Faksimile 0142 | Seite 964
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Schluck Schlucken Schlucker Schluckerei Schluckern Schlucksen Schluder Schluf Schluff Schlüffel Schluft Schlug
Schlúck, m., –(e)s; –e, Schlücke; Schlückchen, lein; -:
1) der Zug eines Schluckenden: Tranken ihr Glas fast in einem Sch. aus. Pestalozzi 4, 56 etc.; Es braucht nur einen Sch. | und einen Druck, | so ist ein Mann gespeist [vom Löwen]. W. 11, 67; Etwas Sch. und Druck verschlingen. Hebel 8, 108 etc.; Kein Rausch .., aber immerfort kleine Schlücke (s. 2). Ense T. 6, 400; Darauf er’s in geschwinden Taubenschlücken in seinen . . Bierstiefel schütt. Fischart B. 174a etc. 2) (s. 1) soviel man auf einmal von einer Flüssigkeit herunterschluckt (vgl. Bissen, von Speisen): Wer nur einen Sch. des Wassers in sich zieht. Nicolai 6, 79; Ein Sch. bittrer Magenessenz. Engel 1, 361 etc.; bes. oft von geistigen Getränken auch o. Nennung des bekannten, so nordd. nam. = Schnaps (s. Grube 3, 110; Kosegarten Po. 2, 382 etc.): Einen Sch. Branntwein (G. 8, 209a; Sch. 1004a), Bier etc.; Bairisch Bier ein guter Sch. Uhland 397 etc.; Ein Sch. darauf wird schmecken. Cham. 3, 191; Noch einen Sch.! [Wein]. G. 9, 35; Einen Sch. vom Trank der edlen Trauben. Lenau A. 149; Mit gutem Sch. und guten Brocken [mit Trank und Speis]. Sch. 320a; Ein Sch. über den Durst. V. Sh. 2, 295 etc.; übrtr.: Hast dich nach einem Sch–e Landluft gesehnt. .. Unausgesetzte Sch–e Landluft. MScott Fr. i. W. 1, 21. Mz.: Trank Sch–e aus Anton’s Reiseflasche. Freytag Soll 2, 35; Kosegarten Rh. 2, 62 etc.; Mir 4 Schlücke eines aus Rhabarber .. gebraueten Getränkes eingegeben. 3, 199 etc., auch (s. Glas 2f) als Maß uv.: Zwei Sch. trinken; Mit einem [ein] paar Sch. bittern Seewassers davon gekommen. Zschokke N. 13, 148 etc. Vrkl.: Nach der Mahlzeit bringt er ein Schlückchen. G. 5, 138; Sch. 133a; Ein Schlückchen Tobacksöl. V. 2, 142 etc. 3) (mundartl.) = Schlund. Campe.
~en, I. m., –s; 0:
s. schluchzen 1a (vgl. II 2). II. tr., intr. (haben) und mit Angabe der Wirkung refl.:
1) schlinden (s. d.), schlingen (s. d. 1 und Zsstzg.):
a) eig.: Etwas mittels Muskelthätigkeit durch den Schlund in den Magen bringen und: die dazu nöthige Muskelbewegung machen (s. 2). Oken 4, 243 etc.; Nicht sch. können; Er gähnet und schluckt nach Rabenart. Rollenhagen Fr. 352 etc.; [Der Behemoth] schluckt in sich den Strom. Hiob 40, 18; Er hatte viel Wasser geschluckt. G. 28, 224; Die Deutschen haben so wenig Lust davon [von dem Wasser] zu sch. [ertrinkend]. 215; Köstliche Speisen zu sch. 29, 245. Wider Willen schluckt’ ich das Zeug lden Honig]. 5, 136; Sich voll sch. etc.; Dich hat er angesehen, als ob er dich sch. [vor Liebe fressen, s. d.] wollte. Gonhelf Sch. 118 etc. Vgl.: Als Charybdis das Wasser an sich zog und schlickte (s. b). Schaidenreißer 52b [12, 240] etc.; Eine Bowle Punsch .. | haben sie bereits geschlückert. Heine Rom. 52 etc.
b) übrtr., z. B.: Die Einnahme (Alexis H. 2, 1, 141), den Gewinn (Glaßbrenner Verk. 8) sch.; Die Richter sollen Nichts sch. . ., sie können keine Sporteln verlangen. W. Luc. 6, 209 etc., vgl.: Der mein Vermögen niederschlug und schluckte, | bis Nichts mehr blieb zu schlecken und zu schlicken. Rückert Mak. 2, 174; ferner z. B.: Er schluckte an seinem Schmerz. Alexis H. 1, 1, 247, kämpfte, den ausbrechenden zu bewältigen und niederzuhalten (s. nieder-, ver-sch.) etc. und zuw. mit unpers. (mehr oder minder personif.) Subj.: Nachdem er [der Bober] bei Hirschberg den Zacken in sich geschluckt. Opitz (Wackern. 3, 644³) etc., s. ver-sch. etc.
