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Schneider Schneiderei schneiderhaft schneiderisch
Schnēīder, m., –s; uv.; –chen, lein; -:
1) Einer, der schneidet, gw. in Zsstzg., s. d., vergl. schneiden u. Zsstzg.; so nam. auch früher = Tuch-, Gewand-, Wand- Sch. (s. nam. Schm. 3, 485), Schnitthändler in Tuch etc., dazu 2. 2) (s. 1 am Schluß) Kleidermacher, mit neuen Zsstzg. (s. d.). Oft gehöhnt als gliedersteife, feige Schwächlinge, Fröstlinge, Diebe etc., (s. Bock 5; Sch.-Ader (G. 9, 199); Auge 13l; Ich friere wie anderthalb Sch. Holtei Lammf. 1, 127 etc.; G. 2, 234; Kretzschmer V. 2, 569; 599; 610; 625 etc.). Dazu: Sch–in, Frau eines Sch–s od. (häufiger): schneiderndes Frauenzimmer. Übrtr. s. z. B.: aufnähen 1. 3) (s. 2) scherzh., verächtliche Bez. für Leute von schimpflichschwacher Leistung, z. B. im Skat-, im Puffspiel etc., ferner weidm.: ein Jäger, der Nichts geschossen. Laube Br. 286 etc. 4) als Bez. von Thieren, theils insofern sie schneiden, z. B. der die Rebenknospen abschneidende Rebenkäfer, Lethrus cephalotes (Oken 5, 1808) etc., theils (s. 2; 3) z. B. die schmächtige Libelle; kleine schlechte Fischchen, nam. Cyprinus aphya (Sch.- Fisch. 6, 292); C. alburnus (Sch.-Fischel 311) etc.; Ein Sch–lein. .. Dieser Fisch. Kürnberger Am. 226 etc., ferner weidm.: ein schlecht jagdbarer Hirsch. Laube etc. 5) in einzelnen Zsstzg. auch ein Werkzeug zum oder beim Schneiden dienend.
~ēī, f.; –en:
1) s. Schneider 1 und Zsstzg.
2) (o. Mz.) das Gewerbe, die Thätigkeit eines Schneiders (2). Kohl Südr. 2, 14; Sanders Kutr. 29; 70 etc.
~haft, a.:
in der Weise eines Schneiders (1; 2) und nam. (2) auch: auf des Schneiders Thätigkeit bezüglich: Ein sch. Armsünderwesen, | doch Federhut und Achselband. Ense D. 2, 534; Da ihm die Arenen sch–er Liebenswürdigkeit [vorher: „Stutzerthum“] verschlossen. Monatbl. 2, 441b; Schwegler (46) 68 etc.
~isch, a.:
schneiderhaft, -artig: Den zwerghaften, sch–en, zerlumpten Ohnehosen. G. 25, 228.
Zsstzg. ohne Bez. zu Sch. 1 —, z. B.: Áb-: Der A. [der Ohren]. Ense B. 4, 128 etc.; Ehr-A. Keisers— berg Sünd. 27b etc.; Gurgel- (Scherr Pilg. 1, 56; Sch. 149b), Hals-, Kehl-A.,* Mörder etc.; Die kehl- a–ische Physiognomie. Stahr Jahr. 1, 92; Hinrichtungsscenen und ähnliche Kopf-A–eien. Heine Reis. 1, 105.
Āūf-: Einer, der aufschneidet (s. d. nam. 3), Renommist etc.: Anmaßlicher (Ense B. 3, 38), windichter (W. Luc. 1, 433) A. etc.; A–e i. Fichte N. 55; G. 4, 253; 28, 228; Von allen A–eien bin ich der abgesagteste Feind. Münchhausen 95; A–eien eines Marktschreiers. W. 4, 13; Luc. 4, 145 etc.; A–isch. G. 20, 56 etc. Āūgen- [4]: Der Rebensticher, Drechsler, A., Rhynchites betuleti. Gartenl. 10, 584a.
