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Sohle sohlen sohlenhaft sohlig
Sōhl~e, f.; –n:
(s. Säule, Anm.; lat. solea)
1) S., Fuß-S., die untre Fläche des Fußes, die bei vertikaler Stellung des Menschen horizontal auf den Fußboden gerichtet ist: Vom Kopf, Scheitel, Wirbel bis zur S., Fuß-S., ganz und gar; Es brennt mir unter den S–n (vgl. 3) oder es brennen (s. d. A 1c) mir die S–n etc.; Die zarte S. [der Fuß], wie schien sie so plump in den bauschigen Socken! Beck Arm. 47; Die Blumen sind erstickt | von den S–n dieser Brut. G. 2, 23, zertreten etc.
2) (s. 1) auch von ähnl. Theilen bei Thieren, z. B. (vom Pferd): Eine S., die das Beschlagen des Eisens erträgt. H. Ph. 4, 125 (vgl. als Theile des Hufs: Fleisch- und Horn-S. Falke 1, 290; 411; Leyh An. 559 ff.; 563 ff.); ferner z. B.: Die Bären haben vollkommen nackte und auftretende S–n. Oken 7, 1659 (daher: S–n-Gänger) etc., auch z. B. bei Schnecken (s. d. 1) etc.
3) (s. 1) der unter der Fuß-S. befindl. und ihr in der Form entsprechende Theil der Fußbekleidung, z. B.: Schuh-, Stiefel-, Strumpf-S–n etc. und nach dem Stoff z. B.: Filz-, Holz-, Kork-, Leder-S. (vgl. Binn-, Brand-S.) etc.; Nicht mehr .., als er unterwegs an den S–n zerreißt. Hebel 3, 23 etc.; Etwas schon längst an den S–n, Schuh-S–n abgelaufen (s. d. 1b), abgeschliffen (G. 4, 14), abgetragen (12, 64) haben etc.; An heil’gen S–n. 12, 21 (s. Pantoffel); Wir sind der Knopf nicht auf Fortuna’s Mütze, | noch die S–n ihrer Schuhe. Schlegel Haml. 2, 2, weder in zu hohem noch in zu niedrem Glücksstand etc.
a) Auch die erst unterzunähende S.: S–n aus einer Haut schneiden; Diese Haut hat gute oder Kern-S–n (ist sohlenhaft, lederhaft) und nach den Theilen der Haut: Bauch-, Kopf-, Quatz-, Rücken- 140 S–n.
4) Name von Fußbekleidungen, insofern sie hauptsächl. nur aus einer S. (3) bestehn:
a) so zumal bei den Alten, vgl. Sandale, s. Guhl 1, 190; 2, 244; Schwangen | goldene S–n im flüchtigen Tanz. Sch. 227b; V. Od. 2, 4; 5, 44 U. v., vgl.: Indem man den homerischen Göttern gleich auf diesen geflügelten S–n [Schrittschuhen] über das zum Boden gewordene Meer hinschreite. G. 22, 253 und z. B. von Merkur: Erst knüpft er an den Fuß die goldnen Flügel-S–n. Sch. 40b etc.
b) mehr mundartl. noch heute = Pantoffel etc. Frisch; Sie reicht ihm blanke Moneten, | Hemden und S–n. Beck Arm. 98; Wir schmieren (s. d. 1h) unsre S–n. Sch. 133a etc.
5) Etwas von der Form der S. (3 etc.), z. B.:
a) S., Schuh-S., Art Gebäck, s. Schusterjunge; Seele 8.
b) S., Meer-S., ein Fisch, s.: Die Zungenscholle (Pleuronectes solea) .. hat die Gestalt und Größe einer S. Oken 6, 164 etc.; ähnl.: Glatt-S. etc.
