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schneiden Um-Schneiden
Schnēīden, schnitt; geschnitten tr.; intr. (haben):
1) (eig.) die Schärfe eines Messers oder ähnlicher Werkzeuge in Etwas eindringen machen, z. B.:
a) (s. schärfen 2) Mit dem Messer, mit der Schere etc. sch., in Etwas sch., Etwas sch.; Etwas in Stücke, in Brocken, entzwei sch.; Etwas zurecht sch.; Eine Feder [zum Schreiben zurecht] sch.; Geschnittner [gerißner, s. d. 2n], ungeschnittner (oder gezogner) Sammt etc.; Einen Streif von Etwas, einen Zipfel vom Rock (1. Sam. 24, 5), Trauben [vom Weinstock] sch. Off. 14, 18; Getreide, Korn, Lewatt (Gotthelf G. 176), die Ernte (G. 5, 5) sch., mit der Sichel (s. mähen 1) und so auch bloß: sch. = ernten (s. Schnitter). Ruth 2, 9; Matth. 25, 24; Haller 126; Sch. 125a, übrtr.: Makbeth ist reif zum Sch. und die Mächte | dort oben setzen schon die Sichel an. 576b etc. und so (scherzh.) Geld sch. [verdienen]. G. Kestn. 204; Zelter 3, 303, s. k und Schnitt 2b etc., vgl.: Es wollte mir heute doch nicht sch. [klecken etc.]. König Jer. 2, 265; Ein Stück etc. aus Etwas (heraus-)sch.; Ein Kind aus der Mutter Leib sch. Sch. 581a (s. Kaiserschnitt); Dem Hund den Wurm, Tollwurm (s. d.) [aus der Zunge] sch.; [Dem Steinkranken] den Stein [aus der Blase] sch.; Einen Bruch [s. d. 1c] sch., sch–d operieren; Einem Thier die Hoden aus dem Leib sch. oder es sch. (Fleming J. 92a), s. kastrieren, aus-, ver-sch. etc.; Aus ganzem Holz (G. 2, 229), aus vollem Zeug sch.; Aus dem Purpur ein Leichentuch sch. Herwegh 157; Aus fremdem Leder Riemen (s. d. 1), [aus dem Rohr] Pfeifen [s. d. 1f], [aus dem Kork] Pfropfen, [aus dem Holz] Schuhleisten sch. etc.; Stroh zu Häckerling, Häckerling, Futter sch.; Eine Scheibe Brot (vom Laib) sch.; Brot sch.; ein Butterbrot sch., eine Brotscheibe sch. und mit Butter schmieren etc.; Bretter sch., mit der Säge; Glas sch. (s. u.) mit dem Diamanten, es in vorgezeichneter Richtung springen machend; In Holz sch., s. Holzschnitt und z. B.: Jackson’s holzgeschnittene Blätter. G. 27, 348 (vgl. holzgeschnitzt. 9, 160), ferner: Die Hauptgeräthschaften des in Holz arbeitenden Bildhauers [Bildschnitzers]. .. Zur Voll- endung (zum Rein-Sch.) dienen kleine .. Eisen. Karmarsch 1, 233; analog (vgl. schleifen): Glas-sch. (s. o.). 2, 170; Stein-sch. 3, 416 (vgl. gravieren), z. B.: Edelstein „schneiten“. 2. Mos. 35, 33 etc.; Hoch- und tief-geschnittene Steine. G. 31, 344; 25, 207; Der schöne in Onyx geschnittene Kamee. WHumboldt 3, 353; Steine, welche sie ungeschnitten in ihren Ringen trugen oder geschnitten zu ihren Siegeln mißbrauchen. L. 8, 63; Daß sie auf Steine schnitten, wie sie aus der Hand der Natur kamen. 11, 283 etc.; Stempel sch.; Das Schrauben-Sch. .. Schraubengewinde zu verfertigen. Karmarsch 1, 561 etc.
b) An a (s. d. am Ende) schließt sich als Verallgemeinrung das pass. Partic.: So und so geschnitten sein, solchen Schnitt (s. d. 5), solche Form und Gestalt haben, in Bezug auf Physiognomie und auf den Belauf (s. d. 2) eines Schiffs: Eine fein, eine griechisch, römisch geschnittne Nase; Orientalisch geschnittene Augen. G. v. See Eg. 1, 53 etc.; Ein Schiff mit scharfgeschnittenem Rumpf. Mügge GsN. 2, 373 etc., vgl. zur sprchw. Bez. großer Ahnlichkeit: Einem wie aus den Augen (Engel 12, 354; Fichte N. 59; W. 12, 3 etc.), aus dem Gesicht (Kinkel E. 131 etc.), aus der Haut (Agricola 639), aus der großen Fußzehe (Rockenph. 3, 199) geschnitten; So ist diese Abart auch euer Sohn nicht mehr, und wär’ er aus eurem Fleische geschnitten. Sch. 105a etc.
