Faksimile 0174 | Seite 996
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schnuren Über-Schnuren Schnurf schnurig Schnurpfen
Schnūren: I. intr. (haben):
1) Bergb.: Zwei Zechen sch. [grenzen] mit einander, s. Schnur 6; Meßschnur. 2) weidm.: Sch.: die Tritte schnurgerade hinter ein- ander setzen, von Wolf, Luchs, Fuchs. Laube Br. 287; Döbel 1, 34b; 35b; 39b (auch „traben“); bei Adelung schnuren. Zsstzg. (mit sein), s. traben, z. B.: Ab-, davon-, fort-, weg-sch. etc. und refl.: Im Zickzack schnürte er sich, wie der Fuchs, der dem Hühnerstalle eine späte Visite zu machen gedenkt, dem Hofraum zu. Spindler St. 1, 42. II. tr., zuw. ohne Obj., zuw. refl.:
1) mit (oder wie mit) um- oder durchgeschlungner Schnur binden, z. B.: Einen Riemen (s. d. und z. B. Schmachtriemen) um Etwas, Dies mit dem Riemen sch.; der Riemen schnürt es; Etwas fest, fester, loser sch.; Die Beinkleider mit Schnallen (s. d. 4) weiter und enger sch.; Etwas an, auf, in Etwas sch. und (s. binden 3f): es aus demselben sch., z. B.: Ein Kind in Windeln aus den Windeln sch.; Die Glieder in Erz (Sch. 452a), das Erz an den Schaft (G. 10, 279), den Vorstecker vor die Brust (Gartenl. 10, 626a) sch. etc.; Den Bündel (s. d. 1), Ranzen (s. d. I 1) sch., zum Abzug; Die Zofe schnürt eine Dame (auch ohne Obj. Blumauer 1, 144), die Dame schnürt sich (s. Schnür-Brust, -Leib); Ein geschnürtes Fräulein, danach übertr.: Geschnürte Schreibart, steif, gezwungen, ohne freie Bewegung etc.; Einen folternd sch., mit vollen Banden (s. Band II 8) sch., wobei die Schnüre um die Arme gelegt und fest angezogen wurden, daß sie tief einschnitten, vergl. noch in Bezug auf zu fest angezogne Kleidungsstücke: Der Band, Gurt, Gürtel, das Halstuch schnürt (mich) etc.; Der Henker schnürt Einem einen Strick um den Hals, schnürt seinen Hals mit dem Strick [zu]; Jahrelang wird der Todesengel an deiner Kehle sch. Gutzkow 11, 121; Einen Strick .., | der einen Schelmen mehr zu andern Schelmen schnürt. Michaelis 36 etc.; Etwas, z. B. Angst schnürt Einem die Kehle; Die Trostlosigkeit schnürt Einen, daß er kaum ein Wort hervorbringen kann. Gotthelf Sch. 291; Er sprach mit angst geschnürter Kehle. Cham. 3, 279 etc.; Die Hülse eines Feuerwerks sch. (be-, zusammen-sch.), vgl. würgen. Wir fügen dem Vorstehnden nur wenige Belege hinzu: Gegliedert schnürten goldne Riemen schleifenhaft. G. 10, 298; Ich möchte dieses Buch wohl gern zusammenschürzen, | daß es den andern wäre gleich geschnürt [zusammengedrängt auf gleichen Umfang]. 4, 96; Wüsst ich nur zu schreiben, ein Buch zu sch. [in die gehörige Form zu bringen]. 29, 301; Diesen Unhold so zu sch., daß er [wie Proteus] in seine Urgestalt sich zurück habe winden müssen. FHJacobi’s Br. 2, 102; Als des Geschickes dunkle Hand, | was sie vor eurem Auge schnürte,| vor eurem Aug nicht aus einander band. Sch. 24a; Du nahst [der Schlange] und gählings schnürt dich der tödtliche Wirbel. 173b; So geschnürt ist Jenem Hand und Fuß, | daß ohne Ruck er stille halten muß. Streckfuß Rol. 15, 55; Da, wo der Helm sich an den Kragen schnürt. W. 1, . . etc.
a) s. binden 6a (vgl. 5).
b) meton.: Ein Thier sch., durch Abbinden (Ab-Sch.) der Hoden kastrieren (s. d.).
2) zuw.: mit Schnüren versehn, be-, ver-sch., z. B. (vgl. 1): Der rothe Latz erhebt den gewölbeten Busen, | schön geschnürt. G. 5, 47 etc.; Eine Wage, die Wagschalen sch. etc.
3) mit der Röthelschnur (s. d.) zeichnen; mit der (Richt-, Meß-) Schnur bezeichnen, messen etc.
4) aufeine Schnur reihen: Tabacksblätter sch.; nam.: Perlen sch., auch ohne Obj. Olearius Reis. 88a.
5) Einen sch., schnellen, prellen (vgl. 1a). Zsstzg. s. I 2; ohne Bem. zu II 1, leicht zu mehren und zu verstehn nach denen von binden, schnallen etc., z. B.: Ab-:
1) [I 2].
