Faksimile 0203 | Seite 1025
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Schürze schürzen
Schürz~e, f.; –n; -chen, lein; –n-:
= Schurz (s. d. in allen Anwend. außer 7), nam.: = Schurz 2 (s. 1; 2):
1) als Tracht von gewerbetreibenden Mannspers.: Wie Sch–n die Handwerker [untersch.], die gelbe den Gärber, die grüne den Glaser, die braune den Tuchmacher, die weiße mit einem rothen Ochsen den Fleischer. IP. 31, 2; Bader erkennt man an der Sch. G. 9, 93; Diese Stricke aus der Hand und der Sch. verfertigen, wie man Dies bei unsern Reepschlägereien sieht. Kohl E. 2, 56 etc.; Ein Knabe, der eine Frisier-Sch. umgegürtet hatte. G. 16, 102 etc.
2) als gw. Tracht der Frauenzimmer, best. Frauen-, Weiber-Sch. und z. B. nach dem Stoff: Leinwand-, Taft-Sch. etc.,ferner z. B.: Achsel-, Ärmel-Sch., Latz-Sch. mit Armellöchern, nam. für kleine Kinder; Gesellschafts-Sch., von Damen in Gesellschaft (zum Putz) getragen, Ggstz.: Arbeits-Sch. und nam.: Sie legte ihre Küchen-Sch. von sich, daß sie sonntäglich sauber anzusehen war. Lewald Hel. 1, 207 etc.; Latz(en)-Sch., mit einem die Brust bedeckenden Latz (s. d. 1b); Eine Tändel-Sch. von schwarzem Taffent, mit Phantasieblumen eingefasst, hatte sie vorgebunden. Immermann M. 3, 282, kleine, kurze Gesellschafts-Sch. etc.
a) Einer wird oder ist die Sch. zu kurz (Thümmel 3, 36), kürzt sich die Sch. (V. 4, 142), sie ist schwanger.
b) Er schüttete sie der Braut in die Sch. zum Mahlschatz (s. d.). Musäus M. 5, 135 etc. und so z. B.: Auch nimmt der Kandidat voll Unterthänigkeit | in deiner Schürz’ einmal die Pfarre hocherfreut. V. 4, 142, als Geschenk, wenn er dich heirathet, vergl. (s. c) Sch–n-Stipendium.
c) Der mit der Art, die Sch–n trägt, [mit den Frauen] besser umzuspringen weiß. OLudwig Th. 21 und so gradezu: Sch. = Frauenzimmer, z. B.: Jeder Sch. nachstellen (FLSchröder Beitr. 3, 1, 4), den Hof machen (Zedlitz Kab. 1, 1); Die Sch–n bei Hofe finden es schön. Brachvogel FB. 1, 18 etc., vgl. auch: In schönen Sünden, | die Schürz’ und Nacht verdeckt. Günther 485, galante, auf Liebes-Vhe mit Frauenzimmern sich gründende.
3) Eine unter dem Namen der Hottentotten- Sch. bekannte Verlängerung ihrer innern Schamlippen. Burmeister Gsch. 588, s. Bock An. 903 etc., vgl. weidm.: Sch., s. Scheibe 21a und Wasserzeichen. 4) Bergb.: (in Oberungarn) eine Strecke (s. d.) zur Aufschließung eines bekannten Erzmittels oder zur Herstellung einer unterirdischen Verbindung.
~en, tr.; refl.:
1) Kleidungsstücke zur leichtern Bewegung in die Höhe bindend kürzen:
a) Den Rock, das Gewand, die Ärmel sch., kurz, hoch (oder auf-) sch.; Die hochge- schürzte Tunika. Heine Rom. 40; Die kurzgeschürzte Gewandung. Stahr Par. 1, 149; V. Ov. 2, 187 etc.; zuw. ohne Obj.: Schürze (vgl. b), spring und schwinge dich! etc. B. 14b.
