schneiden
Um-Schneiden
Schnēīden, schnitt; geschnitten tr.; intr. (haben): Um-: schneidend umfallen machen:
1) (eig.) die Schärfe eines Messers oder ähnlicher Werkzeuge in Etwas eindringen machen, z. B.:
a) (s. schärfen 2) Mit dem Messer, mit der Schere etc. sch., in Etwas sch., Etwas sch.; Etwas in Stücke, in Brocken, entzwei sch.; Etwas zurecht sch.; Eine Feder [zum Schreiben zurecht] sch.; Geschnittner [gerißner, s. d. 2n], ungeschnittner (oder gezogner) Sammt etc.; Einen Streif von Etwas, einen Zipfel vom Rock (1. 24, 5), Trauben [vom Weinstock] sch. 14, 18; Getreide, Korn, Lewatt 176), die Ernte 5, 5) sch., mit der Sichel (s. mähen 1) und so auch bloß: sch. = ernten (s. Schnitter). 2, 9; 25, 24; 126; 125a, übrtr.: Makbeth ist reif zum Sch. und die Mächte | dort oben setzen schon die Sichel an. 576b etc. und so (scherzh.) sch. [verdienen]. 204; 3, 303, s. k und Schnitt 2b etc., vgl.: Es wollte mir heute doch nicht sch. [klecken etc.]. Jer. 2, 265; Ein Stück etc. aus Etwas (heraus-)sch.; Ein Kind aus der Mutter Leib sch. 581a (s. Kaiserschnitt); Dem Hund den Wurm, Tollwurm (s. d.) [aus der Zunge] sch.; [Dem Steinkranken] den Stein [aus der Blase] sch.; Einen Bruch [s. d. 1c] sch., sch–d operieren; Einem Thier die Hoden aus dem Leib sch. oder es sch. 92a), s. kastrieren, aus-, ver-sch. etc.; Aus ganzem Holz 2, 229), aus vollem Zeug sch.; Aus dem Purpur ein Leichentuch sch. 157; Aus fremdem Leder Riemen (s. d. 1), [aus dem Rohr] Pfeifen [s. d. 1f], [aus dem Kork] Pfropfen, [aus dem Holz] Schuhleisten sch. etc.; Stroh zu Häckerling, — Häckerling, Futter sch.; Eine Scheibe Brot (vom Laib) sch.; Brot sch.; ein Butterbrot sch., eine Brotscheibe sch. und mit Butter schmieren etc.; Bretter sch., mit der Säge; Glas sch. (s. u.) mit dem Diamanten, es in vorgezeichneter Richtung springen machend; In Holz sch., s. Holzschnitt und z. B.: Jackson’s holzgeschnittene Blätter. 27, 348 (vgl. holzgeschnitzt. 9, 160), ferner: Die Hauptgeräthschaften des in Holz arbeitenden Bildhauers [Bildschnitzers]. .. Zur Voll- endung (zum Rein-Sch.) dienen kleine .. Eisen. 1, 233; analog (vgl. schleifen): Glas-sch. (s. o.). 2, 170; Stein-sch. 3, 416 (vgl. gravieren), z. B.: Edelstein „schneiten“. 2. 35, 33 etc.; Hoch- und tief-geschnittene Steine. 31, 344; 25, 207; Der schöne in Onyx geschnittene Kamee. 3, 353; Steine, welche sie ungeschnitten in ihren Ringen trugen oder geschnitten zu ihren Siegeln mißbrauchen. 8, 63; Daß sie auf Steine schnitten, wie sie aus der Hand der Natur kamen. 11, 283 etc.; Stempel sch.; Das Schrauben-Sch. .. Schraubengewinde zu verfertigen. 1, 561 etc. —
b) An a (s. d. am Ende) schließt sich als Verallgemeinrung das pass. Partic.: So und so geschnitten sein, solchen Schnitt (s. d. 5), solche Form und Gestalt haben, in Bezug auf Physiognomie und auf den Belauf (s. d. 2) eines Schiffs: Eine fein, eine griechisch, römisch geschnittne Nase; Orientalisch geschnittene Augen. v. Eg. 1, 53 etc.; Ein Schiff mit scharfgeschnittenem Rumpf. GsN. 2, 373 etc., vgl. zur sprchw. Bez. großer Ahnlichkeit: Einem wie aus den Augen 12, 354; N. 59; 12, 3 etc.), aus dem Gesicht E. 131 etc.), aus der Haut 639), aus der großen Fußzehe 3, 199) geschnitten; So ist diese Abart auch euer Sohn nicht mehr, und wär’ er aus eurem Fleische geschnitten. 105a etc. —
