Faksimile 0105 | Seite 927
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Schimpf schimpfen Schimpferei schimpfieren schimpflich
Schimpf: I. m., –(e)s; –e; -:
1) veraltend: Scherz, Spaß etc. (ahd. scimf, mhd. schimpf), s. Schm. 3, 364; L. 5, 340 und z. B. noch verbunden mit dem Ggstz. Ernst (s. d.): Sch. und Ernst (s. d. 1). Bertuch (Matthisson A. 9, 39); FKMoser Herr 57; Musäus Ph. 3, 121; W. 11, 115; 118; 20, 13; 29, 143 etc., auch: Es war nur Sch. Conz (Kurz 2, 222), s. Gryphius Sq. 19; Luther SW. 63, 282 etc.; Ohne Sch. und ohne Spaß. G. 11, 113 etc.
2) (s. 1, zunächst scherzender Spott, Hohn etc., s. schimpflich 1) Etwas, wodurch Jemandes Ehre gekränkt, verletzt wird, leidet, oft verbunden: Sch. und Schande (s. d.); Nach vielem Spott und Sch. Schlegel Sh. 8, 224 etc.; Einem (einen) Sch. anthun. Rückert Morg. 1, 186; Sch. 210a etc.; Einem einen Sch. zufügen; Etwas für keinen Sch. halten. Hebel 3, 452 etc.; Einen mit Sch. überhageln (Auerbach Leb. 2, 255), überschütten etc.; Einem zum Schimpf (z. B. auch = ihn beschämend. Sch. 263a) etc.; Der Sch., daß er .. so schlecht bestanden. Engel 7, 141; Im lust’gen Spaß .., doch nicht im frechen Sch. [vgl. 1]. Fouqué Dr. 1, 185; Was härter treffe, Kränkung oder Sch. .. Jene dringt | ins tiefe Mark und dieser ritzt die Haut. | Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, | der zu verwunden glaubt. G. 13, 193 etc.; personif. Lichtwer 166. II. n., –(e)s; 0: in Zsstzg.: Ge-: Schimpferei.
~en, tr., intr. (haben):
1) (veralt., s. Schimpf 1) scherzen, spaßen, z. B. Luther 1, 181b; Ryff Th. 92; Stumpf 609b; 610a; Wackern. 3, 268²¹ etc., vgl.: Ver-sch., tr.: verscherzen, einbüßen. Stumpf 642a etc. 2) (s. Schimpf 2)
a) Etwas schimpft Einen, gereicht ihm zum Schimpf, heute gw.: be-sch.: Hagedorn 2, 288; Gott hat Erbarmen und Erbarmen sollte Könige sch.? L. 7, 261; Kein ungleichartiges Kind schimpft die Gebärerin. Ramler 193; IESchlegel 1, 228; Stilling 1, 58 etc., auch: „Jetzt komm’ ich . ., Erfreuliches zu sagen“ Geh, Unglücksbote! dein Gesicht schimpft deine Waare. Sch. 208a, straft diese Botschaft Lügen etc.
b) gw.: Jemand schimpft, stößt ehrenrührige Reden aus, z. B. Werner F. 88 etc.; Sch. wie ein Fisch-, Hökerweib etc.; Sein Sch. Ense B. 3, 603; Einen sch.; einander sch. Heinse Hild. 1, 328 etc.; Auf Jemand (L. 3, 285), auf Etwas (12, 514) sch. etc. Zsstzg. zu 2, z. B.: Āūs-:
1) tr.: schimpfend ausschelten. Auerbach B. 238; Heinse Petr. 1, XI etc.
2) intr.: aufhören zu schimpfen. Be-:
1) [2a] Hier wird man auch geschimpft, aber es beschimpft nicht; denn man schimpft zurück. Börne 4, 310; Eure Kleider, die euch b. G. 7, 190 etc.
2) [2b] Einem einen Schimpf zufügen (vgl. injuriieren): Einen öffentlich (333), ein ehrliches Mädchen mit kaltem Blut (9, 264) b. etc.; Die offenbare Beschimpfung, die ihnen angethan worden. 262; Seinen Beschimpfer. Wehl Allrw. 184; Unbe- schimpft etc.
3) (mundartl.) Etwas b., schelten, tadeln. SClara EfA. 1, 56 etc. Er-, tr.: durch Schimpfen erlangen: Sein Mittagessen (Sturz 1, 40), sich einen Anhang (L. 8, 203) e. etc. Gêgen-: wider-, zurück-sch. Herúnter-, tr.: Einen h.,schimpfend heruntermachen. Spindler V. 1, 283. Mít-: mit Andern etc. Cham. 4, 172. Nāch-: z. B. schimpfend nachrufen: Daß ich ihm einen Kalbskopf über den andern nachschimpfte. Gutzkow R. 5, 432. Uber-, tr.: Einen ü., im Schimpfen überbieten etc. Ver-:
1) [1].
2) veralt.: besch.: Ferner beklagt sich D. Luther, ich hab ihm den armen Mönchstand verschimpft. Luther 1, 161a (Eck), vgl.: Den armen Mönchstand nicht unverschimpfiert (s. d.) lassen. 153b.
3) (s. 2) schändend (s. d. 1) verstellen, verunstalten, gw.: verschimpfieren (s. d.). Wī(ē)der-, Zurück-: Schimpfworte zurückgeben, s. be-sch. 1.
~erēī, f.; –en:
Schimpfrede, Geschimpf. Vogt Köhl. XXXVII, vgl. schwzr.: Schimpfete(n), f. Gotthelf G. 198.
~īēren, tr., intr. (haben):
Volksspr. = schimpfen; be-, verschimpfen: Verrathen und schimpfiert. Freiligrath Pol. 2, 18; O Haupt, sonst schön gezieret, | .. jetzt aber hoch schimpfieret. PGerhard; Schaidenreißer 67a; Wer schimpsiert euch euer Weib. Werner Febr. 86 etc., auch: scham- (p)fieren (s. d.), z. B. V. Sh. 3, 349; Zsstzg.: Einen aus-sch. Goltz 3, 83; Das Mädel ist verschimpfiert [verschimpft etc.]. Sch. 181b; Es verschimpfiert mir die ganze schöne Kirche. Kinkel E. 148 = verschimpfen 3; Stahr Weim. 191 etc., auch: versch ampfieren. Rahel 2, 229 etc.
~lich, a.:
1) (veralt.) scherzend. Luther 1, 543b; Stumpf 212a etc., nam. auch (s. 2) spöttisch. Zinkgräf 1, 272; Olearius Ros. 42a, s. Freytag B. 1, 209 etc. 2) (s. 1) Schimpf bringend; ehrenrührig, ehrverletzend: Kein sch. Wort. G. 13, 193; Statt jener gehofften Ehre sch. sitzen geblieben. 22, 407; Es ist sch., eine volle Börse zu leeren. Sch. 162a etc.; Verachtung ist die unausbleibliche Folge solcher Sch–keit. Ense T. 5, 355; Un-sch. L. 12, 136.