Faksimile 0245 | Seite 1067
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Seich Seiche seichen Seicher
Sēīch, m., –(e)s; 0. ~e, f.; 0:
Pisse (s. d.). Fischart B. 26b etc.; Als hätten sie den kalten S. Rollenhagen Fr. 360 etc., s. Schm. 3, 189 (S–e, f.: rinnendes Bächlein. Adelung).
~en, intr. etc.:
pissen (s. d. 2 und Zsstzg.). Fischart B. 161a; Luther SW. 60, 39; Rolenhagen Fr. 425; Simplicissimus 2, 467; Stumpf 411a etc., s. Schm.; Daß sie [Obj.] auch die Hund „ansaychen“. Franck LastF. 3a; Sie so kröten- und katzenseichisch zu be-s. Fischart Garg. 148b etc.; Sich be-s. 205b; Eppendorf 71 etc., s. auch beseigen; Das Fegfeuer ausgebrunzt [s. d.] und verseicht. Fischart B. 124b etc.
~er, m., –s; uv.:
Pisser (s. Schm.): Die S–in. V. Ant. 1, 322 (schwäb. auch eine Pflanze, Leontodon taraxacum); Wie ein Bett-S. verschämt stehen müssen. Rockenphil. 2, 246 (auch = Kellerassel. Grimm); Käse-S., wie man solche Geizhälse hier zu Lande nennt. 192; Ein alter Kalmäuser, Blackscheißer [s. d.], Schul-S. Moscherosch Gs. 3, 244 etc.
Anm. Ahd. seich, seihjan (Graff 6, 134), wohl stammvrwdt (mit Grundbegriff niedertröpfelnder Flüssigkeit, vergl. Seichkasten: kleiner ausgezimmerter Schacht im Haselgebirg, worin sich niedertröpfelnde Soole ansammelt, s. Scheuchenstuel 223 etc.): seihen, ahd. sîhan, mhd. sîhen = seigen, s. d. und verseigen, versiegen; seigern; sickern (oder siekern, siegern. Adelung); Sichertrog, soggen etc. und, indem an den Stamm si statt des Gaumen- ein Lippenlaut getreten, niederd. sipe(r)n (Brem. W. 4, 792; sifern. Schm. 3, 205; siebern. IP. 21, 131), hochd. Seifer (s. Sabbe, Anm. und das dort Angeführte), wie bergm.: (Gold-, Zinn-) Seife, Seifen- werk etc., vgl.: Die Bergwasser, die um Katzhütte Seifen oder Tiegel heißen. Gutzkow Unterh. 2, 2, 27a und nam. Weinhold 89a (dagegen wohl irrig: Jenes Schuttland treffen wir häufig in Thälern, plattd. Siepen [?], daraus hochd. Seifen. Karmarsch 3, 675). Andrerseits berührt sich ahd. sîhan etc. (s. o.) mit sigan, mhd. sigen ohne den hervortretenden Begriff der Flüssigkeit —: sich niederwärts bewegen (vgl. rieseln), faktit. mhd. seigen, dazu wohl mit eingeschaltetem Nasenlaut sinken, goth. sigqan, ahd. sinkan, mhd. sinken; faktit. senken, ahd. sankjan, senkjan, mhd. senken —, vgl. seiger = senkrecht. An die Bed. des Sinkens schließt sich füglich seicht oder seig. Schm. 3, 213, mhd. sîhte. Vgl. über die sich berührenden Stämme nam. Graff 6, 129 ff.; 133; 254 ff.