspritzt etc. e) subst. Jmperat.: Stehauf, m. (s. Auf, Zsstzg. und Hanselmann etc.), z. B.: So einem kleinen Stehauf [Kobold]. Arnim 53 etc. und in mund- artl. Verkl.: Das kleine Kinderspielzeug, die s. g. „Steh- uffchens“. Genast 2, 157; Stehaufmännchen. Gutzkow 11, 212. 5) mundartl. Bedd., s. Adelung; Grimm etc.
Āūs-:
1) [3a] A., aus dem Schiff. HSachs G. 1, 174 etc.; aus dem Dienst etc. Schm.; Volksz. 9, 125 etc.; von Auer- und Birkwild: vom Baum wegfliegen. Laube Br. 240 etc., Ggstz. ein-s. 249.
2) in einer Bude etc. öffentlich Etwas feil bieten (s. aussitzen 1a) oder sich producieren etc., eig. und übertr. (vgl. Markt 1a), s. Schm.; Kl. 12, 296; IP. 56, XX; 64, 84; Der Pöbel, vor dem er ausstund. Rabner 4, 249; Alles, womit er ausstand. V. Ant. 2, 130 etc.; auch mit dem zu Kauf Stehnden als Subj. Tieck 4, 268 etc.
3) A–de [oder außen-s–de. Engel 12, 105] Schulden, Gelder, Fordrungen etc., noch nicht eingegangen; auch z. B.: Unsere Schaubühne hat noch eine große Eroberung a. [zu erwarten etc.]. Sch. 703b; Das Größte steht noch aus. 559a etc., auch: Doria’s [Stimme] und die seinige standen noch aus. 155a, waren bei der Wahl noch nicht abgegeben etc.; ferner: Etwas mag, soll bis zu einem Termin a. [ausgesetzt bleiben, vgl. an-s. 5a]. Dahlmann Frz. 330; Niebuhr 2, 395 etc.
4) mit Acc. der Zeitdauer: so lange stehn, bis Etwas aus, vorüber ist (so ab-s. 6): Die Predigt a. Adelung; Seine (Lehretc.) Zeit a.; Hätte ich auch sieben Lehrjahre bei der feinen Lebensart ausgestanden. Bode Empf. 1, 62 etc.
5) (s. 4) vollständig tr., z. B. (inein- ander greifend, s. ausstehlich):
a) Stand halten; ausdauernd überstehn etc.: Einer, der dir deinen Trotz wohl kann a. Luther 6, 226b; 345a; Jch hätte unserm Herrn Gott nicht solchen Puff ausgestanden. SW. 60, 102; Diese Argumente steht Keiner nicht aus. 61, 107; Bist du wohl stark genug, den Abschied aus-zu-s.? Cronegk 1, 195; 245; G. Stein 1, 70; Ein Sturm. Mit Mühe stehen ihn die beschädigten Schiffe aus. Sch. 727a; Ich will aushalten, so lange es die Natur a. kann. W. 1, 195 etc.
b) Etwas ertragen, erdulden, erleiden: Nachwehen a. müssen. Forster R. 1, 179; Hatten wir Manches aus-zu-s. G. 17, 105; Todesangst hat er ausgestanden. Hebel 3, 271; Andere stehen Züchtigungen aus. Sch. 834b etc. (veralt.: Er soll das Bad a. = austragen. Weiße Abs. 349 etc.; schwzr.: Er g’stang’s nicht aus. Gotthelf Sch. 295; 339 etc.).
c) Einen (JP. 22, 32; Tieck 3, 203 etc.) oder Etwas (Fouqué Dr. 1, 125; G. 9, 282) nicht a. können etc., s. leiden 6. Be-, tr. (1—6) und (7) intr. (haben, sein):
1) [3b] selten: Wir bestanden [betraten, bestiegen] das Fahrzeug. JP. Fat. 2, 71 etc.
2) Von oder mit Bäumen, Gesträuch etc. bestanden sein, mit drauf stehnden versehn (vgl. besetzen; über-s. II 1): Ein von sperrigem Gebüsch .. bestandener Abhang. Burmeister gB. 2, 184; Der Kaffe, mit dem die Werthen bestanden waren, verhieß eine gesegnete Ernte. Bucher (Nat. –Z. 14, 603); Hügelrücken, von kräftigen Kiefern bestanden. PHeyse NN. 287 etc., auch: Das hochwaldbestandene Plateau. Gartenl. 10, 389a etc. und ohne Nennung des Womit (vgl. be-, durchforsten), z. B.: Ein gut bestandener und gepflegter Wildpark. 378a; Sehr schön bestandene Matten und Baumstücke. G. 26, 164; Wohlbestandene Waldstrecken (238), Wälder (18, 9), Forsten (36, 70); Ein kräftig bestandenes Eichenwäldchen. Immermann M. 1, 295 etc. Daran schließt sich (vgl. 9c): Wohlbestandene Bäume. G. 18, 169, ausgewachsne (die die gehörige Zeit gestanden) und wohl danach verallgemeint [12].
3) Jemand besteht einen Feind, ein wildes Thier etc., nimmt es im Kampf mit ihm auf, ihm Stand haltend, nicht unterliegend etc.: Heißt im Kampfe mich b. | Riesen, Drachen, Ungeheuer. Cham. 3, 124; Luther 6, 502b; Schlegel Sh. 6, 30; V. Od. 9, 57; 18, 31; Il. 9, 355 etc. Danach auch: In der Schreibsucht bestehe ich meinen Mann (s. d. 2c). Mendelssohn, s. auch 4; 5; 8.
4) nach 3 auch mit sachl. Obj.: Etwas durchmachen (s. L. 5, 309): Einen Kampf; Anfechtungen; ein Abenteuer; eine Gefahr etc.; eine Prode, Prüfung, ein Examen etc. b., gut, schlecht b. etc. (vgl. 10 und ugw.: Er selbst besteht seinen Werth. Klinger Teutschl. 336, bewährt ihn); Habe ich die Last, Plackerei und Sorgen bestanden. B. 485b; Jedes von uns hat diese Fahrt mit bestanden. G. 19, 136; Fragen und Antworten b. 20, 106; Bei dem gegenwärtigen Versuche zu leisten, was bei dem vorigen bestanden worden. 38, 71; Tod, Armuth, Niedrigkeit kann ich b. Göckingk Lieb. 39 (Ramler); Konnte der Aufwand .. davon nicht bestanden [bestritten] werden. H. Erinn. 1, 278; Wie sollte das Menschenkind es [s. d. 7] allein b. können! Immermann M. 4, 59; Vogel, der die Mauser bestanden hat. König Kl. 3, 161; Nach wohlbestandenem Tagewerk. Kosegarten Po. 2, 275; Rückert Rost. 93b; Schlegel Sh. 6, 276; Tieck Cymb. 3, 4; V. Od. 4, 242; W. 11, 142 etc.
