Faksimile 0138 | Seite 960
Faksimile 0138 | Seite 960
schlingbar Schlinge Schlingel Schlingelei schlingelhaft schlingeln
Schling~bar, a.:
was zu schlingen (s. d. 1; 2 und Zsstzg.) ist, z. B. = verschluckbar. Scherr Bl. 2, 59 etc.
~e: I. f.; –n; –chen, lein; –n-:
1) biegsam sich Schlingendes oder Geschlungnes, z. B.:
a) Pflanzenranke (s. 3a, vgl. Gabel 2d): Reb(en)-Sch. Fallmerayer Or. 1, 21; IP. Tit. 41 etc.
b) Sch., Draht-Sch., Draht-Ohse (s. d., vgl. Heft 2a).
c) Ruderstropp (s. d.). Platen 4, 297 etc., s. 2. 2) (s. 1) bes.: sich zusammenziehnde Sch. oder Schleife (s. d. 3; 3b), z. B.: a)Hals-(Musäus M. 2, 36), Hanf- (Waldau N. 2, 6) Sch., um den Hals eines zu Erhängenden etc., vgl. so: Weiden-Sch. Freiligrath Garb. 32 etc. bes. zum Fang, z. B.: b) schleudernd geworfen: Einem etc. die Sch. über den Nacken (Rückert Rost. 13b), um den Fuß (Sch. 58b) werfen; Wurf-Sch., s. Lasso etc., vgl. c. c) verborgen gelegtod. aufgestellt (s. Dohne, Schleife 3b), eig. und übertr. (vgl. b): Geheime, feine, unsichtbare Sch–n etc.; Einem, seiner Unschuld etc. Sch–n legen; selten: Sch–n einlegen. Mendelssohn Ps. 140, 6; Sch–n ausstellen. G. 8, 297; Um Jemandes Füße Sch–n (Sch. 505a), magische Sch–n (Immermann M. 1, 198) legen, ziehn (G. 11, 48); Die Sch–n zurücken (s. d. 2: Luther 5, 286a), zusammenziehn (Sch. 1074a) etc.; Die Sch. sehn, merken, fliehn, vermeiden etc., zerreißen; Jemand fällt (W. 5, 122), rennt (G. 4, 31), wirft (Sch. 1056a) oder stürzt (733a) sich blind in die Sch., fängt sich in der Sch. (G. 38, 17; W. 16, 159), liegt in seiner eignen Sch. (12, 316) etc.; zieht den Kopf (Luther 5, 267b) oder sich (L. 8, 413), schleicht sich (Sch. 117b), ist (W. 11, 216) aus der Sch. etc.; Einen in die Sch. bringen (Sch. 1088b), locken, ziehn (L. Gal. 1, 6) etc.; aus der Sch. entspringen lassen (Rückert Rost. 103b) etc.; Daß diese Einladung nur die Sch. sei, ihn zu fangen. Sch. 712a; Fürchtet ihr | der Arglist Sch–n. 492b; Daß ihr mit aller eurer Feinheit die Sch., womit ihr mich zu fangen hofftet, nicht so unsichtbar weben konntet. W. 21, 78 etc. Zsstzg. eig., s. Dohne etc.; übertr. (vgl. 1 und b): Es leget uns das Glück die Ehr- und Wollust-Sch–n. | Da fangen wir uns selbst. Mühlpforth 2, 31; [Waldesrauschen] fängt wie mit Liebes-Sch–n | Geist, Sinn und Leben ein. Fouqué Gd. 102; Des wunderbaren Knotens Räthsel- Sch., | die euch umstrickt, zu lösen. G. 13, 333 etc. 3) Bot.:
a) (s. 1a) die Gatt. Periploca „mit schnurförmig sich schlingenden Stengeln“. Oken 3, 1033.
b) Sch., Koth-, Weg-Sch. = Schlingbaum (s. d.), wohl Umdeutschung von Kalinke (s. d.), doch vgl. Schm. 3, 451. 4) s. Schlenker 1; bei Garzoni 658a auch: ein Theil der Lafette. II. n., –s; uv.: in Zsstzg.: Ge-:
1) das Schlingen (s. d., nam. 1): Das G. und Gefreß.
2) ein Ganzes sich durch einander schlingender Theile (vgl. Gewebe etc.), z. B.: Das neuste G. der Wanderjahre. G. Zelt. 5, 242; In einem Wust und G–e von Spitzfindigkeiten. Jahn M. 106 etc., vgl. (nach Campe): Ich schlich durch das Geschlingel der Gassen. Thümmel.
a) nam. oft von Pflanzen. Kohl Pet. 2, 26 etc. und z. B.: Baum- (Grabbe Herm. 1), Reb- (Fallmerayer Or. 1, 242), Wald- (2, 9), Wurzel- (Vischer Ästh. 2, 100) G. etc.
b) Fisch.: G. des Netzes (s. d. 1a).
3) Müller.: G., Stein-G. (Karmarsch 2, 672), die den Bodenstein umschlingende Einfassung, „Steinkasten“, vgl. Lauf 9.
4) Kochk. etc.: der Schlund mit den daranhangenden Eingeweiden bei Schlachtvieh und Wild (s. Lunge 2a; Geräusch 2; Geschneide 2), auch: Geschlinke. Fleming J. 109a; das Geschlünkel, Geschlunkel. Schm. (wie Schlunk = Schlund, s. schlinden, Anm.; doch nach Schwäb. W. 525 zu 2 als die verschlungnen Theile): Kalbs- (Scheibler Kochb. 159), Lamms- (177) G.
~el, m., –s; uv. (–s Börne 4, 29; Par. 1, 136; Merck’s Br. 1, 298 etc.); -:
wie Schliffel (s. d.), Scheltw. nam. für junge Burschen, zunächst insofern sie sich faulenzend und auf lose Streiche sinnend umhertreiben, dann ver- allgemeint, etwa = Taugenichts, Nichtsnutz, wobei der scheltende Sinn zuw. zurücktritt (vgl. schlenkeln, schlingeln 1): Faule, grobe, unwissende Sch. etc.; Daß bei seinen Sch–s von Köchen er nie so gut gegessen. Arnim 295 etc.; Schlüngel. Olearius Ros. 60b; Schl ungel. Luther SW. 56, 2 etc.; Jetzt freit seine Tochter einen .. jungen Geld- Sch. Immermann M. 1, 263; Der Grazien-Sch. der Revolution, Camille Desmoulins. Scherr Bl. 1, 326; Sau- Sch. Eichendorf Lärm 35 etc., selten fem.: Vollendete Sch. und Schlingelinnen. Gotthelf Sch. 324.
~elēī, f.; –en:
Schlingelstreich. Holtei Jahr. 1, 90 etc.
~elhaft, a.:
in der Weise eines Schlingels. Droysen A. 1, 383; Gutzkow R. 2, 125 etc., vgl.: Faulschlinglicht. Prä- torius Katzenveit 91.
~eln: 1) intr. (haben):
sich schlingelhaft umhertreiben: Sie hätten mich viele Tage um das Haus können sch. sehen im Nichtsthun, ohne mich an die Schule nur zu mahnen. Gotthelf 5, 52 etc. 2) tr.: Einen „Schlingel“ etc. schelten. Ich hunzt’ und schlingelte mich herunter. HKleist Kr. 27.