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Schwatteln Schwatz Geschwät Schwätzelei schwattelneln schwattelnen) schwatzen Schwattelner Schwattelnerei schwattelnerisch schwatzhaft schwätzig Schwaute
Schwátteln: s. schwabbeln 1. Schwátz: 1) m. –es; –e:
das Schwatzen und dessen Inhalt (s. 2): Der Sch. . ., der Philosophie heißt. Kl. Od. 2, 80; Nimm meinen Sch. nicht übel. Ruppius GG. 191; 49; 97 etc.; HSachs G. 2, 14; V. Ar. 1, 106; Sh. 2, 369 etc.; Bauernregel, Weiber-Sch.! Kladderadatsch 16, 37 etc., auch: Schwätz. Schm.; Lange unnütze Schwätze thun. Luther 1, 150b. 2) n., –es; –e: in Zsstzg.: Ge-: = I. Mühlpforth Geistl. 6; Ein alles schöne G–e so sehr liebendes Volk wie die Griechen. W. HB. 1, 37 etc.; Altweiber-G. OMüller Bürg. 144; Ich frage den Teufel nach Kammer-G–e. Kladderadatsch 16, 70, s. Geschwätz.
Geschwät, n., –es; –e:
Schwatz (s. d. 1, 2, vgl. Geplauder, Schnack etc.): Trautes (Hölty 56); offenherziges (W. 7, 75) etc., albernes (Körner 237b); leeres, scholastisches (Heinse A. 1, 252); unnützes (1. Tim. 1, 6) G. etc.; Lose (6, 20), böse (1. Kor. 15, 33) G–e etc.; Bald dieses, bald jenes | Mädchen bestimmten wir ihm mit elterlichem G–e. G. 5, 42; 1, 233; Gründliche Worte . ., nicht eitel Fabeln und G–e . . Weder G. noch Märchen. 28, 232 etc., auch: G. eines Bachs (Göckingk Lieb. 118), Brunnens (Tieck A. 1, 325) etc., Staars (Thümmel 2, 3) etc.; In Panzer, Blechhaub’ und G. (?) G. 6, 67. Zsstzg. z. B.: Fieber (Thümmel 4, 174); Gaukel- (Luther 1, 373b); Hohn- (B. 175a); Hunde- (G. 14, 84); Kunst- (24, 68: über Kunst); Oden- (H. R. 9, 377); Salon- (Prutz W. 117); Schul- (Hagedorn 1, 19, scholastisches); Stadt- (FLSchröder Beitr. 3, 1, 11); Weiber-Thee- (Prutz W. 93); Wort- (H. R. 9, 37); Zungen- (Wackern. 2, 128¹⁶) G. etc., auch: Nach-G. Haug EpSp. 40; Im Über-G–e seiner Seligkeit. Heine Sal. 1, 303 etc.
Schwä́tz~elēī, f.; –en:
leichtes Geschwätz. V. Ar. 3, 166; Droysen A. 3, 479.
~eln, intr. (haben); tr.:
ein bischen schwatzen. 57; 261; 2, 221; Sch. her und hin. 429; V. Ar. 1, 310 etc., auch: Plappert und schwatzelt. Sh. 1, 428.
(~en), schwátzen, intr. (haben); tr. etc. (s. Schm., vgl. schwatteln; mhd. smetzen; lat. suadeo etc.):
1) plaudern 3, von Pers., in den dort angegebnen Nüancen, heute zumeist o. Uml., vgl.: So sag doch! so schwatz [sprich] doch! wie bist du davon gekommen? Sch. 120a = „schwätz“. M. 2, 210 (nach der urspr. Ausg.), so mit Uml. (wie bei Luther etc.) z. B. G. 1, 102; 2, 147; 5, 70; 6, 376; 7, 306; 8, 206; 11, 109; 19, 191; 21, 29; 26, 43; 28, 60; 30, 323; 35, 49; H. 8, 349 etc.; Heine Verm. 1, 209; Immermann M. 1, 440; Kinkel E. 86; Schwätzen heißt: mit einer unbeschreiblichen Geschäftigkeit von den gemeinsten Dingen, die entweder schon Jedermann weiß oder Niemand wissen will, weitläuftig sprechen etc. Lichtenberg 1, 277; Platen 2, 93 etc. (s. c). Von der ungemein häufigen Form o. Uml. beschränken wir uns eben deßhalb auf wenige Belege:
a) im tadellosen Sinn des Konversierens, traulichen Sprechens (s. o.: Sch.; schwzr. auch: beredt sein etc.): Rede! .. Schwatze! „Wovon?“ Was du willst. G. 8, 210; Der gnädige Herr kam gegangen und, wie er so gut ist, schwatzte er mit uns. 10, 114; 5, 42; 201; 9, 251; Sch. 320a; V. 4, 145 etc., auch: Mit einem guten Freund klug [s. d.] sch. Kühne Fr. 103; 174 etc.