5) (s. 3) veralt., von etwas urspr. mehr oder minder belebt Gedachtem: Etwas besteht Einen, z. B. Noth, Elend, Krankheit etc., fällt ihn an, trifft ihn, zumal in Flüchen: Was du mir fluchst, Das bestehe dein[en] Hals! Agricola 489; Luther 2, 57b; 5, 117a etc.
6) mehr mundartl.:
a) miethen, pachten: Luther SW. 64, 188; Palleske Sch. 1, 324; IP. 26, 31 etc.
b) bekennen, ge-s. Auerbach D. 4, 45 etc.; Ein-b. Gartenl. 9, 483b; Schm.
c) ver-s. Liscow 518.
7) gw. mit sein: stehen bleiben:
a) (veralt.) rein örtlich, z. B. von Pers. HSachs G. 2, 126 etc.; Simrock N. 257; 855 etc. noch in der Volksspr.: B. bleiben (s. d. 18); von einem Pfeil: stecken bleiben. L. 5, 309 (Logau). l) (veraltend) von Flüssigem etc.: fest werden, nicht weiter fließen (ge-s. 1a): 2. Petr. 3, 5; Luk. 8, 44 etc.; Der Glanz besteht [wird] zum Kleide. Scultetus, s. L. 8, 288 etc. c) (veralt.) stocken (vgl. b). Opitz W. 1, 230; Ps. S. 129 etc.
8) (s. 7; 3) Im Kampfetc. b.; auch bloß: B.; Gegen, wider, vor Jemand oder Etwas b.; selten mit bloßem Dat.: Wer will dir b. [Stand halten]? FMüler (Wackern. 4, 783³⁰); Der Wind verjagt die Wolken und dem Winde besteht der Mensch. H. 9, 41 etc.
9) begründet und dauernd da- (oder bei Bestand) sein und bleiben; eristieren (bald mehr, bald minder prägnant):
a) Schönheit vergeht, Tugend besteht. Sprchw.; Ewig, immer, lange, nicht, nicht mehr b.; Der alte Gebrauch .. blieb stets b. G. 31, 361; Eine Grundverschiedenheit . ., welche .. nur um so greller fortbesteht. Ense D. 5, 345 etc.
b) Partic. Präs.: Das B–de; Nach der alten b–den Rittersitte. G. 35, 303; Die annoch zu Recht b–de Ortsjustiz. Gutzkow R. 2, 97; Wir untersch. das Selbständige von dem Für-sich-B–den. .. Das Für-sich-V–de kann in seinem Dasein abhängig und dennoch als ein von dem Unendlichen abgesondertes Wesen vorhanden sein etc. Mendelssohn Morg. 217 (veralt. Ggstz.: Un-b–de Sachen. Opitz, vgl. unbeständig).
c) Partic. Präter.: Etwas hat oder ist bestanden, Jenes, nam. insofern es aufgehört hat; Dies, insofern es sich noch in die Gegenwart hinein erstreckt, s. auch als Ew.: Lange bestandene Vhe (G. 15, 260; 27, 120), Gewohnheiten (Möser Ph. 1, 153), Werke (W. 18, 202) etc.; Die bestandnen Gesetze. G. 26, 293; Alles bisher Bestandene. 27, 437 etc. (s. 2).
d) abhäng. Präpos., z. B.: Bestanden ist das Reich, nicht durch eigne Kraft. Luther 8, 68b etc.; Er ist nicht bestanden [gegründet etc.] in der Wahrheit. Joh. 8, 44, vgl.: Auf Christi Wort b. [versch. 11]. Mathesius Lthr. 25b; Wenn .. der Helden schöner Theil auf Wahn und Tand [spätre Lesart: durch falschen Schein] besteht. Haller 77 etc.; Jch habe mich .. an seine Eigenheiten gewöhnt und bin darinne bestanden. Zelter 1, 399; Er kann bei dem hohen Pacht; bei seiner Verschwendung nicht b. [oder mundartl. ge-s., auskommen etc.]; Er kann ohne Wein (Gesellschaft etc.) nicht b. [leben]; Da der Frühling herbeikam und man ohne Feuer b. [sein konnte]. G.; Bestünde nur die Weisheit mit der Jugend | und Republiken ohne Tugend. 34, 330; Etwas besteht [kollidiert nicht, verträgt sich] oder kann b. mit (Bode Empf. 2, 53; Hebel 8, 209; L. 6, 20; 8, 246; Müllner 5, 179 etc.), bei (L. 7, 167), neben (Forster Br. 1, 415; Gutzkow R. 6, 320) etwas Andrem etc.; Es kann für Scherz b. [gelten]. Rachel 7, 239 (veraltend) etc.
10) (s. 4) In einer Probe, Prüfung etc. oder mit Etwas (vor Einem) b.; gut, wohl, mit Ehren etc.; schlecht, übel, kahl, mit Schimpf und Schande etc. b.; Mit Etwas b. wie Butter (s. d. 1) an der Sonnen. Luther 1, 375a etc.; mit sein: B. 485b; Engel 7, 141; Gleim 6, 291; G. 21, 3; 216; Luther SW. 64, 372; Sch. 311b; Stilling 4, 48; Sie war auf (versch.
11) der Feuerprobe bestanden. 197; Zelter 6, 111 etc.; daneben: Wir haben schlecht bestanden. G. 9, 90; Gust. v. See Eg. 1, 10; Schweinichen 3, 4 etc. 11) Auf Etwas b. (versch. 9d; 10), auf dem einmal Ausgesprochnen, Verlangten etc. beharren, nicht davon abgehn etc., zumeist auf mit Dat., z. B. G. 9, 266; 17, 68; 22, 44; 26, 283; 29, 227; 39, 243; L. 6, 250; 10, 186; 12, 63; 81; Müllner 7, 127; IP. 21, 86; Sch. 346a; 742a; 792a; 834a; 841a; W. 9, 225; 219 etc. (vgl.: Ich fragte . ., ob sie bei dieser Forderung bestände. Börne Par. 1, 33 etc.); daneben auf mit Acc. (vgl.: dringen auf etc.): Devrient 1, 276; 2, 17; 3, 219; Ense B. 3, 16; T. 4, 189; G. 17, 288; Gotthelf G. 404; Gutzkow R. 4, 418; 9, 311; L. 12, 366; Müllner 7, 144 etc.; Hilfszeitw.: Wenn die Regierung fest darauf bestanden hätte, daß etc. G. 23, 201 etc.; Er aber sei darauf bestanden. 28, 56; L. 1, 387; Olearius Reis. 335b etc.
12) Aus Etwas b., daraus zusammengesetzt sein etc.: Jene Zeit, wo der Staat nicht einzig aus Bürgern, sondern auch in (s. 13) jedem Bürger bestand. Börne 5, 351; Hätte meine Armee durchgängig aus Franzosen bestanden. Pz. 2, 29 etc.
13) In Etwas b., sein Wesen —, Das, was das Subj. ausmacht haben: Als wenn nicht eben in diesem Mehr oder Weniger das Elend dieser Erde bestünde. G. 32, 72; Die ganze Gefahr bestände nur darin. W. 23, 397 etc.; Ugw.: Einige Stücke davon bestunden in Schnitzwerke, welche etc. Rabner 2, 24.
