Faksimile 0130 | Seite 952
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Schleife
Schlēīfe, f.; –n; Schleifchen, lein; –n-:
1) eine Bahn, worauf man sich oder Etwas schleifend, gleitend fortbewegt, z. B.:
a) Bahn zum Glandern (s. d.) od. „Schleifen“ (s. d. Ie) auf Gossen etc. (niedrd. Schlidder, f. Goltz 1, 78 etc.; Schlitze in Meklbg.), z. B. Hackländer Nam. 1, 55; Kr. Fr. 1, 259 etc.
b) Holzrutsche etc.: Ehmals als Holz-Sch. benutzt, liegt der Fußsteig jetzt überwachsen. Prutz E. 1, 3 etc. 2) Etwas, das schleifend fortbewegt wird, z. B.:
a) schlittenartiges Gestell, räderlose Unterlage für etwas darauf Fortzuschaffendes. Arnim 247; Von Räderfuhrwerk weiß man hier .. Nichts, in der Stadt aber giebt es eine Art Sch–n oder Schlitten, die aus zween durch Querhölzer verbundenen Brettern bestehen etc. Forster R. 1, 21; vHorn Gemsj. 83; Kohl Pet. 1, 65; Den sollte der Todtengräber .. auf einem Karrn oder Sch. hinaus .. schleppen. Luther SW. 60, 297 etc.; Acker- od. Pflug-Sch., den Hintertheil des Pflugs aufs od. vom Feld zu transportieren; Fracht-, Fuhrmanns-, Waaren-Sch., zum Transport von Frachtgütern vom oder bis zum Frachtwagen etc.
b) (s. a) ähnl. Gestelle zu andrem Behuf, z. B.: bei den Alten etc. zum Dreschen. V. Ländl. 3, 17; 95; „Schleuffen“. 2. Sam. 24, 22; in der belg. Landwirthschaft zum Reinigen des aufgeeggten Stoppelackers. FBWeber Term. 495b etc. bb) Schiff.: ein unter den Kiel eines aufzuholenden Schiffs geschobne Planke mit besondrer Vorrichtung, gw. (niedrd.) Schleep, Schlee, m.
c) (veralt.) Schleppe (s. d.) am Kleid, s. Schleif I.
d) Fisch.: Schiebe-, Schleppnetz oder -Hamen, z.B. zu den verbotnen Fischereigeräthschaften: Die Hecht- Sch–n. Berlin. Fischer-Polic. (12 Apr. 59) § 8, s. Schleppkratze; auch: Mit der Austernschleppe zu Tage gefördert. Vogt Oc. 1, 99; Schlepper etc.
e) weidm.: eine Kirrung, die man auf der Erde schleppend fortzieht, um durch die Wittrung derselben Raubthiere, nam. Füchse, bis zu den gelegten Fallen (Eisen) hinzulocken, häufiger: Schleppe (Döbel 2, 145a), Geschlepp (Laube Br. 257). 3) eine aus etwas Biegsamem gemachte Schlinge, z. B.: „Schleufflin“ von gelber Seide. 2. Mos. 26, 4 etc.; Indem sie die Sch. des umschlingenden Bandes wieder aufzog. G. 18, 228; Sie zog es durch die Öffnung zu einer artigen Sch. oder wie man’s sonst nennt, Schlupf oder Letsch. Hebel 3, 38; Blinde (s. d. 4a; c) Sch. etc. Ubrtr.: Zieh! mein Geheimnis ist eine lockere Sch. [die sich leicht aufziehn lässt; leicht verrathen]. Rückert Mak. 1, 59 etc. Nam. auch:
a) in einander geschlungnes oder schlingenförmig zusammengenähtes Band, zum Putz, z. B.: Der Liebsten Band und Sch. rauben. G. 1, 39 etc.; Ein Orden mit der Sch.; Band-Sch. G. 20, 112 etc.; Busen-Sch. Hölty 105etc.; Haar-Sch., im Haar (auch, s. o.: aus Haar); Hals- Sch.; Hut-Sch., am Hut (z. B. = Kokarde); Or- dens-Sch.; Zu einer Riesen-Sch. zusammengeknüpft. Lewald W.. 1, 310; Mit rosenrothen Sch–n. . . Rosen- Sch–n. Sch. 5a; Seiden-Sch. Salis 8 etc., vergl.: Die verführerische Schluppe am blendenden Busen. Musäus Ph. 4, 192 (s. v.: Hebel); Gegliedert schnürten goldne Riemen schleifenhaft. G. 10, 298 etc.
b) weidm.: Schlinge zum Fang von Thieren („Schleuffen“. Rollen- hagen Fr. 322): Die Schnepfen in Sch–n zu fangen. Döbel 2, 180; Draht-Sch–n. 161b; Wiesel-Sch–n. 162a etc.; Maschen-Sch., s. Dohne; Oft wird man in diesen Unter-Sch–n mehr fangen als in den obern. Winkell 2, 420 etc. 4) Schlumpe (s. d., vergl. 2c; Schlamp; Schlampe), verächtl. Bez. eines Frauenzimmers. Schm.; Stalder; Schleipfen. Gotthelf U. 2, 322 etc. 5) eingehaune Zeichen in Grenzsteinen. Adelung.