c) sch. = sch–d verwunden, z. B.: Einen oder sich beim Barbieren sch.; Jemand oder sich [Dat. oder Acc., s. beißen, Anm. 1, vgl. f]in die Backe, in die Hand etc. sch., z. B.: Hier schnitt’ ich mir dabei gar in die Hand. Brückner 234; Jedem ist, als würd’ ihm mitten | durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. Uhland 380 etc.; Wenn ihr mich nicht ins Gesicht schneidet. Hebel 3, 59; Schneid’ ich mich in den Arm. Platen 3, 142; Wackern. 2, 99⁴² etc.
d) (s. c) übrtr.: Sich sch., gewaltig (G. 29, 286), höllisch (Lewald Hel. 1, 229) sch. mit Etwas (Spindler V. 2, 311), sich darin irren so, daß Einem eine unangenehme Enttäuschung bevorsteht.
e) mit dem zum Sch. dienenden Werkzeug oder scharf Eindringenden als Subj.: Sich beim Nägel-Sch. in Acht nehmen, daß die Schere [man mit der Schere] nicht zu tief, nicht ins Fleisch schneide; Mit seinen Händen grub er .. Der Kiesel schnitt in seine erstarrten Palmen. Sealsfield Leg. 3, 176 etc.; Diese Messer, Scheren, Sicheln, Sensen, Ärte etc. sch. [sind scharf], sch. nicht [sind stumpf]; Sch–de [zum Sch. dienende, mit einer Schneide oder Schärfe versehne] Werkzeuge; Die sch–de [scharfe, spitze] Zacke [des Felsens]. Hölderlin H. 1, 51 etc.
f) (s. e, c) übrtr., z. B.: Deine Zunge „schneit“ mit Lügen wie ein scharf Schermesser. Ps. 52, 4 etc.; Es (s. d. 7) schneidet mir im Leibe, erregt Schmerzen, als ob darin geschnitten würde; Magenkrämpfe .. Ihr Leib-Sch. Thümmel 4, 125 etc.; Die Luft schnitt kalt und fröstelnd. Gutzkow R. 8, 39; Der Wind schneidet Einem ins Gesicht, dringt scharf und wie verwundend darauf ein etc. und in Bezug auf tief verletzende geistige, seelische Empfindungen: Eine Geschichte, die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet. Sch. 186b etc.; Etwas schneidet mir durch das Herz (Kohl A. 1, 314 etc.), durch die Seele (Auerbach D. 1, 186), in die Seele (17), ins Herz (Sch. 419b; 514b; 522a; 604b; 635a etc.), vralt.: zu Herzen (Wackern. 3, 562¹⁷); vereinzelt (s. c): Diese Undankbarkeit schneidet mich durch die Seele. Möser Ph. 1, 121; Mich hat’s ins Herz geschnitten. Rückert 2, 140 etc. Bes. ost im adjekt. Partic. Präs.: Wir stehen auf einem scharfen sch–den Punkte des Augenblicks, vielleicht fast auf dem Punkte des sch–den Schwertes. Arndt (Volksz. 9, 14); Im sch–den [grellen] Widerspruche mit etc. Auerbach Tag. 151; Seinen sch–den [scharf absprechenden] Ton. Fichte 6, 220; Ein sch–der [greller] Pfiff. G. 18, 46; Sch–d und bitter geschildert. 22, 148; Mit sch–der [tief verletzender] Gewaltthätigkeit. Görres Ver. 147; Seinen sch–den [scharfen] lebendigen Verstand. Luther 1, 394b; Sch–de [verletzende] Reden. Sch. 738b; Sch–d [tief eindringendes] Weh. Talvj 1, 163; Sch–des Wasser [Harnstrenge]; Sch–der Nordwind, Frost etc.; Sch–de [grelle] Farben etc.
g) [Der Vogel] schneidet [fliegt] durch den Äther. Platen 4, 359, ihn im Flug theilend, s. durch-sch.
h) (s. g) Math.: Zwei grade Linien sch. einander oder sich; Eine grade Linie schneidet eine andre, eine Kurve, geht hindurch (s. Sekante); Bergb.: Gänge sch. [durchsetzen] ein- ander etc.
i) Billardsp.: Einen Ball sch., ihn mit dem Spielball seitlich treffen. k) Kartensp.: s. Postmeister und a.: sch. = ernten etc.
