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sein
I. Sēīn, intr. (sein), war, wäre; gewesen; Präs.:
ich bin, du bist, er ist, wir sind, ihr seid, sie sind; Konjunkt.: ich sei etc.; Imper.: sei!; Partic.: sei(e)nd: 1) das die Kopula (s. d.) des Satzes darstellende Zeitw.; danach 2) einerseits im Sinn des Existierens, sowohl prägnant (s. 4b; wesen; vgl. scheinen 2; werden, auch haben 7), als auch minder scharf, z. B. mit Angabe des Orts etc. = sich wo befinden, s. 5. 3) andrerseits als Hilfszeitw. 4) substant. Infin.:
a) zu 1, z. B.: „Er ist brav.“ .. Was das Brav-S. betrifft. Benedix 8, 56; Ist leider sie todt, was verschlägt Das?–| ein Unglück ist es doch nur, | kein Fehler; es liegt das Todt-S. | in solcher Stuten Natur. Cham. 3, 188; Wo ich jetzt sitze, allein, und im Gefühl des Allein- S–s. Forster It. 2, 106 (s. 5: Beisammen-S.); Wie gern hätte ich mein Mensch-S. darum gegeben, mit jenem Sturmwind die Wolken zu zerreißen. G. 14, 122; Da galt Geschwind-S. und Entschlossenheit. Sch. 548a; Das Gefühl des Erhabenen .. ist eine Zusammensetzung von Weh- S., das sich in seinem höchsten Grad als ein Schauer äußert, und von Froh-S., das bis zum Entzücken steigen kann. 1221b etc.; Von dem Hingerissen-S. Stahr Par. 2, 156; Das Gutgewesensein | scheint nach, wie Abendröthe in dein Leben. Schefer Laienbr. 502 etc. Einzelne dieser ins Unendliche zu mehrenden Zusammenschiebungen sind zu eig. Zsstzgn geworden (s. 5).
b) zu 2 prägn.: das Eristieren und das Eristierende (Seinde), in bald mehr, bald minder scharfer und reiner Auffassung, bes. in Bezug auf das Wie (vgl. Existenz, Wesen, Wesenheit und in 5 Da-S., Vorhanden-S., wie als Ggstz.: Schein, s. d. 2): Du rufest meine Träume bald ins S. Cham. 4, 49; Der Streit der Natur zwischen S. und Aufhören [Leben und Tod]. Forster Br. 2, 661; Verstehen sie vom S. den Schein zu trennen | und Jeder schwört, Das sei das S. G. 12, 254; Unser ganzes Wesen und S. 18, 306; Du [Gott] .., Kraft der Kräfte, tiefstes S. | jedweden S–s! H. 16, 96; Das reine S. Wie das reine Wissen Nichts heißen soll als das Wissen als solches, ganz abstrakt, so soll auch reines S. Nichts heißen als das S. überhaupt, S., sonst Nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung etc. Hegel Log. 1, 41; Unsere evangelisch-lutherische Kirche krankt mehr am äußern S. als am innern Wesen. Jahn V. 131; Dann ist das S., d. i. die Position dieser Beziehung Nichts als der Verbindungsbegriff in einem Urtheile [s. 1]. Wird nicht bloß diese Beziehung, sondern die Sache an und für sich selbst gesetzt betrachtet, so ist dieses S. soviel als Da-S. Kant SW. 1, 173; [Gott,] dessen S. uns so unbegreiflich und dessen Wirken uns so klar ist. Klinger F. 8; Gott von diesem mit dem Wesen identischen S. in das vom Wesen verschiedene, in das ausdrückliche wirkliche S. hinauszuführen. Schelling 2, 2, 32 (s. 34); 438; Von diesem Erdenleben | als einem Traum und vom Hinüberschweben | ins wahre S. W. 20, 250; 14, 20 etc., auch in Zsstzg. z. B.: Indem die ganze mich umringende Natur mein Eigen-S. [meine Selbständigkeit] verbürgt. Zschokke 1, 92 etc.; Und müsst’ ich [die Göttin] drum zurück ins Erden-S. Fouqué Dr. 1, 98 etc.; Vom Entstehen als „Anfang des S–s nach dem Nicht- S.“ haben wir weder Begriff noch Erfahrung. Humboldt K. 1, 87; Mendelssohn Morg. 320; Ein Moment, in welchem S. und Nicht-S. auf der Schärfe eines Schermessers schweben. Stahr Par. 1, 147 etc.; Wärst du Zeus! kein Sohn | des Morgen-nimmer-S–s [Sterblicher] soll diesen Mund berühren. Sch. 17b etc.; Jn der Nacht des einsam empfundenen Ur-S–s. WHumboldt 1, 381 etc.