Bánk-: Strand-Sch.
Bǟren-: Bärenhäuter etc. SClara EfA. 1, 455. Bāūer- [2]: Dorf-Sch. Erbvgl. 259. Be-.
Bēūtel-:
1) Taschendieb, Spitzbube: Leerten uns geschickte B. die Taschen aus. Börne 5, 225; Luther SW. 26, 53; Ein B. von Gewalt und Reich, | der .. die Krone stahl. Schlegel Haml. 3, 4; Gestäupt als B–innen. Platen 4, 159; B–ei; B–isch. Schuppius 143.
2) wortspielend =Verheiler. Garzoni 975b. Brétt-:
1) Einer, der Bretter schneidet. 2) [2] s. Brettmeister. I. Brúch-: Brucharzt. Mendelssohn 4, 2, 418; Stein- und B. Paracelsu- 36a. II. Brūch- [2]: (vralt.) Hosen-Sch.: B–in. Fischart Großm. 83. Bǖhnen- [2]: Platen 4, 174; Theater-Sch. 173; Garderoben-Sch. Schütze Hamb. 700 etc. Dāmen- [2]: Damenkleider fertigend, Frauen-Sch., Ggstz. Herren-, Manns-Sch. Diamánt-: s. Stein-Sch. Dócht- (Dácht-) [5]: Tisch, worauf die Lichtdochte verfertigt werden (Docht- Bank, -Schneide. Dórf- [2]. Eīn- [5]: Einschneide. Eīsen-: s. Stempel-Sch. Flíck- [2]. Fórm-: Einer, der Formen (s. d. 4c) schneidet (s. Holz-Sch.), z. B. = Schrift-Sch. (s. d.). Uhland V. 690 etc. Auch: Formen-, Figuren-, Modell- Sch. Scherzh.: Den Form- und Gesichter-Sch. [Silhouetteur]. IP. 7, 66; übrtr.: Ein pädagogischer F. 56, 54. Frāūen- [2]: Damen-Sch. Frēī- [2]: s. Freimeister. Fútter-: Häckerlings-Sch. Garderōben-: s. Bühnen-Sch. Géld-: Einer, der Geld „schneidet“, Geld verdienend seinen „Schnitt“ macht. Dazu: Sich zu lustigen G–eien verleiten lassen. G. 21, 2; Daß es auf eine G–ei hinauslief. Möser Ph. 1, 147 (s. Prellerei); Kein g–ischer Avantürier. Lichtenberg 4, 522. Gélzen-: Schwein-Sch. Gesíchter-: Einer, der Gesichter schneidet (s. d. 1n). Engel 8, 267; Grimassen-Sch. etc., s. Vor-Sch. 3; scherzh., s. Form- Sch. Gewánd-: s. [1]. HSachs G. 2, 127 etc. Glās-: s. Glasschleifer. Hāār-: s. Friseur. Hä́ckerlings-, Hä́cksel-: Futter-Sch. Hāder-: Lumpen-Sch. Hāūs- [2]: der die Kleider im Hause Dessen, für den sie bestimmt sind, fertigt: Leibeigene H–innen. Böttiger Sab. 354; Neben diesen H–n noch besondere Innungen. Guhl 2, 235; G. 21, 42. Hérren- [2]: s. Damen-Sch. Hōf- [2]: s. Hof, Anm., vergl. Leib-Sch. Hólz-:
1) zuw.: Einer, der Holz schneidet (behaut, sägt etc.). Krünitz 6, 637.
