Faksimile 0244 | Seite 1066
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Sehr sehren Seibling
Sêhr: s. Schwär, Anm.:
1) (veralt.) n., m.: Schmerz, Weh, übertr. = Verletzung etc., s. Schm. 3, 280; Wackern. Gl. 474; Frisch 2, 258a: Die stehen stammfest noch und ohn des Wesens S. [ohne daß es versehrt sei]. Schottel 1006; Nichts ihr bringe Fahr und S. Rückert 4, 200 und fem.: Sie fürchtet eine Sehre, die ihr würde gethan. 381 etc.
2) a. (s. 1):
a) veralt.: schmerzhaft-wund, empfindlich. Stalder (vgl.: serig. Ryff Th. 32; Serigkeit. ebd.; sirig, böse, unleidlich etc. Spindler V. 2, 403).
b) (s. a) zur Bez. eines hohen Grads, z. B. alterthümelnd als Ew.: Mit s–em [großem] Fleiß. Keller gH. 1, 169 etc., gw. aber (s. groß 21) als Adv.: Das schmerzt, freut mich s.; Jch freue mich s. (spöttelnd: Es rührte sie so sehre. Heine Sal. 1, 164); Sehr groß, klein, schön etc.; Mein Vater ist s. Kaufmann. Freytag Soll 1, 136; Er ist zu s. ein gnädiger Herr [= Aristokrat, aristokratisch], als daß er seine Tochter einem Drechsler geben möchte. Meißner Stein 158; Der Elephant ist s. ein stark Thier. Ryff Th. 28, gw.: ein s. stark Thier, doch z.B. noch: Daß solche Beweise .. s. ein geringes Gewicht hätten. G. 19, 200 etc.; So oder: wie s. er auch gefehlt hat etc.; All-zu-s. Cham. 3, 325 etc., vgl. (selten): Über-s. Schütze Hamb. 509; 517 etc., Steigrung veralt., s. mehr, z. B. noch alterthümelnd: S. weinte Frau Gothilde um ihren Eheherrn, | sie weinte noch viel sehrer um Hornkind. Rückert Kind Horn Str. 18.
~en, tr.:
„sehr“ (s. d. 2a) machen; verwunden, beschädigend verletzen: Daß die Gluth kein trocknes Hälmchen sehrte. W. 1, 206, hochd. ugw., wie auch be-s. (s. Schm.); gw.: Ver-: Ihr Haupthaar nicht versenget und ihre Mäntel nicht versehret. Dan. 3, 27; Weish. 18, 3; Soll er [der Fuchs] .. durch Gestank ihn [den Bau des Dachses] so v., | daß er ihm die Wohnung lässt. Brockes 9, 255; Hat er Cyprien | am Handgelenk versehrt [verwundet]. B. 168b; Leben .., das tausend Degen nicht versehrt. Haler 14; Die Schönheit und Zierde der Mutter [der Kirche] beflecken und v. Luther 1, 539b; Mühlpforth 2, 6; Dessen feines Gefühl von zu großen Aufmerksamkeiten für ihn versehret wurden. IP. 7, 89; Die Keule schmetterte, was jenes [Schwert] nicht versehrt. Rückert Rost. 87a; Wie so leicht ist deine zarte Seele | selbst von des Freundes Hand versehrt! CRudolphi NGd. 202; Eingepackt, daß Nichts versehrt wird, wenn es etwa regnen sollte. Tieck 5, 54; Die Noth, die uns versehret. Weichmann 1, 8; 20 etc. Bes. pass. Partic., z. B. = wund (vgl. fratt). Oken 5, 667; Ryff Th. 33 etc.; Er fragte, ob ihr nicht versehret wäret. Ich sagte: er ist ganz etc. G. 9, 40 etc. (ugw.: Sein zerrißnes Kleid, seine versehrte Kutsche. Woltmann Westf. 1, 45, beschädigt) und mit Bstw.: Giftversehrte Brüder heilen. Rudolphi NGd. 179; Rost versehrt | .. das Schwert. Freiligrath 1, 371; Ein Baum .., sturmversehrt. SW. 3, 122 etc. und nam.: Unversehrt, mit Fortbild.: Unversehrtheit. Kohl E. 3, 114; Herrig 30, 44 etc., vgl.: Unversehr-bar, -lich (vgl. unverletzbar); Versehrung. Weish. 11, 20; Ryff Sp. 128b etc.
Sēībling: Sälbling. Oken 6, 350.