14) vereinzelt, z. B.: Besteht mir dein Wille. B. 246a [steht er mir bei, stimmt er überein mit mir]; Der .. dem Schwur bestanden [getreu]. Göckingk 1, 82; Dadurch bestand Ephron’s Acker .. dem Abraham zum Ankauf. Mendelssohn (1. Mos. 23, 17), ward sein eigen; Seine Augen, die bestunden [standen] | mit Thränen überdeckt. Opitz 1, 138 etc., s. Schm. etc. Bēī-:
1) dabei stehn, zuw. im Partic.: Die B–den. Sulzer 1, 245a etc., vgl.: Einen neben-s–den Fremden. G. 23, 389; an-s. 1.
2) gw. [4c]: Einem b., auf Dessen Seite stehn, ihm helfend, sekundierend, gw. mit haben (vereinzelt mit sein, s. L. 11, 31; Scherr Gr. 2, 206; Pilg. 1, 222), auch: Daß ich dem Text des Evangelii will mit meinem Zeugnis wider alle .. Ketzerei beigestanden und des Teufels Bosheit wider- gestanden haben. Luther 6, 118a. Veralt.: Mein Beisteher. HSachs G. 1, 74. Bevōr-: als kommend zu erwarten stehn (s. vor-s. 2d; ein-s. 2): Die b–de Woche, Zeit etc., Verheerung (Forster A. 1, 411) etc.; Was bevorsteht. Baggesen 1, 158; Gutzkow R. 2, 185 etc.; Einem steht Etwas bevor, z. B. Entehrung (Benedir 8, 64), Hohn (Cham. 6, 258), ein Ungewitter (4, 40), ein schreckliches Schicksal (W. 35, 100); Ein großes Glück, das mir noch bevorgestanden wäre [oder hätte]. 21, 18. Dā-: (s. da, Anm.) dem Anblick gegenwärtig, vorhanden sein etc.: Tantalos . . mitten im Teich d–d. V. Od. 11, 583; D., wie eine Säule (W. Luc. 6, 417), wie ein ausgescholtner Knabe (Cham. 4, 266), wie Butter an der Sonne (G. 9, 79), zum Gespött (V. Il. 3, 42) etc.; Grottenwerk .., das nun .. halb verfallen mir dasteht. G. 5, 29; Alsdann stände die Kunstschule da. Fichte 8, 123 etc. Dahín- [3b]: dahin (s. d. 1) gestellt bleiben: Claudins 6, 20; Kant 2, 153; Logau 3, 241; Wackern. 4, 965¹² etc. Dúrch-:
1) tr.: Etwas d., überstehnd durchmachen. JKinkel Ib. 2, 326; Erz. 319 etc. (s. auch durchstechen 4).
2) [11f; g] niederd.: D–d, beständig (vgl. durchgängig): Dahlmann Frz. 361; Nicht etwa einzeln, sondern d–d. KlGroth Plattd. 101; 102; D–der Ostwind. Weserzeit. (53) 2954. Eīn-:
1) [1] inne (s. d. 3) stehn: Die Zunge (der Wage) steht ein (G. 1, 109) oder inne (9, 289), vgl.: Welches der inne stehenden Wage den Ausschlag giebt. Garve Vers. 1, 500; ugw.: Eine gleich entstehende Wage. Zinkgräf 2, 89.
2) bevor-s., im Partic.: Die e–de Geburt Homer’s zu feiern. G. 30, 440; E–de Messe. Simplicissimus K. 893 etc., häufiger: In-s–d. L. 12, 172; 186; 202; Rabner 3, 45 etc., vgl.: Kein wirklicher, gegenwärtiger Hunger . ., sondern nur ein instehender. L. 6, 522 etc.
3) [3b] z. B.:
a) s. Ggstz. aus-s. 1.
b) (s. an-s. 2) eintreten: In ein Amt, in einen Dienst etc. e. Adelung; Mit Einem e. [zu gemeinsamem Handel etc.]. Gotthelf Oberamtm. 22 etc.
c) (s. b) E. für, an die Stelle von Etwas oder Jemand treten. Görres V. 26; G. 21, 90 etc., nam.: als stellvertretender Mann (s. d. 7a) oder „Einsteher“ (Auerbach Gv. 227; Barf. 97 etc.), z. B. DBl. 1, 98b; Bin ich zum zweitenmal eingestanden und bin Unteroffizier geworden. Leb. 2, 55 etc.; danach verallgemeint: für Etwas Gewähr leisten, haften, bürgen, vgl. [2a]: Keller gH. 4, 463; Mit seinem Vermögen Einem für Jemand oder Etwas e. etc.
4) tr.: s. ge-s. 2c. Empōr-:
1) (s. auf-s. 3) emporragen. Geßner 2, 58; 3, 11; Mendels- sohn 4, 1, 462.
2) dichter. st. auf-s. 4, z. B.: Die Unsterblichen standen empor ihm | alle vom Sitz. V. Il. 1, 533; 7, 94; 9, 14 etc. Ent-, intr. (sein): 1) auf-s., z. B.: Entstände gleich auf ihn die ganze Welt ergrimmt. Scultetus (L. 8, 308), gw. aber: ins Dasein treten (vgl. entspringen), ungemein häufig: Dan. 8, 22; Spr. 24, 22 etc.; Alles, was entsteht, | ist werth, daß es zu Grunde geht; | drum besser wär’s, daß Nichts entstünde. G. 11, 56; Daraus entstand nun bald Unwille, Hader und Streit. 19, 63 etc. (s. Urständ); Vom E. als „Anfang des Seins nach dem Nichtsein“. Humboldt K. 1, 87 etc.; Von Erschaffung und Entstehung [„Erstehung“. Ausg. in 60 Bdn. 22, 177] der Welt. G. 18, 317; Saat zu neuen Entstehungen. Klinger Giaf. 209 etc. 2) entgehen (s. d.), z. B.: Es ist hohe Zeit, dem Übel zu e. [uns zu entziehn]. Fleming (Wackern. 2, 343¹); Erbvgl. 305 etc., bes. obgleich heute wegen Mißdeutung (s. 1) gemieden (vgl. entgehen 1b): Einem entsteht Etwas (oder Jemand), mangelt ihm, lässt ihn in Stich, z. B. Abbt 2, 58; Benedir 7, 226; B. 212a; 245b; Gervinus Gesch. Jahrh. 1, VII; Geßner 1, 127; 3, 23; H. 11, 91; L. 1, 582; 10, 175; Samps. 3, 4; Lichtwer 246; Mendelssohn 5, 643; JvMüller 6, 225; Musäus Ph. 1, 102; IP. 26, 82; Sch. 524a; 665b; Schlegel Dr. 2, 207; Tieck NK. 2, 181; V. Br. 1, 310; H. 2, 107; Od. 16, 171; W. 14, 60; 22, 4 etc., nach Adelung mit haben, doch z. B.: Bei dem Landtreffen sind wir euch nicht entstanden. Heilmann Thuc. 371; auch ohne Dat., nam. Rechtsspr.: Wo die Abhandlung dieser Sachen .. jetzt e. [nicht zu Stande kommen] sollte. Luther 5, 108a; E–den [widrigen] Falls oder: im Entstehungsfall. G. 35, 107 etc.; In Entstehung [Ermanglung] alles Gebrauches. L. 8, 508 etc.; auch ganz veralt.: Endlich muß auch ich e. [vergehen] | bei der Motten Fraß. Lieders. 499a.