1) Buchdr.: Es schneidet sich, wenn ein Rand des Rähmchens sich auf die Schrift legt, so daß diese beim Abdruck nicht erscheint, s. Franke Kat. 115. m) Weinhändl.: Den Wein sch., ver-sch., mit Wasser oder schlechterm Wein vermischen. n) in Bezug auf das Verziehn des Gesichts (vgl. Posse 1 etc.): Gesichter (s. d., z. B. wortspielend m. silhouettieren. Kühne Fr. 114), ein Bocks- (Seume Sp. 316), Jammer- (Volksz. 10, 15) Gesicht etc.; Grimassen (Scherr Bl. 1, 151; W. Luc. 6, 219); Fratzen (Heine Verm. 1, 32); Faxen (G. 23, 384); eine gleichgültige (Gutzkow R. 1, 31), ironische (169) Miene; eine Physiognomie wie Schafe beim Gewitter (Tieck N. 3, 46) sch. etc.; analog auch: Eine Kapriole (Wernicke R. 203), Kratzfüße (Sealssield Leg. 2, 154), einen Knicks (TrR. 1, 3) sch., machen; Einer Dame Komplimente sch. [vgl. drechseln], die Kour sch. etc., s. auch: Projekten- (W. 36, 301), Ränke- (Scherr Bl. 2, 231) Schneider. o) (vralt.) reden (was nicht wahr ist, s. f. das erste Bsp.): Böses und Erdichtes geschnitten und geplaudert. Mathesius Lthr. 65b; Da man von großem Friede sch. wollte. 101a, s. auf-, ver-sch. 9.
2) Dazu:
a) Schneider, s. u.
b) Schneidung, gw. nur von Zsstzg. (s. d.), sonst meist: das Sch. oder Schnitt (s. d.), doch z. B. = Schnitt oder Belauf (s. d. 2) eines Schiffs etc.
Anm. Goth. sneithan, ahd. snidan, mhd. snîden, daneben schneiten (z. B. Luther, s. 1a etc.), ahd. sneitōn, mhd. sneiten, s. Schm. 3, 484; 497, vgl. schneideln, schneiteln etc. Dazu Schneide, ahd. snida, mhd. snide etc.; Schnitt, ahd., mhd. snit; Schnitter, ahd. snitâri, mhd. snitare; schnitzen, ahd. snitzan, mhd. snitzen etc.
Zsstzg., s. Schm., z. B.: Áb-:
1) tr.:
a) durch Schneiden ab-, nachbilden: Ein Haubenmuster, die Haube a.
b) Einen Aufgehängten a., vom Strick; Die Nägel a., von den Fingern; die Locken, Haare, vom Kopf, auch nur: sie kürzen; Ein Stück von Etwas a., z. B.: Käsefrau, die .. ein Stückchen nach dem andern ab- und zuschnitt, bis die Käuferin ihr Gewicht hatte. G. 9, 379 etc.; Unausheilbaren Schaden | müsse der Stahl a. [weg-sch., aus-sch.], daß nicht mitkranke Gesundes. V. Ov. 1, 17 etc.; weidm. vom Biber = Stämme abnagen. Laube Br. 235 etc.
c) Einem Etwas a., z. B. eig.: Nase und Ohren; die Gurgel, Kehle, zunächst von geschlachtetem Geflügel und so auch metonym.: Küchenmädchen, das einige Tauben abgeschnitten. G. 17, 273 etc.; Einem den Koffer a., vom Wagen; Einem den Beutel a., verallgemeint = entwenden (s. Beutelschneider); Daß ich die meisten ihrer festlichen Börsen abschnitt. Tieck Winterm. 4, 3; bildl.:Einem die Ehre (s. Ehrenkleid), den guten Leumund (Pfefel Pr. 1, 129) a., durch üble Nachrede nehmen etc. und nam.: durch ein zwischengeschobnes Hindernis Einem Etwas entziehn, nehmen (s. g), z. B.: Dem Feind etc. die Zufuhr; alle Hilfe von Böhmen aus (Sch. 947a), jeden Zufluß von Seeland aus (865b) a.; Daß der Wall .. allen Beistand von der Schelde her abschnitt. 877a; Einem (Freytag Soll 3, 114), der Verleumdung (Lichtenberg 4, 76) den Weg a.; Anmerkungen, die allem eignen Räsonnement den Weg abschnitten. L. 11, 525; Einem den Ausweg (W. 33, 23); alle Ausflucht (HB. 1, 261); alle Mittel (G. 21, 150); die Möglichkeit einer Entdeckung (32, 175), der Vertheidigung (W. Luc. 6, 105); den sichern Rückzug (Gutzkow R. 5, 69), die Wittrung, den Wind (Gotter Sch. 289), das Wort im Munde (G. 28, 376) a. etc. (vgl. mund- artl.: Dem .. wird endlich aller Paß verschnitten. Günther 440).
