Faksimile 0364 | Seite 1186
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Stauch Stauche stauchen stauchen stauchlich
Stāūch, m., –(e)s; –e:
(oberd.) 1)o. Mz. u. adv.: s. Stau. 2) versch. Kleidungsggstde, auch: Stauche, f.; –n (s. Schm.; Schwäb. W.; Frisch; Garzoni 694a; HSachs G. 1, 34): Schleier oder Kopftuch; Armel (vgl. Staufen. Limb. Chr. 44), auch Staucher, was auch = Muff (s. d. 2e, z. B. Staucherle. Auerbach Leb. 2, 346); Handschuh ohne Finger etc.
~e, f.; –n:
1) s. Stauch.
2) S. oder in niederd. Form: Stuke: kleine Haufen, in denen zu trocknende Ggstde aufgestellt werden (vgl. bair.: Stiefel. Schm.), z. B.: die Bündel gerösteten Flachses od. Hanfs (s. Boot4; Flachs, Hanf stauchen [s. d. 1b], so aufstellen, bair. stiefeln); von gemähtem Buchweizen; Torfsoden (= Ringel, s. Ring 5); Holz ausgerodeter Wurzelstämme (Stuken. Brederlow Harz 151) etc., s. Brem. W. 4, 1075 ff.
~en, tr.:
1) auf Etwas einen heftigen Druck und Stoß ausüben, wodurch es kürzer, aber dicker, breiter wird (niederd. stuken), z. B.:
a) Schmiedend einen Eisenstab s. (auf-s.); Ein Stempel, welcher das vorragende dicke Ende des Nagels durch einen kurzen, aber kraftvollen Druck staucht, breitquetscht und so zum Kopfe bildet. Karmarsch 2, 734; Das Einklemmen des Nagels beim An-S. des Kopfs. 732 (s. anköpfen).
b) Die zu trocknenden Flachsbündel auf den Boden s., auf-s. (s. Stauche 2) etc.; Die Leinwand .. von dem Schlicht gereinigt durch Ausspülen und S. Landw. Z. (55) 568a etc.
c) Die Schreibfeder auf den Tisch s. (auf-, zer-s.); Jemand mit dem Hintern gegen die Wand s. Adelung; (Einen s., in die Rippen stoßen. Schm.; Schwäb. W.); Fallend sich den Arm etc. s., gw.: ver-s. (s. d.), oberd.: über-s. (s. d.); Wo ich auf offner Kalesche mich zu Schanden s. lassen muste. Bahrdt anstaunlicher Vater. Arat. 5; 11); Dem un-aus-s–en Gedanken der Ewigkeit gegenüber. Schücking (Hausbl. 56) 1, 238, über den man nie genug staunen kann.
~en, intr. (haben), zuw. tr.:
1) schwzr. = frz. rêver (Haller 97), „still, gedankenvoll oder gedankenlos, dastehen“ (Schm.), in Sinnen starren wie denn bei Alteren er-s. in der ganz sinnlichen Bed. vorkommt: betäubt erstarren, vgl. engl. stun: Daß ihm alsfort die Hand erstaunet und erstarret ist. Micrälius 2, 235; Thurneißer Harn. 74 etc.; Erstaunung der Glieder. Hohberg 1, 567b etc. —, z. B. *S–d sitzen auf den Kuhfladen die Scharen der . . Dungfliegen. Tschudi Th. 279, gw. von Pers.: Nicht mehr lachen mögen und nichts als „stunen“ und sinnen. Gotthelf G. 209 etc.; Der traurig, tiefgebückt staunte und zur Erde weinte. Geßner 1, 31; Dann staunt er ernste Gedanken, dann winselt er. 109 etc.; Er staunte [sann] dem Schicksal .. nach. 4, 187 etc. und (s. 2): Wenn ich etwas Erhabenes lese, so fühle ich ein angenehmes S. (verzeihen Sie dieses schweizerische Wort) in meinem Gemüthe, das mich einzuhalten . . nöthigt. Mendelssohn 5, 239.
2) (s. 1) allgm. nhd., wohl nicht ohne Einfluß von frz. étonner, altfrz. estonner (Diez 625) von dem höchsten, gleichsam starr machenden Grad des Wunderns, z. B.:
a) ohne abhäng. Vh.: Sie starrt und staunt. G. 13, 328; Staunte mit starrendem Blick. Kl. M. 6, 104; Platen 2, 275 etc.; Einen s. machen. Scherr Bl. 3, 25 etc., s. b; c.
b) (s. a) bes. oft im Part.: Gaffend und s–d. G. 20, 213; S–d gaffen. 11, 7; Ein Wunder s–dem Anblick. 5, 99; 10, 272 etc.; Kalt- (11, 141), hoch- (Wiedasch Od. 16, 12) s–d etc., versch. e.
c) subst. Inf.: G. 36, 366; Mit S. 5, 11; Sch. 29a; Stumm vor S. 457b etc., auch: der Ggstd. des S–s (s. Wunder): Das S. seiner Zeit, das stolze Jovisbild. 24b etc.
d) abhäng. Vhe: S. über mit Acc.; im gehobnen Stil auch: ob mit Dat.: Cham. 3, 247; 4, 53; 258; Nicolai 1, 164 etc. (mit Acc. Mendelssohn Ps. 65, 9); auch mit bloßem Dat.: Den Reizen, dem Wunder, dem Anblick, Einem etc. s. Baggesen 1, 53; Daumer 1, 210; G. 1, 255; Platen 2, 28; 176; Rückert N. 284; V. Od. 3, 227 (16, 243); 10, 180; Il. 7, 444; Georg. 4, 215 etc. und mit Genit.: Ich staunte seines Wunderspieles. KMayer 13; Platen 1, 205; Stolberg 60; 62; Sch. 1, 7 etc., vgl.: Staunt der befremdenden Last. V. Georg. 3, 370 etc.
