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Seele seelen seelenhaft Seelig Seeling seelisch Besefeln Sege
Sêêl~e, f.; –n; Seelchen; –n-, Seel-, - (s. See, Anm.):
Das, was, ein Ganzes durchwaltend, es zum individuell belebten, empfindenden Wesen macht und wodurch und worin sich Dessen individuelles Leben und Gefühl ausspricht (1—6) etc.:
1) das Belebende des thierischen Leibs (s. d. 3; 4, vgl. Körper 1): 5. Mos. 12, 23; Burmeister gB. 1, 251; Ich hätte dich aus dem Pflanzenthume | .. emporgeküsst .. zum höchsten Leben: | ich hätte dir eine S. gegeben. Heine Verm. 1, 171 etc., s. 2; Thier-S., s. 3, vergl. 6.
2) (s. 1) bes. oft von Pers., z. B. = Leben, nam. bibl., s. Gesenius s. v. y und Konkordanzen, z. B. 1. Mos. 19, 17; 5, 19, 1i; 21; 24, 6 etc., ferner: das Wirkende im lebenden Menschen und diesen von dem bloßen Leichnam Unterscheidende (s. 5), versch. nüanciert nach den versch. Kundgebungen, nam. im engern Sinn: das Fühlende und Empfindende und der lebhafte Ausdruck desselben (vgl. s–n-voll), im weitern auch: das Begehrende, das Denkende im Menschen etc., und somit theils svwdt mit theils geschieden von Geist (s. d., nam. 2e; f; k; 7a); Herz (s. d. nam. 2), Gemüth (s. d.), Sinn, Verstand etc. Wir fügen zu den bei den genannten Wörtern sich findenden Belegen zunächst im Allgem. nur wenige, leicht zu mehrende (zugleich auf die ältre Form Sanders, deutsches Wörterb. II. von Genit. und Dat. Seelen hinweisend, vgl. Erde, Anm. 2, z. B.: Um ihrer S–n Seligkeit. Höfer V. 183, vgl.: Und gält’ es meiner S. Seligkeit. Lewald W. 1, 366 etc., s. Herrig 16, 428): Unterschied zw. S. und Geist .., daß jene eine Substanz, ein reales Etwas, dieser aber mehr die bloße Thätigkeit bed. D Mus. 1, 2, 117; S.: das mit den zum Entstehn des geistigen Lebens erforderlichen Fähigkeiten versehene selbständige Wesen. Schulze psych. Anthrop. 563 etc.; Wenn er meine S. wie meinen Verstand [das Fühlende, wie das Denkende in mir] in Anspruch genommen. Cham. 4, 302; Dem der Gram die S. [vgl. Herz] bricht. G. 1, 50; Mir sagt es die S. [das ahnende Gefühl]. 5, 39; Das Land der Griechen mit der S. [in sehnsüchtigem Gefühl] suchend. 13, 3; Ein Wohlwollen der Art verdiene die ganze S. .. eines weibl. Wesens. 19, 169; Zwei [widersprechende] S–n wohnen, ach, in meiner Brust etc. 11, 47; Dinge, die .. nur das Ohr berühren | und in die S. kaum noch übergehn. 13, 101 etc.; Einsam mit seiner einsamen S. | sitzt dort ein Mann. Heine Lied. 354 (vgl.: Allein mit meiner S., .. das berühmte Wort Robespierre’s etc. Mundt Rob. 2, 156 und allein 1c); Mit S. [tief- innigem Gefühl etc.] schaute der Blick hin. Kl. Od. 2, 236; Er antwortet wie Einer, dessen S. weit weg ist. Leisewitz J. 24; Ich drück an meine S. [vgl. Herz] dich, ich fühle | die deinige allmächtig an mir schlagen. Sch. 244b; Hauchte er seine große S. (s. 5) dem Helden zu [sterbend]. 115b; Spricht die S., so spricht, ach, schon die Seele nicht mehr. 92b; Die S–n schienen ohne Worteslaut, | sich ohne Mittel geistig zu berühren. 