c) zu 2, mit Angabe des Wo, Wie etc., verschmelzend mit Adv. und Partikeln (Vors.), s. 5. 5) (s. 2) in vielen Verbind. (s. die verbundnen Wörter), z. B. mit Genit. (z. B.: Der Meinung, Ansicht etc.; des Todes etc. s.), bes. auch besitzanzeigend (daneben mit Dat., vgl.: Daß ich keines Andern s. will als Jhnen. Zschokke 8, 232, s. auch dein
1) etc.; mit abhäng. Präpos. (s. d. †), oft in eigth. Nüance; ferner mehr oder minder elliptisch, verschmelzend mit Adv. und Partikeln (s. d. †, vgl. 4c) zu Zsstzg., von denen die folg. als Bsp. dienen mögen: Ab-: (s. ab, nam. 2b und Sanders Progr. 69b ff.) z. B.: Der Knopf ist ab [gesprungen, gerissen, gehaun etc.]; Die Spule ist ab [gelaufen]; Etwas ist al [außer Kraft, Bestand etc.], ab und todt etc.; Das Dors ist nicht weit ab [entfernt]; Wenn ein Weib einmal vom rechten Wege abist [sich entfernt hat]. Riemer G. 2, 702; Vom Sterben wenig abseiend [dem Tod nahe] schien ich. Jris 3, 127 etc.; Wäre er des Kaufes gerne ab und los [s. d. 4b] gewest [gewesen]. Weidner 335 (s. auch abzählen); Ich will dir nicht a. [abstehn, mich entziehn]. Gott- helf G. 131 etc., s. Ggstz. bei-s., auch [4c] = Abwesenheit: L. 2, 213; Schlegel Sh. 6, 134; 169 etc.; Während dem Wieder-A. der Freundin. DMus. 1, 1, 17 etc. Än-: (s. an† und daran) Allenthalben wohl an [geschrieben] sein. Gotthelf U. 2, 120; Die Vögel sind an [dem Vogelherd nahend]. Döbel 2, 216a etc., s. auch ohne, Anm. Aūf-: (s. Auf) z. B.: Thür und Fenster sind auf [offen, s. d. 1 und Anm., Ggstz. zu]; Vorräthe etc. sind auf [gezehrt]. 4. Mos. 11, 33; Jer. 37, 21; Jud. 12, 3 etc.; Weil der Mond noch nicht auf [gegangen] war. IP. 3, 116, s. Ggstz.: unter-, nieder-s.; Jemand ist auf [außerm Bett, auf den Beinen]. G. 19, 58 etc.; Jemand ist wohlauf (s. auf 2c), seltner: übel auf [daran], z. B. Schweinichen 2, 266 etc., befindet sich so etc. Nam. bei Altern auch von Zügen, Märschen etc. = aufbrechen (s. d.): 1. Mos. 35, 3; 4, 10, 25; Den 1. Sept. sein JFGn. nach der Ölßen [nach Öls] mit drei Kutschen aufgewesen. Schweinichen 3, 16; So wider ihn zu Felde bewaffnet aufwaren. Stumpf 169a; 323a; 591a; Zinkgräf 1, 264 etc. Āūs-: s. aus 2c und garaus 1 und außerdem z. B.: Wenn die Lichter .. aus [gelöscht] sind. G. 10, 193 etc.; Jemand ist aus [gegangen, aus dem Haus], z. B. Müllner 2, 19 etc., nach Einem (L. 2, 231), ihn zu holen etc.; nach; auf (Gutzkow Diak. 34; IP. 4, 141; 17, 138; Zinkgräf 2, 67), über (L. 12, 542; 548) Etwas, vergl. ausgehen 8b; e. Āūßen-: draußen sein, sich befinden. Mark. 7, 18; Logau 2, Zug. 41 etc., auch [4c]: Wackern. 2, 324⁵. Bēī-: Sein heil’ger Geist woll uns b. [beistehn, helfen]. Waldis Ps. 46, 8, s. Ggstz. ab-s., nam. [4c] = Gegenwart, das Zugegen- S.: In (Sch. 382b; 418a; Schlegel Sh. 8, 104 u o.); seltner: mit (6, 110), Ggstz. ohne (B. 192b; W. 9, 247) Jemandes B.; auch unabhängig von Präpos.: Daß mich meines Fürsten B. sänftigt. Schlegel Sh. 8, 103; Mein B., wie ein Hohepriesterkleid | ward staunend nur gesehn. 