d) Etwas a., entfernen, beseitigen, z. B.: Ein Richtweg, der eine große Krümmung, einen Winkel abschneidet; Keine genaue, alle Zweideutigkeit a–de Kunde. Hettner gK. 187 etc.
e) in schroffer Weise ein Ende machen: Das Gespräch a. Kompert Pfl. 2, 24; Er sieht .. sein Hoffen, sein Bemühn | so kurz und bündig abgeschnitten. Nicolai 6, 167 etc.; Punktum! Abgeschnitten! Cham. 3, 209; Nun ist Das hin! abgeschnitten mit einem Scherenschnitt. Gutzkow R. 8, 363 etc.; (Bergb.) Quarz und Hornstein sind abgeschnitten. G. 23, 343.
f) Etwas scharf abgrenzen: Der Rock wird so angegürtet, daß er die Taille abschneidet. G. 23, 45; Alle Besitzungen mit grünen Zäunen abgeschnitten. 14, 186; Der Zaun, der den Grasplatz von dem Park abschnitt. Thümmel 5, 205 etc.
g) isolierend trennen: Truppen etc. a. von dem Hauptheer, von einem Platz, Land, Fluß etc. (G. 26, 172; Sch. 381a; 948a; 973b; 992a etc.); Er fand sich abgeschnitten von aller Aussicht (s. c). G. 14, 121; 215; Desto abgeschnittener fühlte er sich von aller Gesellschaft. 17, 368; 318; 21, 216; Abgeschnitten, herausgerissen aus dem Zusammenhang der Dinge. Sch. 1003a etc.
h) (s. g) Abgeschnittene Schreib- art. JP. Lev. 704 etc., ohne die gehörige Verbindung etc.
i) s. an-sch. 2.
2) refl., z. B.:
a) zu 1e: Viele Mißreden schneiden sich dadurch ab. Ense T. 2, 268 etc., bes. (Bergb.): Der Gang hat sich abgeschnitten. Jablonsky 364b; Daß sich oft das Erz verdrückt oder gar abschneidt. Mathestus Sar. 37b etc.
b) zu 1f: Mit keinem Jahrhundert schneiden sich die Begebenheiten rein ab. G. 39, 88; Diese Tracht schnitt sich mit den Ständen scharf ab. 21, 188 etc. und bes. oft: in oder wie in einem Tableau sich scharf abheben (s. d. 2). 14, 238; 25, 240; Gutzkow R. 1, 14; 8, 120 etc., s. Abschnitt 7.
3) intr.:
a) = 2b: Die scharfen Linien schnitten gegen die Spiegelfläche des Wassers ab. Alexis H. 1, 1, 234etc.
b) mund- artl.: Schlecht a. [fahren, wegkommen] bei einem Geschäft. Holtei Lammf. 1, 318.
4) Dazu:
a) nam. zu 1g: Abgeschnittenheit [Jsoliertheit]. G. 15, 272; Sch. 1, 203; Novalis 1, 196 etc., auch (1h): des Stils etc.
b) Abschneidung.
c) Abschneider (s. u.).
Án-:
1) das Erste von Etwas ab-sch., mit Schneiden beginnen: Das Brot (Jffland 9, 2, 89), sein Nachtessen (Gutzkow R. 1, 159) a.; Das Korn (Immermann M. 1, 350), den Gerstenacker (Auerbach D. 4, 328) a., mit der Ernte beginnen etc.: Das unangeschnittene Linnen. Möser Ph. 3, 227.
a) Bildl. (vgl. fiedeln): Schneidt an die süßen Geigen! [beginnt das Geigenspiel]. Spee (Wackern. 2, 285³).
b) weidm. von der Untugend des Hundes, welcher das Wildbrett anfrisst. Laube Br. 237, Tschudi Th. 423; Winkell 1, 197 etc.