502b; Jenes unaussprechliche Gefühl, welches die S. zum höchsten Schwunge adelt und die Sinne selbst zur S. verklärt. Schlegel Dr. 2, 2, 138; Reizungen . ., die .. die S.’ in ihm beflügeln. W. 3, 39; Ihre ganze S. [Empfindung] ist in ihren Augen. 11, 137; Freundlichkeit | und was wir sonst an Mädchen S. nennen. 10, 43 etc.; Daß die menschl. S. . . eig. aus drei S–n be-: stehe. 24, 104; Wie unsre Persönlichkeit oder Das, was unser eigentl. Ich ausmacht und was man gw. unter dem Wort S. versteht, nach der Trennung vom Körper fortdauern könne (s. 5). 22, 355; Er hat diese Leute nach Leib und S. so unverkennbar abgeschildert. Luc. 1, 436 etc., auch veralt.: Das lichte Seelchen, das in deiner Gestalt wohnt, in Frömmigkeit küssend. Keller gH. 4, 11; Daß sie ihm [Christo] ihr Seelchen mögen befehlen (s. 5). Luther 8, 317a; Sein Seelichen. Mathesius Lthr. 206a. Ferner im Besondern:
a) (s. Geist 2c) oft verkörperlicht und versinnlicht: Die Sehnen der S. anspannen. Engel 7, 184 (Haller 57); Mit den Augen der S. lesen. Tieck DBl. 2, 128; Ins Mark der S. sehn (JvMüller 13, 1), dringen (FSchlegel GR. 347); Der S. Bluten (Freiligrath 1, 300), Brand (G. 4, 12); Vernunft, .. Athem der S.! Immermann M. 2, 348; Die Liebe lief mit schaudernder Hand | tausendfältig über alle Saiten seiner S. G. 16, 82; Musik der menschl. S. Gutzkow Z. 2, 242 etc. Ferner (b— n) in stehnden Verbind., abhäng. von Präpos.:
b) Das Wasser (s. d., z. B. Ps. 69, 2; G. 9, 64 etc.), etwas Ergreifendes (Engel 1, 6; 171 etc.) geht Einem (bis) an die (innerste) S. etc.; Einem an die S. (vgl. Herz 9a) gewachsen sein. Höfer V. 23 etc.
c) Etwas auf der S. haben (s. Herz 9b). Lewald W. 2, 464 etc., auch: Die Schmeichler .., die haben schon manchen guten Fürsten auf der S. Claudius 3, 76; L. Samps. 1, 3, die Verantwortung für das Verderben zu tragen haben; Etwas brennt (s. d. 5d) Jemand auf der S.
d) Einem Etwas auf die S. binden (s. d. 3c), angelegentlichst anempfehlen, zur Gewissenssache machen; Etwas fällt (s. d. 5e) Einem auf die S., z. B. Burmeister gB. 2, 309; Ense Gal. 1, 107 etc., ferner (s. 7): Entkleiden muß sie sich bis auf die S. W. 15, 100, bis aufs Jnnerste, splinternackt (s. d.).
e) Aus (oder wie aus) Jemandes S. sprechen (G. 29, 403; Hölderlin H. 1, 141), schreiben (Klencke Parn. 2, 225, bes. HVoß JP. 35), schildern (Gutzkow R. 5, 128) etc., vgl. k und: Sie sang nur als Echo aus seiner in seine S. H. R. 7, 78.
f) Bei meiner armen S.! Sturz 2, 259 etc.; Bei meiner S.! oder: Meiner S.! W. 13, 157; Mein Seele! Rabner 3, 39; 4, 166; Mein Seel! B. 49aetc., Betheurung, Schwur.
g) Etwas fährt, geht, schneidet Einem durch die S. etc.
h) In der S., in tiefer, innerster, in der tiefsten S. bewahrt (V. Ov. 2, 371), sinnt (G. 13, 79) man Etwas; freut (Ense Gal. 1, 193), ergreift (Sch. 410a), packt (Freiligrath 2, 85), lächert es Einen an (Arndt E. 144); ist Einem Etwas zuwider (W. 34, 259; Luc. 3, 132); ärgert (V. Il. 2, 223), schämt (s. d. 1b) man sich etc., val. i; k.