3) s. ein-s. 1.
4) (veralt.) ref. mit Genit. = ver-s. Zwingli 2, 206; Schm. Entgêgen-: (s. entgegen 2 und Anm.), gegenüber-s., zuw. bloß örtl. G. 23, 295; Hungari 2, 380 etc.; gw.: feindlich; als Gegensatz; hindernd (im Wege): 4. Mos. 22, 34; Ein natürliches Vermögen und ein ihm gegenüber-, nicht e–des Bewusstsein. G. 32, 296; 203; 35, 250; Sch. 614a; W. 6, 92; 12, 204; HB. 2, 44 etc., vgl.: Die beiden gegen-s–den Grundstimmungen. TUlrich (Nat.-Z. 12, 231). Er-:
1) tr.:
a) aus-, über-s.; ertragen etc.: Erstandene Prüfung. Auerbach D. 1, 243; Er erstand’s! und sieget’. H. 15, 243; Wo er Etwas zu e. [erdulden] hätte. Schwab V. 1, 3; Die erstandene Haft. Steub DTr. 1, 244; Nach erstandener Prüfungszeit. W. 15, 62 etc.
b) Etwas c., zugeschlagen (s. d. 2c) erhalten, eig. und übertr. (vgl. mundartl.: Den Käufer oder: das zu Kaufende über-s., Jenen überbieten. Schm.): Schätze. .. Soll ich durch Sklaverei vor Großen sie e.? Gellert 2, 17; Bei Erstehung von Kunstwerken. .. Warum Dilettanten Dies und Das erstanden. G. 31, 431; Heine Rom. 234; JP. 1, 51; 15, 34; 17, 150 etc.
2) intr. (sein): im gehobnen Stil = auf-s. 4 (auch auf-e.), z. B.:
a) von Liegenden, Sitzenden, Knienden: Achilleus erstand zum Gefechte. B. 235b [V. Jl. 22, 102]; 195a; Daumer 1, 251; G. 19, 408; Gutzkow R. 5, 119; 9, 266; Simrock N. 1789; Streckfuß Rol. 16, 62; V. 1, 33; Sh. 3, 209; Il. 7, 162; 9, 52 etc.; Auf-e. (vom Fall). HKleist Kr. 77; Streckfuß Rol. 1, 65 etc. (aus dem Kerker). Herwegh 1, 167; vom Todesschlaf (s. b). Cham. 4, 157 etc.; Welch eine seltsame Auferstehung [der Schlafenden]. G. 15, 97 etc.; Der wiedererstandene Feind. Ense D. 5, 112 etc.
b) Vom Tode; von den Todten; aus der Gruft; aus dem Grabe etc. e. oder bloß: e. (G. 11, 32; H. 16, 274; Kl. M. 1, 596 etc.), selten: Dem [= zum] ewigen Leben e. 4, 526; Gottes Sohn erstand [aus] der Gruft. Rückert 2, 215 etc.; Wieder-e. (Luther 8, 359b) und bes. oft: Auf-e., auch (s. anerkennen, Anm.): Es auf-e. die Todten. H. 16, 203 etc.; Wenn er wiederauferstände. Sch. 822a etc.; Auferstehung. Luk. 14, 14 etc. Ferner bildl., z. B.:
c) (s. b) In den Enkeln schau ich | ein erstandenes Geschlecht. Freiligrath SW. 1, 108; Daß neu ich [der gestürzte Schwibbogen] auf erstand (versch. e). 386; Dem Reich der Mamelucken | weissagst Du Auf-E. Herwegh 1, 8; Sch. 79b; V. 3, 217 etc.
d) Die Sonne verschwand, | der Abend erstand. Hartmann Pet. 169 etc.; Der Sonne Auf-E. Her- wegh 1, 128; Klinger Teutsch. 184; Werner Osts. 1, 192.
e) Da erstand [entstand, erhob sich] urplötzlich eine Kirche. Talvj 2, 162; V. Georg. 3, 13 etc. (s. auch ent-s. 1, Schluß).
f) Dadurch .. Zwietracht, vielmals Mord erstanden [entstanden]. Luther 1, 219b; 3, 21a; Aus welches [dessen] Versäumung .. ein Zank den Erben und Gewinn den Gerichtsschwätzern pflegt zu e. Wackern. 3, 760²⁰ etc.
Ge-:
1) intr. (sein):
a) = be-s. 7b, z. B. Hiob 38, 30; Gestandene Milch. Auerbach SchV. 74; Leb. 1, 89 etc., auch: Zu einer Gallerte (Knapp Techn. 2, 523), zu einem festen Eiskörper (Gartenl. 10, 143a), zu einer krystallinischen Masse (Mitscherlich 2, 2, 388), zu dichtem Erze (Nicolai 4, 80) g. Ferner mundartl.
b) [2a].
c) sich zu einem Termin etc. stellen. Schweinichen 3, 19 etc. c) s. be-s. 9d.
d) s. unter-s. 2) tr. etc.: mit Überwindung (s. d. 2 etc. und Geständnis) bekennen:
a) Ich gestehe meine Schuld; daß ich schuldig bin; gefehlt zu haben; mich schuldig etc.; parenthetisch: Die Wahrheit zu g.; Ehrlich etc. gestanden; Seine Betrügereien (Rabner 4, 58), eine Übereilung (Sch. 212a) g. etc.; Als ob man sich’s ungern gestünde, daß etc. Engel 4, 276; Gesteht, ich weiß zu leben! G. 11, 86; Sie g. sich bekehrt. 36, 136; Wenn ich selbst vor kühlerm Urtheil g. müßte, eine Thorheit zu begehen. Gutzkow R. 2, 266 etc.
b) selten mit (belebt gedachtem) sachl. Subj., s. bekennen 2b: Ein enges Kleid gesteht [verräth, s. d.] den schönen Wuchs. Nicolai 5, 143; Ein Wölkchen, das sich erst dem Auge kaum gesteht. 6, 211.
c) zuw. = bewilligen, gw.: zu-g. (s. f), z. B.: Der Vater ist dawider, will’s nicht g. Luther SW. 61, 238; Wenn keinem Gläubiger ein Recht an dem Gute gestanden würde. Möser Ph. 4, 265; Sie wird dem Mächt’gen zu-g. sofort, | was sie gestanden dem verwaisten Jungen. Platen 3, 142; Zinkgräf 1, 86 etc.