c) sch. = sch–d verwunden, z. B.: Einen oder sich beim Barbieren sch.; Jemand oder sich [Dat. oder Acc., s. beißen, Anm. 1, — vgl. f]in die Backe, in die Hand etc. sch., z. B.: Hier schnitt’ ich mir dabei gar in die Hand. 234; Jedem ist, als würd’ ihm mitten | durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. 380 etc.; Wenn ihr mich nicht ins Gesicht schneidet. 3, 59; Schneid’ ich mich in den Arm. 3, 142; 2, 99⁴² etc. —
d) (s. c) übrtr.: Sich sch., gewaltig 29, 286), höllisch Hel. 1, 229) sch. mit Etwas V. 2, 311), sich darin irren so, daß Einem eine unangenehme Enttäuschung bevorsteht. —
e) mit dem zum Sch. dienenden Werkzeug oder scharf Eindringenden als Subj.: Sich beim Nägel-Sch. in Acht nehmen, daß die Schere [man mit der Schere] nicht zu tief, nicht ins Fleisch schneide; Mit seinen Händen grub er .. Der Kiesel schnitt in seine erstarrten Palmen. Leg. 3, 176 etc.; Diese Messer, Scheren, Sicheln, Sensen, Ärte etc. sch. [sind scharf], sch. nicht [sind stumpf]; Sch–de [zum Sch. dienende, mit einer Schneide oder Schärfe versehne] Werkzeuge; Die sch–de [scharfe, spitze] Zacke [des Felsens]. H. 1, 51 etc. —
f) (s. e, c) übrtr., z. B.: Deine Zunge „schneit“ mit Lügen wie ein scharf Schermesser. 52, 4 etc.; Es (s. d. 7) schneidet mir im Leibe, erregt Schmerzen, als ob darin geschnitten würde; Magenkrämpfe .. Ihr Leib-Sch. 4, 125 etc.; Die Luft schnitt kalt und fröstelnd. R. 8, 39; Der Wind schneidet Einem ins Gesicht, dringt scharf und wie verwundend darauf ein etc. und in Bezug auf tief verletzende geistige, seelische Empfindungen: Eine Geschichte, die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet. 186b etc.; Etwas schneidet mir durch das Herz A. 1, 314 etc.), durch die Seele D. 1, 186), in die Seele (17), ins Herz 419b; 514b; 522a; 604b; 635a etc.), vralt.: zu Herzen 3, 562¹⁷); — vereinzelt (s. c): Diese Undankbarkeit schneidet mich durch die Seele. Ph. 1, 121; Mich hat’s ins Herz geschnitten. 2, 140 etc. Bes. ost im adjekt. Partic. Präs.: Wir stehen auf einem scharfen sch–den Punkte des Augenblicks, vielleicht fast auf dem Punkte des sch–den Schwertes. 9, 14); Im sch–den [grellen] Widerspruche mit etc. Tag. 151; Seinen sch–den [scharf absprechenden] Ton. 6, 220; Ein sch–der [greller] Pfiff. 18, 46; Sch–d und bitter geschildert. 22, 148; Mit sch–der [tief verletzender] Gewaltthätigkeit. Ver. 147; Seinen sch–den [scharfen] lebendigen Verstand. 1, 394b; Sch–de [verletzende] Reden. 738b; Sch–d [tief eindringendes] Weh. 1, 163; Sch–des Wasser [Harnstrenge]; Sch–der Nordwind, Frost etc.; Sch–de [grelle] Farben etc. —
g) [Der Vogel] schneidet [fliegt] durch den Äther. 4, 359, ihn im Flug theilend, s. durch-sch. —