2) Angeschnürtes lösen: Den Mantelsack a.
3) durch oder wie durch Schnüren ablösen, trennen: Warzen etc. a.; Der Kopf ist deutlich vom Leibe abgeschnürt. Tschudi Th. 495; Sich a. 494 etc. 3) [3] Krünitz 6, 629; Die Perspektive bestimmen, die Umrisse a. G. 16, 192. Án-: Bei straffem A. [der Schnur]. V. Ant. 1, 280; Den Harnisch; Einen (an die Folter) a. etc. Āūf-:
1) Den Pferden liegen schon die Sattel aufgeschnürt. Nicolai 8, 54 etc.; Einen a., aufhängen (an den Galgen). Garzoni 752a; Opitz 2, 60 (Klag. 5, 12) etc.
2) etwas Zugeschnürtes öffnen: Sein Bündel (Cham. 4, 237), seinen Zwerchsack (W. 1, 109), den Gürtel (15, 112), das Band (König Fam. 1, 144), die Schnürbrust und so auch: ein Frauenzimmer (B. 23a; Schwab V. 1, 71 etc.) a., aus-, ent-sch.
3) [4]. Āūs-: Ggstz. ein-sch. (s. d. und auf-sch. 2). Be- [2]: Den beschnürten grünen Rock. Keller gH. 3, 174 (s. Schnurrock); Bunt- (Weichmann 3, 144), gold- (Schütze Hamb. 530) beschnürt; Die Hülse eines Feuerwerks b. (s. würgen). Durch-: mit oder wie mit einer Schnur durchziehn: Schon sein erster Periode ist mit einem sechsfachen „Und“ durchschnüret. H. Eīn-: Den Busen (Thümmel 3, 46), ein Frauenzimmer (Wall Stammb. 33) e.; Den Geist in spanische Stiefel (G. 11, 77), in die alten Kinderwindeln (Schlegel Mißd. 7); das Staatswesen in die Fesseln einer oligarchischen Tyrannei (Scherr Bl. 1, 170) e.; Etwas schnürt Einem die Brust (Raupach Is. 71), das Herz (G. 9, 197) ein etc. Ent-: auf-sch. 2: So oft sie sich entschnüret. Daumer 1, 210; Bis er [der Schlafende] das Augenband entschnürtē. Rückert Mak. 2, 144 etc. I.
Über-: Ein Band, einen Riemen ü. II. ūber-:
1) (s. I) Mit einem Band etc. ü. 2) [3] mit der Schnur überschlagend messen: Ein Faß ü. [visieren]. Um-: schnürend umschlingen etc.: Stiefel um-sch. die Füße. Mügge Norw. 1, 21 etc.; Mit Stricken umschnürt. Karmarsch 1, 116 etc.; Die Europa u–de Riesenschlange. Börne 3, 319; Meißner Gd. 148 etc.; Sah sich so eng von Noth und Sorgen umschnürt. JKinkel Ib. 1, 174; Kinkel 332 etc. Ver-:
1) [2] mit Schnur besetzen. Hackländer St. 1, 103; Vischer Ästh. 2, 225.
2) schnürend verschließen: Einem den Steiß v. [zu-sch.]. B. 27b; Den Busen v. Blumauer 1, 277.
3) durch den Zwang des Schnürens verderben etc.: Alles verschnürt. Ense T. 4, 13.
4) ab-sch.: Einem den Kropf v. Campe.
5) [3] mit der Schnur vermessen, markscheiderisch. Vōr- [3]: mit der Richtschnur vorzeichnen, auch übertr. Stalder. Zū-:
1) [I2]. 2) Den Sack (W. 2, 141); die Hände auf dem Rücken (Platen 4, 266; Sch. 29a); Einem den Hals (W. 9, 111) z.; Die Kehle (G. 22, 4), der Hals (Lewald Ad. 105) ist Einem wie zugeschnürt; Etwas schnürt Einem den Hals (W. 1, 390 etc.), die Kehle (Leb. 3, 42), das Innre (G. 11, 152), die freie Seele (Sch. 664a) zu etc.; In dem Betragen etwas Zugeschnürtes [Verschloßnes]. Steffens Erl. 6, 96 etc. Zurück-: z. B.: Einem die Hände z. [auf den Rücken zu-sch.]. Lenau Sav. 215. Zusámmen-: Ein Packet z. Thümmel 7, 81 etc.; Ein Mädchen zu einem eiteln Kammerpüppchen z. Lichtenberg 3, 342 etc.; Drückt die Schlange das Kind, schnürt es zusammen. Forster Jt. 2, 39; G. 26, 15; 30, 309 etc.; Etwas schnürt Einem das Herz (Ense Gal. 1, 109; Lewald Ferd. 1, 76 etc.), die Seele (Platen 4, 248 etc.), schnürt und presst ihn (G. 16, 297) zusammen.
Schnúrf: s. schnarchen, Anm.; schnurren. Schnūrig, a.:
z. B.: Roth-sch. [mit rother Schnur]. Jahn M. XIV etc., auch: schn ürig.
Schnúrpfen: s. schnarpen.