2) (s. 1) zuw. = schluchzen (s. d. 1; 1a und Zsstzg.), z. B. wortspielend mit 1: Manch armen Schlucker sah ich und hört’ ihn sch. [, den Sch. haben“] auch, | der doch bei seinem Sch. blieb hungrig etc. Rückert Mak. 2, 163 etc. Zsstzg., selten zu 2, gw. zu 1, s. die von schlingen, z. B.: An-: Daß er den warmen Strahl der Sonne angeschluckt, wie ein Schwamm. Möricke N. 152, gw. ein-sch. Aūf-:
1) Etwas begierig a.
2) [2] Dazu: Der Schluckauf (s. Schluchzen 1a). Āūs-:
1) schluckend leeren: Das Gläschen a. Günther 797 (s. ausglucken).
2) (vralt.) als Ggstz. zu einsch.: durch den Schlund von sich geben. Gryphius 1, 508. Eīn-:
1) mit pers. Subj.:
a) eig. Ense T. 1, 173; Nicolai 4, 35; Rachel 6, 549 etc.; Weil du [Kyklop] die Gäste .. | eingeschluckt [,gierig verschlangst“. Wiedasch]. V. Od. 9, 479 etc.
b) übrtr. (s. a): Eine Pille (s. d. 1a); etwas Unangenehmes; Verdruß; Anzüglichkeiten; lästige Albernheiten (CFBahrdt 3, 167) e. (oder hinunter-, nieder-, ver-sch.) müssen, ruhig hinnehmen, sich gefallen lassen.
c) Ich hab die Thränen eingeschluckt. Tieck 2, 193, verbissen (s. d.), ebenso: herunter-, nieder-, versch. 2) mit unpers. Subj.: Der Schlund, Abgrund etc. schluckt Etwas oder Einen ein; So schlucken | uns die Gräber hurtig ein. Göckingk 2, 2, 56; Das Wasser .. stürzt sich .. in Felsritzen, wo es eingeschluckt wird. G. 14, 181; Den schluckt das Meer ein. H. 11, 6; Fort ist er .. Als ob die Erd’ ihn eingeschluckt. Sch. 368b etc. weg-sch. Hêr- etc.: eig. und übrtr. (vgl. ein-sch.): Pfündige Kieselsteine ohne Würgen herab-sch. L. 10, 88 etc.; Sobald der letzte Bissen .. hinab-geschluckt war. CFBahrdt 4, 233; G. Zelt. 4, 162; Dann schlickt er es ganz hinab. Ryff Th. 112; Wenn der Hecht die Fische .. hineinge- schlickt. 224 etc.; Etwas essend, trinkend hinunter-sch. G. 25, 179; W. Luc. 5, 131 ꝛc; übrtr. (s. ein-sch. 1b): Eine Mißhandlung, die der arme Mann geduldig hinunterschluckte. 175; 19; Att. 2, 3, 22; Ich sollte es hinuntersch., und wenn ich daran erwürgen sollte. G. 28, 175 etc.; ferner: Etwas (ohne es zu merken) hinunter-sch. Fichte 8, 25 etc. und (s. ein-sch. 1c): Ein Wort (das man schon auf der Zunge hat) herunter-sch. etc. hinuntersch., eig. und übrtr. Bode Empf. 1, 34; Droysen A. 2, 97; Tieck 5, 535; A. 1, 44 etc. hinuntersch., eig. und übrtr., z. B.: Die Schimpfreden n–d. HKleist E. 1, 14; Die Macht ist mein, sie müssen’s n. Sch. 361b.
