Faksimile 0096 | Seite 918
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schiel Schiele schielen Schieler schielichl Schielig Schiem
Schīēl, a.:
schel (s. d. 2): Sch–e Augen. Brockes (Weichm. 1, 7); Seinen tückischen, verdrehten, sch–en Blick. 13; L. 1, 30; Wackern. 2, 930* etc., vgl.: Schiel-icht, -ig. Auerbach Gv. 338; W. Luc. 1, 123; Zachariä 1, 12 etc. und scherzh.: Eckschielig: in die (zu plündernden) Ecken und Winkel schielend. Fischart Garg. 47a
~e, f., –n:
ein Fisch, Sander (Schill). Schm.
~en, intr., (haben):
seitwärts sehn: 1) gw. mit Angabe Dessen, wohin verstohlne, möglichst unbemerkte Blicke geworfen werden, von solchem Blick als Miene (s. d.), nam. insofern man nicht grad auf- oder auszusehn wagt etc., z. B. in ängstlicher Scheu, oder lauernden, versteckten Sinns (so niedrd. bes. schulen, s. d.), bes. auch von tückischer Bosheit, neidischer Mißgunst (s. Schelsucht), auch zuweilen mit sachl. (mehr oder minder personif.) Subj. (s. 4), z. B.: Wir . . sind sicher vor Verräthertücken, | auch schielet keine Spötterei [nach uns], | wenn wir uns Kniee und Hände drücken. B. 18a; Der Blick war unheimlich, menschenfeindlich, sch–d, ohne eig. falsch zu sein. Gutzkow R. 7, 316; Daß über mich her, langnasig gebückt, ein Gensdarm auf das Blatt mir geschielt hat. Prutz W. 63; Sie schielt tückisch um sich herum. Rabner 4, 161; Juno selbst wird neidisch auf dich sch. Sch. 15a; Auf die Unschuld schielt der Verrath mit verschlingendem Blicke. 76b; Gauner [mögen] durch Apostelmasken sch. 6b; Sie schleicht, indem sie behutsam nach allen Seiten schielet, | .. näher. W. 15, 132; Aus dessen Augen der Argwohn sichtbar schielt. 163 etc. Bes. oft mit (lüsternem) Verlangen, z. B.: Wenn er manches Auge dahin ernst und nachdenkend zu blicken lehrt, wohin meist nur der lüsterne Sinn wohlgefällig zu sch. pflegt. Burmeister gB. 1, 94; Da glaubt’ ich, sie schiele nach mir; | sie schielte an mir nur vorüber, | der Knecht, der stand in der Thür. Cham. 3, 70; Der Stier .. schielt mit hitzigen Blicken, | zur jungen Kuh. Cronegk 2, 340; Er schielt öfters auf ihr Mieder. Gellert 1, 132; G. 10, 84; 14, 162; 19, 318; o. Angabe des Wohin, Wonach: Günther 389; Die Wisbegierde schaut, die Neubegierde schielt. Rückert W. 4, 19 etc. und zuw. tr.: Einen Blick auf Jemand sch. [sch–d werfen etc.]. W. 15, 179; 19, 241 etc.; Liebe-sch–d. Nicolai 6, 22 (vgl. blicken 2a; 3b). 2) fehlerhaft, schräg sehn, indem das Auge von der richtigen Sehachse abweicht (vgl. Schielohr). G. 40, 409; Kosegarten Rh. 1, 51; Sch. 709a etc.; übrtr.: (s. 3; schief 3) in Bezug auf geistigen Blick etc.: Der Wahl tappender und sch–der Redaktoren vertrauend. Fichte 8, 80; 59; Mit einem so sch–den Auge durchging er ihr ganzes Betragen. W. 5, 142; Apollo fand.., die Menschen . wären doch ganz was Andres, als sie schienen, | da er aus seinen Wolkenhöhn, | wer weiß wie schief auf sie hinunterschielte. 12, 131 etc. 3) (s. 2) übertr. auf Sachl., nam. dessen Sein und Wesen nicht in unzweideutiger, bestimmter und entschiedner Weise hervortritt, sondern schwankend in Angrenzendes hineinspielt, z. B.:
a) Hier schielt schon die gefährliche Rücksicht der Nützlichkeit .. in die Theorie hinein. Schwegler (47) 900, sie spielt hinein; macht, ohne bestimmt als Princip ausgesprochen zu sein, sich mehr oder minder geltend etc.; Seine Geschichte schielt etwas [es finden sich in seinem Leben Dinge, die eine üble Deutung zulassen etc.], es giebt darin Duelle und allerlei Buntes. JKohl Par. 3, 180; Jch bin so unbesorgt, immer nur meine gute Seite zu zeigen und meine gute Seite selbst ist so sch–d. L. 12, 240.
