Faksimile 0317 | Seite 1139
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spielen
II. Spīēlen, intr. (haben); tr. und zuw. (s. 1d; 2a; d; 3a; 4f; k; 5e; f) refl.:
zu Spiel, s. d., worauf die Hinweise in [] gehn:
1) [1a] auf Tonwerkzeugen Musik machen:
a) Ein Instrument (s. b); auf, selten: mit (B. 149, 3). Instrumenten s.; Sonaten, Tänze, zum Tanz s. (auf-s.) etc.
b) = s. können: Ein Instrument (s. a); Alles vom Blatt, nach dem Gehör s.
c) mit dem Tönenden als Subj.: Spieluhren, Drehorgeln (Gutzkow R. 8, 148), Dudelsäcke (Rahel 2, 295) s., s. Etwas etc.; Den Ton zu s., den ihr [Fortunens] Finger greift [auf ihm als Pfeife]. Schlegel Haml. 3, 2; In der.. Flöte Gesang | spielt .. des Donners begleitender Klang. Schwab 379.
d) mit Angabe des Erfolgs: Sich den Unmuth von der Seele (KErnst Beamt. 376), ein Kind in Schlummer (Heinse A. 1, 140), sich schier zu Schanden (Rückert 1, 420) s. etc.
2) ein Spiel für Schaunde bereiten, z. B. s. [1c]. Richt. 16, 25 ff.; 2. Sam. 2, 14 etc., heute gw. nur [1d; e] von dramat. Spielen:
a) eig.; auch refl.: Ein Auftritt spielt sich so und so. Tieck DBl. 2, 315 etc.; intr., z. B.: Das Stück spielt [die Aufführung währt] lange etc.; in Bezug auf Zeit und Ort des dramat. Süjets: Wo, wann spielt das Stück? etc.
b) übertr.: Eine Tragödie (W. 6, 154), Komödie (HB. 2, 10), Farce (Heinse A. 2, 225) etc., einen Roman (s. d. 3), eine Großmuthsscene (Sch. 383b) etc. mit Einem s.; auch mit personif. Subj. W. 12, 267 etc.
c) übertr.: Sie spielt Sehnsucht, Schmachten, Gluth. Nicolai 4, 59, vgl. (s. d): Die Sehnsüchtige etc.; W. 12, 288; HB. 2, 10 etc.
d) eig. und übertr.: Eine Rolle (s. d. 2l; m), Person (s. d. 1), Figur (s. d. 6) s. etc., vgl.: Wie eine Marionette gespielt werden. G. 14, 78 etc.; Sich selber s. Ense B. 3, 602; W. 24, 142 etc.; Jarno spielte den Betroffenen, Zweifelnden und endlich den Überzeugten. G. 16, 234 u. o.; aber auch ohne den Zwiespalt zwischen Sein und Scheinen, z. B.: Den Sonderling (20, 149), die Memme (Schlegel Sh. 7, 205) s., sich als Sonderling etc. behaben; Nun spielt mit der Wache hübsch die Mädchen! G. 7, 317; L. 10, 129; Wie der Mann der Herde | .. den Buhler spielt. Hagedorn 3, 164 etc.; in Meklbg.: Soldat s. (vgl. 3a), als Militär dienen etc.; Den Herrn (G. 5, 210 etc.), Meister (13, 182; Sch. 877b), König (408b); das Nickel (Schlegel Sh. 7, 171);. Den Popanz (W. Luc. 3, 380) mit Einem s. etc. In einem Zeugma: Bald spielte er den Heuchler [oder Druckf. ? etwa st. Heiligen], bald den Spaßmacher. Sch. 627b (M. 7, 126). Mit personif. Subj. L. Nath. 1, 1 etc.; ferner (s. Es 7): Wie hübsch spielt sich’s den Vater, wenn etc.? Sch. 650b etc.
e) [1e] Gut singen, aber schlecht s. etc.
3) [1f] ein Unterhaltungsspiel treiben (vgl. 5):
a) Zachariä 8, 5 etc.; auch von Thieren. Hiob 40, 15, z. B. Murmelthieren (Oken 7, 760), Katzen (1582) ..; Mücken (JP. 1, XXXIX) etc.; Mit Spielzeug, Puppen etc. s. (s. b); Knaben s. (vgl. 2d) Pferd, Kaufmann, Räuber, Soldat; auch spöttisch von Erwachsnen: Soldaten s. Freytag Soll 2, 39 etc.; Ein Spiel s., oberd.: eines Spiels, z. B. Fischart B. 153a; des Fingerns (Heinse P. 1, 116); Greifens und Versteckens (Kosegarten Po. 2, 348); Soldätles und Puppen (Scherr Bl. 1, 62) etc.; auch mit Angabe der Wirkung: Sich gesund; sich wieder helle Augen und rothe Backen (Spielhagen Pr. 1, 156) s. etc.
b) (s. a; 4) Mit Etwas oder Einem s., sein Spiel [1k] treiben, s. nam. Platen 2, 8, ferner z. B.: mit Blicken (Rückert 6, 324), Ähnlichkeiten (G. 39, 418) etc.; mit Einem wie die Katze mit der Maus (Gutzkow R. 8, 400); mit Menschen wie mit Würfeln (Sch. 6b) etc.; Der geistreiche Mann spielte gern mit seinen Meinungen, aber niemals mit seinen Gesinnungen. G. 27, 40; Man hintergeht dich, spielt aufs schändlichste | mit dir [vgl.: dir mit]. Sch. 356a etc.; Ich | möchte gern nun s. mit den Türken. Talvj 2, 284, kämpfen, insofern dies für Helden ein ergötzl. Spiel ist (vgl. d).
c) Nicht das Michle (s. d.) mit sich s. lassen; Einem auf der Nase (s. d. 1m) s. etc.
d) [1f]: Nur spielte mehr mein Herr anstatt [im Ernst] zu fechten. Tieck Cymb. 1, 2 (vgl. b) etc.; nam. [1i]: S–d = leicht etc. G. 21, 243; 39, 296; W. Luc. 6, 5 etc., auch: Mit s–der Nadel (s. d. 1f).
4) von leichten, wie ein Spiel [11] erscheinenden Bewegungen, intr. (a—g) und tr. (h—k, z. B. ineinandergreifend, |s. auch 3):
a) (s. 2) Gaukler s. aus der Tasche (Olearius Reis. 256a etc., vgl. Gaukeltasche) etc.; sprchw., s. Decke 1; Hut 1f etc.
b) mehr oder minder personif.: Die Natur, Phantasie, Einbildungskraft etc.; der Traum(gott), Zufall, Instinkt etc. spielt so und so; in so und so beschaffnen Bildern etc.; ihre (seine) Spiele etc. Forster Br. 1, 426; Sch. 311a 315b; W. 10, 79; 12, 325 etc.
c) Winde (personif.: Zephyre), Wellen’, Flammen etc. s., spielen mit (s. 3b), an, um Etwas; Etwas spielt [bewegt sich schwankend] im Winde etc. Brockes 1, 32; Daumer 1, 67; Forster A. 1, 309; G. 2, 66; 31, 96; Sch. 78a etc.; Das Schiff spielt oder giert (s. d. I) vor seinem Anker. Bobrik 30 etc., auch: Es [s. d. 7] spielt so [ist so ein eignes Weben, Bewegen] in der Luft. Höfer VTag. 183 etc.
d) Seine Augen über Etwas s. [streifen] lassen. G. 19, 390 etc.; Sonnenstrahlen 143*