Faksimile 0234 | Seite 1056
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See seeen seeisch
Sēē: 1) f.; –(e)n; -:
a) Meer (s. d., nam. auch Anm.): Bobrik 621a etc.; Hohe (versch. b), offne, weite, geraume S. etc.; In S. gehen, stechen; Die S. halten = sich auf der S. halten, ohne in einen Hafen einlaufen zu müssen; Die S. bauen (s. d. 1), durchschiffen (Wackern. 4, 1307³³), befahren; auf der S. fahren; Reisen, Handel zur S.; Über Sand (s. d. 2d) und S.; In das Land und weiter, | vielleicht gar über die S. G. 1, 69; Der Norden über S. Görres V. 24 (s. überseeisch) etc., dazu (vgl.: weit weg sein etc.) oder hergenommen von Seekranken (s. Herrig 16, 238): Er war etwas über S. [betrunken] und schlief sogleich ein. Seume Sp. 175, engl.: to be half sea over, niederd.: halver see oder söe wesen, hochd.: halb sieben sein, halb berauscht etc., vgl.: Über sieben werfen [vomieren]. Schm. a) Selten Mz., z. B.: In diesen eisigten S–n. Forster R. 1, 74 etc. 8) selten übertr. (s. Meer 5 und Anm.): Goß eine S. vom Glanz auf das bethaute Land. Brockes 1, 153; Er schwimmt in einer S. mehr denn gewünschter Wonne. Gryphius Fr. 8; Die wallende S. der Saat im Spiel der Winde. Heinse K. 1, 425; Die helle mit Himmelblau und Himmelroth ausgewölbte S. seines Innern. JP. 7, 172; Wo sich in eine S. von Liebe | die Seele taucht. W. 20, 76; In eine S. von Lunel | den Nebenbuhler zu stürzen. 15, 176, ihn in Lunel zu berauschen etc., s. γ. γ) Zsstzg. eig. nam. in geogr. Namen, z. B.: Nord-, Ost-, Süd(er)-S. etc.; Die Kraut-S., s. Fukusbank etc., ferner z. B.: Unter der Tiefe der klaren Hoch-S., versch. 2 etc.; selten übertr., s. 8, z. B.: Hier im Blachfeld glänzte | eine Halmen-S. Kosegarten Po. 2, 278; Bei dieser Schwermuth-S., | bei soviel Ach. Lohenstein (Wackern. 2, 493²) etc.
b) (s. a) Schiff. = Wasserwoge, Welle. Bobrik; Kurze (s. d. 13), Ggstz. lange S–n; Hohle (s. d. 4) oder schwere S.; Hohe (versch. a), große S.; Das Schiff nahm fortwährend große, schwere S–n über. Dr. Clement (Nat.-Z. 13, 539) etc., auch von Ebbe und Fluth: Tiefe, hohe und volle S. Gaspari 247 etc. Zsstzg. z. B.: Grund-S., den Grund aufrührend; Kabbel-S., s. kabbeln 2a; Klopf-, Klopp- oder Sturz-S., sich heftig an der Seite oder hinten gegens Schiff brechend, wie Stampf-S. gegens Vordertheil; Muhr-S., schwere S., Deining; Wider-S., der Rücklauf einer gegen eine Küste oder Klippe aufgerollten Welle (Brandung, Surf) etc. 2) m., –(e)s; –(e)n (s. Anm.); –lein; -: eine Wassersammlung in einem rings von Land umschloßnen Becken oder Kessel, best. Binnen- oder Land-S., s. Gaspari 236; Daniel Geogr. 31 etc.: Jch habe vertrocknet mit meinen Fußsohlen die S–n. 2. Kön. 19, 24 (= „alle verwahrte Wasser“. Jes. 37, 25) etc.; Das helvetische Land . . hat viel schöner S–n. . . Die größten namhaftigsten S–n .. sind ..: der Boden-S., der Zeller-S. etc. .. und sonst viel kleiner S. etc. Stumpf 290a; Empfängt die Aar den Ausgang zweier „Seelin“ .., doch haben diese S. keine Fisch etc. 547a etc.; In den tiefsten S. Sch. 520b = da, wo er am tiefsten etc., übertr., s. Zsstzg., z. B. Flammen-, Thränen-S. Zsstzg. in sehr zahlreichen, geogr. Eigenn., ferner z. B. (wenige übrtr.): Alpen-S. Matthisson 133 etc., so auch: Zwischen jenen kleinen Hochalpenseeen und den großen Vor- alpenseeen. Kohl A. 3, 132; Seealpensee. 