Seige
Seigel
seigen
seiger
seigern
Seihe
Seiger
Seigern
Sēīg~e, f.; –n:
1) Vorrichtung, Etwas zu seigen (s. d.): Wie der Most .. aus der Seig’ einengenden Offnungen abläuft. Ov. 2, 273; Ländl. 1, 87; 3, 237; 4, 783 etc., daneben: Seihe, f. etc.; Seiger, m. Andre sind einem Seiher ähnlich, ein Seihetuch lässt den Wein auslaufen und behält nur die Hefen. R. 9, 298; Durchseiher. Die Würze von den ausgekochten Hopfenblättern zu trennen. Man bedient sich dazu des Hopfenseihers etc. 1, 219; Suppenseiger. Wasser-S., z. B. bei Bäckern, zum Abseigen des Wassers vom genetzten Weizen [versch. 3]. etc. —
2) (ohne Mz.) der beim Seigen bleibende unbrauchbare Rückstand, nam. die Trebern (Seihe). — 3) (s. Seich, Anm.) Bergb.: S., Wasser-S. (versch. 1), die gegen den Tag,,gesenkte“, dem Grubenwasser freien Abfluß darbietende Stollensohle und die „Senkung“ (Neigung) derselben gegen den Tag, s. 3, 209; 260. —
~el, m., –s; uv.: (schwzr.) Leitersprosse. Sch. 37; 3, 118. —
~en, tr.: (s. Seich, Anm.) Flüssiges, um darin enthaltne gröbre Theile abzusondern, durch Etwas „sickern“ (tröpfelnd hindurchlaufen) lassen (s. filtrieren), Nbnf. seihen, beide urspr. mit starker Abwandlung (wie schweigen, steigen; leihen, zeihen etc., vgl. nam. gedeihen, gediegen), auch zuw. in der Schreibw.: seien, säugen: Die ihr Mucken [s. d. 1] seiget und Kamelse] verschluckt. 23, 24 (sprchw.); Kritisches Mücken-S. 13, 485); Das Land .. trank sie [die Thränen] hinab in die innersten Adern, | wo sie, zu Wasser geseigt, aufquollen. Ov. 1, 341; Durchgebeutelt, geseigt und gepresst [bildl.]. 14, 246 etc.; Seihe es durch ein Tuch und so du es .. gesiehen hast. 8; Mit sehr reinem, vorher geseihetem .. Leim. 3, 555; Die Milch ist geseiht. Po. 2, 389; 40, 23 etc.; Geseiet. EE. 313; 1, 159 etc.; Der eine Mücke säugt etc. 534, s. auch seigern. — Dazu: Ihr Muckenseiger und Kamelverschlinger. 8, 10b; Kein Haarspalter und kein Mückenseiger Z. 2, 259; Mückenseiher. R. 5, 490 etc.; Grillenfängerei und Mückenseigerei. Du 2 etc. — Zsstzg. s. nam. 3, 209; 219, — auch intr. (sein), vergl. sickern, z. B.: Áb-: Säftchen .. aus Büchern abgeseigt. Ar. 3, 166 etc.; Zu der von dem weinsteinsauren Kalk abgeseihten Lösung. 3, 624 etc.; Die abgesiegene Brühe. Kräut. 1362. — Āūf-: s. be-s. — Āūs-: Mücken seiget ihr aus etc. R. 9, 280; Milch ausseihen (oder ausseideln). — Be-: mund- artl. statt ver-s.. Der Kuh ist die Milch besiegen, meton.: Die Kuh beseiht beseicht Et. W. 1, 79, richtiger: beseigt) sich = ist aufgesiegen. — I. Dúrch-, II. Durch-: Mit durchsēīgtem rothem Wein. W. 2, 306, gw.: dúrchgeseigt; Der .. Thau muß öfters durchgesigen werden. 1, 697b; Den Wein filtrieren oder ihn durchsäugen. 3, 412; Den Honig bereit mit Sieden und Durchseihen. Sp. 280a; Von der durchgesigenen Brühe. 1193; Den Wein durchzuseigen. 2, 70 etc., auch (––⏑) intr. (sein): tröpfelnd (sickernd) hindurchdringen: Die Feuchtigkeit, welche durch die Keime zu den übrigen Theilen dürchseihet. 39, 35; 41 etc. und tr. (⏑–⏑): tröpfelnd durchdringen: Die Flüssigkeit, indem sie die Pflanzengefäße durchseihet und durchspült. 36. — Er- (veralt.): trocknen: Kehr den Salpeter um, daß er wohl „erseuche“ und trockne. 16; Ehz. 408 etc. — Ver-, intr. (sein): sickernd (oder wie sickernd) abnehmen und verschwinden, eintrocknen, — eig. und übertr., z. B.:
1) Ich spreche zu der Tiefe: verseige! und zu den Strömen: vertrocknet! 44, 27; In nimmer verseigendem Überfluß. 9, 320; 3, 182b; Da wollte mir für Angst der Beine Mark verseigen. (Lüb.) 17; 15, 113; IbrS. 32; SW. 60, 266; 1, 742 etc.; Ich will .. ihre Brunnen verseihen lassen. 51, 36; RH. 386; [Das Wasser] verschwindet und verseihet. Sp. 139a etc.; Jmpf.: Das Zuckerquell versieg. Ros. 106; Partic.: Welchen .. die Wasserquellen versiegen waren. 107, 33; Versiegene [milchlose] Brüste. 9, 14; 19; Ph. 13, 91); 8, 121b; Aus versiegnem Quell. Ros. 68, von (A. 1, 196) geändert: Aus versiegtem Born etc., vergl. verneint: Die .. unversiegen rinnet. 144; Unversiegene — Quelle 7, 261), Ader 231) etc. —