d) verneintes Partic.: Ungestandnen Raub. Uz 1, 69. Doppelzsstzg.:
e) Etwas ein-g. (s. a), mundartl.: Da Sie es wissen, so [ge-]stehe ich ein, daß etc. Klencke Parn. 1, 307. α) Zugegeben (s. d. 3), aber nicht eingestanden, daß. G. 30, 351 etc.; Gesteht sein Stolz nicht ein, daß er dich liebe, | sein Auge spricht’s. Sch. 613a etc.; Wenn wir uns des Gegebnen sehr bedürftig .. ein-g. Ense D. 2, 331; Wenngleich die Vorrede ihn als eine Art von Gefangenen ein-g. muß. 6, 321 etc. 8) (s. c) zuw.: Wenn sie uns freien Abzug eingeständen [zugeständen, einräumten]. G. 9, 91; Die Bedingung wurde ihnen eingestanden. Möser Ph. 2, 49 etc. γ) (s. d) Uneingestandene Feigheit. Schwegler (46) 71; Selbst eingestanden. Gutzkow 3, 3 etc.
f) Zu-g., g–d zugeben: Gesetzt, nicht zugestanden. Kl. Gel. 285 etc., nam. auch: Einem Etwas zu-g. (s. c und eú): Danzel 525 (L.); G. 24, 72; 33, 249; Rückert Mak. 1, 74; Sch. 752b etc., s. zu-s. 4. Gêgen-, gegenǖber- (W. 11, 184; G. 39, 21 etc.; seltner getrennt: Der gegen ihm überstand. 31, 139): s. entgegen-s. Hêr- etc.:
1) [4] Um Einen oder Etwas h. (V. Il. 18, 69), herum-s. (G. 14, 194), vgl. umher-s. 23, 262 und im Partic. auch bloß: Die Umstehenden etc.
2) [3]:
a) ragen etc., z. B.: Weit heraus-s.; Gletscher . ., dessen Eismassen .. in Spitzen hervorstanden. Kohl A. 1, 19 etc. (s. vor-s. 1; über-s. I 3).
b) sich stellen etc.: Sagt, wo | ich hin-s. soll. Sch. 537a etc.; Er stand vors Haus hinaus. Gotthelf Sch. 92; Kurz Weihn. 62; Pestalozzi 4, 275 etc. zurück-s. G. 20, 33 (s. hin-dann). s. [4e] und ein-s. 1; 2. s. ab-s. 1. z. B.: Der auf der Tagesatzung mitgestanden hat. Werner Febr. 42.
Hintán-: In(ne)-: Lōs-: Mít-: Nāch-:
1) Ggstz. vor-, voran-s.:
a) in Bezug auf die Reihenfolge, nam. von Theilen der Rede etc.: Der Sinn ist verschieden, je nachdem die Verneinung vor- (voran) oder nachsteht etc.; bei Schriftstücken etc.: Wie nachsteht (vorsteht), bes. im Partic.: N–des [folgendes] Abenteuer. G. 25, 172; N–d skizzenhaft verzeichnet. 154 etc., vgl.: Vor- s–d; Wie oben steht = als ob steht. Stumpf 601a; 603b etc.;Ob(en)-; rück- oder um-s–d, auf der Rückseite etc.
b) in Bezug auf Rangordnung: An Achtung gegen seine Schriftsteller steht Deutschland andern .. Völkern nicht vor, sondern nach. H.; Lichtenberg 4, 95 etc., s. c.
c) s. b und [3b]: hinter Etwas dem Range, der Reihe nach treten (zurück-s.): Die Zärtlichkeit soll der Freundschaft .. n. Gellert etc., vgl. (mundartl. etc.): Darum sollen .. die Ungelehrten den Gelehrten u m-s. Mathesius Lthr. 70a; Schm. 1, 56 etc.
2) oberd.: N–de (rück-s–de) Gelder etc., rückständige. 3) [4f] nachtrachten, nachstellen etc.: Dem Golde nachzustehn und Tempel zu berauben. Hagedorn 1, 56. Nêben-: s. bei-s. 1. Nīēder-: s. nieder 1f. Ob-:
1) Obstand (s. d.) halten, entgegen-s. Kl. Od. 1, 239; 2, 163; V. Il. 12, 135.
2) s. nach-s. 1a. Rück-: s. nach-s. 1a; 2; zurück-s. I. sber-: 1) s. gegenüber-s. 2) über etwas drunter Befindl. stehn, nam. Partic.: Ü–de Flüssigkeit (Karmarsch 1, 187), Würze (215) etc., in Bezug auf den Niederschlag, Bodensatz etc.
3) überragend hervor-s. 150* (s. d.): Ü–de Felsen. G. 14, 229 etc.
4) Heiße Speißen etc. ü. lassen. Schm., vgl. überschlagen II 1b. II. Über-, tr.:
1) s. be-s.: Von Bäumen etc. überstanden [überschattet] sein. Immermann M. 2, 122; 4, 11 etc.
2) s. be-s. 4; aus-s. 5 etc.: Manchen schweren Scharmützel und harten Stand (Schaidenreißer 11b), Mühseligkeiten (Cham. 4, 261), den Jammer (G. 11, 200), die Probe (Sch. 265b), Unmöglichkeiten (H. 13, 72) ü. etc., prägn. ohne Obj.: Du überwindest dich selbst und uns, du überstehst; ich überlebe dich und mich selbst. G. 9, 239 etc.; Überstehung der Haft. JWiggers Unt. 76 etc. c) s. er-s. 1b. I.
Úm-: 1) im Partic.:
a) s. her-s. 1, vgl.: Die Umsteher. L. 11, 541 (vgl. II).
b) s. nach-s. 1a. 2) mehr mundartl. (s. Schm.), z. B.:
a) (von Thieren) krepieren (s. umfallen I). Falke Th. 1, 422a; Spindler V. 2, 44; Bündner Tagblatt (62) 239 etc.
b) von geistigen Getränken: verderben, ab-s. (s. d. .
c) Seinem (Schm.) oder sein (Gartenl. 9, 467b) Wort nicht um-s. [untreu werden].
d) s. nach-s. 1c.
e) (in Mecklbg. etc.) Mit Etwas so und so um-s., es handhabend, behandelnd umgehn (s. d. I5d). II. Um-, tr.: stehnd umgeben, mit persönl. und sachl. Subj.: G. 31, 136; Immermann M. 3, 3; Sch. 69a; 509b; V. 1, 1; Od. 12, 43; 355; 18, 41; 22, 115 etc., vgl. I 1a. s. her-s. 1. I. Unter-: unter ein schirmendes Dach etc. treten und drunter stehn: SClara EfA. 1, 420; Hebel 3, 396; Kohl A. 2, 49; W. Luc. 3, 394. II. Unter-: z. B.:
Umhêr-:
1) (mundartl.) Das untersteht [unterliegt] keinem Zweifel. Scherr Bl. 2, 482 etc.; Ein blödes . . Weiblein, welches ganz ihrem Mann unterstand. Kürnberger N. 2, 217, unter ihm stand, ihm untergeben war.
2) (veralt.) tr.: vorbauend Etwas verhindern. Schm.; Görres H. 1, 180; Jch will euch’s unt., |“.. euch wehren, | das ihr als Herren lebt. Honcamp (Echtermeyer 2, 284), vgl. 4d: Sch. 519a.