6) (s. 1) in vielen (techn.) Anwend. der untre (die Grundlage bildende) Theil von Etwas, der Boden: Der Letten, der dem Kohlenflöz zum Dach (s. d. 1) und zur S. dient. Forster A. 1, 42; G. 40, 217; 272 etc., s. liegen 4l, ferner s. Zsstzg., statt deren oft das Grundw. genügt, nam. Schacht-S. und z. B. Laufklotz; seltner z. B. von dem untern Theil eines Baumstamms. Körner Sch. 4, 65 etc.
7) (veralt.) bei den Wundärzten eine Vorrichtung, worin gebrochne Glieder fest eingeschient liegen. Frisch. 8) Deichb.: S., Deich-S. statt Sahlung (s. d.). 9) mundartl. st. Suhle (s. d., Suhllache, Brudel 2; Soll 1 etc.). 10) s. Sole. Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach folg. Bsp., ohne Bem. zu 6: Bāūch- [3a]. Bínn- [3]: im Schuhzeug zw. dem Futter und der äußern Sohle liegend, gw. mehrfach, s. das folg. und Binnsohl-Leder. Bránd- [3]: die der äußern Sohle zunächst liegende Binn-S. (vgl. Brand 12b). Weise Mas. 208. Dárr-: der Boden einer Darre (s. d. 2). Karmarsch 1, 201. Dēīch- [8]. Drēīecks-: bei den Markscheidern die Kathete eines rechtwinkl. Dreiecks als Grundlinie, s. d. Folg. Eben-: bei den Markscheidern eine Horizontal-Ebne. Scheuchenstuel 61; 227, vgl. Flach-S. Fílz- [3]: (vgl. Filzsocke), übertr.: Anfangs tritt man leise mit konciliatorischen F–n auf. Schlegel Mißd. 107. Flách-: ebne, flache Sohle z. B. eines Thals. Falmerayer Or. 1, 139. Flēīsch- [2]. Flǖgel- [4a]. Fūß- [1]: Streiche auf die F–n. W. 9, 190 (s. Bastonade); Alle Erdengröße .. | leckt seine F. kaum. Schubart 2, 305. Gestübbe-: Der Sohlstein [des Schacht- ofens], welcher zunächst mit einer Lehm-S. und darüber mit einer G. bedeckt wird. Karmarsch 1, 245, s. Herd-S. u. Gestübbe. Glátt- [5b]. Grād-: s. Pflug-S. Grúnd-: Grundschwelle, nam. Bergb., s. Bühnloch; Grundlade. Hāūpt-: s. Pflug-S. Hêrd-: die Fläche des Herds, worauf das Feuer sich befindet. Karmarsch 1, 583, vgl.: Sohle des Backraums (377); des Kühlofens (2, 151) etc. und: Gestübbe-S. Hōbel-: Bahn des Hobels (s. d. 1). Hólz- [3]: s. Holzschuh. Hórn- [2]. Hütten-: der Fußboden einer „Hütte“ (s. d. 4). Karmarsch 3, 343; 347; Mitscherlich 2, 2, 86. Kanāl-: s. Schacht-S. Kópf- [3a]. Kórk- [3]: nam. als Binn-S. Lêder- [3]. Lêhm-: s. Gestübbe-S. Mêêr- [5b]. Öfen-: vgl. Herd-S. Pflūg-: Eisenbeschlag an der untern Seite des Pflughaupts, Haupt-S., auch bloß: Sohle. Landw. Z. (56) 550a, s. Wagen-S.; s. auch Brockes 7, 463, wo er als Theile des Pflugs (s. d. 1) Grad-, Seiten-, Untersahl, f. nennt, vgl. [8]. Póch-: die Unterlage eines Pochwerks. Scheuchenstuel 181. Quátz- [3a]. Rāhmen- [3]: s. Rahmen 19a. Rücken- [3a]. Schácht-: Sohle nennt der Bergmann überh. jede unterste Ebene eines offenen Raumes im Ggstz. zu der Firste (s. d. 2). Man sagt daher von dem Unterboden eines Stollens, worauf das Gestänge liegt, er sei die Stollen-S., gleichwie man das Tiefste eines Schachts die Sch., die Basis einer Zeche, eines Verhaus, eines Laugenwerks die Zechen-, Verhaus- oder Werk-S., den Fußboden einer Hütte, eines Kanals, eines Teichs die Hütten-, Kanal- oder Teich- S. heißt etc. Scheuchenstuel 227. Schūh- [3] und [5a]. Sēīten-: s. Pflug-S. Sétz-: Schwelle. Stīēfel- [3]. Stóllen-: s. Schacht-S. Strúmpf- [3]. Thāl-: Thalboden. Burmeister gB. 2, 195; Grube 3, 161; Körner Sch. 3, 119 ff. etc., auch bloß: Sohle. Fallmerayer Or. 1, 152; Humboldt KlSchr. 1, 81; Kohl A. 2, 228; Volger EE. 200 etc., vgl. Flach-S. etc. Unter-: s. Pflug-S. Verhāūs-: s. Schacht-S. Wāgen-: Pflug-S. und, wie dies, auch wohl = Pflugschar. Schm. 3, 231 (vgl. 258). Wérk-, Zéchen-: s. Schacht-S. u. ä. m.
