Faksimile 0175 | Seite 997
Faksimile 0175 | Seite 997
Faksimile 0175 | Seite 997
schnurr ali~en Schnurrant ~bartei ~barthei Schnurre schnurren Um-Schnurr schnurrig schnurrsam Schnut
Schnúrr, interj.:
Bez. dumpfen Schnarrens, z. B. von der schnurrenden Spule. Grimm M. 188.
~āli~en, pl.:
Schnurrpfeifereien (vgl. Schmieralien etc.). Immermann M. 3, 329.
~ánt, m., –en; –en:
(vrächtl.) umherziehnder Musikant (s. ahd. snurrinc, Possenreißer, mhd. snuren, Possen reißen, vgl. dazu: Schnurre 5b; schnurren 2). Schm.; Auerbach SchV. 83; Vom Sch–en auf der Gasse bis zum Hofkapellmeister. Hackländer Tag. 1, 59; 27; Hebel 8, 188; Bänkelsänger oder Sch. V. Ant. 1, 49 etc.; Schn orrant. Kinkel E. 132, vergl. Schnorkulant.
~bart(h)ēī~bart(h)ēī, f.; –(e)n:
bursch.: „Burschenschaft“. Volmann, doch schon (in welchem Sinn?): Erstiegne Sch–n. Zachariǟ 1, 35.
~e: I. m., –n; –n; –n-:
bursch.: (verächtl.) Nachtwächter (s. II 4), Häscher, Pedell. Immermann Card. 101; Scherr Pr. 144; Zachariä 1, 4 etc.; Der König verlässt sich auf seinen Ober-Sch–n Wellington. Heine Reis. 4, 276 etc. II. f.; –n; –n-:
1) s. Schnur, Anm.
2) Schnauze (s. Schm.; Brem. W. etc.) und —: Schnauz bei Thieren, die Borstenhaare ums Maul, z. B. des Hunds (Körner Sch. 10, 78), der Katze (Platen 3, 80) etc., vgl.: Unter den dicken stark be- schnurrten Lippen. Panorama 304b (Giebel) etc.
3) ein eingeschnurrtes (s. d.) altes Weib: Die alte Sch., die Äbtissin. Sch. 117b etc.
4) ein schnurrendes Ding (vgl. Schnarre), z. B. Hohlkreisel (Frisch), schnurrendes Spinnrad (Adelung) und nam. = Knarre (s. d., vgl. Raspel 2): Den Tönen .. des Kuhhorns und der Nachtwächter-Sch. Kl. Gramm. 85 etc. (dazu wohl I). 5) Posse:
a) verächtlich = Krimskrams, albernes Zeug etc.: Jhre alten Sch–n und Faxen. Immermann M. 1, 261; 336; Die Sch., welche Sie Wissenschaft heißen. Möser Ph. 1, 8; Mit welcher neuen Sch. kömmst du mich zu plagen? Nicolai 8, 221; Religion und dergl. Sch–n, die uns thätige Menschen Nichts angehn. Tieck A. 1, 132 etc., vgl. (s. 3) Sch. = altes Gerümpel. Adelung etc.
b) (s. Schnurrant etc., doch auch Schnake 2 und nam. Grille 2 etc.) possenhafte, Lachen erregende Einfälle, Geschichtchen (Anekdoten) etc.: Die bekannte Sch.: „Garstig, Herr Gevatter, grundhäßlich, aber doch angenehm“. B. 134b; Späße und Sch–n. Ense T. 2, 23; Keine Sch. und Posse gestatten. Gervinus Lit. 5, 23; Seine drolligen Sch–n. Sh. 1, 96; G. 21, 117; Sch. 6, 298; Daß du so voller Sch–n, Brummkäfer und Schmetterlinge steckst. Gutzkow R. 3, 148; Langbein 1, 262; Ein launiger Schriftsteller, der.. Sch–n spinnend, einhergeht. Laube Br. 57; Die Sch. fuhr mir nur so heraus. L. 1, 562; Mit einer theatral’schen Sch. 2, 301; Voller boshafter Sch–n. 7, 79; 89; Witzige Sch. 8, 455; Ernsthafte Absicht, die diese Sch. haben soll. 12, 486; 504; Die Grillen. .. Die Sch–n e contrario | sind kleine muntre Harlekinen, | .. Eine summt ihm um das Ohr etc. IBMichaelis 64 ff.; Keinen einzigen wahrhaft witzigen Einfall, kaum eine erträgliche Sch. Niebuhr Nachg. 297; Sch–n, Schnaken [s. d. 2] und Charakterzüge. IP. 1, 118 u. o.