3) (Buchdr.) Das angefeuchtete Papier muß sich unt. (die Feuchtigkeit gleichmäßig durchziehen). Franke Kat. 100. Gw. aber:
4) in versch. Fügung: Etwas unternehmen, allgm. bes. in der ältern Spr. (s. Schm. und d), heute gw. in tadelhaftem Sinn: insofern man dabei das Einem der Berechtigung oder dem Maß seiner Kräfte nach Zuständige überschreitet:
a) refl. mit Genit. (vgl.: sich unterfangen, unterwinden, erkühnen etc.): Carolina §. 119; Vergieb, daß ich des Worts mich unterstanden. Lenau A. 101; Luther 5, 42b; Moscherosch Gs. 1, 417; Opitz (Wackern. 3, 624¹); Rückert Erb. 1, 127; Schaidenreißer IV; Sich des Bären unt. [an ihn machen]. Teuerdank 48; 6; Keiner großen That sich freudig unt. Uz 1, 56; Will des Verdiensts sich Niemand unt. W. 20, 106; 15, 46; Wer untersteht sich Dessen? 34, 315; Luc. 3, 15; Att. 2, 1, XIV etc.
b) Danach auch (s. Das 4; Es 9 etc.): Er untersteht sichs; sich Das; sich Alles; Was untersteht sich der Arme? Pred. 6, 8; So habe ich mich es endlich unterstanden. Wackenroder Kl. 43 etc.
c) Nach b (s. versehen 2f) auch zuw.: Ich untersteh [getrau] mir Das nicht etc.; Ich unterstände mir nicht, den Mund aufzuthun (s. d). Tieck 5, 259 etc.
d) am häufigsten st. des Genit. (s. a) mit Inf. und zu (wie mundartl.: Sich ge-s. Adelung): Dan. 7, 24; Ap. 18, 10; G. 7, 201; 9, 7; 262; 29, 214; 39, 193; Sch. 249b; 654a; W. 2, 66; 5, 239 etc.; in abgeschliffnerm Sinn: Man untersteht sich nicht, ihnen die mindeste Höflichkeit zu erzeigen [man darf es nicht], ohne daß etc. 2, 144 etc.; als Höflichkeitsphrase: Erlaubt .., daß ich mich untersteh’ | euch anzureden. L. 2, 245 etc.; ferner (s. o.) in untadelhaftem Sinn = unternehmen etc.: Daß ich’s gar nicht übel nehmen würde, wenn er sich unt. wollte, meinem Institut etwa 100 gute Dukaten zu verehren; aber er unterstand sichs [that’s] nicht. Bahrdt 3, 261; Wenn sich das Pferd windet .. und unterstehet sich, mit den hintern Schenkeln den Bauch zu krauen. Ryff Th. 42; Ich werd mich unt., euch Das zu wehren. Sch. 519a (vgl. 2); Damit wolln wir Beid morgen früh | uns „vnderstahn“, ernstlich zu schneiden [ans Mähen gehn]. Waldis Es. 2, 4 etc. c) (s. d) auch: Untersteh dich und (s. d. †) hau mir meinen Herrn. Hebel 3, 179. f) (s. d) veralt. auch ohne sich: Welchen Ew. Ehrw. .. unterstehet [unternimmt] .. zu vertheidigen. Fischart B. XI; Ryff Th. 6; 98; Stumpf 343b; 603a; Zinkgräf 1, 154: 2. 82 etc. g) vereinzelt tr.: Die Jranier unterstanden den Angriff. Görres H. 1, 189 etc.
Ver-:
1) veralt., mundartl. Bedd., s. Schm.; Adelung, darunter als noch zuw. vorkommend:
a) durch Säumnis in Erfüllung der Verbindlichkeiten verfallen (s. d. 5): Dem sind verstanden seine Pfand. HSachs G. 1, 211; Handschriften und Siegel (Zinkgräf 1, 80), bergm.: ein Kux ver-s. lassen.
b) im Fluß gehemmt, still stehn, stocken, z. B. vom Blut aus einer Wunde (Berlich. 168), von der Menstruation (Ryff Th. 61), dem Harn (53), Stuhlgang (101) etc.
c) refl., von lebenden Wesen: sich steif stehn etc. Ferner allgm. übl. Bedd., entsprechend dem Hw. Verstand (s. d.), mit ineinandergreifenden Nüancen, tr. (2; 3) und (4) refl.:
2) den Sinn und die Bed. von Etwas erkennend fassen: Etwas richtig, falsch etc. ver-s.; Der Ausdruck ist zweideutig, man kann ihn so oder so ver-s.; wie verstehst du ihn?; Übersetzungen, die man ohne das Original kaum versteht; Ich verstehe Französisch (s. 3), spreche es aber nicht; Ich verstehe jedes einzelne Wort, aber den Zusammenhang, den Sinn nicht; Ich versteh nur zu wohl, nicht die Worte, aber den Sinn! G. 7, 330; Ein Zeichen, einen Wink, Jemandes Absicht ver-s. etc.; Versteh ich deinen Kuß doch und du meinen | und Das ist ein gefühltes Unterreden. Schlegel Sh. 6, 104 etc.
a) Spaß (s. d. 2); (auf Etwas) keinen Spaß; (über Etwas) keinen Scherz (s. d. 2) etc.; den Spaß, das Ding unrecht (s. d.) ver-s. etc.
b) Was versteht man unter diesem Ausdruck?; Was ist hier unter des Verräthers Karte zu ver-s.? L. 11, 384; Uns Alle .. Sie wissen .., wen ich unter uns Allen verstehe. 12, 263; Wen versteht Hr. Klotz unter dem Worte Edelleute? Entweder patricios oder nobiles; aber er verstehe Diese oder Jene etc. 11, 186 etc.; veralt. mit durch st. unter, z. B. 12, 2; 3; Breitinger Krit. D. 134; Gottsched Krit. D. 96; H. Gott 30; Zimmermann Eins. 9; Nat. 116; Zwingli 2, 26 etc., vgl.: Eine christliche . . Liebe .. will ich mit diesem Worte „buhlen“ nicht verstanden haben. Moscherosch Gs. 1, 86 etc.
c) mit abhäng. Satz, z. B.: c) Mehr weiß ich nicht, | versteh noch weniger, was sie damit | bedeuten. Sch. 14a; Ich kann es jetzt ahnden, wenn auch noch nicht ver-s., was die Liebe zum Manne sein möchte. Tieck A. 1, 292; Noch eh er recht verstund, | wovon ich sprach. W. 11, 190; Der Kaiser verstunde wohl, wo er hinaus wollte. Zinkgräf 1, 240 etc. 8) Meintest du, ich sollte erst morgen kommen? ich verstand —, daß ich heute kommen sollte oder ellipt.: heute; Sagte er prêtres? ich verstand, [daß er] traitres [sagte] etc.
