Faksimile 0275 | Seite 1097
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sieg~lig Sieg~elig siegeln siegen Sieger Siegerisch Siegern sieghaft sieglich
Sīēg~(e)ligSīēg~(e)lig, a.:
s. siegeln 2c.
~eln: 1) intr. (haben):
ein Siegel auf Etwas drücken (eig.): Ungeschickt s–d und petschierend. Keller gH. 4, 152; Der Daumenring, womit er sonst gesiegelt. Uhland 508 etc.
a) Daher (veralt.): Für eine Summe (Schweinichen 2, 175) od. tr.: eine Summe für Jemand (34) s., sich mit Schrift und Siegel dafür verbürgen.
b) Reinschrift und Sieglung soll die Kanzelei beschäft’gen. G. 12, 264.
c) Sieg(e)ler, nam.: s–der Beamte in den Kanzleien. 2) tr.:
a) s. 1a.
b) (s. 1) Einen Brief s., häufiger: ver-, zu-s.; Eine Urkunde s., häufiger be-, unter-s. (s. c; d).
c) oft im pass. Partic. mit Bstw.: mit so und so beschaffnem Siegel versehn: In einer goldgesiegelten Urkunde. Falmerayer Or. 2, 23 etc.; Das gesiegelte Schreiben. IP. 21, 101; Eine Grüngesiegelte entstöpselt. Gartenl. 9, 603 [zur Bez. der Weinsorte, s. Siegel, Zsstzg.]; Einen schwarzgesiegelten Brief. G. 17, 3 etc., vgl.: Unter siebensiegelichtem Geheimnisse. Stahr It. 2, 255 etc.
d) (s. b) zuw. dichter. wie be-s. (s. d.) übertr. = bestätigen: Soll ein Lebewohl | behend auf ewig unsre Trennung s.? G. 13, 323; Dir eine .. Bitte zu gewähren, die | dir seine Lieb’ und Gottheit s. sollte. Sch. 15a etc. Zsstzg. z. B.: An-: Etwas siegelnd ankleben, ähnl.: auf-s. etc.
Āūf-:
1) s. an-s. 2) ent-s., z. B.: eine Flasche Wein. IP. Wahrh. 5 23 etc., nam. gerichtl. G. Sch. 6, 79; Aufsiegelung. Günther 1106. Āūs-: Eingesiegeltes herausnehmen. Be-: mit einem Siegel versehn, z. B.:
1) als Verschluß: einen Briefumschlag (Auerbach Gv. 48), Brief (Pfeffel Pr. 6, 58); alle Schriften, daß von allen Papieren Nichts unterschlagen werde (Pestalozzi 1, 281) etc., gw.: ver-, zu-s. 2) häufiger zur Beglaubigung, z. B. eig. Luther 1, V; 432a etc.; Bullenbesiegler. Fischart B. 39; übertr. [2d]: Bebrieft und besiegelt. Arndt Ber. 331; Einen Bund (G. 27, 38 etc.); die Hoffnung (19, 59), die Versöhnung mit Küssen (Sch. 746b); den Eidschwur durch Handschlag (1049a) b. etc.; Die strengste Rechtsform sollte meine Unschuld | vor aller Welt bewähren und b. 435b etc.; Bald ward mir der Wahrheit Besiegelung. Rückert Mak. 2, 6 etc. Eīn-: das Obj. in Etwas hineinlegen und dann dies ver-s. W. Luc. 1, 67; 5, 295 etc. Ent-: das Siegel vom Obj. entfernen, eig. (vgl. aufs.) und übertr.: öffnen, erschließen etc. (auch refl., vgl. enträthseln): Briefe, Flaschen, ein Testament (Thümmel 7, 59) etc. e.; Räthsel e. G. 40, 423; Wie die Räthsel sich entsiegelt. 6, 232; Die Thüre, fest verriegelt, | ist durch Wunderkraft entsiegelt. 12, 85; 8, 364 etc.; Vom langen Schweigen .. den stummen Mund e. Sch. 495a; 555a etc. Unter-: mit untergedrücktem Siegel versehn, bestätigend. Kinkel 8; So gewiß, als ob du’s geschrieben und untersiegelt hättest. Kompert Pfl. 2, 14; Schlegel Haml. 1, 1 etc. Ver-:
1) (s. be-s. 1), eig.: Briefe (versch. 2), Flaschen v.; Etwas gerichtlich v. (Gotthelf U. 2, 322; Schweinichen 3, 129 etc.); Harzversiegelte Flaschen. Kosegarten D. 1, 117 etc.; Unversiegelte Briefe etc.; übertr. 138 z. B.: Du hast das Meer versiegelt mit deinem Gebot und hast die Tiefe verschlossen und versiegelt. Geb. Man. 3 (selten), in Schranken geschlossen; Die Sterne v. [verbergend zurückhalten]. Hiob 9, 7 etc.; Das Buch mit sieben Siegeln (s. d.) versiegelt; Versiegelte Schrift, Worte etc.; Jemandes Lippen sind versiegelt [schweigen]. Tieck A. 1, 218; Sch. 608b etc.; Der Tod (Sch. 115b), Leichenstein (Kinkel 511) versiegelt Jemandes Zunge, Mund etc.; der Genius des Schweigens Etwas auf Jemandes Lippen (W. HB. 1, XIII); Mir war wie Sinn und Lippe versiegelt. G. 25, 198.