b) ungemein oft tadelnd: Sch. statt zu handeln; Dummes Zeug, Unsinn sch.; Aus der Schule sch.; Er schwatzet Erdichtung. V. Od. 14, 127; Ihr Bunkel schwatzt zwar immer, nicht wie ein Christ denn die sch. nicht sondern als ob er einer wäre. W. 34, 20; [Von] Moral und Religion zu sch. 27, 171 etc.
c) tr. und refl. mit Angabe der Wirkung: Die ihr mich in das Joch geschwatzt. G. 14, 75; Schwatz mir kein Loch in den Kopf. LPHahn Ad. 20; Ich hab mich leck geschwatzt. König Jer. 2, 202; Du hast ihn nicht in dein Haus geschwatzt [gelockt]. Sch. 181a; Du hast mir den Fluch aus dem Herzen geschwatzt. 116a [,, geschwätzt“. Sch. M. 2, 59]; Sie hätten einander toll geschwatzt. Shakspeare 5, 258; Du schwatzest mich todt. V. Ar. 1, 403; Wandte Alles an, ihn aus Veit’s Freundschaft zu sch. VWeber 2, 40; Der Adlige .., der sich zum Edeln geschwatzt. Xen. d. Geg. 79 etc., vgl. mit Uml.: Der Philosoph will sich unsterblich schwätzen. Cronegk 2, 123; Kommt er zum Worte, so schwätzt er sich los. G. 5, 204; Klinger Gris. 47 etc.
d) refl.: Die Sache hatte sich weiter geschwatzt [durch Sch. verbreitet]. Ruppius V. 2, 145 etc.
2) (s. 1) mit nicht persönl. Subj., z. B.: Kein Vogel schwatzt auf düstrer Ulmen Zweigen. Uz etc., auch: Atzeln ꝛc! (Garzoni 94a; Fischart B. 213a etc.); Staare (G. 20, 61); Hühner (Zachariä Tag. 7); Frösche (Grimm M. 2) schwätzen etc.; Quellen, Wellen schwätzen. Uz 2, 44; Wackern. 2, 280²¹etc.; Eine große Wanduhr schwatzte in der lautlosen Stille. Spielhagen Pr. 1, 146 etc.
3) (vralt.) Schwätzen, spucken. Rachel 8, 68. Zsstzg. (mit Uml. durch bez.), vgl. die von plaudern, schnacken, reden etc., z. B.: Ab-:
1) [1a] Etwas a., zu Ende besprechen, durch-sch. etc. L. 13, 220; V. Ov. 1, 164 etc.
2) [1c] Einem Etwas a., durch Schwatzen abnehmen: Das Pulver haben die Machthaber den Völkern abgeschwatzt und vom Patriotismus .. ihnen eine ganz falsche Bed. a uf geschwatzt. Börne Frzfr. 54 etc.; auch: Hab ich euch den Ring angeschwätzt oder habt ihr ihn mir abgeschwätzt. Hebel 3, 146*; Zinkgräf 1, 292*; 2, 56’ etc.; s. auch Ohr 8b. An- [1c]: Einem Etwas a. Kohl Pet. 2, 341; Thümmel 2, 260 etc.; Rückert W. 4, 165* etc., s. ab-sch. 2. Āūf- [1c]: Einem Etwas a., an-sch. G. 17, 254; W. 9, 112; 32, 379; Den Unterdrücker .. der Nachwelt für das Modell eines vortrefflichen Fürsten a. 24, 241 etc.; Garzoni 641a’ etc. Āūs-:
1) Etwas a., verrathen, ver-sch. Sch. 355a; W. 33, 53 etc.; Arnim 29* und mit persönl. Dat.: H. R. 9, 427*.
