Faksimile 0076 | Seite 898
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Schauerei schauerhaft ~rig ~erig schauerlich schauern Schauernis Schauerschaft
Schāū~erēī, f.; –en:
s. schauen 5.
~erhaft, a.:
Schauer (7) erregend (versch. schauderhaft): Ein sch. Räthsel. Hölderlin H. 1, 146.
~(e)rig~(e)rig: 1) (ugw.) vorm Wetter geschützt. Adelung, s. Schauer 4. 2) Schauer (s. d. 7) empfindend oder erregend (s. schauerlich, -voll):
Der Wind weht schauerig. Alxinger D. 17; Klencke Stolb. 2, 188 etc., gw. zweisilb.: Baggesen 1, 105; Cham. 3, 401; G. 20, 148; 32, 117; Uhland 445 etc.; Zum Licht aus Erden-Sch–keit! Arndt 582; Grabes-sch. Mosen Ah. 39; Todes-sch. Meißner Gd. 100 etc.
~erlich, a.:
1) schauerig: Ehe den fliehenden Fuß sch. Lethe dir netzt. G. 1, 230; Die hohen Bäume .., die Kehle des Orts, Das hat Alles so ’was Anzügliches, ’was Sch–es. 14, 8 etc.; Mit sch–er [Variante: schauderlicher] Lust. W. 20, 221. 2) Zsstzg.: Be-, rund-sch., s. schauen 5.
~ern, tr. etc.:
1) statt scheuern (s. d.).
2) Zsstzg.: Ab-sch., durch eine Scheidewand (nam. von Brettern) trennen, s. Schar, Anm.
3) intr. (haben): s. Schauer 5:
a) Wolken, die ihr am Himmel schauert. Waldau N. 2, 326, dunkel und wetterdrohnd zieht; Nebelwolken sch. Sch. 1b etc.
b) Es schauert, hagelt etc.; Schau’rt der Winter trüb und kalt. V. 3, 169, wettert er Frost erregend, s. 4; übertr.: Es schauerte so winterlich. Daumer H. 2, 105 etc.
c) Die frühlings-sch–den Hyaden. V. Arat. III, die gewöhnlichen Frühlings(hagel)schauer bringend.
d) übertr.: Schauere Blüthen hinab, du Baum. V. 3, 29, vgl. regnen 2a; schütteln etc.
4) s. 3; Schauer 7, nam. schaudern, worauf sich die Hinweise in [ ] beziehn:
a) [1a] Mitten im Himmel werden durch mich sch. Schauer der Hölle. Sch. 116b; 1b u. o.; selten mit Obj.: Dunkles Gehölz .. schauert [erregt sch–d] dem Wanderer Grauen der Vorzeit. V. 3, 14 etc.
b) [1b] Sch–der Gedanke. IGJacobi 3, 94; Sch–des Erstaunen (Geßner 2, 173), Entzücken (W. 20, 118); Sch–de Bewunderung (Sch. 1133b), Tiefe (Stolberg 255) etc.
c) [1c] Einen schauert [es]. Eichendorf Lärm 30; 47; G. 12, 134; 141; Stilling 3, 90; W. 2, 21 etc.; ugw. so, mit einem nicht Schauer erregenden, sondern empfindenden Subj.: Es schauret mich das Fleisch und auch der Sinn. Opitz Ps. 119 und refl. (vgl.: sich ängstigen) Mosen Ah. 100.
d) [2a] Jemand etc. schauert. G. 16, 185 etc.; Ihr Adern, schauert nicht länger! W. 26, 117 etc. Auch (personif., s. f): Der Bäume Gipfel schauerten leise. Hölderlin H. 2, 66; Innerlich schauert die Erde. Wackern. 2, 1275⁴⁰ (s. Matth. 27, 52) etc.
e) [2b] Vor Frost (Rohlwes Th. 4, 587), vor Schmerz (Gotter 1, 8), von Seligkeit (V. 4, 180) etc.; vor Dingen sch., die etc. (B. 289a).
f) [2c] Sch–d, z. B. von Pers. etc. W. 9, 114 etc.; Sehnsucht- (Schubart 2, 84), wonne- (Matthison 6 etc.) sch–d; Die sch–den Gefilde (Geßner 1, 199), Wälder (Heine Reis. 1, 151); Die Saatflur . ., duft-sch–d. Kosegarten D. 2, 227.
g) [2d] Das Sch. G. 33, 93 etc.; Wonne-Sch. etc.
h) [2e| Daß mir die Haut schauert. Ps. 119, 120 etc.
i) [2f] Mir schauert(s) vor Etwas etc. Geßner 1, 218; G. 11, 168; Sch. 36b etc. k) [3] s. Zsstzg. Zsstzg., s. zu 4 (was unbez. bleibt) die von schaudern: Áb- [2]: übertr. Jahn V. 276.
An-:
1) tr.: Einen schauert es wie Eiseskälte (Ense T. 5, 343), die Menschlichkeit (Furcht B. 41) an etc.
2) intr.: Sobald der Morgen angeschauert [schauernd angebrochen ist]. Matthisson A. 8, 133. Āūf-: Jemand schauert auf (129), vom Rasen (Hölty 128, fährt auf); zum ewigen Vergelter (blickt auf); Das Weltmeer (Heine Lied. 313), der Abgrund (Kosegarten Po. 1, 189), eine Ahnung (Möricke N. 496) schauert auf. Āūs-:
1) [3b] Da’s ausgeschauert [der Wetterschauer vorüber]. Rückert 6, 393.
2) Die Wunden, noch schauern sie Blut aus [strömen es schauernd aus]. Kl. M. 8, 608. Dahín-: V. Georg. 3, 199. Durch-:
1) tr.: Ein Gefühl, Ahnung, Angst, Wonne, Jemandes Händedruck etc., es durchschauert Einen (bis ins Mark), sein Herz etc.; Ahnungdurchschauert. Schücking HdZ. 1, 134. Seltner: Die Glocke .. durchschauert [durchtönt schauerlich] die Mauern. G. 12, 93.
2) (s. 1) refl.: Sich mit dem Gedanken d. Volger EE. 323. Ent-: schauernd entströmen: Entschauert von selbst der Leier | Melodie. Bag- gesen 2, 77. Er-: Cham. 6, 262; Schlegel Gd. 161 etc. Hín- etc.:
1) [4] G. 15, 105; Sch. 698b etc.
2) [3] Regen, Sturm und Wind, die auf uns herabschauerten. Kohl A. 1, 272 etc.; übertr. [3b]: Er hatte die Qualen seines Herzens heruntergeschauert. vHorn rhD. 2, 210, durch den Redeerguß von der Brust geschüttet etc. Nīēder- [3]: Platzregen (Börne 3, 4), Laub (V. 3, 302), Pfeile (Lenau A. 110) schauern nieder. Über-: Frost (Gutzkow R. 5, 455), ein gewisses Etwas (Z. 4, 34), es (Uhland 499) überschauert Einen. Um-: schauer- erregend umgeben: Feierliche Stille (CFBahrdt 3, 3), der Tod (HKleist Hint. 62) etc. umschauert Einen. Ver-: Bei Geschichten, wunderbar und tief | ward Stund’ auf Stunde rasch von uns verschauert. Freiligrath Garb. 66, sie verging uns Schauernden. Wég-: Vor Etwas w., schauernd fliehn. G. 2, 97. Zurück-: Vor Etwas z. Sch. 204a etc. Zusámmen-: Claudius 1, IX etc.
~ernis, n., –ses; –se (f. ?):
Schauer (7). Heine Tr. 87.
~erschaft: s. zuschauen.