i) (vgl. h) In, bis in, tief in die S., in die innerste S. (hin- ein) sich schämen (Auerbach D. 459; Miller Siegw. 336 etc.), erröthen (Fichte N. 36), betrübt werden (G. 31, 3); freut Einen Etwas (Engel 12, 152; Rahel 1, 237), kränkt es ihn (Mendelssohn 4, 2, 402), thut es ihm weh (Gutzkow Otfr. 12), schneidet es ihm (Auerbach D. 1, 17) etc., vgl. (ugw.): Du dauerst mich bis (s. d. †) in tiefster S. Heine Reis. 4, 240. k) (s. e) In die S. eines Andern [sich hineinversetzend] Etwas äußern, thun, z. B.: Ich handle ganz in seine S. und meine Vernunft tritt völlig in die Stelle der seinigen. Fichte 6, 142; 474; Forster Br. 2, 562; G. 30, 393; 21, 152; Gotter Sch. 231; König Fam. 1, 92; Ich rede nur statt seiner und rede nur, wie man es im gemeinen Leben auszudrücken pflegt, in seine S. L. 10, 228; Gal. 1, 6; W. Luc. 4, 376 u. o., auch mit Dat.: Jch freue mich in der S. so manches gefühlvollen Menschen, daß etc. Forster Jt. 1, 70 etc.
1) Mit Leib (WHumboldt Son. 28 etc.), mit Herz (Sch. 210a) und S., mit ganzer S. (s. n), ganz und gar, s. m. m) Ohne ibn sind wir ein Leib ohne S. Sch. 110a, so gut wie todt, Nichts. n) (s. 1) Von ganzem Herzen und von ganzer S. Gott lieb haben, suchen etc.; Sich Etwas von der S. wälzen. G. 23, 17 etc. o) als Prädik., z. B.: Sie sind ein Herz (s. d. 4) und eine S. (vgl.: In einem Augenblick athmete wieder nur eine S. in allen Abderiten. W. 14, 195) etc.; Der lauter Auge (s. d. 2b), Ohr und S. für seine Göttin war. 2, 105 etc.; Sie ist so ganz S., daß ihr Leib nur ein Abglanz derselben scheint. 27, 48 etc., ferner: Es ist eine S. von Kind. Mügge Erb. 1, 16 etc., von ausgezeichnet gutem Gemüth etc., so auch: Wie kann man sich mit einer solchen S. von (einem) Menschen entzweien? etc., s. 3: Immermann. 3) (s. Geist 2d; k; Herz 3b) nach einer gw. Redefigur als Bez. einer Pers., insofern die Beziehung auf die S. (2) bes. hervortritt, z. B.: Wollte Gott, eure S. wäre an meiner S. Statt [ihr wärt an meiner Stelle]. Hiob 16, 4 etc.: Die S., die [Wer] da reichlich segnet. Spr. 11, 25; Deß S. [Der] soll ausgerottet werden. 1. Mos. 17, 14 etc.; Glaubst du denn, ich könnte je die S. [mich] vom Gespielen meiner Jugend scheiden? Platen 4, 278 etc. und z. B. in einer Thierfabel: Wie erschrak des Geißbocks S.! [der Geißbock]. Lichtwer 153 etc.; Wer auch nur eine S. | sein nennt. Sch. 19b, einen mitfühlenden Genossen etc. (versch. 4b); Der Knechtsdienst tödtet, aber gerechter Krieg macht jede S. [jeden Fühlenden etc.] lebendig. Hölderlin H. 2, 9 etc.; Wenn eine S. [Jemand] sündigen würde. 