h) (s. g) Math.: Zwei grade Linien sch. einander oder sich; Eine grade Linie schneidet eine andre, eine Kurve, geht hindurch (s. Sekante); Bergb.: Gänge sch. [durchsetzen] ein- ander etc. —
i) Billardsp.: Einen Ball sch., ihn mit dem Spielball seitlich treffen. — k) Kartensp.: s. Postmeister und a.: sch. = ernten etc. —
1) Buchdr.: Es schneidet sich, wenn ein Rand des Rähmchens sich auf die Schrift legt, so daß diese beim Abdruck nicht erscheint, s. Kat. 115. — m) Weinhändl.: Den Wein sch., ver-sch., mit Wasser oder schlechterm Wein vermischen. — n) in Bezug auf das Verziehn des Gesichts (vgl. Posse 1 etc.): Gesichter (s. d., z. B. wortspielend m. silhouettieren. Fr. 114), ein Bocks- Sp. 316), Jammer- 10, 15) Gesicht etc.; Grimassen Bl. 1, 151; Luc. 6, 219); Fratzen Verm. 1, 32); Faxen 23, 384); eine gleichgültige R. 1, 31), ironische (169) Miene; eine Physiognomie wie Schafe beim Gewitter N. 3, 46) sch. etc.; analog auch: Eine Kapriole R. 203), Kratzfüße Leg. 2, 154), einen Knicks (TrR. 1, 3) sch., machen; Einer Dame Komplimente sch. [vgl. drechseln], die Kour sch. etc., s. auch: Projekten- 36, 301), Ränke- Bl. 2, 231) Schneider. — o) (vralt.) reden (was nicht wahr ist, s. f. das erste Bsp.): Böses und Erdichtes geschnitten und geplaudert. Lthr. 65b; Da man von großem Friede sch. wollte. 101a, s. auf-, ver-sch. 9. —
2) Dazu:
a) Schneider, s. u. —
b) Schneidung, gw. nur von Zsstzg. (s. d.), sonst meist: das Sch. oder Schnitt (s. d.), doch z. B. = Schnitt oder Belauf (s. d. 2) eines Schiffs etc.
Anm. Goth. sneithan, ahd. snidan, mhd. snîden, daneben schneiten (z. B. s. 1a etc.), ahd. sneitōn, mhd. sneiten, s. 3, 484; 497, vgl. schneideln, schneiteln etc. Dazu Schneide, ahd. snida, mhd. snide etc.; Schnitt, ahd., mhd. snit; Schnitter, ahd. snitâri, mhd. snitare; schnitzen, ahd. snitzan, mhd. snitzen etc.
Zsstzg., s. Schm., z. B.: Áb-:
1) tr.:
a) durch Schneiden ab-, nachbilden: Ein Haubenmuster, die Haube a. —
b) Einen Aufgehängten a., vom Strick; Die Nägel a., von den Fingern; die Locken, Haare, vom Kopf, auch nur: sie kürzen; Ein Stück von Etwas a., z. B.: Käsefrau, die .. ein Stückchen nach dem andern ab- und zuschnitt, bis die Käuferin ihr Gewicht hatte. 9, 379 etc.; Unausheilbaren Schaden | müsse der Stahl a. [weg-sch., aus-sch.], daß nicht mitkranke Gesundes. Ov. 1, 17 etc.; weidm. vom Biber = Stämme abnagen. Br. 235 etc. —
c) Einem Etwas a., z. B. eig.: Nase und Ohren; die Gurgel, Kehle, zunächst von geschlachtetem Geflügel und so auch metonym.: Küchenmädchen, das einige Tauben abgeschnitten. 17, 273 etc.; Einem den Koffer a., vom Wagen; Einem den Beutel a., verallgemeint = entwenden (s. Beutelschneider); Daß ich die meisten ihrer festlichen Börsen abschnitt. Winterm. 4, 3; bildl.:Einem die Ehre (s. Ehrenkleid), den guten Leumund Pr. 1, 129) a., durch üble Nachrede nehmen etc. und nam.: durch ein zwischengeschobnes Hindernis Einem Etwas entziehn, nehmen (s. g), z. B.: Dem Feind etc. die Zufuhr; alle Hilfe von Böhmen aus 947a), jeden Zufluß von Seeland aus (865b) a.; Daß der Wall .. allen Beistand von der Schelde her abschnitt. 