2) gw.: Einer, der in Holz schneidet; Verfertiger von Holzschnitten (s. d., vgl. Form-Sch.). Hōsen- [2]: s. Bruch-Sch. II, ähnl.: Rock-Sch. etc. Immen-: s. Sausänger. Jāgd- [2]: nam. Jagdtücher fertigend und ausbessernd (Zeug-Sch.), ähnl.: Zelt-Sch., die auszuspannenden Zelte (für Truppen etc.). Jāhr- [2]: s. Jahrgesell. Kálk-: Stuckarbeiter: Die Wände .. mit K–eien geziert. Olearius Reis. 267a, s. steingeschnitzt. Kámmer- [2]: (s. Hof-Sch.; Kammer 22). W. 12, 13. Kapriōlen-: vgl. Gesichter-Sch. Kommíß- [2]: Soldaten-Sch. Thümmel 7, 56. Komplimént(en)-. Kórk-: Karmarsch 2, 483 (Pfropfen-Sch.). Kōūr-: Einer, der Damen die Kour schneidet (Kourmacher). Lēīb- [2]: (s. Hof-Sch.; Leib 2). G. 16, 202. Lēīsten-: Schuhleisten schneidend. Lúmpen-: Jemand, der und (z. B. Karmarsch 2, 790) eine Maschine [5], die Lumpen für die Papierbereitung zerschneidet. Mánns- [2]: s. Damen-Sch. Mēīster- [2]: Schneidermeister Schwab V. 1, 352. Mōde- [2]: bei Alteren auch Alamode-; Muster- (Logau, L. 5, 209) Sch. Modéll-: s. Form-Sch. Nāgel-: Holznägel schneidend, nam. Schiffb. Bobrik 506, ähnl. (für Schuster): Pinnen-, Zweck(en)-Sch. Pfrópfen-: s. Kork-Sch. Projékten-, Rä́nke-: s. schneiden 1n. Rīēm(en)-: s. Riemer. Róck- [2]: s. Hosen- Sch. Schmêr-: bei Keisersberg etc. Bez. eines reichen Geldmanns. Wackern. 3, 63³ etc.; vgl. ferner Speck-Sch. Schríft-: Stempel-Sch. für Schriftgießer. Karmarsch 3, 169. Schwēīn-: Schweine verschneidend (kastrierend). Erbvgl. 343. Soldāten- [2]: Kommiß-Sch. Spéck-: nam. auf Grönlandsfahrern, der die Zerschneidung des Walfisches anzuordnen hat. Stāhl-: s. Stempel-Sch. Stēīn-:
1) Einer, der Steine schneidend bearbeitet, nam. in edle Steine graviert. G. 30, 289; Karmarsch 3, 416 etc.
2) Arzt, der Blasensteine durch Schneiden entfernt, s. Bruch-Sch. I. Stémpel-: Stempel zu Münzen etc. schneidend, in Stahl daher auch Stahl- (bei Frisch Eisen-)Sch. etc., z. B. G. 28, 92; 101. Stránd-: bei den Grönlandsfahrern, die großen Stücken Speck in kleinre (,,Finken“) schneidend (Bank-Sch.). Strōh-: Futter-Sch. Tāfel- [2]: s. Brettmeister. Theāter-: s. Bühnen-Sch. Tūch-: s. [1] Freytag B. 1, 249 etc. Vignétten-: G. 7, 217, s. Holz-Sch. 2. Vōr-:
1) Trancheur; Vorleger von Speisen (vgl. Truchseß). Thümmel 1, 9 etc. Weil der Hunger allhier V. [vgl. Koch] war. Olearius Reis. 387a.
2) s. Vorschnitter. 3) Gesichter-V. für die jeweilige Physiognomie des ganzen Hofes. OMüller Med. 1, 373, s. Gesichter-Sch. Wánd-: s. [1] Möser Ph. 1, 206. Wásser- [4]: ein Vogel Rhynchops, s. Oken 7, 392. Wúrm-: den Hunden den sogen. Tollwurm schneidend. Zélt-, Zēūg-: s. Jagd-Sch. Zū-: Z–in. G. 19, 161 etc. Zwéck(en)-: s. Nagel-Sch. etc.