~en, intr. (s. flammen, flattern, Anm.):
1) den mit schnurr (s. d., vergl. schnarren) bez. Ton hören lassen (zuw. mit Obj.) u. —: mit solchem Ton sich bewegen (wo, bei hervortretender Ortsveränderung s. nam. c sein als Hilfszeitw. gilt):
a) mit leblosem Subj., z. B.: Gespannte Schnüre, Saiten, Sehnen, zitternde Bogen (Forster Sak. 47), (gezognes) Seil (G. 14, 144; Heine Reis. 1, 119), Postwagen (Börne 2, 85), Raketen (Gutzkow R. 9, 492), Dudelsäcke (Z. 9, 297), Sägen (Immermann M. 2, 80), geborstne Glocken (Zelter 3, 265), Schiffskiele (143), Spindeln (Forster Jt. 1, 158; Sch. 78a), (Spinnetc.) Räder (B. 29b; G. 19, 42 etc.); Maschinen etc. (Heine B. 80), Fabriken (Immermann M. 1, 56) sch. etc.; Das alte Uhrwerk im Thurm schnurrte und surrte [s. d.]. Auerbach D. 4, 233; So schnurrte die Arbeit wieder in allen Werkstätten. Freytag B. 2, 292; Es schnurrt [dreht sich schnell etc.] mein Tagebuch | am Bratenwender. G. 3, 79; Fingen ihre Gedankenräder sozusagen zu sch. an. Gutzkow R. 5, 495; Der Brummbaß schnurrt den Takt dazu. Roquette W. 68 etc.
b) von der Stimme belebter Wesen: a) bloß in Bezug auf den Klang (s. a): Die Worte .. bekamen durch .. die Resonanz etwas Sch–des. .. Das Schnarren der Stimmen. Gutzkow R. 6, 287; Er schnurrte dabei, wie wenn seine Sprachwerkzeuge an einer innern Rolle abliefen. 5, 43; Schnurr du und noch ein Spinnrad [s. d.]. 8, 34; Einige Paternoster durch die Nase sch–d. Heine Reis. 3, 314 etc. s. 2. 8) als Ausdruck innern Wohlbehagens, von „spinnenden“ (s. d. u.
a) Katzen. Oken 7, 1582; JP. 1, 16; Reithard 365 etc.; Meine Seele schnurrt vor Freude wie eine Katz, der man die Haare strählt. Freytag DW. 37 etc. γ) wie brummen (s. d. 3, vergl. knurren 2 etc.) als Ausdruck des Unwillens, gereizter Stimmung, übler Laune etc.: „Nein!“ .. schnurrte hässig die Stubenmagd. Gotthelf Sch. 4; Darauf gab mir Ajax keine Antwort, lief sch–d unter den Haufen der andern Seelen. Schaidenreißer 49b [11, 563]; Der Tiger . ., grimmig sch–d. Sch. 70betc., oft verbunden: Purren (s. d. 1a) und sch.; Sch. und murren. Luther SW. 35, 138; 61, 187 etc. (auch vom Hund Waldis Ps. 59, 6 etc.). d) veralt.: Pochen (s. d. 2a; d) und sch. (schn orren). c) von dem Ton des raschen Flugs (u. verallgemeint s. nam. Zsstzg. rascher Fortbewegung überh.): Dem eine Bremse vor der Nase schnurrt. G. 23, 193; Zaunkönig mit seiner Armee .. schnurrte. Grimm M. 248; Ein sch–der Schillebold. Jahn M. 154; Die Zahnmeise mit sch–dem Flug fast wie ein Spinnrad. Oken 7, 247; Tschudi Th. 81; Der Schröter schnurrt .. in die Luft. Zachariä 1, 152 etc.; Ich lasse den Wind fein sch. [sausen], woher und wohin es ihm beliebt. FMüller 1, 314 etc.; Mir schnurrt eine Grille (s. d. 2) im Oberhaus. Möricke N. 484 etc. Dazu bei Oken 5, 1369: Die eig. Schwärmer [Abendfalter] oder Schnurrer etc.
2) intr. (haben), tr.: betteln, urspr. wohl (s. Schnurrant) von vagierenden (s. 1c u. II. umsch.) Pers., die als Bierfiedler oder mit sonstigen Schnurrpfeifereien Gaben heischen; dann verallgemeint (vgl. 1ba und geilen, Anm.), auch: Dergleichen Volk schnorrt das ganze Jahr im Land herum. G. 34, 5; bes. üd.: Schnorren gehen. Kompert Pfl. 2, 55; Der auf Kollekte hier durch geschnorrt ist. Kürnberger N. 1, 228; Zusammengebettelt und erschnurrt. Schm. 3, 494; Einem Etwas ab-, Einen an-, Etwas zusammen-sch. etc. (s. betteln Zsstzg.); dazu: Schnurrer oder Schn orrer. Gutzkow Z. 3, 337; Kompert Pfl. 1, 9; 162; Du Schnorrerin! NGsch. 1, 234 etc.