d) Zu ver-s. geben (s. d. 1g) = andeuten etc., z. B.: Einem den Nutzen durch Zeichen (Forster R. 1, 334); seine Armuth durch eine Antwort verblümterweis (Zinkgräf 2, 53) etc.; ferner mit daß. G. 9, 292 etc.; als wenn. 29, 9 etc. und (s. f) ohne Obj.: Er hatte so lange gebohrt und gewinkt und nahe gelegt und zu ver-s. gegeben. Prutz M. 1, 245 etc.
e) mit persönl. Obj.: Einen ver-s., z. B. theils: seine Worte (Mendelssohn 4, 2, 399; W. 35, 174 etc.), theils: Sinn und Bed. seines Wesens, Handelns etc. (Ense T. 1, 362; L. 13, 646etc.), theils: seine Meinung, Absicht etc. (1, 423; Schlegel Joh. 4, 2) etc.; so auch: Einander oder sich (s. 4a) ver-s. Zuw. tritt auch das sachl. Obj. hinzu: Ich kann ihn nicht Alles ver-s. Gellert 3, 178; 359; Man versteht Madem. Mars und Leverd jedes Wort. Hegel 17, 603; Ihre Sprache war so versch., daß sie ein- ander kein Wort ver-s. konnten. W. 21, 286 etc., daneben (s. lehren 9): Bei komischen Schriftstellern ist es fast genug, wenn wir ihnen nur Alles, was sie sagen sollen, hinlänglich ver-s. können. L. 4, 189.
f) ohne Obj., z. B.: Jch dächte, | so eine kluge Frau verständ’ [Einen] aufs halbe Wort. W. 10, 41; Das zarte Ver-s. ohne Worte. Immer- mann M. 1, 193 etc.; Wir hören zu, | wir hören und glauben [das Gehörte] zu ver-s. G. 13, 136 etc.; Verstanden? = hast du mich verstanden?, weißt du nun, was ich will und wonach du dich zu richten hast? etc.; auch allgemein: So kann man vom Thiere aussagen: es verstehe [das sich seinem Sinn Darbietende], aber nicht: es habe Verstand (s. d. 1). Vischer Ästh. 2, 111 etc.
g) s. 4b; e.
3) (vgl. 2) Etwas ver-s., es gefasst, d. h. inne haben (vgl. können 3f), z. B.: Ein Fach, eine Wissenschaft, eine Kunst, ein Handwerk etc. ver-s., gründlich, aus dem Grunde (Fundament, Ff) ver-s.; Den Rummel (s. d. 4) ver-s.; Von einer Sache Nichts ver-s. etc.; Das ich wohl die dartn emrharcenen Sachen .. wetß, aber keineswegs verstehe. G. 17, 11; Sie verstand den Handel besser. Thümmel 5, 156; Ich verstehe den Schick [feine Lebensart etc.] nicht. V. 1, 133; Wenn du [Widder] .. Sprache verständest [sprechen könntest]. Od. 9, 456 etc.; ferner mit Infin. und zu, z. B.: Als wenn er auch zu lesen verstünde [lesen könnte]. G. 17, 234; Niemand verstund [wußte], die Sache zu schlichten. 5, 241; 21, 226; 29, 48; 31, 145; Klinger Giaf. 486; Sch. 112b etc., auch: Eine Frau, | die .. am besten verstände, | wie ich mich selbst am besten befände. G. 3, 88 etc., s. 4d.
4) refl.:
a) Pers. ver-s. sich = einander (s. 2e, verständigen 2): Zusammensetzungen unsrer Sprache . ., in denen man sich aufs halbe Wort zu ver-s. geneigt ist. G. 32, 296; Sie verstanden sich gegenseitig, aber sie gaben keinen gleichen Accord. Gutzkow R. 3, 33; 9, 172 etc.
b) (s. a) |Zwei Pers. ver-s. sich oder: Der Eine versteht sich mit dem Andern, sie werden oder sind in (oder wie in) Folge getroffner Verabredung einig, z. B.: Das ruhig aufmerksame Kind verstand sich mit dem Haushofmeister durch Blick und Wink. G. 15, 87; Zwei Schelme sind’s, ver-s. sich schon [stecken unter einer Decke]. 12, 16; Über die wahre Meinung derselben wollen wir uns wohl hoffentlich noch ver-s. L. 11, 519; Möser Ph. 1, 366; 4, 114; Rabner 3, 31; So aber sind’s die Namen nur, worüber | man sich versteht; in Sachen denkt man anders. Sch. 240b; Er versteht sich mit dem Prinzen! .. es ist ein abgeredet Spiel. 601a; 667a; 659a; Haben sich Viele zertragen [entzweit] und hernach wieder verstanden [verglichen]. Spindler V. 1, 112 etc., auch zuw.: Verstanden [einig] sein (s. 7a): Wart Ihr mit ihr [ein-] verstanden? Gotter Sch. 34; In feurigen Empfindungen verstanden. Sch. 273a; Mit dieser Annahme ist J. ganz verstanden. FSchlegel DM. 4, 95; Merken darf er nicht, daß wir verstanden sind. West Dian. 2, 8 etc.
c) (s. b) Jemand versteht sich zu Etwas, willigt darein, bequemt (s. d. 2c) sich dazu. Stilling 1, 66 etc., mundartl.: Sich dazu ver-s. lassen. Gotthelf U. 1, 201 etc., veralt.: Darein der Jüngling sich nicht ver-s. wollte. Hammer RH. 214 etc.
d) Jemand versteht sich auf Etwas, versteht es (s. 3), kennt es, weiß damit Bescheid: Sie verstunden sich nicht auf die Arbeit in Erz. G. 28, 386; Wie Sie sich auf Ihre Leute ver-s.! 17, 225; Kl. Gel. 132; L. 8, 408; 11, 520; Sch. 267b; 533b; W. 14, 147; 22, 129; Luc. 6, 55 etc.
e) Etwas versteht sich (s. d. †. Engel 12, 36; Fichte 8, 64; G. 12, 64 etc.), von selbst (s. d. 1e, Gervinus Lit. 5, 125; Immermann M. 4, 187; Lewald Ferd. 1, 199 etc.), am Rande (s. d. 1a), bedarf keiner Bemerkung, selten pass.: Daser in Staffard’s Haus bleiben müsse, war von selbst verstanden. Zschokke 8, 38.
5) adjekt. Partic. z. B.: Schlachtopfer einer falsch verstandnen Andacht (vgl. 7b). Sch. 416b etc., ferner prägn. (vgl. gefühlt etc.): Fremde, nie verstandene Entzücken. Sch. M. 1, 76; Zum verstandensten Ausdruck. G. 31, 18; Immermann M. 1, 43; Tie f verstanden. Hungari 2, 579 etc.; Ggstz.: Denen dieser Streit .. fremd und unverstanden ist. Ense D. 5, 309; Unverstanden, doch nicht unverständlich. G. 2, 183 etc. Mundartl. auch = verständig. Schm.; Ein grob unverstanden Stock. HSachs 3, 3, 34b etc., s. ferner 4b.
6) (selten) Seine Versteher [die ihn ver-s.]. Rahel 2, 410 etc.