2) Sich (mit Einem) über Etwas a. W. Merck 1, 154 etc., sich vertraulich aussprechen.
3) [1c] Einem Etwas a., ihn durch Reden davon abbringen. FLSchröder Btr. 3, 1, 62 etc.
4) intr.: zu Ende schwatzen. Be-:
1) über das Obj. schwatzen: Hier ward mit Gemüthlichkeit Alles in die Länge und Breite beschwatzt. Freytag B. 2, 336; Alles beschwatzt, beklatscht etc. Görres Ver. 161; G. 11, 181; 22, 191; Weil Mancher nur b. kann | das schöne Leben, nicht besingen. Oehlenschläger Gd. 155; Schlegel Sh. 2, 161 etc.
2) Einen b. durch Schwatzen zu Etwas bereden (s. über-sch.). B. 187a; G. 7, 202’; 9, 50; Sch. 435a; 127a; 164a.
3) Beschwatzt a.; Beschwatztheit, s. beredt, Anm. auch Spee Tr. 287* etc. Dahêr-: V. Od. 8, 180, s. her-sch. Dúrch-:
1) ab-sch. 1. G. 22, 410“; 26, 136 etc.
2) [1c] Sich d. 5, 269; Heinse A. 1, 24, schwatzend sich hindurchhelfen (sich los-, heraus-sch.) Eīn-:
1) Auf Einen e. [los-sch.]. G. 4, 14 etc.
2) (In Etwas) mit e. Musäus 5, 101.
3) [1c] Einem Etwas e. L. 10, 130; 289’; Lohenstein IbrS. 79*; W. 36, 169 etc.
4) [1c] Sich bei Jemand e. etc. Er-:
1) [1c]: Etwas durch Schwatzen erlangen. Rückert Mak. 2, 219 etc.
2) vralt. = herzählen. Fischart Garg. 68a’ etc. Fórt-:
1) weiter schwatzen. Thümmel 4, 39; W. Luc. 4, 347.
2) [1c] Einen oder Etwas f., (hin)weg-sch. Hêr- etc.:
1) Etwas her-, hin-sch. (V. Od. 8, 409); Eine Philosophie, die herüber-, hinüber- schwatzte. Fichte N. 115 etc.
2) Die Zeit hin-sch., ver-sch. 1 etc.
3) [1c] Schwätzt sich Einer bis zum Minister hinan. FKMoser Herr 296; Einen aus seiner Pflicht hin- aus-sch. G. 9, 49; Sich in einen Enthusiasmus hinein-sch. W. 5, 32; Sich eine Pflicht hinweg-sch. Herrig 16, 254“ etc. Lōs-:
1) s. los 3.
2) [1c] Daß sich mein Herz wieder öffnen, daß ich Das Alles losschwätzen kann, was mich drängt. G. 9, 329’; Sich l., s. durch-sch. 2. Mít-. Nāch-: Der Bach | schwätzt Alles süß dem Vogel nach [2]. Gleim (Jris 3, 152)’; Gedachtes und Nachgeschwätztes. G. 24, 131 etc., auch = aus-sch. Nīēder-: z. B.:
1) Lügen und Verleumdungen auf Einen n. V. Ar. 1, 29 etc.
2) [1c] Einen n. Sh. 3, 361, s. nieder 1c. Über- [1c]: Einen ü.: 1) nieder-sch. 2. 2) be-sch. 2: Opitz 2, 249*; V. Ar. 3, 38. Ver-:
1) durch oder unter Schwatzen hinschwinden machen, nam.: Eine Zeit v. G. 21, 217*; 22, 410; Kretschmann 5, 311; Sch. Charl. 1, 261; Thümmel 3, 3 etc.; auch: Sein Leid (Gotter Sch. 218), Einem die Sorgen (Ruppius V. 2, 83) v. etc., seltner: Ich frug aber gleich ’was anders, daß Das verschwatzt [vergessen etc.] wurd. Musäus Ph. 1, 99 etc.