2) Aus dem Partic. entwickelte sich der jetzt gw. Infin. versiegen (schwachfvrmig), schon bei Luther z. B. 14, 11; 74, 15; 15, 6; 19, 5; 48, 34; 50, 38; 40, 13; 1, 243; 27, 259; 11, 53; Das Auge war ihm nicht zu der Freudenthräne versiegt. M. 5, 159; 1, 390b; Die Kraft versiegt. 4, 294 (s. b); Eh sie [die Ziege] uns versiege [milchlos werde]. Erb. 1, 14; 24, 21 etc. Wir erwähnen bes.:
~er: 1) (s. Seich, Anm.) a.: a) Versiegen gehn. 106b; 182 etc. —
b) bei 1, 189 (6, 209); 4, 330; 181 (7, 92) die Schreibw.: Versiechen; Hippokrene ist versdgen. Lüb. 634, abgewandelt wie fliegen etc. —
c) faktit.: Der Herr wird .. ihren Brunnen austrocknen und ihre Quellen versiegen. 13, 15 (s. f). —
d) Versiegung. Mak. 1, 107 etc. —
e) Unversiegend. 22, 101; M. 13, 426; 229a; Od. 13, 109; 247 etc. —
f) (s. e; c) Nie versiegbar. Less. 1, 262; 1, 4 etc.; Unversiegbar. N. 5; 4, 295; 31, 311; Th. Ep. 4, 7 etc. = Unversieglich. Mak. 2, 4; 33, 277 etc. —
Bergb.: blei-, senkrecht. 40, 213; 3, 211 etc. — 2) m., –s; uv.:
~ern, tr. und zuw. intr. (sein): a) (s. 1) Blei-Wage, -Loth, -Perpendikel, vgl. mhd. seigære, Wage, s. seigern 4. —
b) Uhr, — urspr. wohl = Pendeluhr (s. a), z. B.: Zwei Pendeluhren .. Zwei S. F. 3, 231 etc., — nach Andern urspr. = Sanduhr (nach dem Durchsickern des Sands), z. B.: Der meiste Sand [ist] verflossen, | der S. ziemlich leer. 1018; Lthr. 104a; 3, 848¹; Sand-S. 845²⁴ etc., — dann verallgemeint, z. B.: Versetzt ein Kleinod und ein S–lein. 2, 27 etc., — auch angelehnt an Zeiger, s.: Provinzialia . ., wenn die Meißner sagen: der Zeiger schlägt. 3, 1018¹⁰ Der Thurm mit blinkendem S. 1, 10; Es rückt die Uhr; noch einen kleinen Weg des S–s und etc. 9, 209 etc.; Der S. schlägt 1, 390; 63; Pr. 3, 177; 10, 307 etc.), — brummte zwölf Mensch. 140) etc.; auch = Stunde, s. 90a; 284 etc., aber auch Br. 410b. —
c) s. Seige 1. —
d) Salzw.: Aufseher über die Bornknechte (Bornmeister): Ober-, Unter-S. —
e) Mücken- S., -Seigerei, s. seigen. —
1) seigen, sickern:
a) tr.: Alles ist Gefäß, das immer feiner seigert, | wodurch sich Nahrungssaft zum Nervengeiste steigert. W. 4, 69; Die Resultate seines Studiums, durch seinen Geist geseigert und geläutert (s. 2). Kl. 80 etc.; Nbnf.: Meinen siebenfach ge- seiherten | .. Quintessenztragödien. 4, 189. —
b) intr.: Das Moor ist leicht und aller Sand seigert durch. Osn. 1, 94 etc.; veralt.: Er-s. = versiegen; intr. Garg. 85a etc. und faktit., s. 3, 209. — 2) (s. 1) Hüttenw.: tr.: aus einer Verbindung das leichter schmelzbare Erz herausschmelzen, — und intr.: von solchem Erz: schmelzend heraus-tröpfeln, -sickern, s. 3, 56 (Saigerung); Die Gewinnung des Wismuths .. besteht in einem Aussaigern aus der Gangart od. andern Erzen. .. Das aus den Erzen ab saigernde Metall. .In Zeit von acht Stunden können . . 20 Centner Erz abgesaigert werden. 626 ff.; 1, 52 (von Schwefelantimon), nam. auch von der Operation, bei der silberhaltiges Schwarzkupfer durch Zusammenschmelzen mit Blei in Kupfer und silberhaltiges Blei verwandelt und aus diesem letztern wieder das Silber getrieben wird. 3, 316 etc., auch bildl.: Ich will . . so lange s., | bis ich der Wahrheit Silber abgeschieden. Card. 31; Lthr. 193a etc. —
3) Bergb.: Einen Schacht s., abs., ihn seiger (s. d. 1) in die Tiefe führen. (absenken, abteufen) oder: den seigern abmessen (absenkeln). 5 etc. —
4) (vralt.) Münzen s., aus-, er-s., von den Kippern (s. d.) und Wippern: die bessern (schwerern) aussondernd dem Verkehr entziehn (wohl durch die Wage, s. Seiger 2a). 2, 259c. —
Seih~e, ~er, m., ~ern: s. Seig-e etc. Work in progress
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