7) Doppelzsstzg.:
a) Ein-v.:
a) (s. 4b) Sich mit Einem über (seltner: um. W. 32, 15) Etwas —ein-v. (s. 4b). L. Nath. 3, 1; Mendelssohn 5, 668; Mundt Rom. 82; Sch. 1002b; Zschokke 1, 154 etc.; häufiger: Mit Einem oder Etwas einverstanden sein; Sahen einander mit einverstandnen Blicken an. W. 23, 238 etc.
8) Ein Schluß, der .. stillschweigend mit einverstanden [mit inbegriffen] werden muß. Kant 1, 463, vgl. c. b) Einen oder Etwas miß-v., falsch ver-s., im Jnfin.: Miß-zu-v. Danzel Aufs. 99; Fichte 8, 65; Hackländer KrFr. 1, 240; Platen 6, 53; Waldau N. 3, 295 etc., neben: Zu miß-v., was der Nichttrennbarkeit der Vorsilbe mehr entspricht (nur vereinzelt: Wie ver-s. Sie mich .. gründlich miß. Immermann M. 2, 5). Häufig adjekt. Partic.: Aus mißverstandener Begierde, Gott näher zu rücken. G. 35, 13; 3, 90; H. R. 7, 205 etc.; selten: Mißversteher. V. Br. 2, 235 etc. c) (vergl. a8) Mit unterverstandnem [zu ergänzendem] êzoντα. L. 8, 226 etc. Vōr-:
1) [3b] hervor-s.: Alles Vor- und Zurück-S–de. G. 26, 122.
2) vor Etwas stehn z. B.:
a) (selten) rein örtl. (s. 1): Es stand ein kleiner Pult an jedem [Stuhle] vor. G. 2, 158, dazu: Vorsteher (Anat.): eine Drüse dicht vor dem Hals der Harnblase.
b) s. a und [7] weidm. vom Vorstehhund, (s. d.; vorliegen 1). Winkell 2, 289; 298 etc. bb) [4h].
c) (s. a) hindernd im Wege (entgegen-) stehen. Olearius Reis. 181b; V. H. 2, 177 etc., auch: Sonst steht kein Mittel vor [zur Abwendung]. Scultetus (L. 8, 296).
d) zeitl. = bevor-s.: Einem steht ein trauriges Werk (G. 5, 107), ein Treffen (L. Nath. 3, 4); seiner Ankunft ein Segensgruß (Günther 391); seiner Tugend eine Qual (L. 3, 349) vor; Der v–de Untergang. Iv Müller 24, 208, vergl.: Es steht mir vor, ahnt mir. Adelung. c) s. nach-s. 1a. f) s. nach-s. 1b; c: Wo ist das Reich, das an .. Weisheit des .. Baues .. dem unsrigen vorstünde? Engel 4, 23; Stehen sie bei Besetzung der .. Ämter . . allen Andern vor. Fichte 8, 143; Thümmel 5, 190 etc. g) (s. f) beaufsichtigend über Etwas gesetzt sein und so walten: Dem Hause (2. Chr. 26, 1; 1. Tim. 3, 5), den Gütern (1. Mos. 24, 2), den Werkleuten (G. 31, 360) v. etc.; im gehobnen Stil auch von belebt Gedachtem: Ps. 136, 8 ff. (vergl. 1. Mos. 1, 16); Thümmel 5, 161 etc. u. o. Dat.: Die Ältesten, die wohl „furstehen“. 1. Tim. 5, 17 etc. Dazu: Vorsteher (vergl. Vorstand); Gemeinde-, Kirchen-, Orts-, Schulvorsteher etc. h) (s. g) Einem Amt, Ehren- amt (Cham. 4, 121); ansehnlichen Bedienungen (L. 3, 180); Geschäften (G. 18, 12) v., verwalten, besorgen; selten: den Frühstücken v., dafür sorgen. Thümmel 7, 39 etc. und Ungw. tr.: Daß er .. sein Lehramt rühmlich vorstehet. Stiling 4, 50. i) [3b] vor Gericht erscheinen. s. nach-s. 1; vor-s. 2f: Bei Etwas v. [der Erste sein etc.]. Mügge Norw. 1, 186 etc.; Einem an Etwas v. [ihn übertreffen]. Liebig Th. 21; Scherr Bl. 3, 98 etc.
Vorán-: Wider-:
1) Einem oder Etwas fest entgegenstehn, so daß Dessen Wirken gehemmt, aufgehalten wird; Widerstand leisten, sehr gw.; in der Regel mit haben, z. B. G. Zelt. 2, 27 etc.; oberd.: So sind die Griechen dem heiligen Vater .. allzeit tapferlich widerstanden. Fischart B. 3a; Grüneisen 105 etc. (veralt. trennbar: Wider-zu-s. Luther 5, 84b; 8, 44a etc.; Wider ge standen haben. 6, 118a).
2) Einem widersteht Etwas, ist ihm zuwider. G. 25, 197; 11, 98; Zelt. 1, 82; Kohl A. 3, 405; Sch. 211a; 560a; V. Sh. 3, 363 etc. Zū-:
1) s. auf-s. 1.
2) Einem steht Etwas zu:
a) (oberd.) von Widerwärtigkeiten etc. = zukommen, zustoßen, widerfahren: Dir sind .. viel seltsamer Unfäll, Gefährd und Widerwärtigkeiten zugestanden. Schaidenreißer 54b; 9a; 10a; Schweinichen 1, 400; Wackern. 3, 456 ³⁴ etc.; Schm.
b) (oberd.) gehören als Eigenthum. Zinkgräf 1, 282 etc.
c) (s. b) sich für Einen gehören etc. (s. zukommen 3): Das steht dir nicht zu, du bist nicht dazu befugt etc.
3) Jemand steht Einem zu (Ggstz. ab-s. 4), tritt auf Dessen Seite, nimmt für ihn Partei: Stumpt 726a; Wird euch kein Haufen z. G. 9, 118 (oder mit zu ergänzendem: Das zu 4?).
4) (veraltend) tr.: Einem Etwas z. = zu-ge-s., z. B.: Gryphius Fr. 7; 373; 415; Opitz 2, 118; Wackern. 3, 1049³ etc. Zurück-: weiter nach hinten stehn etc.:
1) rein örtl., s. vor-s. 1; Scherr Bl. 3, 331; Stiling 4, 3 etc., auch [3]: zurückgehn, -treten. Shakespeare 6, 268.
2) (s. 1) dem Rang etc. nach s. nach-s. 1b; c. (Gegen, hinter Etwas) z. G. 29, 332; 32, 405; V. Mosch. 3, 57 etc.
3) rückständig (s. d.) sein: Was stehet andern Mitbürgern noch zurück? [bleibt ihnen zu thun]. H. Ph. 10, 268; Nun soll ich 10 Procent für die künftigen Kosten z. lassen. Möser Ph. 3, 239; Nicolai 7, 7 etc. Zusámmen-: G. 5, 92; Sch. 521 etc.
Stêhl, a.:
s. steil.