6, 110 etc. Verhüllend, wie Beiwohnung (s. d., vgl. beiliegen): Aus ehlichem B. sproßte dann Hermione. G. 12, 176. Beisámmen-: s. beisammen, auch [4a]: Die Augenblicke des traulichen B–s. Gutzkow R. 3, 329; G. 22, 199, vgl.: Ein solch geselliges Zusammensein. Ense B. 3, 595; G. 15, 9. Bewússt-: Von einem sich selbst bewusstseienden Wesen. Mendelssohn Morg. 245; Wir sind uns unserer und anderer Dinge „bewust“. Chr. Wolff Verm. Ged. § 1, am Rand: Warum wir vom „bewust sein“ den Anfang machen und so [4a]: Also hebet die völlige Dunkelheit das B. auf. 731; Empfindung ohne B. Forster Br. 1, 770; Das B. sein selbst und aller Dinge um ihn her. Gervinus Lit. 5, 321; Die ohne Frechheit, gelassen und mit B. ihrer selbst hereintrat. G. 15, 52 (s. selbstbewusst) etc., minder gw.: Sich ein B. [Gewissen] daraus machen. Lewald W. 2, 177 etc.; Heimlich [vor dem Vater], obgleich mit B. [Wissen, Bewusst] seiner Mutter. Moritz Reis. 1, 44 etc. Doppelzsstzg.: Er war sich doch seiner Unschuld bewusst . . Dieses [Un-] Schuld-B. W. 22, 310 etc.; Selbst-B. 32, 150; 33, 19; Cham. 4, 24; Sch. 662b; Dem heutigen Sprach-B. gilt „Handschuh“ kaum noch als Zsstzg.; In einem völligen Vergessen, in einem tiefen Un-B. Dessen, was er gethan hat, ruft er. G. 29, 291 etc. Dā-: z. B.:
a) rein örtlich: Er ist bald hier, bald da etc.
b) nam. aber prägn. (s. da, Anm.): wahrnehmbar gegenwärtig, vorhanden sein, eristieren, vgl.: So wie das Sein nur Leben ist, ebenso ist das wahre und eig. D. auch nur lebendig und das Todte ist weder noch ist es, im höhern Sinne des Wortes, d a. Fichte 6, 362 etc.; Das Bild war immer noch da und, wenn auch gegen seine erste Zeit nur ein Schatten, es war immer noch vorhanden. G. 31, 62; 15, 132; August hat keinen Virgil und Horaz hervorgebracht, aber, weil sie einmal jung dawaren, so hielt er sie warm. Heinse A. 1, 316; Die Welt der Gestaltungen wird in dieser Aufzählung .. geschildert als etwas Thatsächliches, als ein Daseiendes in der Natur. Humboldt K. 1, 98; Diese Lieder weben um daseiende Ggstde, um eine lebendige Welt. Jris 6, 454; Die Menschen sind nicht da, um neben einander zu grasen. Leisewitz Jul. 46 etc. Ferner [4]:
c) selten zu a (vgl. Hier-, Dort-S.): Serenate bei dem höchst erwünschten D. [Anwesenheit] Georg des Andern. Haller 225 etc.
d) gw. zu b, s. 4b: Herbheiten des irdischen D–s. Auerbach D. 1, 275; Ein verdrießliches D. hinschleifen. G. 27, 273; Sie seien ohne Realität, hätten nie und nirgends ein D. 30, 381; Venedig, jenes große D., aus dem Schoße des Meeres .. entsprossen. 23, 159 etc.; Ich lebe nicht mehr, ich athme nur und das bloße D. ohne die Reize des Lebens [s. d. II 6a und Bsp. dort] etc. Leisewitz Jul. 27; Mendelssohn Morg. 315 ff.; Wo die Republik .. noch um ihr D. kämpfte. Sch. 776b; 497a; V. 3, 216 etc.; Behauptungen von dem Nicht-D. Gottes. Kant phR. 55; Um Jeder für sich sein Sonder-D. zu vollenden. Gumpert (Nat.