3. Mos. 4, 2; 5, 1 ff. und außer der bibl. Sprache nam. verneint: Nicht eine od. keine S.; menschliche; sterbliche; Christen-, Menschen-, Mutter-S. (versch. unten) = Niemand; Die S. des Gerechten. Spr. 10, 3 = die gerechte S. = der Gerechte; Jemand hat (s. 2) oder ist eine so und so beschaffne S.; Bekenntnisse einer schönen (s. d. 5) S. G. 17, 94; Gute S. 8, 91; Treffliche S. 9, 275; Er ist eine edle große S. 251; Die Stillen im Lande . ., jene frommen S–n. 22, 79; Geh, liebe S.! .. Du S. voll Liebe, bete für mich! 35, 141; Die gute S. von (s. 2o) Nilpferd. Immermann M. 1, 21; Und neben der trocknen, verschwitzten S. | soll euer blühendes Gretchen stehn! Körner 260a; Liebste, wunderliche S.! L. Samps. 2, 3; Entrüstet fand ich diese graden S–n. Sch. 527b; Bockslederne S–n! M. 2, 180; Die armen S–n! W. 9, 205; Unschuldige S.! 220; Das Fräulein war die ehrlichste S. 15, 115; Dessen ist nur eine schwarze S. fähig. 27, 311; So fein, als eine dicke S., | wie er, nur immer kann. 12, 42 etc., auch verkl.: Sie kämpft, das gute Seelchen. 10, 155; Jene flatternden Seelchen. 29, 19; [Daß sie] das zarte Seelchen ja nicht beleid’ge. G. 2, 49 etc. u. o. Ew., als Anrede der Geliebten. Roberthin (WhMüller B. 5, 167) etc., auch (s. Herz 3c) in leicht zu mehrenden Zsstzgn (auch zu 2): Dieser Bieder-S. [oder biedern S.] Flecken. B. 15b etc.; Nur weiche Blattwickler- und Igel-S–n ringeln .. sich vor jedem Finger in sich zusammen. JP. 21, 75; Edens Wohnerin, Blumen-S. H. 15, 234, blumenrein etc. (vrsch. 6); Butter-S. Tieck NKr. 4, 49; Von der Brüdergemeine so wie von andern werthen Christen-S–n. G. 22, 230 (versch. oben); Dienst-S. Heine Reis. 2, 42 (s. La- 133 kaien-, Sklaven-S.); Drachen-S. Sch. 111a; Dreck- S. 121b; Engel-S. 742a; Kalte starre Felsen-S. CRudolphi NGd. 222; Lavater 1, 118 etc.; Feuer-S. JP. 1, 168; W. 32, 153 etc.; Flammen-S. Musenalmanach (1798) 96; Unfähig ist die schönste Frauen-S. | solch einer That. G. 35, 289; Mein Onkel ist eine zu eingefleischte Geld-S. GRaimund N. 5, 242; Gutzkow R. 1, 312, der für Nichts als Geld Sinn hat; Helden-S. W. 27, 21 etc.; Himmels-S.!; Hunds-S. Zimmermann Stolz 24 (vgl. 1); Kaufmanns-S–n. ebd. (s. Geld-, Krämer- S.); Kinder-S. Rank Arm. 161; Nur die Klein-S–n laufen den Weg einer vorgeschriebenen Karriere. Klencke Parn. 1, 251; Koth-S. G. 29, 314 (s. Dreck-S.); Ein Wicht, eine nichtswürdige Krämer-S. Steffens Malk. 2, 473; Sprachst noch Trost den Kummer-S–n zu. Seume Sp. 96; Eine schönheitssüchtige Künstler-S. JKinkel Ib. 2, 94; Elende Lakaien-S. Brachvogel N. 59; Verbuhlte Lavendel-S–n. Börne Frzfr. 138; Mädchen-S. Körner 129b; Reichthum übt die größte Herrschaft über Menschen- S–n. Sch. 240a (vgl. oben); Wie ein Schwert durchfährt’s die Mutter-S. (s. o.); Pöbel-S. Sch. 831b; Was auch eine Schafs-S. überführen müste. B. 299a (s. Schafskopf etc.); Falsche Schlangen-S.! Sch. 506b; Daß es .. Schwester-S–n [verschwisterte] giebt. W. 1, 173; Sklaven-S. Sch. 1003a; Auf seinem Gesicht war eine höhere Sonnen-S. aufgegangen. IP. 7, 200; Würmer-S–n. W. 29, 22 (vgl.