2) Etwas (auf dem Kerbholz s. d. —) a., anrechnen, zur Verrechnung vermerken etc. Landw. Z. (55) 230b etc., so auch: auf-sch., Ggstz. ab-sch., abrechnen: Unser Anschneidhaus, darin man etwan [ehmals] die Rechnung auf ein .. Kerbholz angeschnitten, behält den .. Namen, ob man schon nun die Rechnung .. aufschreibet. Mathesius Sar. 149b.
3) Etwas schneidend anfügen: An dem andern Ende der Spindel ist ein Schraubengewinde angeschnitten. Karmarsch 3, 236 etc.
4) (vralt.) Hat sie mir schöne Schuh, Kleider und Stiefel angeschnitten. Schaidenreißer 65a; 75a; Mathesius Lthr. 207a; HSachs G. 1, 19 etc., anmessend ab-sch. und fertigen, s. be-sch. 3; Schneider. Āūf-:
1) s. an-sch. 2.
2) durch Schneiden öffnen: Die Bande, das Band, den Knoten a. etc.; Ein aufgeschnittnes [aufgeschlitztes] Wams, die Tracht der alten Zeit. Canitz 248 etc.; Die Blätter des Buchs, das Buch a.; Den Hunden den Bauch a. Wackern. 4, 361²⁸etc.; Ein Huhn, ein Ferkel a. (G. 17, 97), für die Küche vorbereitend; Das Brot a. [an-sch.]. Gellert 2, 14 (s. Aufschnitt), aber auch: Eine Wurst a. [in Scheiben auf den Teller etc.]. Kürnberger N. 2, 110.
3) s. [1o] und Messer 1b: übertreibend lügen, prahlen, renommieren. G. 10, 26; Daß sie von den Wundern seines Orakels nicht genug a. konnten. W. Luc. 3, 198 etc., s. Aufschneider etc. Āūs-:
1) heraus-sch.: Einem die Zunge „ausschneiten“. 2. Macc. 7, 4; Todte Pferde .., abgedeckt; die fleischigen Theile sogar ausgeschnitten. G. 25, 108; Beim A. des Honigs. Willkomm W. 6 etc.; Der Fluß . . schneidet mir von meinem besten Lande | ein Stück aus, einen großen halben Mond. Schlegel Heinr. IV. 1, 3, 1 etc.; Einem, einem Thier die Hoden a., s. Niere 2 und vralt. mit Weglassung des Obj.: Man schneidet den Säuen aus .. und wenn sie verschnitten sind. Eppendorf 86 etc., s. kastrieren und 2.
2) meton. zu 1: Abgedeckte und frisch ausgeschnittene Pferde. G. 25, 114; Die Bäume a. [ihnen die überflüssigen Zweige a.]. Heinse K. 1, 254 oder ausschneiteln; Ein Kalb a. [kastrieren]. Adelung; Einen Ausgeschnittenen [Eunuch]. Lohenstein A. 1, 201; Tief ausgeschnittne Kleider, Kragen (vrsch. 3), die die Brust zum großen Theil frei lassen etc.
3) durch Schneiden in best. Gestalt formen: Puppen, Figuren in Papier a.; Einen Kragen a., auszacken, languettieren (vrsch. 2) etc.; Der zu einem Thier oder Menschen zierlich ausgeschnittene Gartenbaum. IP. 17, 51 etc.; übrtr.: Sie sind dazu recht ausgeschnitten [geschaffen etc.]. W. 36, 298.