2, 52; Tschudi Th. 163 (vgl. Baumwollenbaum). Berg- S. G. 15, 79 etc. Binnen-S. (s. o.). Dahlmann Dän. 1, 128 etc., vgl.: Die umgefangnen S., die man Mittel- erdr [e]ichsee nennet. Stumpf 390a. Drachen- S. Kretzschmer V. 2, 86, als Aufenthalt eines Drachen. Die Entstehung neuer .. Einsturz-S–’n. Volger EE. 235. Feld-S. V. 3, 39. Wo die Feuerbäche (s. d.) zum Flammen-S. .. sich ergossen. G. 18, 316; Freiligrath SW. 5, 73. Fluß-S–n, mit sichtbarem Zu- und Abfluß. Daniel G. 31, vgl. (s. 337): Ein der weit einbuchtenden Havel-S–n. Alexis H. 1, 1, 224. Gebirgs-S., so auch: Hochgebirgsseeen. Kohl A. 3, 152, Hoch seeen. ebd.; Hochseelein. Scherr Nem. 2, 147; Tschudi Th. 521 etc. Gletscher-S. Steffens Malk. 2, 384. Küstenseeen oder auch Haffs [s. d.]. Kohl J. 2, 305. Land-S., s. o. Mündungs-S–en, mit Zu-, ohne sichtbaren Abfluß. Daniel G. 31 („Trichter“. Grube 3, 145). Kleine Nebel-S–n, wie ich sie nennen möchte, weil sie von den atmosphärischen Streifen kaum zu unterscheiden. G. 18, 363; 387. Salz-S–n. Gaspari 238; Forster R. 1, 187. Die Straßen schwimmen allenthalben von großen und tiefen Schmutz-S–n. Kohl Pet. 1, 27. Silber-S., silberhell. Claudius 6, 53; Matthisson 95; Platen 1, 109 etc. Meines Herzens milden Spiegel- S. Fouqué Dr. 1, 39, spiegelklar etc. Thränen-S., s. Thränenpunkt. Wald-S. Knebel 1, 5; Kohl A. 3, 152, vgl.: Ein stiller, dunkelblauer Wild-S. etc.
~en, tr., ugw., auch in Zsstzg.:
Be-: Die blaubeseete Schweiz. KMayer 184, voll blauer Seeen.
~isch, a.:
(selten) der See angehörig (s. meerisch): Sirenen: Fort! ihr edlen frohen Gäste, | zu dem s. heitern Feste. G. 12, 123 etc.; von geogr. Eigenn.: Der ost-s–e Dorsch. V. 2, 215; Die Ost-S–en [Anwohner der Ostsee]. Möser Ph. 3, 170 etc., ferner: Mit der Sicherheit des unter-s–en und der Zerstörungskraft des ober-s–en Kriegsschiffes. Gartenl. 10, 566b, jenachdem es sich über oder unter dem Wasser befindet, vgl.: Die Mitteltemperaturen der über-s–en (supermarinen) Luft 2—3 Grade niedriger als die der Kontinentalluft. Humboldt KlSch. 1, 291 etc., aber auch = transmarin, über die See, jenseits derselben hinaus sich erstreckend etc.: Über-s–e Geschäfte, Handelsverbindungen etc.; Ohne diese unter-s–e Zuströmung würden die Tropenmeere etc. Humboldt K. 1, 322; Unter-s–e Telegraphenverbindung. Karmarsch 1, 708; Jene unter-s–e Welt. Willkomm W. 179.
Anm. Goth. saiv, m., ahd. sêo, m., mhd. sê, m. (vereinzelt f.), in einem tiefen Erdbecken eingeschloßne Wassermenge, See. Die Untersch. von 1a („die Sehe“) und 2 („den Sehe“) wird als Regel schon von Kantzow 2, 397 festgestellt (vgl. Ostmeer), doch finden sich noch lange vereinzelte Schwankungen, z. B. in Bed. 1a: Des Südsees| nördliche Grenzen. Baggesen 2, 335, häufiger umgekehrt zu 2 neben dem m. das f. See Lichtwer 150 (auch Ramler L. 131); Olearius Reis. 12b; Teuerdank Kap. 64; Zachariä 1, 273, vergl. als gw. die (eig. zum f. gehörende) Mz.: See (e)n, z. B. „seen“. 5. Mos. 8, 7; Jes. 19, 6; 42, 15 etc., selten uv.: Ihre .. Ströme und „see“. 2. Mos. 7, 19; Sir. 24, 44; Stumpf 290a (s. o.); 390a (s. Binnensee); Alle „mör und seeh“ voller Fisch. Eppendorf 131 etc. Für die Schreibw. der um eine Silbe verlängerten Formen s. Sanders Orth. 43 und z. B.: Des Seees. V. 4, 67; Seeen. Herwegh 74; Kohl J. 1, 29 etc. Desselben Stamms ist Seele, goth. saivala, ahd. seula, sêla, mhd. sêle (vergl. Anm. zu Athem, Geist) als das Wogende, Bewegende (s. gr. oeί).