2) = be-s. 2, z. B. eig.: Einen Brief v. Jer. 32, 10 („be-s.“ Zunz, und so heute gw., zur Vermeidung der Zweideutigkeit, s. 1); Machen wir einen festen Bund und schreiben und lassen es unsern Fürsten etc. ver-s.; die Versiegeler aber waren etc. Neh. 9, 38 ff. und nam. übertr., z.B. oft in der Bibel (s. Konkord.) und außerdem, z. B.: Etwas mit dem eignen (L. 11, 25; 80; Haller 82 etc.) oder mit eines Andern (112; Sch. 457a) Blut; seine Treue durch den Tod (946b); seine Behauptungen mit einem Anathema (L. 11, 528); das Versprechen mit Umarmungen und Küssen (G. 19, 293) v.; Küsse ver-s. den Bund etc. (W. 12, 289; 15, 63 etc.); Blumen, die du mir schicktest, .. versiegelten mir deine Liebe. G. 14, 144; Nun muß doch eu’r Gewissen meine Unschuld | ver-s. Schlegel Haml. 4, 7; 3, 2; Diese Hand, | die du dem Romeo versiegelt [angetraut]. Sh. 1, 127 etc.; spöttisch: Etwas ist mit Dreck (s. d. 1), mit einer Bratwurst (Luther 5, 266a) versiegelt etc.; auch refl.: Wie .. des Fremdlings Treu | sich euch versiegelt. G. 2, 40 etc.; veralt., nam. bibl. auch mit persönl. Obj., z. B. Joh. 6, 27 (vgl. dazu nam. Luther 5, 143a ff.); 2. Kor. 1, 22 etc., vgl.: Damit wir in dem Stück versiegelt und vergewisst werden. Mathestus Lthr. 72b etc. Zū-: ver-s. 1, nam. eig.: Briefe, Packete, Säcke (Nicolai 1, 49) z. etc.; doch auch: Einem den Mund z. [ihn schweigen heißen]. W. 17, 172 etc.; selten: Die Sünde | zugesiegelt. Kl. M. 13, 258, gefesselt etc.
~en: 1) intr. (haben):
den Sieg (s. d.), die Oberhand gewinnen:
a) Über, seltner: wider (Jes. 1, 19; Mich. 5, 8; 2. Macc. 5, 6), gegen (Hebel 4, 18) Jemand s.; Über alle Hindernisse etc. s.; Im Wettkampf etc. s.; So s. die Weiber | dort in der Kunst des Gewebes. V. Od. 7, 109 etc.; auch mit nicht-persönl. Subj.: Meine Gründe siegten (über seine); [Ich sah] das Leben s. ob dem Todeskrampf. Cham. 4, 19; Es siegt in uns die Stimme der Natur. Sch. 30a; Platen 4, 245 etc.
b) adjekt. Partic. Präs. (s. e; sieghaft): Die s–de Partei; Frankreich war s–d. Sch. 482b; Meiner Gründe s–de Gewalt. 412a etc.
c) mit Angabe des Erfolgs, refl.: Einen Kampf, in welchem sich der tapfere Kämpfer zu Tode siegt. Stahr Weim. 454 etc.
d) Sieger werden über Jemand oder Etwas; Der Sieger (s. Siegmann), auch (personif.): Feuer, welches .. alles Gezweig, ein Sieger, durchherrscht. V. Georg. 2, 307 etc.; weibl., z. B.: G. 16, 39; Die Mairkuh, die gekrönte Siegerin in den Alpenkämpfen. Grube 3, 350 etc.; zUw. mit objekt. Genit. (statt über): Finette ward des Freiherrn Siegerin. L. 1, 121 etc. (s. be-s.) und so auch mit Bstw.: Tapfer ist der Löwensieger. H. etc., ferner: Aufgeblasnen Federsiegern. L. 1, 77 [mit der Feder s–d] etc.