877a; Einem Soll 3, 114), der Verleumdung 4, 76) den Weg a.; Anmerkungen, die allem eignen Räsonnement den Weg abschnitten. 11, 525; Einem den Ausweg 33, 23); alle Ausflucht (HB. 1, 261); alle Mittel 21, 150); die Möglichkeit einer Entdeckung (32, 175), der Vertheidigung Luc. 6, 105); den sichern Rückzug R. 5, 69), die Wittrung, den Wind Sch. 289), das Wort im Munde 28, 376) a. etc. (vgl. mund- artl.: Dem .. wird endlich aller Paß verschnitten. 440). —
d) Etwas a., entfernen, beseitigen, z. B.: Ein Richtweg, der eine große Krümmung, einen Winkel abschneidet; Keine genaue, alle Zweideutigkeit a–de Kunde. gK. 187 etc. —
e) in schroffer Weise ein Ende machen: Das Gespräch a. Pfl. 2, 24; Er sieht .. sein Hoffen, sein Bemühn | so kurz und bündig abgeschnitten. 6, 167 etc.; Punktum! Abgeschnitten! 3, 209; Nun ist Das hin! abgeschnitten mit einem Scherenschnitt. R. 8, 363 etc.; (Bergb.) Quarz und Hornstein sind abgeschnitten. 23, 343. —
f) Etwas scharf abgrenzen: Der Rock wird so angegürtet, daß er die Taille abschneidet. 23, 45; Alle Besitzungen mit grünen Zäunen abgeschnitten. 14, 186; Der Zaun, der den Grasplatz von dem Park abschnitt. 5, 205 etc. —
g) isolierend trennen: Truppen etc. a. von dem Hauptheer, von einem Platz, Land, Fluß etc. 26, 172; 381a; 948a; 973b; 992a etc.); Er fand sich abgeschnitten von aller Aussicht (s. c). 14, 121; 215; Desto abgeschnittener fühlte er sich von aller Gesellschaft. 17, 368; 318; 21, 216; Abgeschnitten, herausgerissen aus dem Zusammenhang der Dinge. 1003a etc. —
h) (s. g) Abgeschnittene Schreib- art. Lev. 704 etc., ohne die gehörige Verbindung etc. —
i) s. an-sch. 2. —
2) refl., z. B.:
a) zu 1e: Viele Mißreden schneiden sich dadurch ab. T. 2, 268 etc., bes. (Bergb.): Der Gang hat sich abgeschnitten. 364b; Daß sich oft das Erz verdrückt oder gar abschneidt. Sar. 37b etc. —
b) zu 1f: Mit keinem Jahrhundert schneiden sich die Begebenheiten rein ab. 39, 88; Diese Tracht schnitt sich mit den Ständen scharf ab. 21, 188 etc. und bes. oft: in oder wie in einem Tableau sich scharf abheben (s. d. 2). 14, 238; 25, 240; R. 1, 14; 8, 120 etc., s. Abschnitt 7. —
3) intr.:
a) = 2b: Die scharfen Linien schnitten gegen die Spiegelfläche des Wassers ab. H. 1, 1, 234etc. —
b) mund- artl.: Schlecht a. [fahren, wegkommen] bei einem Geschäft. Lammf. 1, 318. —
4) Dazu:
a) nam. zu 1g: Abgeschnittenheit [Jsoliertheit]. 15, 272; Sch. 1, 203; 1, 196 etc., auch (1h): — des Stils etc. —
b) Abschneidung. —
c) Abschneider (s. u.). —
Án-: 1) das Erste von Etwas ab-sch., mit Schneiden beginnen: Das Brot 9, 2, 89), sein Nachtessen R. 1, 159) a.; Das Korn M. 1, 350), den Gerstenacker D. 4, 328) a., mit der Ernte beginnen etc.: Das unangeschnittene Linnen. Ph. 3, 227. —
a) Bildl. (vgl. fiedeln): Schneidt an die süßen Geigen! [beginnt das Geigenspiel]. 2, 285³). —