b) meton.: Oft schürzt sie . . beim Wassertrog .. den Arm [vgl. a: Ärmel]. W. 20, 227 (vgl.: Mit dem auf geschürzten Arm. 3, 260 etc.), nam. oft refl., eig. und übertr. (sich zu einer Verrichtung fertig und bereit machen): Luk. 17, 8; Ich möchte mich sogleich zur Arbeit sch. G. 12, 96; Müssen sich die Köche sch. Uhland 317; Sch. sich .., | ihn auszukleiden. W. 11, 89; Zachariä Tag. 69 etc. und so im pass. Partic.: Nach Nymphenart geschürzt. W. 10, 31 etc.; Der Geist .. schien .. zu ärgerm Gräul geschürzt [bereit etc.]. Reithard 43; Rückert Rost. 4a etc.; Hoch- (B. 19a; W. 3, 38), leicht- (Sch. 56b; Sanders, deutsches Wörterb. II. 544b) geschürzt etc., s. c.
c) verallgemeint im Partic.: Die hochgeschürzten [in die Höhe gezognen etc.] stolzen Lippen. Heine Lied. 349, vgl.: Manche Korallenlippe | ist lustig aufgeschürzt. Gottschall Gött. 55; Aufgeschürzte [kurze, aufgeworfne] Nase. Frisch; auch: Im Reden .. aufgeschürzt und kurz. B. 153b, vgl.: Kurz abgeschürzte Rede. Franck Weltb. 77b.
2) (s. 1) bindend schlingen und refl.: sich schlingen: Einen Knoten (s. d. 1; 2) sch. (z. B. auch: in die Zweige. Jahn V. XXIII); Der Knoten schürzt sich; Knötchen sch. Scherr Bl. 1, 120 (s. Filet); Nur fester schürzt sich ihm die Schlinge. Kinkel 509 etc.; Die Leintücher waren .. in einander geschürzt. Keller gH. 2, 223 etc.; Auf nun hob ich meinen Woino, | schürzet’ [band] ihn in meine Schürze. Gerhard W. 1, 87 etc.; übertr.: Das Wort, das unsern Bund geschürzet. Ausw. d. Lied. 13; Von des Lebens kluggeschürztem Treiben. WHumboldt Son. 120; Lieb’ ist Puls und Herz der Welten alle, | schürzet Siebensterne. Kosegarten Po. 2, 246 (s. Hiob 38, 31 etc.). Dazu: Schürzung des Knotens, der Fabel (Guhrauer Less. 1, 188), s. Intrige 1.
3) mit einer Schürze versehn (be-sch.). Campe, bes. im Partic. mit Bstw., verallgemeint: Der glanzgeschürzte [in Glanz gehüllte, gekleidete] Sommer. Kosegarten Rh. 3, 365; Die Muse, gluthgeschürzt. Freiligrath SW. 5, 136 etc.
4) mundartl., s. Schm. Zstzg. z. B.: Áb- [1c]. Āūf-:
1) [1] gw. statt des Grundw.
2) ent-sch. 1, Ggstz. zu-sch. Be- [3]. Eīn- [2]: Einen Knoten e., in Etwas schürzen. Bei Riemern und Sattlern auch = einfädeln. Campe. Ent-:
1) [2] Zugeschürztes auflösen: Das Gewand e. W. 12, 108; Den Knoten (s. d. 1;
2) e. V. Ov. 1, 109; Daß die Entschürzung des Knotens [Auflösung, Tod] nah ist. .. Zwei Tage darauf hatte sich der Knoten entschürzt. Scherr Bl. 1, 137 etc. 2) [3] Ggstz. zu be-sch. Um- [2]: umschlingen: Sanft umschürzt von deinem Feenarm. Kosegarten Rh. 2, 41. Ver- [2]: 1) In süßen, ewigen Banden | zu ver-sch. . . Jukund’ und ..Amalrich. D. 1, 205 etc. 2) (seltner) falsch schürzen, z. B. einen Knoten. Rückert Mak. 1, 4. Zū- [2]: Die Sahlleiste fest durch einen Knoten z. Rohlwes Th. 4, 577. Zusámmen-:
1) Mehrere Obj. z., verbindend (s. Schurz 4).
2) Einen Ggstd. z., schürzend ins Enge ziehn, z. B. ein Buch. G. 4, 96.