3) intr. (sein): Ein-, zusammen-sch. (s. d.), schrumpfen, s. Schm. Zsstzg. unbez. zu 1, wie bei allen ähnl. Tonw. (s. bellen), z. B.: Áb-:
1) Sie hatte kaum ihr drittes Vaterunser abgeschnurrt. Arnim 3; Auerbach SchV. 87; Er ließ seine Empfindungen ohne Mäßigung a. G. 21, 204; Dieser Mensch ist eine Uhr. Im Gefühl seiner Pflicht einmal aufgezogen, schnurrt er sich .. Minute und Minute ab. Gutzkow R. 1, 297; Keller gH. 4, 130; Scherr Sch. 1, 13 etc.
2) Einen a. [s. 1bγ], ihn kurz abfertigend (an-sch–d) ablaufen lassen. V. Sh. 2, 333; 3, 373 etc.
3) [2]. An-:
1) Ein Käfer (Arnim 1, 178), Kater (Reithard 223) schnurrt Einen an etc. und nam.: Einen (über eine Dummheit etc.) a., anschnauzen. Blumauer 2, 128; Gotthelf Sch. 201; LPHahn Hohn 79; 80; 82 etc.
2) [2]. Āūf-: Das stille A. seiner Gedanken. Gutzkow R. 5, 49; Als eine Rollenthür in der Tapete aufschnurrte [schnell aufging]. Z. 2, 159; A. [auffahren] wie ein Stacheligel. 4, 68 etc. Āūs-: Wie eine Spindel, die ihren Trill ausschnurrt. Bl. 1, 93. Be-:
1) s. beknurren.
2) s. Schnurre II 2. Davón- [1c]: Gartenl. 9, 231b; Rollenhagen Fr. 660 etc. Dúrch-: z. B. [2]. Eīn-: nam. [3]: Eingeschnurrte Mütterchen. Sch. 120b (s. Schnurre 3), daneben: Trauben, die in der Hitz einschnurfen. Hohberg 1, 351; Wie ein Hutzel eingeschn orrt. Ayrer 25a. Em- pōr-: Schnurrt das Todtenseil empor. Sch. 2a. Er-: nam. [2]. Fórt-:
1) (haben): schnurrend forttönen. Möricke N. 358.
2) (sein) schnurrend fortfliegen etc. Grimm M. 54. Hêr- etc.: Indem sie [das Tamburin schlagend] auf dem Felle schnell hin- und her- schnurrte. G. 17, 55; Wir .. schnurren so hin wie die Käfer. Gutzkow R. 8, 14; Ein Gebet her-sch. etc.; Den Teufel, der .. durchs Fenster . . hereinschnurrt [fliegt etc.]. Stahr Par. 1, 228; Der [Vogel] schnurrt heraus. W. 12, 77 etc. Über-: z. B.: Ihr Knurren überschnurr’ ich [1bγ]. V. Sh. 3, 440, überbiete ich etc. I. Um-: z. B.: Die mich u–den Käfer [1c]. II.
Úm-: vgl. 1 u. s. [2]:
sich umhertreiben: Auf der Gaß umsch. HSachs (Wackern. 2, 62 ²⁴). Umhêr- [2]: Gartenl. 9, 232a. Vorbēī- [1c]: Oken 5, 1489, vergl.: Sagte kurz und schnauzig! Kannitverstan und schnurrte vor- über. Hebel 3, 50. Zusámmen-: z. B.:
1) [2].
2) [3] Zusammengeschnurrt wie eine Backpflaume. Immermann M. 3, 12; Hackländer KrFr. 1, 257; Sch. 109a; Vogt Oc. 2, 119 etc., vergl.: Fasten, daß ihnen der Hals wie eine Saiten auf einer Baßgeigen zusammenschnurft. Wackern. 3, 907 ⁸; 912 ¹⁴ (SClara) etc.
~īg, a.:
(s. Schnurre 5b): possierlich, drollig (s. d.), sonderbar: Ein Märchen gar sch. B. 66a; Eine sch–e Kröte. L. 1, 412; Die drolligste Laune, der sch–ste Witz, die schalkischste Satire. 7, 125; Die Schnake ist sch. genug. 6, 267 etc.; Von solchen Sch–keiten eine kleine Sammlung. Arndt E. 195; 28, 127; V. Sh. 3, 326 etc.
~sam, a.:
schnurrig (selten). Goltz 3, 19.
Schnūt: s. Schnauze 1b.