b) weidm. von der Untugend des Hundes, welcher das Wildbrett anfrisst. Br. 237, Th. 423; 1, 197 etc. —
2) Etwas (auf dem Kerbholz — s. d. —) a., anrechnen, zur Verrechnung vermerken etc. (55) 230b etc., so auch: auf-sch., Ggstz. ab-sch., abrechnen: Unser Anschneidhaus, darin man etwan [ehmals] die Rechnung auf ein .. Kerbholz angeschnitten, behält den .. Namen, ob man schon nun die Rechnung .. aufschreibet. Sar. 149b. —
3) Etwas schneidend anfügen: An dem andern Ende der Spindel ist ein Schraubengewinde angeschnitten. 3, 236 etc. —
4) (vralt.) Hat sie mir schöne Schuh, Kleider und Stiefel angeschnitten. 65a; 75a; Lthr. 207a; G. 1, 19 etc., anmessend ab-sch. und fertigen, s. be-sch. 3; Schneider. — Āūf-:
1) s. an-sch. 2. —
2) durch Schneiden öffnen: Die Bande, das Band, den Knoten a. etc.; Ein aufgeschnittnes [aufgeschlitztes] Wams, die Tracht der alten Zeit. 248 etc.; Die Blätter des Buchs, das Buch a.; Den Hunden den Bauch a. 4, 361²⁸etc.; Ein Huhn, ein Ferkel a. 17, 97), für die Küche vorbereitend; Das Brot a. [an-sch.]. 2, 14 (s. Aufschnitt), aber auch: Eine Wurst a. [in Scheiben auf den Teller etc.]. N. 2, 110. —
3) s. [1o] und Messer 1b: übertreibend lügen, prahlen, renommieren. 10, 26; Daß sie von den Wundern seines Orakels nicht genug a. konnten. Luc. 3, 198 etc., s. Aufschneider etc. — Āūs-:
1) heraus-sch.: Einem die Zunge „ausschneiten“. 2. 7, 4; Todte Pferde .., abgedeckt; die fleischigen Theile sogar ausgeschnitten. 25, 108; Beim A. des Honigs. W. 6 etc.; Der Fluß . . schneidet mir von meinem besten Lande | ein Stück aus, einen großen halben Mond. Heinr. IV. 1, 3, 1 etc.; Einem, einem Thier die Hoden a., s. Niere 2 und vralt. mit Weglassung des Obj.: Man schneidet den Säuen aus .. und wenn sie verschnitten sind. 86 etc., s. kastrieren und 2. —
2) meton. zu 1: Abgedeckte und frisch ausgeschnittene Pferde. 25, 114; Die Bäume a. [ihnen die überflüssigen Zweige a.]. K. 1, 254 oder ausschneiteln; Ein Kalb a. [kastrieren]. Einen Ausgeschnittenen [Eunuch]. A. 1, 201; Tief ausgeschnittne Kleider, Kragen (vrsch. 3), die die Brust zum großen Theil frei lassen etc. —
3) durch Schneiden in best. Gestalt formen: Puppen, Figuren in Papier a.; Einen Kragen a., auszacken, languettieren (vrsch. 2) etc.; Der zu einem Thier oder Menschen zierlich ausgeschnittene Gartenbaum. 17, 51 etc.; übrtr.: Sie sind dazu recht ausgeschnitten [geschaffen etc.]. 36, 298. —
4) für den Detailverkauf vereinzelnd (s. d. 1) zer-sch., eig. und übrtr.: Der Krämer schneidet aus [Kleider], der Schneider näht. 12, 60, vgl. vralt.: Gewand, Tuch etc. hin-, ver-sch. Der Lederhändler schneidet Sohlen, Schäfte, Vorschuhe aus etc.; Vermäkelungen, worin Talleyrand und Maret des Vaterlandes Los und Lose ausschnitten und ausfeilschten. E. 87; Das 100jährige Jubiläum in vier 25jährige Jubelfeste ausgeschnitten. Fat. 2, 207 etc. — Be-:
1) Etwas a., das Überflüssige oder für überflüssig (unnöthig) Angesehne davon ab-sch., z. B. eig.: Jemandes Vorhaut (s. d.) oder ihn b.; Die Be- schneidung; Die Juden (s. d.) sowohl als ihre unbeschnittenen Herren Kollegen. Br. 1, 513 etc.; Ein Buch, einen Brief 3, 7) b.; Etwas mit der Holzschere (s. d.) b.; Die Nägel (5. 21, 12; Sab. 335), das Haar b., stutzen; Die wuchernden Triebe der Bäume etc., die Bäume, Gärten 31, 18), den Weinberg (3. 25, 3; 1, 439); den Honig der Bienenstöcke, die Bienenstöcke, die Bienen; den Rand der Dukaten, die Dukaten b. etc.; übrtr. z. B.: Einem die Flügel (s. d. 1) b. 2, 303; R. 1, 58; Reis. 4, 289 etc.; Daß die Regeln seine [des Genies] wollüstigen Auswüchse zwar b., aber nicht hemmen sollen. 5, 357; Wo ein Autor wie Lucian .. beschnitten (nicht verschnitten) werden muß. Luc. 6, 38 etc.; Doch beschneidest du, geldhungriger Barbar, | die Hand voll sauren Brots, die wohl verdienet war. 254; Auch diese Befugniß ist uns .. erschwert und beschnitten worden. 19, 165, beschränkt; Dort Alles lockrer, hier beschnittener. . . Das Gesicht ist beschnittener, angezogener. 22, 385), vgl.: Die unbeschnittene, uneckige Nase. 382 etc. —
2) Den Wein b., ver-sch., mit schlechten Zusätzen verfälschen, vgl. schmieren. 1f. —
3) (vralt.) bekleiden, s. an-sch. 4; 3, 485; V. 428 etc. — I. Durch- tr. (s. II): 1) [1c] Sie wollen .. diesen Hals .. mit dem Beil d. 430a; Blume, vom Pflugschar durchschnitten. 1, 318; Bald wird der Faden seines Lebens durchschnitten sein. 28, 229 etc.; Mit durchschnittenem Herzen. 4, 252; Rost. 112b; Hier darf Schmerz die Seele nicht d. 73a etc. — 2) [1g; h] mitten hindurch gehn etc.; z. B.:
a) Aus einer solchen das Bild d–den horizontalen Lage der Mutter. 31, 291; Berge, von Thälern durchschnitten. 20, 155; KlSchr. 1, 100; Eine zusammenhängende Linie, welche von der Schelde durchschnitten wurde. 875b; Ein Land, | mit Bächen überall durchschnitten. 20, 36; Wie alle diese Strahlen .. ein- ander d. und durchkreuzen. 29, 148 etc. Dazu: Des thaldurchschnittenen Ida. 236b; Seine [des Landes] innere Durchschnittenheit. Ph. 3, 43. —
b) Das Schiff oder der Schiffende durchschneidet die Fluth etc.; 20, 143 etc.; Des Schiffes Flut-D. Son. 160 etc.; Flüsse durchritt ich | und Thäler durchschnitt ich | nach Labsalen jach. Mak. 1, 98 etc.; Der Mann grüßte uns, die er d. mußte, um zur Thüre zu gelangen. 23, 385; Das Labyrinth der Sonnen und Planeten | durchschneidet eure Bahn. 2, 286; Der durchschnittne Wind. r e 6, 256 etc. — II. Dúrch-: 1) tr. = I: z. B. (I 1): Meine Bande durch-zu-sch. 20, 269 etc.; Mit diesen Worten schnitt ich die Ceremonien durch. 29, 88; Alle diese Vhe auf einmal durch-zu-sch. 22, 266 etc.; (I 2) O schnitten wir mit gleichem Fluge | die Lüfte durch. 1, 98 etc. — 2) refl.: schneidend sich hindurchbringen: Bis sie sich durchgerissen oder durchgeschnitten. 20, 243 etc.; bes. weidm.: sich durchs Fangzeug beißen, nam. vom Wolf. Br. 247 etc. —
Eīn-: 1) tr.:
a) Etwas e., einen Schnitt darein machen: Rohr ein-zu-sch. 10, 278 etc. —