e) Fortbild. zu d: Siegerischer übermuth. G. 22, 320, wie er dem Sieger eigen, gemäß ist; Werfen siegerisch | schon ihre Kronen auf. H. 15, 244; Hölderlin H. 2, 79; übten eine siegerische [siegreiche, s–de] Beredsamkeit. Zschokke 1, 344 etc. 2) intr. (sein): in Zsstzg.: Ver-s., s. verseigen 2. Zsstzg. o. Bem. zu 1, z. B.: Áb-: Einem a. (Mathesius Pr. 198), abe-s. (185), veralt. statt ob-s. (s. d.), ähnl.: an-s. Opitz 1, 89 etc. (vergl. Breitinger Krit. 2, 53); Stumpf 622b; Wackern. 3, 436²³ etc.; an-ge-s. 2, 70²³; Uhland V. 816; 823 etc. zu Ende. Alxinger D. 280. Be-, tr.: Einen oder Etwas b., darüber siegen (vergl. überwinden etc.); Einen an List b. V. Od. 13, 291; seltner: Der .. Alle besiegte, | Vogelflug zu erkennen. 2, 159 [in der Deutung des Vogelflugs etc.]; Es besiegten Norde den Südwind. Ov. 1, 275 etc.; pass. Partic.: Von dir, von deinem Geschoß besiegt, selten: deinem Geschoß. V. Il. 4, 99 etc.; Nie- (Sch. 134a); Unbesiegt; Dem Besieger bei Leuktra, dem Besieger seiner selbst. G. 27, 451; Heer- und Völ- kerbesieger. Pyrker 163; Die Besiegung aller Schwierigkeiten etc. Dúrch-, tr.: siegend durchziehn etc. Nicolai 1, 138; Rachel 6, 483 etc. (auch ⏑–⏑). Er-, tr.: siegend erkämpfen, erringen. L. 1, 94; Sch. 25b u. o. z. B. [1c]: Die Welt und sich selbst in den Ruin h. Volksz. 8, 71. Nīēder-, tr.: fiegend zu Boden werfen etc. Arndt E. 2. Einer Pers. oder Sache (personif.) o., darüber siegen: Dem Eros siegt er ob | in beinstellendem Ringspiel. G. 12, 210; Dem .. wird die allmächtige Zeit o. H. Ph. 10, 283; IP. 36, 15; Den o–d Glücklichen. Sch. 415a; Seinem Schmerz o–d. V. 3, 61; Od. 11, 548; W. 20, 21; 63 u. o. (ugw.: Keiner obsiegte der Macht etc. Pyrker 61 statt: siegte .. ob); Obsieger. V. Th. 8, 79; Zinkgräf 1, 287; 292 etc., vgl. (Rechtsspr.): Ein auch in letzter Instanz obsiegliches [o–des] Urtheil erstritten. Nat.–B. 8, 574 etc. Über-, tr.: siegend überwinden: Den halben Weltkreis ü. G. 10, 249; Bis .. das Schauspiel zwar jene Gaukelwerke nicht verdrängte, doch übersiegte. Schütze Hamb. 3; Hat dort die Kraft die Obmacht übersiegt? Tiedge 2, 171; Wackern. 2, 363³³ etc.
Āūs-: Hinēīn-: Ob-:
~er, ~erisch: s. siegen 1d; e und Zsstzg. ~ern: (s. Seich, Anm.) sickern. ~haft, a.:
siegend (nam. als haftende Eigenschaft); siegreich; siegerisch: Nun nahm die Sache der Franzosen einen s–en Fortgang. Ense D. 5, 236; Die S–en. G. 20, 158; Seine Augen, die s. aufleuchteten. Heine Reis. 2, 173; Lied. 329; Sein s. Banner. Sch. 448a; S. vor Gericht. V. Ar. 1, 97 u. o.; veraltend: S–ig. Weish. 10, 20; Luther 5, 7b etc.; S–igkeit. Oppenheim 1, 122 etc.
~lich, a.:
in Zsstzg.: Un-be-s. Schelling 2, 2, 214; 280 etc., s. besiegbar; Ob-s., s. obsiegen; Un-ver-s., s. seigen 2f; ferner s. siegelig.