2) Etwas v., aus-sch. 1. G. 10, 20; 33, 300; 9, 292’; 5, 178*; W. 15, 17 etc., auch: Sich v., sagen, was man verschweigen wollte oder sollte, und [1d]: Was verschwatzt sich nicht! Thümmel 6, 76.
3) Einen v., verleumden. FKMoser Herr 300 etc.
4) Sich v., sich durch Schwatzen versäumen (s. d. 3b). Wildermuth Heim. 280 etc. Vōr-: Einem Etwas v. G. 13, 101; Sch. 238a; W. Luc. 6, 198 etc. Vorǖber- [1c]: Etwas durch Schwatzen vorübergehn machen, weg-sch. V. 1, 152. Wég- [1c]: hinweg-sch.: Die Nächte w. [ver-sch.]. Schlegel Somm. 2, 1; Sein Unrecht w. Gutzkow R. 1, 392 etc., auch: Einem Etwas w. [ab-sch.]. G. 23, 381 etc.
~er, m., –s; uv.:
1) Jemand, der und insofern er schwatzt (s. d., vgl. Plauderer etc.), bes. oft in tadelndem Sinn, z. B. auch mit abhäng. Genit.: Sch. der .. Humanität. V. Br. 1, 18, der sie nur im Munde führt, nicht übt (Humanitäts-Sch., s. u.); selten: Schwatzer. Günther 463; HSachs G. 2, 137 etc.; weibl.: Sch–in. Schütze Hamb. 566 (Volksspr.: Die Sch–n. G. Kestn. 213). Zuw. von Personif.: Die vertraute Sch–in der Luft [Echo]. Schlegel Sh. 2, 191 etc. Zsstzg. mit Bstw., z.B.: Faul-Sch. [müßiger]. Campe; Gerichts-Sch. Wackern. 3, 760¹⁰; Klug-Sch. HKleist Kr. 38; Tugend-Sch. Sch. 365b (s. o.: Humanitäts- Sch.) etc., ferner (s. schwatzen Zsstzg.) z. B.: Aus-Sch. und Wäscher. Schweinichen 1, 13; Unheilstifter und Ver- Sch. Freiligrath H. 81 etc.
2) (s. 1 und schwatzen 2) eine Gatt. Vögel Cinclus, nam.: Wasser-Sch. C. aquaticus, Staar, Spreh.
3) Sch–lein, redselig machender Rausch. Schm.
~erēī, f.; –en:
Geschwätz: Ich nehme eure Sch–en jetzt geduldig hin. Hackländer Wechs. 1, 62; Nach-Sch. Kl. 12, 406; Ver-Sch. Rückert Mak. 1, 150 etc. Tugend-Sch. etc.; auch: Vielschwatzerei. Pestalozzi 4, 308.
~erisch, a.:
in der Weise eines Schwätzers: Die tugend-sch–e Pedanterei. Carrière Stud. 2.
Schwátzhaft, a.:
zum Schwatzen geneigt. L. 5, 356; W. 1, 74 etc.; Sch–ig. V. Ar. 3, 36; Sch–igkeit. Thümmel 2, 276 etc.
Schwätzig, a.:
schwatzhaft. 1. Tim. 5, 13; Luther 1, 505a etc., auch: Der sch–e Staar. Lichtwer 20 etc., gw.: Ge-: bes. oft von Pers., auch: G. wie eine Elster. Sch. 592a; und: G–e Krähen (V. Myth. 1, 302), Nachteulen (Georg. 58), Dohlen (Zachariä Tag. 6) etc.; Quellen (Sch. 62b; Uz 2, 171), Bäche (Prutz W. 139) etc.; Glöcklein (Keller LvS. 317) etc.; Das Echo . ., ein sehr g–es. G. 5, 31; Wie jene Rohre [s. d. 1a] g. 1, 240 etc.; Derlaut-g–e Tag. Gottschall Gött. 43; Leer-g–e Frösche. SClara 1, V etc.; G–keit.
Schwāūte, f.; –n:
mundartl. Truthahn.