b) Etwas durch Schneiden in Etwas hineinbringen: Buchstaben, Figuren etc. e., vgl. eingravieren, z. B. 2, 316³8; Thal, das der Fluß einschneidet. 40, 189 etc.; Schießscharten e., in den Wall; Den Boden e., in ein Faß den paßrecht geschnittnen einfügen (s. Kimme): Die Sohlen e. (annähen etc.). Ferner (Kochk.) Brot e., in die Suppe; meton.: Die Suppe e.; Eingeschnittner Braten, zerschnitten in eine Brühe gethan etc. —
c) Getreide etc. e., einernten. 3. 23, 22 etc.; auch o. Obj. 3, 757²⁰ etc. —
2) intr., s. 1c; ferner: schneidend oder wie schneidend eindringen: Jemand —, die Fessel schneidet ins Fleisch ein etc.; In jene Berge schneiden viele Thäler ein. A. 2, 196 etc.; Noch viel tiefer sollten die Veränderungen in mein Leben e. gH. 1, 302; Von e–der Wirkung. Bl. 1, 191 etc.; Die vielen melodischen Drucker, welche in der Polonaise herrschen und immer mitten ins Metrum e. 1, 308 etc. —
3) refl.:
a) = Pass. von 1a: Daß der Rand der Blätter sich einschneidet und trennt. 36, 129. —
b) = 2: Die Fessel schneidet sich ins Fleisch ein. —
c) von Schnittwaren: sich einmessen (s. d. 2). —
d) (Kriegsk.) sich bloß durch eine aufgeworfne Brustwehr vor dem feindl. Geschütz decken. — schneidend entnehmen: Noch im Gebären | mir Posthumus entschnitten ward. Cymb. 5, 4; Die Zung’ .. entschnitt [a. Les- art: zerschnitt] das gewaltige Erz ihm. Jl. 5, 292 etc. — Fórt-. — Hín- etc.: s. aus-sch. 4, ferner z. B.: Solche Brocken von der ersten besten Leichenpredigt herab- zu-sch. 34, 33; Ob die Furch’ [pflügend] in einem Zug’ ich hinabschnitt. Od. 18, 375 [Variante: durchschnitte]; Lyäus ward da herausgeschnitten. 2, 150, mit dem Grabstichel etc.: Fleisch aus setnem Leibe heraus-sch. 2, 93; Brot in Scheibchen hinein-sch. 25, 89; [So ähnlich], als ob das Bild an ihr her- untergeschnitten wäre. 1, 201 etc. — Die armen aufgehangenen Schinken l. 3, 70. — Nāch- z. B.: Etwas schneidend nachbilden. Dr. 136 etc., s. auch [1n]. — I. Um-: ringsum be-, ein-sch. etc., z. B. (von Holzschnitten): Die Umrisse um-sch. Br. I etc.; Jeglicher .. Strahl umschneidet dir 2 der Gestirne. Arat. 97 etc. — II.
Ent-: Lōs-: Das Getreide, — meton.: das ganze Kornfeld 7, 99) um-sch. — Unter- tr.: an der untern Seite be-sch. etc.: Das Karnies .. von einem schräg unterschnittenen Balken gebildet. 1, 12 etc., s. auch Bchdr. 248. — Ver-:
1) veraltend zuw. = be-sch. 1, z. B.: Die Haare 44, 20, auch den Nabel (16, 4, vgl. Nabelschnur) b.; Von dem verschnittenen Haarschädel. Sp. 41; Den verschnittnen Juden. 1088 etc. —
2) obrd. st. des Grundw., z. B.: Knöpfle [Klöße] mit dem Messer v. D. 2, 451; Sie ist im Garten und verschneidet Bohnen. Liesli 22; V. 823 etc. —
3) Etwas schneidend zustutzen, in eine best. Gestalt schneiden: Stücke Marmor. Diese wurden hier zu Musterstücken verschnitten. 23, 164; Ein antiker Rock . . Die Kleider, welche dazu verschnitten (s. 5) werden sollten. 16, 203; Nach Theaterkonventionen.. Natur und Wahrheit zu v. (s. 6). 7, 222; Das V. der Hecken und Bäume .. in allerlei bizarre Formen. 2, 219; Der Zeug ist schon verschnitten [zugeschnitten, vgl. 6], ich werde einflicken oder recken müssen 7, 447 etc. —