1) etc. 4) (vgl. 3) = Pers., in best. Fällen ohne hervortretenden Bezug auf 2, nam.:
a) insofern es sich von der Zahl einer größern oder geringern Gesammtheit von Pers. bes. ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht handelt, s. S–n-Register, z. B.: Eine Stadt mit 10000 S–n [Einwohnern]; Jakob und seine ganze Freundschaft, 75 S–n. Ap. 7, 14; 1. Petr. 3, 20; 2. Mos. 1, 5; 1, 12, 5; 4, 31, 35; Menschen-S–n, 16000 S–n. 40 etc.; Als am bezeichneten Altar | versammelt waren alle S–n [die Meinigen]. Sch. 36b etc.
b) (s. a, vgl. Gesenius) bibl. bes. auch von Sklaven: Of. 28, 13, vgl. S–n-Händler, -Käufer, -Verkäufer und bes.: Bekanntlich nennt man die Leibeigenen in Rußland S–n. Kohl Südr. 1, 197; Nur eine S. Wolfsohn 2, 1; 53 etc. 5) (s. 2) die S. als ein vom (irdischen) Leib getrenntes und für sich bestehndes Wesen: Die S–n der Verstorbnen im Paradies, im Fegfeuer, in der Hölle (christl.), im Elysium, Tartarus, in der Unterwelt (altgr.) etc.; Denk an Gott und Seligkeit, | so wird doch deiner Seelen | der Bräutigam (s. d.) nicht fehlen. B. 14a; Daß .. der Athem, die S. in das Reich der Schatten [s. d.] gehn. H. 11, 464; Ramler 116; V. Od. 24, 14; Jl. 1, 3, verkl.: „Die Seelecken“. Fischart B. IX; 119a etc. Dazu sprchw.: Nun hat die arme (oder liebe) S. Ruh, von Etwas, um dessen Erlangung man eine peinigende Unruhe in sich spürte etc. (vgl. W. 12, 77 etc.). 6) (s. 1; 2) verallgemeint in Bezug auf Etwas, das mehr oder minder als ein belebtes Ganze aufgefasst wird, z. B.: Wenn Thales etc. .. dem Magnet und dem Bernstein eine S. zuschreiben, so deutet diese Beseelung auf ein bewegendes Princip. Humboldt K. 1, 435 etc.; Die Pflanzen-S. (s. Pflanzenleben); Strebt zu höherm Lebenstriebe | auch die Blumen-S. (vrsch. 3) fort. Tiedge 2, 36 etc.; ferner z. B.: Die Sprache, das gesammte sittliche Empfinden repräsentiert nicht das Individuum; sie stellen sich nur dar, wie der Accord in dem Zusammenklingen der einzelnen verbundenen Töne in der Gesammtheit, dem Volke. So darf man wohl, ohne etwas Mystisches zu meinen, von einer Volks-S. sprechen. Freytag B. 2, 407, vgl.: Den deutschen Reichskörper. . . Die darin eingepfarrte Reichs- S. IP. 24, 39 etc. und von der Welt als Ganzem (dem All): Welt-S.! komm uns zu durchdringen! | dann mit dem Weltgeist [s. d.] selbst zu ringen | wird unsrer Kräfte Hochberuf. G. 2, 288; 286; H. Ph. 3, 108; Kinkel 374 etc. Nam. oft aber: Jemand oder Etwas ist die S. von Etwas etc., das belebende Princip desselben, worin sein wahres Wesen und innres Sein beruht und ohne welches es der lebendigen Außrung und Wirkung ermangeln würde etc., z. B.: Die Einheit der geistigen Stimmung. . ist die S. des Werkes. Fichte 8, 299; Die Bibliothek wurde ihm zum Mittelpunkte des deutschen Geistes, er selbst zur S. dieses Mittelpunktes. 16; Anekdote .., die S. der heutigen G. Forster Br. 2, 599; Jt. 1, 64; Ganz die S. der Liebe in dem Klang! G. 9, 346; Moral, die meiner S. eingeboren, die vielleicht meine S. selbst ist, die beseelende S. meines Lebens. Heine B. 248; Verm. 1, 20; Es ist keine S. darin, d. i. es ist Nichts darin, was das Ganze zusammenhält und individuell lebendig macht. Heinse Hild. 1, 226; 1, 65; A. 2, 139; Die die S. der Schönheit, die moralische Grazie, ist. H. R. 13, 367; Wenn S. jedes selbstthätige Princip bez. WHumboldt 4, 289; Man nennt den Accent, die S. der Rede. 3, 297; Soviel vermag über dies Weib ein Andenken, der Schatten der Liebe: was muß nicht Hoffnung, ihre S., bei mir thun! Leisewitz Jul. 33; Liebste! S. meiner S. (2)! Rückert 1, 386; Sie ist der Inhalt, die S. meiner Gedichte. Sch. 626a; Schlegel Dr. 2, 2, 277 (1); W. 1, 81; 17, 86; 27, 268; In der Kunst, einem Bilde gleichsam S. zu geben. 23, 331 etc. 7) in best. techn. Anwend. etwas im Innern Befindliches (vgl. 2d), z. B. (s. auch Schm., Stalder):
a) Zogen dem Fische die S. aus, d. h. sie nahmen das weißlich glänzende Gefaser, das im Bauche jedes Herings zu finden ist. Willkomm Sag. 1, 286.