~en: 1) tr.:
mit einer Sohle versehn: Stiefel s., auch ohne Obj. Baggesen 3, 70; übertr.: Vom Himmel will ich mir Leder holen, | die zerlumpte Welt wieder neu zu s. Platen 3, 12 etc., nam. be-, ver-s. (s. d.). Zsstzg. z. B.: Áb-: In ziemlich abgesohlten Theaterschuhen. Seydelmann 71, deren Sohlen abgenutzt, dünn, vergl. ent-s. etc. Be-:
a) G. 7, 116 etc.; scherzh.: Das B. und Beflecken der alten rindledernen Verse. Zelter 6, 28 etc.
b) Einen Deich b., mit Rasen bekleiden (besoden), s. Sohle 8, vgl. über-s.
Ent-:
a) s. ab-s.
b) entschuhen (s. Sohle 4): Senkten die Füße entsohlt in des lieblichen Bades Erfrischung. V. 2, 173. (ugw.) Altar und Kanzel .. mit einem Frack von schwarzem Tuch ü. lassen. IP. 1, 104, bekleiden, vgl. be-s. b. mit untergebundnen Sohlen (s. d. 4) versehn: Die Füße untersohlt mit der Entschlossenheit für das Evangelium. (Ephes. 6, 15), vgl. schuhen. Stiefel etc. v.; daher volksth.: Einem die Haut etc. v. (Got- ter 3, 310; JGMüller Lind. 3, 133), schwzr.: versollen, vergl. gärben 1c. 2) intr. (haben): s. solen.
Über-: Unter-: Ver-:
~enhaft, a.:
s. Sohle 3a.
~ig, a.:
1) in Zsstzg.: so und so beschaffne Sohlen habend, zeigend etc., z.B.: Die breit-s–e Spur eines Bären. Tschudi Th. 443; Dick- s–er Schuh. Volksz. 10, 214; Die Wanderschuhe müssen doppel-s. sein. Gartenl. 10, 57a; Öffnet sich .. flach- s. das Thal. Falmerayer Or. 1, 146 (s. Sohle 6; Flachsohle); Der hoch-s–e tragische Kothurn. V. Ländl. 2, 197; Myth. 1, 116 etc. 2) gw. mit Uml.: Söhlig (s. Sohle 6): horizontal, zunächst im Bergb., Geolog. etc.: Burmeister Gsch. 172; Humboldt K. 1, 53; KlSchr. 1, 105 etc.; Söhligkeit. 141; Ans. 1, 48 etc. (Ggstz: seiger); dann auch z. B. in naturgesch. Werken: Linck Schl. 23; Oken 5, 512; 1088 etc. Zsstzg.: Eben-sohlig (Campe), -söhlig (Scheuchenstuel 61), s. Ebensohle.