b) nam. von dem Ausdruck für Gedachtes: Ein Satz, Beispiel, Ausdruck, eine Erklärung, Begriffsbestimmung etc. schielt oder häufiger: ist schielend, z. B.: Der theoretische Theil nebelnd, lose, sch–d. Arndt B. 173; Man kann sich nicht sch–der ausdrücken. L. 11, 185; Sch–de und zweideutige Antworten. W. Luc. 3, 189; Nichts Doppelsinnigs, nichts Sch–ds. HB. 2, 241 etc.
c) von Farben (s. Wechselfarbe): Die Haare ins Rosige sch–d. W. 15, 80; Des Körpers seidner Anzug spielt | bunt wie ein Taubenhälschen schielt. Weiße Kom. Op. 3, 217 etc.; heute gw.: schillern, vgl.: Wie der Pfau mit gleißenden Federn, „schillend“ [sch–d] in blau und grüner Farb. Ryff Th. 105 etc., vgl.: Mit weißem Wein oder Schiller, der weiß und roth ist. Sp. 27b, bei Adelung Schieler (s. Bleichart). 4) Zsstzg. vgl. die von blicken, sehn, z. B.: Einen oder Etwas an-sch. G. 40, 410; W. 2, 52, seltner: Einem Etwas an-sch. Rahel 1, 468, es ihm schelsüchtig andichten; Einen oder Etwas be-sch. Kl. Od. 2, 52; W. 15, 176 etc.; Hinterlistig unter langen Augenwimpern empor-sch–d. 21, 2 etc.; Schielt er her, so schielst du hin. Ramler F. 3, 110 u. o., Schielt [blickt] dort das Morgenroth herauf. Langbein Liedrkr. 275; Jst ihm jede große Persönlichkeit zuwider und er schielt an sie hinauf mit jenem Mißtrauen. Heine Lut. 1, 178 etc.; Durch ein Loch | des Gitterwerks hinaus-zu-sch. W. 11, 180 etc.; Der freche Tagesschein, der durch die Luken .. herein- schielte. Spielhagen Pr. 7, 41; Verstohlen hinüber-sch. Sch. 167a; 211a; Ich schielte an den Fenstern herum, ob sie sich nicht blicken ließe. G. 17, 221 etc. (s. 1); Hinunter- sch., z. B. 2; Die Mißgunst schielt hervor aus ihrem Lächeln. W. 26, 284; 10, 33 etc.; Es ist nicht ihre [der Natur] Schuld, wenn gewisse Leute, aus einem ihnen selbst unbewußten Fehler ihrer Augen, 1000 Schönheiten an der menschlichen Natur über-sch. W. 29, 195, selten = sch–d übersehn, darüber hinweg-sch., so daß sie dem Blick entgehn; Vorüber-sch., s. 1; Dem Spiegel zu-sch. Hagedorn 2, 179; Über die Schulter (Engel 7, 220); nach dem Hof (W. 15, 198) zuruck-sch. etc.
~er, m, –s; Uv.:
1) Jemand, der schielt, vgl.: Blicke, so zweideutig, so seitenschielerlich. Musäus Ph. 1, 126.
2) s. schielen 3c.
~ichl, ~ig, a.:
s. schiel.
Schīēm: s. Schemen 1.