b) bei Posen das vom Schaft in die Mitte des Kiels sich hineinziehnde Gefaser. Karmarsch 1, 760 etc.
c) S–n der Weberschützen. Krünitz 7, 405, Stift in der Mitte, worauf die Spule steckt.
d) Stäbchen unterm Steg im Innern der Geige.
e) Schnur des Rosenkranzes.
f) das ins Innre eines zu wickelnden Knäuls Gesteckte (Faden-S.).
g) Kern (s. d. 16), worüber Etwas gegossen wird (s. g).
h) Kern (s. d. 10), worüber bei Stuckaturarbeit der feinere Gipsüberzug kommt.
i) (s. g) Höhlung des Geschützlaufs. Bobrik 367 (von Kanonen); Karmarsch 2, 77 (von Gewehren). k) (s. i) die eingebohrte Höhlung in der Mitte des eingefüllten Raketensatzes etc. 8) Theebrot von allen Formen, S–n, Kaffeküchlein etc. Hackländer Nam. 1, 239, vgl. (Schuh-)Sohle. 9) Name von Thieren:
a) (s. 5) Die verlorne S., ein südamerikan. Vogel von klagendem Ruf. Gartenl. 9, 9b.
b) Name junger (heuriger) Fische, Cyprinus leuciscus; Salmo lavaretus. Oken 6, 308; 361.
c) Schneider-S., Dämmrungsfalter etc.
~en, intr.:
s. leiben 1b, gw. tr. in Zsstzg.: Be-: mit Seele begaben, erfüllen, beleben (s. d. 2), z. B. eig.: Klinger F. 253; Weckherlin 136; W. 20, 26; Wieder b. Kl. M. 14, 955 und übertr.: Nun beseelt’ er die Harfe. 13, 79; Sönnchen, welchem der Biene Kunst | den Docht beseelet [Wachskerze]. Od. 2, 239; Damit ihn dieser [Bruder] sanft anrede und wiederbeseele. IP. 24, 5; Eifer . ., | der Burleigh’s treue Brust beseelt. Sch. 417b; 893b; Erleuchtet Mädchen, das der Geist beseelt. 469b; Entzücken an dem erreichten Ziele beseelt diese Briefe. W. 30, 8 etc.
a) refl.: Der Hain wird sich zum Göttersitz b. Tiedge 2, 90; Klinger 10, 37.
b) pass. Partic.: Von einem Trieb (G. 39, 95), menschenfreundl. Wesen (Mendels- sohn 5, 405) etc. beseelt sein; Ihre Blumen schienen | von Eifersucht beseelt etc. G. 12, 240 etc.; Vom [durch den] Meißel beseelt, redet der fühlende Stein. Sch. 76a etc.; Seine Segel sind beseelt. 48a; Ihr Ausdruck wird redender und beseelter. Engel 7, 305 etc.; Die allbeseelte Welt der Pflanzen. Gervinus Lit. 5, 637; Vernunft . ., | dein Adel scheidet mich vom halbbeseelten Vieh. Lichtwer 163; Die Wärme und neubeseelte Stärke. W. 5, 97 und bes.: Der Leib .., unbeseelt. Rückert BE. 100; Gegenüber der unbeseelten Pflanze .. das lebendige, beseelte Wesen, das Thier. Vischer Ästh. 2, 101; 109; W. 29, 22 etc.; Unbeseeltheit. H. 4, 119 etc. und dem „von“ entsprechend: Gokt- (Sch. 32b), muth- (Görres V. 47) beseelt etc.