4) für den Detailverkauf vereinzelnd (s. d. 1) zer-sch., eig. und übrtr.: Der Krämer schneidet aus [Kleider], der Schneider näht. G. 12, 60, vgl. vralt.: Gewand, Tuch etc. hin-, ver-sch. Schm.; Der Lederhändler schneidet Sohlen, Schäfte, Vorschuhe aus etc.; Vermäkelungen, worin Talleyrand und Maret des Vaterlandes Los und Lose ausschnitten und ausfeilschten. Arndt E. 87; Das 100jährige Jubiläum in vier 25jährige Jubelfeste ausgeschnitten. IP. Fat. 2, 207 etc. Be-:
1) Etwas a., das Überflüssige oder für überflüssig (unnöthig) Angesehne davon ab-sch., z. B. eig.: Jemandes Vorhaut (s. d.) oder ihn b.; Die Be- schneidung; Die Juden (s. d.) sowohl als ihre unbeschnittenen Herren Kollegen. Forster Br. 1, 513 etc.; Ein Buch, einen Brief (Rabner 3, 7) b.; Etwas mit der Holzschere (s. d.) b.; Die Nägel (5. Mos. 21, 12; Böttiger Sab. 335), das Haar b., stutzen; Die wuchernden Triebe der Bäume etc., die Bäume, Gärten (G. 31, 18), den Weinberg (3. Mos. 25, 3; Maje 1, 439); den Honig der Bienenstöcke, die Bienenstöcke, die Bienen; den Rand der Dukaten, die Dukaten b. etc.; übrtr. z. B.: Einem die Flügel (s. d. 1) b. Börne 2, 303; Forster R. 1, 58; Heine Reis. 4, 289 etc.; Daß die Regeln seine [des Genies] wollüstigen Auswüchse zwar b., aber nicht hemmen sollen. L. 5, 357; Wo ein Autor wie Lucian .. beschnitten (nicht verschnitten) werden muß. W. Luc. 6, 38 etc.; Doch beschneidest du, geldhungriger Barbar, | die Hand voll sauren Brots, die wohl verdienet war. Lichtwer 254; Auch diese Befugniß ist uns .. erschwert und beschnitten worden. W. 19, 165, beschränkt; Dort Alles lockrer, hier beschnittener. . . Das Gesicht ist beschnittener, angezogener. Lavater (G. 22, 385), vgl.: Die unbeschnittene, uneckige Nase. 382 etc.
2) Den Wein b., ver-sch., mit schlechten Zusätzen verfälschen, vgl. schmieren. 1f.
3) (vralt.) bekleiden, s. an-sch. 4; Schm. 3, 485; Uhland V. 428 etc. I. Durch- tr. (s. II): 1) [1c] Sie wollen .. diesen Hals .. mit dem Beil d. Sch. 430a; Blume, vom Pflugschar durchschnitten. Zachariä 1, 318; Bald wird der Faden seines Lebens durchschnitten sein. W. 28, 229 etc.; Mit durchschnittenem Herzen. Cham. 4, 252; Rückert Rost. 112b; Hier darf Schmerz die Seele nicht d. Sch. 73a etc. 2) [1g; h] mitten hindurch gehn etc.; z. B.:
a) Aus einer solchen das Bild d–den horizontalen Lage der Mutter. G. 31, 291; Berge, von Thälern durchschnitten. 20, 155; Humboldt KlSchr. 1, 100; Eine zusammenhängende Linie, welche von der Schelde durchschnitten wurde. Sch. 875b; Ein Land, | mit Bächen überall durchschnitten. W. 20, 36; Wie alle diese Strahlen .. ein- ander d. und durchkreuzen. 29, 148 etc. Dazu: Des thaldurchschnittenen Ida. B. 236b; Seine [des Landes] innere Durchschnittenheit. H. Ph. 3, 43.
b) Das Schiff oder der Schiffende durchschneidet die Fluth etc.; W. 20, 143 etc.; Des Schiffes Flut-D. WHumboldt Son. 160 etc.; Flüsse durchritt ich | und Thäler durchschnitt ich | nach Labsalen jach. Rückert Mak. 1, 98 etc.; Der Mann grüßte uns, die er d. mußte, um zur Thüre zu gelangen. G. 23, 385; Das Labyrinth der Sonnen und Planeten | durchschneidet eure Bahn. 2, 286; Der durchschnittne Wind. r e Nicolai 6, 256 etc. II. Dúrch-: 1) tr. = I: z. B. (I 1): Meine Bande durch-zu-sch. W. 20, 269 etc.; Mit diesen Worten schnitt ich die Ceremonien durch. G. 29, 88; Alle diese Vhe auf einmal durch-zu-sch. 22, 266 etc.; (I 2) O schnitten wir mit gleichem Fluge | die Lüfte durch. L. 1, 98 etc. 2) refl.: schneidend sich hindurchbringen: Bis sie sich durchgerissen oder durchgeschnitten. G. 20, 243 etc.; bes. weidm.: sich durchs Fangzeug beißen, nam. vom Wolf. Laube Br. 247 etc.
