Faksimile 0143 | Seite 965
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Schlummen Schlummer schlummerhaft ~rig ~erig schlummern
Schlúmm~en: s. schlummern. ~er, m., –s; uv.; -:
1) Schlaf (s. d. und die Bsp. dort):
a) gw.: leiser oder Halb-Schlaf, aus dem man leicht erwacht: Leiser, leichter, sanfter, süßer, erquickender Sch.; Keinen festen Schlaf, nur einen unruhigen Sch. finden. Engel 12, 274 etc.
b) doch findet sich auch: Fester (Freiligrath Ven. 59), tiefer (W. Luc. 1, 60), bleierner (Eschenburg Sh. 554; Kom- pert Pfl. 2, 254; Schwab 249, s. c) Sch.; Wo ich den eisernen Sch. [des Todes] schlafe. Hölty 83; Nimmer erweckt ihn der fröhliche Reigen, | denn der Sch. der Todten ist schwer. Sch. 507a etc.
c) auch: Nachdem soviele durch den Despotismus eingeschläferte Kräfte aus ihrem langen Sch. wieder aufgewacht. Görres Ver. 80; Sch. der Sinne. W. 16, 85 etc. d) personif. = Sch.-Gott. Creuz 1, 254 etc. c) seltne Mz.: Wo die Sch. nie dem Neid der Sorgen weichen. W. 25, 195; vrkl.: Hatte mich ein kleines Sch–chen angewandelt. Heinse Petr. 1, 67. f) Zsstzg. (s. die von Schlaf), z. B.: Es lebt . ., was tief | Auf- erstehungs-Sch. schlief. Hungari 1, 68; Halb- Sch.; Wo .. Friedrich im Löwen- Sch. ruht. Willamov Athen. 7; Mittags-Sch. Hölderlin H. 2, 76; Er war aus dem Noth-Sch. [gewaltsam erzwungnen] glühend aufgefahren. IP.; Seelen-Sch. Thümmel 2, 188; Todes-Sch. H. Ph. 3, 277; Kl. M. 10, 36 etc. 2) Schlaf-, Nachttrunk. Rückert Mak. 2, 23; Willkomm Bann 2, 117.
~erhaft, a.:
schlummerähnlich: Sch–e Bewusstlosigkeit. LDiefenbach N. 1, 266.
~(e)rig~(e)rig, a.:
schläfrig: Sch. sein. Heine Rom. 201; Mit sch–en Augen. Luther 1, 100a etc.
~ern: 1) intr. (haben):
in Schlummer liegen (s. schlafen): Jes. 5, 27 etc.; Der Hüter Israel schläft, noch „schlümmet“ nicht. Ps. 121, 4; Ihre Augen sch. Matth. 13, 15; Spr. 6, 4; Ich will .. nicht lassen .. meine Augenlieder „schlummen“. Ps. 132, 4; Sie sch. mit ihren Augen. Ap. 28, 27; Was mir in meiner Ahnung geschlummert, wurde mir zur wachen Anschauung. Ense D. 2, 168; Ich schlief nicht, ich wachte nicht, ich schlummerte. G. 15, 277; 13, 364; 22, 210 etc.; Schlummre, wie im stillen Heiligthume, | hingesäetes Gebein. Hölty 190; Kosegarten Po. 1, 65; Stahr Jt. 1, 216; Tieck A. 2, 23 etc.
a) mit Accus. der Zeitdauer: Zwei Stunden; die Nacht sch. etc., zuw. tr.: So hätt’ ich nun vielleicht die Todesnacht | verschlummert. .. Nun muß ich noch sie sch. Göckingk Lieb. 140 etc.; Todesschlummer, bald wird dich mein Leib dort sch. Kl. M. 10, 36 etc.
b) tr. (mit Angabe der Wirkung): Daß ich mich ins Gras legte und mir .. eine fliegende Gicht in den Leib schlummerte [sch–d zuzog], die etc. W. Merck 1, 290 etc. 2) Mich schlummert [schläfert]. 3) dazu: Schlummerer (s. Abenteurer, Anm.). Zsstzg. vgl. die v. schlafen, z. B.: Āūs-. Die Nacht d. Kosegarten Po. 1, 283; V. Il. 2, 24; Od. 5, 154 etc.
Durch-: Eīn-:
1) intr. (sein): Als der Streit .. nicht sowohl beigelegt als eingeschlummert war. L. 10, 124; W. 27, 313 etc.
2) tr.: s. einschläfern: Den ich mit kahlem Geschwätze einschlummer. Klinger 1, 239; Die Nacht .. schlummerte den Erdkreis ein. Lichtwer 119 etc. Ent-: intr. (sein): 1) ein-sch.: Er „entschlummet“, ward ohnmächtig und starb. Richt. 4, 21; Wann überlange Nächte | e. mich du weißt wohl was? nicht lässt. B. 55b; G. 1, 197; Ein hohes Loblied, | .. [vor] dem alle Töne | sanft e. in heilig Schweigen. H. 16, 120; Hölderlin H. 2, 74; Einige werden e. [ohne Todeskampf verscheiden, s. hinauf-, hin- über-sch.], es werden Einige sterben, | Einige .. des Todes sterben. Kl. M. 10, 53; W. 5, 120 etc. 2) (ugw.) sich vom Schlummer freimachen, erwachen. Baggesen 2, 134. Fórt-: fortfahren zu schlummern. L. 8, 275; W. 11, 254. Hín- etc.: G. 14, 66; Das letzte H. [Tod]. 27, 458 etc.; Ihr sterbt nicht, ihr schlummert | nur zu dem Gottversöhner hinauf. Kl. M. 8, 599 etc.; Hin- über-sch. (Prutz Mus. 1, 299; HVoß JP. 73 etc.), ins Grab (Musäus M. 3, 134), ins Jenseits etc. Nīēder-: schlummernd niedersinken. Kosegarten Po. 1, 48; Rh. 3, 258. Ver-: tr.: 1) Eine Zeit (Göckingk Lieb. 140; W. 20, 285) v., schlummernd verbringen. 2) Etwas v., durch Schlummern versäumen, verabsäumen, darum kommen: Unsern Menschenwerth nicht in allzuträger Sicherheit zu v. Klinger F. 247; Einholen zu wollen, was sie .. verschlummert. Sealssield Leg. 2, 108. Zū-: Schlummre sanft dem Himmel zu! WhMüller 1, LXII, s. hinüber-sch. Zurück-: schlummernd zurücksinken: In Gottsched’sche Natürlichkeit . . z. V. (Jen. Lit.-Z. 1804) 1, 187.
Anm. Schlummern, mitteld. slumme(r)n, vgl. altnord. sluma, schweigen; den Muth sinken lassen, s. Schm. 3, 449.