c) Partic. Präs.: Das leibhafte Wort bedarf eines b–den Geistes. Jahn M. 195; B–de Sonnenstrahlen. IP. 1, 34 etc.; Die flöten-b–de Kunstuhr. Pyrker 92 etc.
d) Nachtigall .., die Beseelerin der Nächte. G. 7, 349; Rückert 2, 336 etc.
e) Beseelung. Humboldt K. 1, 435 (s. Seele 6); Zu einer poetischen Beseelung und Durchgöttlichung des Alls. Scherr engl. Lit. 217; V. 4, 157 etc. mit Seele durchdringend füllen: Das von Gram durchseelte Gesicht. Hartmann BB. 253; Der durchseelte Nachtgesang [Philomelens]. Kapper Vorl. 1, 166 etc. beseelend einpflanzen: Die Liebe zum Vaterland . . scheint dem Menschen so tief eingeseelt zu sein. Perthes Leb. 2, 32, vgl. ein-ver-s. der Seele, des Lebens berauben, s. das oft verbundne entleiben (2): Würd’ uns Hungersnoth e. Brockes 9, 140; G. 27, 259; Was ihn entleibte und entseelte. Rückert Mak. 1, 157; 2, 148; Gleich einem Rinde .. | wird dich der Opferstahl e. Sch. 228a etc.
Durch-: Eīn-: Ent-:
a) refl.: Mauern, zwischen denen | sich die Buße langsam selbst entseelt. B. 95b.
b) passives Partic.: Aufrecht sitzend . ., entseelt gefunden. G. 27, 259; 13, 45; Das entseelte Wort. Sch. 22b; Vor Lieb’ und Wonne schier | entseelt. W. 11, 219; 20, 77 etc.
c) E–de Beseelerin. Rückert 2, 336; V. Od. 2, 330 etc.
d) Fortdauer nach der sog. Entseelung. Humboldt Ens. 130; Durch eigne Entseelungen. Lohenstein (Wackern. 3, 888¹⁵); Die Lust gehetzt bis zur Entseelung. Uhland 499. ganz zur Seele machen, vergl. entkörpern; nam. aber Doppelzsstzg.: Sich dem Christenthum einverleiben (s. d.) und ein-v. Hippel Leb. 3, 140; [Gott,] der einverseelt | unwandelbar ist seinem Werk. Plönnies Mar. 165 etc.
Ver-:
~enhaft, a.:
seelenvoll: Heinse A. 2, 40; Der duftige und s–e Ausdruck der ganzen Erscheinung. Mundt Rob. 1, 223 etc. Ugw. von Pers. = wirklich lebendig etc.: Die auf ihn wirkenden .. Arme s–er und muskelstarker Berner Oberländer. Vogt Köhl. 47 (Wagner
~ig etc.:
s. selig.
~ing, m., –(e)s; –e:
Schiff.: die eingedrückte Stelle, wo ein Schiff auf dem Grund fest gesessen. Bobrik 640b.
~isch, a.:
der Seele eignend oder auf sie bezüglich (s. psychisch), noch bei Campe nicht verzeichnet: Die s–en Bedürfnisse. Auerbach Dicht. 2, 11; 1, 250; Den s–en Schmerz. Ab. 98 etc.; So etwas S–es, über die menschl. Natur weit Erhabenes. Forster Br. 1, 169; Die Saiten des S–en und des Gemüths anschlagen. Gutzkow Z. 4, 363; R. 3, 455 etc.; Daß Murillo über seine .. Strolche einen s–en Zauber auszugießen versteht. Stahr Jahr. 2, 128; 69; Tieck NK. 4, 334 u. o.
Besêfeln: s. Sabbe, Anm. Sêge etc.:
s. Säge 3.