Faksimile 0177 | Seite 999
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schonen
Schōnen, tr., intr. (haben):
1) (schwzr.) Sch., auf-sch.: s. schön 6a. 2) (s. schön, Anm.) Rücksicht in der Behandlung von Etwas walten lassen, so daß es nicht zu sehr verletzt, beschädigt, angegriffen etc. wird, vgl.: Einem Dinge, das Widrige nicht zukommen lassen, das ihm zugedacht war, heißt: ver-sch.; nicht in dem Grade zukommen lassen; sch. Mendelssohn 4, 1, 119 etc.:
a) tr.: Einen Schwachen, seine Schwäche sch.; Ich muß meine Gesundheit, meine Augen, meine Brust sch.; Schone meine Lunge! G. 11, 132, laß mich nicht zu viel sprechen; Jemand schont seine Kleider, Sachen; In wohlgeschonten, aber doch an den Knieen etwas abgestoßenen Hosen. W. 36, 192 etc.; Von der Zeit geschonte Gemälde. 34, 110 etc.; Das Wild, die Fische, einen Forst sch., die für die Erhaltung und den Fortbestand nöthige Rücksicht walten lassen (s. Schonzeit und k); Der Franzos hat sein Land überlichtet, | nichts-sch–d die Jagd sich vernichtet. Laube Br. 229; Wo sie Wald sch., ist es Eichwald. Schwegler (46) 282 etc.; Die Wahrheit sch. G. 5, 276 (oder sparen, scherzh. statt lügen); Thrax schont die Pünktchen auf dem i, | die Dinte zu ersparen. Hagedorn; Den Nachbar schone du, mir näher anzurücken. Nicolai 1, 224; rück mir näher, unter dem Vorwand, deinem Nachbar nicht lästig zu fallen etc. Vralt. Schiff.: Das Eiland sch. Mandelolo 119, das Stranden am Eiland vermeiden etc.
b) refl. (s. a) Wenn ich mich nicht immer so sch. müßte, wenn ich mir mehr bieten dürfte. Tieck N. 3, 32; Schon dich! Zuruf an den zu feurigen Hund (wahr dich!). Laube Br. 287 etc., auch: Was schon ich mich [spar ich mich auf]größeren Stürmen? B. 250a etc.
c) mit Genit. statt Obj., in der ältern und der gehobnen Spr., z. B. gw. in der Bibel; So wenig des Weibes als des Mannes wurde geschont. B. 405b; Canitz 164; Schone | meiner Sehnsucht! Göckingk Lieb. 160, nimm Rücksicht auf sie in deinem Verfahren gegen mich; Hättest du meiner Jugend, meiner Unschuld geschonet. G. 17, 241; 9, 296; Jener mag der Heller sch. [sie sparen]. Opitz 1, 349; Sch. 619a; Simrock N. 465; W. 5, 241 etc.
d) vereinzelt mit Dat. (wie lat. parco) statt Genit.: Er schonet Dem, der etc. Canitz 160; Da er meinem Haus nicht schont. Pestalozzi 1, 241 etc.
e) vralt. mit Infin. und zu: aus rücksichtsvoller Scheu Etwas zu thun unterlassen. Hiob 30, 10; 2 Sam. 12, 4 (danach Hebel 4, 109).
f) mit Fortlassung des leicht ergänzbaren Obj. etc. (s. a; b). Jer. 13; 14; Hes. 9, 5; 2 Kor. 13, 2 etc. (s. g; h) und (vralt., s. e) des Infin.: Rufe getrost, schone nicht [zu rufen]. Jes. 58, 1 etc.
g) (s. f) im substant. Infin. (s. k): Würgt mich ohne Sch.! Sch. 29b etc., seltner: Mit Einem kein Sch. haben. JP. 2, 18.
h) (s. f) im adjekt. Partic. Präs.: Gegen Verbrecher sch–d zu sein. G. 18, 51; Es war ein sch–der zarter Zustand zw. uns Beiden. 22, 387 etc.; niederd.: Ein arbeitsamer und sch–der [sparsamer, das Seinige zu Rath haltender] Mensch. Möser Ph. 1, 89, s. schonsam. Dazu:
i) Den Frieden, diesen Schoner, Vermehrer, Ernährer und Beglücker der Menschheit. Engel 4, 95. k) (s. g) Eigentliche Achtung genoß er nicht, nur die größte Berücksichtigung und Schonung. Ense T. 1, 343; G. 13, 183; 15, 13; Zu Schonung ihrer Kräfte. W. 11, 170 etc.; auch: Schonung nennt der Forstmann einen Bestand junger Bäume. Schacht B. 387, das geschonte Revier; Kinkel 64 etc.; Die gutgehegte . . Na- delholzschonung. Holtei ObB. 1, 54; Eichenschonungen etc. Danach scherzh.: Eine Schonung (im Gesicht), ein Bart im Werden, den man nicht abschneidet. Zsstzg. z. B. vralt.: be-sch. und nam. (s. o. Mendelssohn): Ver-:
a) [a] tr. (s. b): Vier Söhne raffte dieser Zwist mir fort, | ich selber blieb verschont. Cham. 4, 135; L. Samps. 4, 3; Sch. 54b u. o.; zuw. [f] o. Obj.: Klag. 3, 42 etc., seltner (s. c): Er hatte seinen Wald verschont, sich meist mit Abholz und Stöcken beholfen. Gotthelf Sch. 359 st. geschont, da es sich nur um Maßhalten im Holzfällen, nicht um gänzliche Unterlassung handelt etc.; ferner (s. c: Zinkgräf): Die, um verruchter Lust zu frohnen, | nicht Schöpfer noch Geschöpf ver-sch. B. 71b, die dem Schöpfer etc. gebührende Rücksicht beobachten etc., vgl.: Verschone nicht den Kranken, lieber Arzt, | reich ihm das Mittel. G. 13, 186, schone seiner nicht etc.
b) (s. a) Einen mit Etwas v., ihn damit nicht behelligen etc. G. 6, 328; Raumer Päd. 3, 2, 109; Sch. 15b etc., selten o. Obj.: Mit Neuigkeiten verschone! M. 2, 246 etc.
c) [c] mit Genit. (s. d) st. Obj.: 1. Mos. 19, 16; 22, 12 u. v.; Wie soll die Muse doch eurer ver-sch., | die ihr Niemand (s. a) verschont. Knebel 1, 23; V. Od. 9, 277; W. 14, 89; 26, 186; 11, 196 etc.; vralt. auch (s. a) st. des Grundw.: Joab wollte des Volks ver-sch. [es nicht, zu großen Strapazen aussetzen]. 2 Sam. 18, 17 (vgl. dagegen Jer. 51, 3); Weil ich doch zuw., des Haupts zu ver-sch., mit der größern Arbeit .. feiern muß. Luther 5, 43b etc.; ferner: Ich verschone des Orts und der Herren. Zinkgräf 2, 29, nehme die gebührende Rücksicht auf sie (s. b: B.).
d) s. c (vralt.): Er verschonet seiner Seelen vor dem Verderben und seines Lebens, daß es nicht ins Schwert falle. Hiob 33, 18; Ps. 78, 50, sie bewahren vor etc.
e) [d] vralt. mit Dat. st. Obj. Jud. 2, 6; Luther 5, 183a; Schaidenreißer 37b; Keinem Stand noch Alter . . ward verschonet. Stumpf 71b etc.
f) [k] Ohne (G. 5, 55), sonder (V. Od. 14, 92) Verschonung; Verschonung verdienen. L. 13, 71 etc.