Eīn-:
1) tr.:
a) Etwas e., einen Schnitt darein machen: Rohr ein-zu-sch. G. 10, 278 etc.
b) Etwas durch Schneiden in Etwas hineinbringen: Buchstaben, Figuren etc. e., vgl. eingravieren, z. B. Wockern. 2, 316³8; Thal, das der Fluß einschneidet. G. 40, 189 etc.; Schießscharten e., in den Wall; Den Boden e., in ein Faß den paßrecht geschnittnen einfügen (s. Kimme): Die Sohlen e. (annähen etc.). Ferner (Kochk.) Brot e., in die Suppe; meton.: Die Suppe e.; Eingeschnittner Braten, zerschnitten in eine Brühe gethan etc.
c) Getreide etc. e., einernten. 3. Mos. 23, 22 etc.; auch o. Obj. Wackern. 3, 757²⁰ etc.
2) intr., s. 1c; ferner: schneidend oder wie schneidend eindringen: Jemand —, die Fessel schneidet ins Fleisch ein etc.; In jene Berge schneiden viele Thäler ein. Kohl A. 2, 196 etc.; Noch viel tiefer sollten die Veränderungen in mein Leben e. Keller gH. 1, 302; Von e–der Wirkung. Scherr Bl. 1, 191 etc.; Die vielen melodischen Drucker, welche in der Polonaise herrschen und immer mitten ins Metrum e. Zelter 1, 308 etc.
3) refl.:
a) = Pass. von 1a: Daß der Rand der Blätter sich einschneidet und trennt. G. 36, 129.
b) = 2: Die Fessel schneidet sich ins Fleisch ein.
c) von Schnittwaren: sich einmessen (s. d. 2).
d) (Kriegsk.) sich bloß durch eine aufgeworfne Brustwehr vor dem feindl. Geschütz decken. schneidend entnehmen: Noch im Gebären | mir Posthumus entschnitten ward. Tieck Cymb. 5, 4; Die Zung’ .. entschnitt [a. Les- art: zerschnitt] das gewaltige Erz ihm. V. Jl. 5, 292 etc. Fórt-. Hín- etc.: s. aus-sch. 4, ferner z. B.: Solche Brocken von der ersten besten Leichenpredigt herab- zu-sch. W. 34, 33; Ob die Furch’ [pflügend] in einem Zug’ ich hinabschnitt. V. Od. 18, 375 [Variante: durchschnitte]; Lyäus ward da herausgeschnitten. Geßner 2, 150, mit dem Grabstichel etc.: Fleisch aus setnem Leibe heraus-sch. Zinkgräf 2, 93; Brot in Scheibchen hinein-sch. G. 25, 89; [So ähnlich], als ob das Bild an ihr her- untergeschnitten wäre. W. 1, 201 etc. Die armen aufgehangenen Schinken l. L. 3, 70. Nāch- z. B.: Etwas schneidend nachbilden. Fouqué Dr. 136 etc., s. auch [1n]. I. Um-: ringsum be-, ein-sch. etc., z. B. (von Holzschnitten): Die Umrisse um-sch. Zarncke Br. I etc.; Jeglicher .. Strahl umschneidet dir 2 der Gestirne. V. Arat. 97 etc. II.
Ent-: Lōs-:
Um-: schneidend umfallen machen:
Das Getreide, meton.: das ganze Kornfeld (G. 7, 99) um-sch. Unter- tr.: an der untern Seite be-sch. etc.: Das Karnies .. von einem schräg unterschnittenen Balken gebildet. Guhl 1, 12 etc., s. auch Franke Bchdr. 248. Ver-:
1) veraltend zuw. = be-sch. 1, z. B.: Die Haare (Hes. 44, 20, auch Zunz), den Nabel (16, 4, vgl. Nabelschnur) b.; Von dem verschnittenen Haarschädel. Seume Sp. 41; Den verschnittnen Juden. Günther 1088 etc.
2) obrd. st. des Grundw., z. B.: Knöpfle [Klöße] mit dem Messer v. Auerbach D. 2, 451; Sie ist im Garten und verschneidet Bohnen. Gutzkow Liesli 22; Uhland V. 823 etc.
3) Etwas schneidend zustutzen, in eine best. Gestalt schneiden: Stücke Marmor. Diese wurden hier zu Musterstücken verschnitten. G. 23, 164; Ein antiker Rock . . Die Kleider, welche dazu verschnitten (s. 5) werden sollten. 16, 203; Nach Theaterkonventionen.. Natur und Wahrheit zu v. (s. 6). 7, 222; Das V. der Hecken und Bäume .. in allerlei bizarre Formen. Guhl 2, 219; Der Zeug ist schon verschnitten [zugeschnitten, vgl. 6], ich werde einflicken oder recken müssen L. 7, 447 etc.