e) faktit. im Partic.: Da es wirklich s–d ist, was etc. Dorow 1, 162 = S. erregend, s. er-s.
f) selten: Der Stauner [vgl. Bewundrer]. Freiligrath V. 48. Zsstzg., vgl. die von blicken, gaffen etc., z. B.: Än-, tr.: staunend ansehn: Ihr staunt mich an, ihr seid | verwundert etc. Sch. 449b; 457b; 775b; Würden Sie diese .. Thaten nur noch a., aber weniger bewundern. Lengf. 286; G. 13, 244; 330; 16, 310 etc.; Dumpfe Anstauner. W. 16, 81; Anstaunung. Kl. 12, 85. Aufstaunt Natur bei jenen andern Schätzen. Freiligrath SW. 3, 94. Be-, tr.: staunend betrachten: L. 6, 482; Platen 2, 278; Sch. 8a; 14a etc. Platen 2, 157; V. 3, 46 etc. s. [1], ferner zu [2]:
Āūf-: Empōr-: Er-:
1) intr. (sein): in Staunen gerathen:
a) ohne abhäng. Vh.: Sie waren erstaunt und verwundert. G. 28, 20; 11, 5; 39, 274 etc.; oft im Partic., z. B. auch: Gafft . . tief-erstaunt. V. Georg. 2, 508 etc., s. auch c.
b) E. über (G. 17, 58; 29, 12; Sch. 202a etc.), ob (Freiligrath 2, 70; G. 12, 169; V. Sh. 1, 95 etc.) Etwas; Über was erstaunst du mehr, | ob seinem Nichts? etc. Nicolai 1, 90 etc., auch: Daß Kenner ..es bewunderten und Laien davor erstaunten. G. 38, 6 und mit bloßem Dat.: Damit die Welt dem neuen Glanz erstaune. Tieck 2, 28; V. Od. 2, 156; Il. 5, 601; Ov. 1, 124; Ich erstaunte der hingefloßnen Zeit. JvMüller 15, 56 (Dat. oder Genit.?).
c) subst. Jnfin.: Jn E. setzen, gerathen; In ein frohes E. gerathen. G. 39, 134 etc.; Zum E. etc.; Das E., welches bloß ein höherer Grad der Bewunderung ist. Engel 7, 168; Vom E. zum Bewundern ist nur ein Schritt. W. 13, 136 etc.; Verwandelte sich meine Verwunderung in E. G. 20, 6; 4, 286; 18, 3; 30, 38; L. 3, 78; 6, 506 (vgl. Kant Anthr. 217) etc.; E., ja Entsetzen. G. 22, 277; Sch. 479b; W. 4, 22 etc.; In E., in Sorgen, ja in Furcht gesetzt. G. 19, 65 etc.; auch = Ggstd. des E–s: Die Helden .. die .. das E. sind der Welt. Schlegel Sp. 2, 178 etc.
d) (s. c) veraltend: In stummer Erstaunung. W. 26, 299 etc., vgl.: Erstaunungsvoll. L. 1, 59 etc.
2) refl. = 1, offenbar nach frz. s’étonner: Sich e. über. Börne 2, 85; Frzfr. 45; Dem. St. 190; König Jer. 1, 397 etc., auch: Sie sollen sich einmal der herrl. Aussicht e. Fam. 1, 102 etc.
3) tr., faktit. = e. machen:
a) Das erstaunete die Eltern. Arndt E. 70; Und was mich Erstaunten mehr erstaunte. G. 14, 235; JvMüller 14, 251; Niebuhr Nachg. 127; Oehlenschläger Gd. 274; Rückert 1, 378; Schefer Lai. 116; Tieck 10, 273; 16, 334 etc., vgl.: Von dem zauberähnlichen Wirken .. erstaunt. WHumboldt 4, 272 etc.
b) auch ohne Obj.: Aufschlüsse, die e. Arndt Ber. 191; E. 117 etc.; bes. oft im adjekt. Partic.: Ein e–des Glück. G. 9, 261; E–d leicht. 24, 58 etc. = erstaunlich. Sch. 712a; Thümmel 2, 196; 199; 3, 66; 5, 183 etc., auch: Staunt’ in des .. Meeres .. Fluthen hinab. Kosegarten D. 1, 53; Hab ich in einen der Uferschründe . . hineingestaunt. Rh. 2, 58; Zu der Höhe hinan-s. (Schlegel Dr. 2, 2, 401); Zu Jemand (G. 15, 308), an seinem Edelmuth (Tieck N. 3, 181) hinauf-s. etc. s. [1]. Über-, tr.: mit Staunen überblicken: Ich überstaunte die holde Gestalt. Thümmel 5, 180. Um-, tr.: allseitig be-s.: Echtermeyer 122; Thümmel Kil. 49; V. Ant. 2, 121; Georg. 3, 17 etc. oberd. = er-s. Gotthelf Sch. 16; 362; Schm. intr. (sein), staunend zurückweichen. B. 41b; G. 2, 3; Oehlenschläger Corr. 171 etc.
Hín-: Nāch-: Ver-: Zurück-:
~lich, a.:
(selten) Staunen erregend. Momsen Pind. 55; 72; Scherr Sch. 2, 27 etc., gw.: Er-s. (s. erstaunen 3b). B. 247a; G. 29, 64; 410; Sch. 281a; 509a; W. 4, 192 etc.; Unter den Er-s–keiten [Wundern], an denen der heutige Tag so reich. RHeller Ausgw. 3, 197 etc.; An-s., s. anstaunbar.