Fórt-: Hinter-: Nīēder-: Ver-:
1) tr.:
a) s. ein-sch. 1a: Matth. 23, 24; G. 23, 251; 39, 380 etc.; Daß er ein Geschlecht hasst, das ihm alle Übel in einem sehr koncentrierten Tranke zu ver-sch. gab. 16, 261; Mit dem Regenwurm .. einen Angel ver-sch. Zelt. 2, 348 etc.; und übrtr. auf Geistiges, das man (lesend etc.) in sich aufnimmt: Den génie du Christianisme habe ich nicht ganz ver-sch. [zu Ende bringen] können. JvMüller 7, 49; [Das Buch] habe ich bereits verschlungen, wenn auch noch nicht verschluckt [geistig in mir verarbeitet, verdaut]. Zelter 3, 266 etc., vgl.: Der König konnte den Verdruß nicht ver-sch. [verwinden, verschmerzen, s. b]. G. 29, 23 etc. Vralt.: verschlicken. HSachs G. 2, 50 etc.; Schaidenreißer 52a; b; verschl ücken. ebd.; 54a etc.
b) s. ein-sch. 1b; Pille 1a und z. B.: Der oft Ohrfeigen von seiner Frau ver-sch. [einstecken, hinnehmen] muste. Stilling 1, 26 etc., auch: Er hat mich auf eine Art beschimpft, die meine Ehre nicht ver-sch. [ertragen, s. a, am Schluß] konnte. Hamb. Th. 1, 3, 134 etc.
c) s. ein-sch. 1c: So besann er sich und verschluckte das Wort. Engel 12, 13 etc.; Meine Thränen | verschluckt ich krampficht, preßte sie gewaltsam | ins Herz zurück. Werner Lthr. 293; G. 14, 148 etc., vgl. d.
d) (vgl. c) Etwas, das gehört werden sollte, durch undeutliche Aussprache etc. nicht hören lassen: Die Endsilben ver-sch.; „In —Schen [s. d.] Diensten“, ich brachte nämlich nur die adjektive Schale aus dem Munde hervor, nachdem ich den Kern des Landes verschluckt. Börne 2, 461 etc.
e) mit unpersönl. Subj., z. B.: Das [Feuer] verschlucket 140 Häuser. Stumpf 578a; 398a etc., heute gw.: verschlang, dagegen wo bes. der Begriff des Verschwindens hervortritt: Der Strudel, welcher .. zum Theil verschluckt wird und dann aus der Tiefe wieder emporbraust. Tieck GsN. 1, 31 etc.; Die Scham, dem Zwerge meine Furcht zu sagen, verschluckte sie. Arnim 337, ließ die Furcht verschwinden etc.
2) refl.: falsch schlucken, so daß Etwas in die „unrechte Gurgel (s. d.) oder Kehle“ kommt. König Jer. 2, 165 etc., vgl.: Da verschluckert’ ich mich und verschluckte (1a) | den Obolen, ich ärmlicher Schlucker. Droysen A. 1, 310 und ä. m.
~er, m., –s; uv.:
1) Name einiger gierig schluckenden Vögel, nam. = Schlingrabe; Tauchergans; Ziegenmelker. Nemnich. 2) s. schlingen 3a, nam.: armer, hungriger Wicht, der gierig schluckt; dann verallgemeint: mitleidige oder verächtliche Bez. armer oder armseliger Pers., z. B.: Armer Sch. G. 9, 140; HSachs (Wackern. 2, 77⁰); Sch. 627b etc.; Wir armen Sch–chen. Immermann M. 2, 155 etc.; Armseliger (G. 14, 163); guter (Lichtwer 12; Sch. 118b; 181b); ehrlicher (W. HB. 1, 53) Sch. etc.; Sind einmal die edlen Helden kalt, | so mag man sich an Sch–n wärmen. G. 3, 118; Den Keckheiten unserer jungen Sch. zu steuern. 14, 29; Dem Sch. juckt auch die Haut! L. 12, 229; Ramler F. 3, 111; Ich ward dort kein Schlecker, sondern blieb ein Sch. Rückert Mak. 1, 205 etc. Zsstzg. z. B.: Frei-Sch. [Schmarotzer]; Hunger-Sch. Keller gH. 2, 14, hungriger Sch.; Kaldaunen-Sch. Forster R. 1, 17; Prutz GschTh. 140 (s. Unrathschlinger) etc.
~erēī, f., –en:
Wesen und Treiben eines Schluckers, z. B.: Frei-Sch. etc.
~ern: s. schlucken 1a; verschlucken 2. ~sen: s. schluchzen. Schlūder etc.:
s. Schlauder.
Schlūf: s. Schlucht, Anm. Schlúff, m., –(e)s; –e:
1) s. ebd.
2) Art sandiger Thon (von schliefen?).
Schlüffel etc.:
s. Schliffel.
Schlúft: 1) s. Schlucht, Anm. 2) der Raum zw. den Bänken im Ziegelofen. Schlūg: s. Schlick 2.