4) (s. 3) Gegoßne, getriebne Arbeit v., mit dem Grabstichel ausputzen. —
5) schneidend ver-, aufbrauchen: Als Einer .. 7 Ellen Tuch zu einem Bruch [Beinkleid] .. „verschnieden“ und verthan. 9 etc.; ähnl.: Verschnitt sie nicht ihren Kuchen an 2 Bettelstudenten? — 6) schneidend verderben, verstümmeln etc., z. B.: Der Rock ist verschnitten [im Zuschnitt verdorben] etc., s. Schnittler, — nam. = kastrieren (s. d.), vralt. wie aus-sch. (s. d. 1 und verheilen 2) mit Dat. Th. 9; 227 etc., gw. tr. 19, 12; 5, 381a; 299a; 2, 2, 259; Luc. 4, 266 etc., dazu: Ein Verschnittner. 5, 196 etc., s. Eunuch, Hämmling, Kastrat etc. Übrtr.: Einen Autor v., s. be-sch. 6, 38. — 7) s. aus-sch. 4. — 8) s. 6 und be-sch. 2. — 9) [1o] verklatschen, medisieren, intr.: 9, 282; tr.: 536. — 10) s. ab-sch. 1c. — Vōr-:
1) vor Andern, ihnen zum Muster schneiden, z. B. wie vormähen (s. d.). 3, 165 etc. —
2) Speisen v., zer-sch–d vorlegen (s. tranchieren): „Den Truchsessen“ Ich seh ihn immer v. 35, 62; Exekution . ., die euer Fleisch den Vögeln unter den Himmel .. vor-sch. soll. 66; Diese Landschmarutzer ..wollen dem Soldaten .. | das Brot vor-sch. und die Rechnung streichen! 333a. — Wég-: Auswüchse 7, 22), alle Aussichten 9, 383), die Rauhigkeit des Brotes J. 1, 254), sich die Zunge 4, 182) w. etc. — Zer-: aus einander, in Stücke schneiden, z. B.: Einen Knoten (s. d. 1; 2) z. 16, 289 etc.: Speisen z. [tranchieren]. 3, 14 etc.; Zerschnittne Kleider, aufgeschlitzt, nach frührer Mode, s. Bratenrock und G. 1, 87 etc.; Schluchten und Thäler, in welche der Abhang zerschnitten ist. KlSchr. 1, 78; Der Bach.. zerschnitt das grasige Seethal. 2, 116 etc.; Z. ließest du dich um solchen Preis. A. 3, 150; Der Wurf des leib-z–den Erzes. Jl. 4, 511 etc.; Das Herz z–d. A. 2, 189; Die schrillste und herz-z–dste [Stimme]. 12, 283) etc.; Andere Jahre .., meist in der Hälfte durch eine Badereise zerschnitten. 27, 265; Weil ich die festlich schöne Stunde rasch zerschneide. 494b etc. — Zū-: z. B. s. ab-sch. 1; nam. oft: Etwas paßrecht schneiden, schneidend formen, zunächst Kleidungsstücke etc., dann verallgemeint: Das alte Titanengewand schnitt ich mir nach meinem Wuchse zu. 236; Seine Locken in eine hergebrachte (17, 387), seine Philosophie nach keiner der gw. Formen Luc. 3, 233) z.; Etwas ist nach dem und dem Muster (6, 147), nach den gw. Hamb. 222), nach einem engen Leisten F. 101), ist kurz 12, 267), knapp 4, 3) zugeschnitten; Die Natur hatte dich zu einer kleinen Leierspielerin zugeschnitten. 27, 313; 12, 30 etc.; Die muselmännische Religion ist so zugeschnitten, daß sie den größten Stolz einpflanzen muß. Nat. 88 etc. Zuw. im adjekt. Partic. Pass. wie gemacht (s. machen 1t) im Ggstz. des Natürlichen: 29, 406. — Zurück-: nam. (Gärtn.): Üppige Zweige etc. z., auf so und so viel Augen z. [schneidend verkürzen]. U. 2, 226; (55) 513b etc. — Zusámmen-: Behufs der Zusammensetzung Etwas zu-sch. 17, 168; 23, 305 etc.
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