Faksimile 0329 | Seite 1151
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Spreize spreizen spreizig Spreizling
Sprēīz~e: 1) f.; –n:
a) (vgl. Spriet 1) ein eingetriebnes Holz als sich gegenstemmende Stütze, Strebe, nam. Bergb.: Spretzen oder S–n. Jablonsky 1114b; Die Thürstöcke durch Querhölzer (S–n, Einstriche) in ihrer senkrechten Stellung erhalten. Scheuchenstuel 114 etc.; Korb-S–n, bei den Korbmachern etc.
b) s. spreizen 2e. 2) n., –s; 0: in Zsstzg.: Ge-: das Sich- Spreizen (s. d. 2c) = Breitmachen: Ein leeres G. Heine Rom. 32; In bombast’gem Wort-G. Droysen A. 3, 116 etc.
~en: 1) intr.:
s. sprasseln. 2) (s. spreiten, sprießen und nam. Graff 6, 401; Schm. 593 ff.):
a) tr.: weit von einander stehn machen: Ein geschlachtetes Kalb aus einander s. Adelung, speilern; Bauerweiber in Reifröcken ... Wenn ein solches Weib ihre Röcke so gespreizt hatte. Bahrdt 3, 260; Auseinander gespreizte Finger. Engel 7, 104; Die gespreizten Beine. L. 8, 234; Nicolai 7, 10; Der Königsvogel | spreizt seine ew’gen Schwingen. Tieck Cymb. 5, 4 etc.; Du spreiztest die Füße. Zunz (Hes. 16, 25) etc.
b) (s. a) refl., eig. (vgl. c): Beim Aufthauen s. sich die Riemen aus einander. Oken 7, 1559; Die steifen Federn [des radschlagenden Truthahns] spreizten sich | aus allen ihren Falten. Ramler F. 2, 431 etc., auch (s. sich): Der s–den Buche. V. Ländl. 1, 3 mit Anm.: für: „sich s–d“, ausgebreitet, sperrig. 15.
c) (s. b) oft übertr.: sich breit (s. d. 2d) machen: Der sich aufbläht und spreizt. Ense T. 1, 251; Möricke N. 205; Unverstand . ., | der stelzenhaft gespreizt sich auf Kothurnen. Platen 4, 269; Sch. 321a; Er spreize wie ein Pfau sich mit dem Schweif. Schlegel Sh. 7, 281 etc.; Nbnf.: Sich spreißen. Weckherlin (WhMüler B. 4, 74) etc., vgl.: Die Brust hoch auf- (Keller Fastn. 250²⁵), sich hübschlich aus- (693⁰) sprenzen etc.
d) (s. c) oft im Partic.: Die Burschen thun .. so groß und so gespreizt. Fouqué Dr. 1, 197; Dieses gespreizte, hochtrabende, pomphafte Wesen. Gervinus Lit. 5, 680; Prutz GschTh. 223 etc.; Stolzge- spreizt. Heine Lied. 300; Reis. 2, 307 etc.; Die Einfachheit und ungespreizte Würde. Meyer Schröd. 1, 145 etc.; Die steife Gespreiztheit des französischen Spiels. Gervinus Sh. 1, 19 etc.
e) refl.: mit gespreizten (s. a) Gliedern sich gegenstemmen, z. B. als Turnübung. Jahn T. 73; S. (die Spreize). 70; ferner: Das spreizt, das bäumt sich. Grabbe Hann. 17; Sich gegen Einen s. (oder spreißen. Uhland V. 474) = sperren (s. d. 3b).
f) (s. e) tr.: Etwas mit einer Spreize (s. d.) stützen, befestigen, z. B. (Bergb.): Baufällige Zimmer s. etc. Zsstzg. zu 2, z. B.: An-:
1) [e] Jch habe mich gesperrt und an den Wagen angespreizt. Gartenl. 9, 483a etc.
2) [f] Den Balken a. V. Ar. 1, 329 etc. Āūf-:
1) [a] Die Thür; die Schwingen (Lenau A. 133); Flügelfedern (IP. 21, 77); Kälber (4, 114) a.; Einem das Maul a. HSachs 2, 4, 99a (aufspreißen. 18d); Aufgespriezt, s. W. 35, 198.
2) [c; d] Sich a. W. Cic. t, 160; (Merck 1, 237 ohne tadelnden Nebensinn); sich aufspreißen. Att. 2, 1, 138 etc.; Aufgespreizt. Mühlbach FrGe. 3, 2, 2, 244 etc.; Durch große, lange Worte aufgespreißt und getakelt. Zelter 3, 334 etc.; Den Dünkel und die Unwahrheit unsrer deutschen Aufspreizung. Ense T. 1, 310. Āūs-:
1) [a] Die Beine (Freiligrath Garb. 15), Füße (Gutzkow R. 6, 8); Finger (G. 25, 53), Hände (Schlegel Sh. 8, 100) a.; Die Truthähne spreizen ihren Schwanz aus. Oken 7, 619; Weiber, die, wie Gewächse, sich ans Fenster nach dem Licht a. IP. 9, 83 etc.; Die Schneck .. spreußt [s. sprießen 2 und Anm.] .. die Hörner aus. Lohenstein Soph. 26 etc.; Ausspreiß en. Tieck 1, 340 etc.
2) [d] Ausgespreiztes Wesen. Seydelmann 262 etc. Eīn- [f]: Zwischen den Wandruthen werden dann noch die Strebestempel eingespreizt. Karmarsch 1, 173. Einhêr-: gespreizt einhergehn. Klinger 11, 32. Entgêgen-: z. B.: Den Speer gefällt, mit großem Stolze | ein blauer Ritter entgegen sich spreiß t. W. 10, 238, stellt sich gespreizt entgegen etc. Unter- [f]: Damit sie ihren wurmstichigen . . Papststuhl unterstützen und unterspreiß en will. Fischart B. 130b. Vōr-: Mit vorgespreiztem [a] Mantel. L. Nath. 1, 1; 2 etc.; auch [c]: Der Frevel wirft sein Haupt empor, | spreizt überall sich mächtig vor. Langbein L. 429, drängt spreizend sich vor etc.
~ig, a.:
sich spreizend, z. B.: Das Gedicht ist etwas s. gegen eine Balladenform [sperrt sich etc.]. Zelter 1, 362 etc.
~ling: s. sprasseln.