Faksimile 0087 | Seite 909
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Scherbe Scherbel Scherben
Schérb~e, f.; –n:
(s. Schar, Anm.)
1) Schiff.: die Art, wie zwei Hölzer oder Planken mit einander „verscherbt“, d. h. mit den zu einander passend geschnittnen Enden zu einem längern Stück zusammengefügt werden und die so entstehnde Fuge (s. anblatten; Lasche 5). Man untersch.: Haken-Sch., wo ein Haken oder Zahn des einen Theils in einem entsprechenden Einschnitt des andern liegt; Lang-Sch., durch keilförmige Ausschnitte der über einander liegenden Kanten verbunden; Platt-Sch. (oder Lasch, an einander angeblattet); Stuv-Sch., einfach mit den gradgeschnittnen Köpfen gegen einander gestoßen.
2) (mit Nbnf.: Scherben, Scherbel, Schirbel, m., –s; uv.) = lat. testa:
a) Geschirr aus hart gebranntem Thon, so in Bezug auf die Ausdörrung: Vertrocknet (Ps. 22, 16) oder trocken (Sch. 125a) wie eine Sch.; Zu Sch–n | die Lippen ausgedörrt. W. 20, 195 etc., ferner (vgl. nam. Olgötz, Anm.): Der Sch–n [hadert] mit den Töpfern. Jes. 45, 9; Jst St. Magdalenä Sch–n voll kostbarer Specerei. Fischart B. 51b; Einen halben Sch–n saure Milch. Miller Siegw. 53 (s. Satte); Ein wohlgebackener oder hart gebrannter Sch–n, so man Test nennet. Ryff Th. 243 (vgl. Sch–n, kleine flache Thontiegel, in welchen die Probengeriebe .. eingesetzt werden. Scheuchenstuel 207; Probier-Sch–n. 184; Einen Sch–n, der unter dem Zapfen des Branntweinfasses gestanden. Stilling 1, 24 etc. und nam. von Blumentöpfen, z. B. G. 11, 158 etc.; fem.: [Blumen] in der bunten Sch. Freiligrath 1, 62 etc. und masc.: Gutzkow R. 5, 377; Prutz Mus. 1, 44; Tieck A. 1, 36 etc. Zsstzg. z. B.: In unbegoßnen Blumen-Sch–n. IP. Lev. 371; (Nelken-Sch–n. Tit. 28 etc.); Fiel ihm der Hut in den Brunz-Sch–n. Fischart B. 42b; Luther 8, 7b; HSachs G. 1, 34 = Der Nacht scherbe stinket. SFrank Schr. 228, s. Nachttopf; Einen zerbrochenen Haus-Sch–n. Rückert Mak. 1, 83 [irdnes Hausgeräth]; Probier-Sch., s. o. Seifen-Sch–n, irdnes Gefäß für die Handseife. Ade- lung etc.
b) ein Stück von einem zerbrochnen (Thon-, Glasetc.) Gefäß, z. B. (s. a): Jene Alte mit dem zerbrochenen Gefäß gießt aus der Sch. das übrige Wasser etc. G. 31, 130 etc.; Er nahm eine Sch–n und schabet sich. Hiob 2, 8; Der flicket Sch–n zusammen. Sir. 22, 7; Dann zertrümmre mein Pokal | in 10000 Sch–n. B. 50a; W. Luc. 6, 226 etc.; Glas-Sch–n. Klencke Parn. 1, 23 etc.; ferner (mit Bezug aufs Sch–n-Gericht, s. d.): Wenn die Sch. des Todes | in der ehernen Urne tönt. Stolberg Sch. 1, 20 etc.; übertr.: Die Kraft in Sch–n [zerbrochen, zertrümmert], vgl. allgm. = Ruine: Noch ein Sch–n von einer alten Mauer. Stumpf 658a.
3) Nach Campe: ein Maß im Hüttenwesen.
~el, m., –s; uv.:
1) s. Scherbe 2.
2) Eisenhamm.: die großen Stücke, in welche der Deul (s. d.) zerschroten („zerschirbelt“) wird. Mitscherlich 2, 2, 103 = Schirbel. Karmarsch 1, 588 etc.
~en: 1) m., –s; uv.:
s. Scherbe 2. 2) tr. in Zsstzg.: Ver-sch., s. Scherbe 1. Zer-sch., in Scherben (2b) zerbrechen. HKleist Kr. 60; V. H. 2, 203 etc.