4) (s. 3) Gegoßne, getriebne Arbeit v., mit dem Grabstichel ausputzen.
5) schneidend ver-, aufbrauchen: Als Einer .. 7 Ellen Tuch zu einem Bruch [Beinkleid] .. „verschnieden“ und verthan. Weidner 9 etc.; ähnl.: Verschnitt sie nicht ihren Kuchen an 2 Bettelstudenten? IP. 6) schneidend verderben, verstümmeln etc., z. B.: Der Rock ist verschnitten [im Zuschnitt verdorben] etc., s. Schnittler, nam. = kastrieren (s. d.), vralt. wie aus-sch. (s. d. 1 und verheilen 2) mit Dat. Ryff Th. 9; 227 etc., gw. tr. Matth. 19, 12; Luther 5, 381a; 299a; Schelling 2, 2, 259; W. Luc. 4, 266 etc., dazu: Ein Verschnittner. 5, 196 etc., s. Eunuch, Hämmling, Kastrat etc. Übrtr.: Einen Autor v., s. be-sch. 6, 38. 7) s. aus-sch. 4. 8) s. 6 und be-sch. 2. 9) [1o] verklatschen, medisieren, intr.: G. 9, 282; tr.: Günther 536. 10) s. ab-sch. 1c. Vōr-:
1) vor Andern, ihnen zum Muster schneiden, z. B. wie vormähen (s. d.). Goltz 3, 165 etc.
2) Speisen v., zer-sch–d vorlegen (s. tranchieren): „Den Truchsessen“ Ich seh ihn immer v. G. 35, 62; Exekution . ., die euer Fleisch den Vögeln unter den Himmel .. vor-sch. soll. 66; Diese Landschmarutzer ..wollen dem Soldaten .. | das Brot vor-sch. und die Rechnung streichen! Sch. 333a. Wég-: Auswüchse (Engel 7, 22), alle Aussichten (G. 9, 383), die Rauhigkeit des Brotes (Kohl J. 1, 254), sich die Zunge (Platen 4, 182) w. etc. Zer-: aus einander, in Stücke schneiden, z. B.: Einen Knoten (s. d. 1; 2) z. G. 16, 289 etc.: Speisen z. [tranchieren]. 3, 14 etc.; Zerschnittne Kleider, aufgeschlitzt, nach frührer Mode, s. Bratenrock und HSachs G. 1, 87 etc.; Schluchten und Thäler, in welche der Abhang zerschnitten ist. Humboldt KlSchr. 1, 78; Der Bach.. zerschnitt das grasige Seethal. V. 2, 116 etc.; Z. ließest du dich um solchen Preis. Droysen A. 3, 150; Der Wurf des leib-z–den Erzes. V. Jl. 4, 511 etc.; Das Herz z–d. Ticck A. 2, 189; Die schrillste und herz-z–dste [Stimme]. Stahr (Nat.–Z. 12, 283) etc.; Andere Jahre .., meist in der Hälfte durch eine Badereise zerschnitten. G. 27, 265; Weil ich die festlich schöne Stunde rasch zerschneide. Sch. 494b etc. Zū-: z. B. s. ab-sch. 1; nam. oft: Etwas paßrecht schneiden, schneidend formen, zunächst Kleidungsstücke etc., dann verallgemeint: Das alte Titanengewand schnitt ich mir nach meinem Wuchse zu. G. 236; Seine Locken in eine hergebrachte (17, 387), seine Philosophie nach keiner der gw. Formen (W. Luc. 3, 233) z.; Etwas ist nach dem und dem Muster (6, 147), nach den gw. (Schütze Hamb. 222), nach einem engen Leisten (Klinger F. 101), ist kurz (L. 12, 267), knapp (Stiling 4, 3) zugeschnitten; Die Natur hatte dich zu einer kleinen Leierspielerin zugeschnitten. W. 27, 313; 12, 30 etc.; Die muselmännische Religion ist so zugeschnitten, daß sie den größten Stolz einpflanzen muß. Zimmermann Nat. 88 etc. Zuw. im adjekt. Partic. Pass. wie gemacht (s. machen 1t) im Ggstz. des Natürlichen: G. 29, 406. Zurück-: nam. (Gärtn.): Üppige Zweige etc. z., auf so und so viel Augen z. [schneidend verkürzen]. Gotthelf U. 2, 226; Landw. Zeit. (55) 513b etc. Zusámmen-: Behufs der Zusammensetzung Etwas zu-sch. G. 17, 168; 23, 305 etc.