–Z. 15, 464); Schein-D. Lewald W. 2, 132; In des Wandel-D–s irrem Schwanken. WHumboldt Son. 170 etc. Eigth.: Inwiefern das göttl. D. unmittelbar sein lebendiges und kräftiges Daseien ist, Daseien sag’ ich, gleichsam einen Akt des D–s bezeichnend. Fichte Sel. Leb. 104, nach Analogie von daseiend (vgl. thun, thuend etc.). s. dabei, nam. auch [4]. Dahēīm- [2] und [4]: Ohne stetes D. in der Tiefe der Erkenntnis. Augsb. Z. (1844) 1433b; Ein tiefes und süßes Gefühl von D. Kosegarten D. 2, 41 etc. s. dahin 1; 2. s. dahinten, vgl. zurücks. (Luther 5, 288a etc.). s. davon: Der weit davon [entfernt] war, sich ein Solcher zu dünken. Claudius 6, 42. s. hier-s. a; c: Bei meinem D. etc. s. durch †, z. B.: Mit Etwas d. [zu Ende]. Tieck N. 1, 26; = durchgekommen, durchgedrungen, durchlöchert sein etc. s. inne-s. Einem entgegen [gegangen etc.] sein, nam. s. entgegen 2, z. B. Kol. 2, 14; G. 9, 381; L. 11, 195; W. 11, 112 etc. s. fort 3. Sch. 39a etc. Hêr- etc.: z. B. (s. her 1a; d): Nicht weit h.; Hinter Etwas h. etc.; Ein Buch etc. (H. R. 9, 217), Geheimnis etc. ist heraus (s. d.) [-gekommen]; Wahrscheinlich | ist die Geschichte schon herum [-gekommen etc.]. Sch. 262a etc. s. da-s., z. B. [4b]: Mein H. Sch. 256b; G. 7, 318 etc.; Seines kurzen H–s [irdischen Da-S–s]. CRudolphi NGd. 12; Des menschlichen Hieseins. H. 9, 140. Hín- etc.: s. hin 4; Hinweg-s. Gentz Rev. 65; G. 22, 63 etc., s. dahin-, fort-, weg-s. s. inne 1; 2; Etwas inne [geworden] sein, mundartl.: es ein-s. s. los III 4. s. mit, z. B.: Er ist mit [gegangen]; Kann ich m.? [von der Partie] Grimm M. 21, vgl. mithalten; Mir war’s nicht mit [genehm, recht] etc., auch [4c]: Kein endlich Wesen kennt das M. aller Sachen. Haller 145, Das, was dabei mitwirkend ist etc. nachgeblieben (übrig, zurück) sein. L. 13, 437; V. H. 2, 88; 183 etc. z. B. [4b]: Das N. Wackern. 4, 412³7; 413¹³ etc. s. nieder 1e. Einem o. H. 15, 245, obsiegen etc. s. ohne 1c; d. Ubel- [4c]: Ein plötzlich U. fällt mir aufs Herz. Schlegel Sh. 8, 8, vgl. Unwohl-S.; Übelkeit etc. s. über†, z.B. = übergeblieben (übrig) sein; vorübersein (übergegangen); Sigethmuß ü. Körner 141a, in Feindes Hand; Etwas ist Einem über, man ist Dessen überdrüssig. nam. von Zeiten, Fristen: verflossen sein. G. 8, 135; W. 19, 318 etc. s. nieder-s., z. B.: Der Sonne Licht ist unter [gegangen]. Sch. 392a. s. vor, z. B.: Ich bin schon weit in Jahren vor [gerückt]. G. Lav. 102 etc., nam. = vorgehn, bevorstehn: Es könne ’was Andres v. König DFam. 1, 273, bes. Partic.: Vorseiend. G. 33, 135; Kl. Gel. 199; 402 etc.; Vorgewesen [beabsichtigt]. JvMüller 24, 357 etc.; selten: Nachdem auch dieser Sache vorgewesen war. Kl. Gel. 288, vgl. vorstehn etc. Vorbēī-, vorǖber-: s. vorbei, vgl. um-s. s. Hand 6; auch [4]. s. fort-, hinweg-s., auch [4b]: Die Zeit meines W–s. G. 9, 333 (vgl. ab-s.). Er oder ihm ist wohl, nam. [4c]: der Zustand, in dem man oder Einem wohl ist (s. Wohlbefinden; Wohl): Auf Jhr W.!; Wie steht’s mit Ihrem W.?; Gesundheit, W. und Kraft. Niebuhr Nachg. 1, 5; Ein leichtes Un-W. etc.; Du schlägst mir ab, was ich zu deinem W. bat. JESchlegel 1, 223; Wackern. 4, 22²³ etc. s. zu und Ggstz. auf-s. z. B. [4b] Gegenwart. Platen 1, 205. Er ist noch nicht zurück [gekehrt] und nam. = nach-, zurückgeblieben sein, von etwas Fehlendem, das noch erst nachkommen soll. Engel 12, 364; L. 8, 389; Sch. 243a; 253b etc.; selten: Zurücksind wir um das Seltenste, einen .. Freund. JvMüller 6, 241, wir sind darum gekommen. s. beisammen-s.
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