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Gestammel Stammeln
Gestámmel, n., –s; 0:
das Stammeln: Dank- G. Kosegarten Po. 1, 21.
Stámmeln (s. Stamm, Anm.):
redegehemmt in abgebrochnen Silben sprechen: 1) intr. (haben): So zitterte das Kinn, daß sie laut stammelte. Gutzkow R. 6, 399; Wollte reden, allein kaum konnt’ er vor Freuden erschüttert | bebend s. Kl. M. 2, 156; Er stottert und stammelt. Luther SW. 35, 103 etc. 2) tr.: Das schöne Wort der Freiheit | wird gelispelt, wird gestammelt. G. 10, 250; Oft stammelst du nur die Stimme der Natur, | er tönt sie laut. Kl. Od. 1, 268; 2, 16; M. 15, 146; Athmen leis’ und s. Erwartung. M. 6, 422; Wenn lallenden Tons sie zu s. begann die gestotterte Phrase der Unkunst. Platen 4, 193; Wackenroder Kl. 142; W. 33, 27 etc. 3) adjekt. Partic. Präs.: G. 17, 236; Das erste s–de, schamhafte Bekenntnis. L. Samps. 2, 3; Ist wohl je das poetische Unvermögen stotternder und s–der gemalt worden? HVoß JP. 37; Liebe-, wonne-s–d etc. 4) subst. Jnfin.: Die Sprache mehr ein S., ein Lallen der Leidenschaft, ein roher Naturschrei als ein eig. Sprechen. Prutz GschTh. 321; Des Liebe-S–s Raserei. G. 1, 193 etc. 5) Ein trunkner Stammler. Freiligrath SW. 1, 456; Zinkgräf 1, 215 etc. 6) Der Zunge .. Stammelung. Rückert Mak. 1, 3. 7) Nbnf.: „Ich“, stammerte der Alraun etc. Arnim 54; 57; Mit halber und schwerer Zungen stolpern, stammern und lallen. Luther 8, 239a; SW. 35, 285; Das „stamrende“ Geräusch [der Wellen]. Mühlpforth H. 7; Daß er zuletzt nur noch ’was daherstammert. Tieck A. 1, 185 etc. Zsstzgn. z. B.: Schulkamerad, welcher Diesen .„Durchlaucht“ angestammelt. Scherr Bl. 1, 81 etc.; Stammelt nimmermehr .. sein Knäbchen: Vater! Vater zu ihm auf. B. 163a; So stgmmelte Kaīn zu ihr auf. Geßner 1, 248; HKleist Hint. 40 etc.; Lallende Seligkeit aus- und ein-zu-s. G. Stein 1, 68; Eh’ ich . . ein Lob dir ausgestammelt. Kl. W. 7, 143 etc.; Daher-s., s. 7; Dem Tage fluchen, an dem ihm zum ersten Mal „Vater“ entgegengestammelt ward. Sch. 104a etc.; Der nicht einmal eine armselige Danksagung her-s. kann. G. 16, 238; Heine Sal. 1, 321 etc.; Mein Dortchen hat mir .. heraus gestammelt, daß es euch lieb habe. Stiling 1, 20; Ein Lebewohl hervor-zu-s. Engel 12, 111; Ausländertöne nach-zu-s. Kl. Od. 2, 71; Rückert E. 1, 122 etc.; In Dichtung stammelt sie [die Seele] über. G. 31, 22, fließt s–d über; Ver-s. (veralt. f. Grundw.). HSachs G. 1, 190; Kaum stammelt sie zwei Worte vor. Weiße Lyr. 58; Wenn’s ihm sein Mädchen wiederstammelt, | daß sie ihn liebgewann. Kretschmann 2, 223; So stammelten wir einander unsre Liebe zu. W. 19, 199 etc.