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Schauer
Schāūer, m., –s; uv.; -:
1) s. schauen 4 und Zsstzg. 2) Schiff.: Handlanger auf Zimmerwerften; Arbeiter beim Zutakeln u. Ausbessern v. Schiffen. 3) (veralt.) Art Pokal, s. Scheuer. 4) etwas als Schutz und Schirm gegen die Unbilden des Wetters Dienendes (vgl. Scherm 1; Remise, Schuppen, s. Weinhold 81 etc.), zuw. übertr. (s. Thümmel etc.; Ankerschauer etc.). Oft n., veralt. f.: Wie ein Hüter eine „Schawr“ macht. Hiob 27, 18; Damit der Vogel dahinter fein in Geduld (s. d. 2) und Sch. falle. Döbel 2, 239; [Das Zelt] hinter einem Felsen, recht im Sch. G. 35, 73; 23, 372; In Dickicht-Sch. | drängt sich das rauhe Wild. 2, 50; Das sog. Sch., d. h. die Werkstätte etc. Höfer Schw. 32; Wohnen sie in Hütten als unter Dächern und „Schawren“. Luther 5, 3b; Die Thür des Wagen-Sch–s. .. Das Sch. Temme SchwM. 1, 192; 195; Manche trauliche Stunde in dem Sch. ihres Halstuches [bedeckt davon; an ihrem Busen] verschlummern. Thümmel 3, 63; Ein Sch., das wird euch Freundschaft bieten vor dem Sturm. V. Sh. 3, 228; Hin- ein in den Sch.! 240; Ich springe, wie ein Hund an der Kette und lege mich winselnd wieder in mein Sch. Br. 1, 206; Bienen im Sch. V. 2, 131; Das Bienen-Sch. Georg. 238; Brachte man die Garben unter luftige Regen- Sch. [versch. 5]. 26, ähnl.: Wetter-Sch. [versch. 5], Wetterdach etc.; Daß die entkräfteten Felder | unter dem Sch. der Flocken zu neuem Segen sich ausruhn. Zachariä Tag. 11 etc. 5) ein Husch (s. d. 2c) heftigen Unwetters, auch übertr., z. B. auf Thränengüsse etc., auch hier (s. 4) m., f.; n.: Jener reichl. Regen .. Nach dieser großen Sch. kam die zweite etc. KIClement (Nat.–Z. 14, 171); Sch. körnigen Eises. G. 11, 39; Dieser Tropfen männliche Ergießung, | dies Sch., von. der Seele Sturm erregt, | entsetzt mein Auge. Schlegel Joh. 5, 2; Sh. 8, 248; V. Il. 5, 91; Od. 14, 458; Th. 11, 58; Seine letzten Schaure von rieselndem Hagel. Zachariä Murn. 5 etc. Ugw. ohne den Begriff des „heftigen Husches“: Ein sanfter Schau’r hält an, ein Wetter nicht. Schlegel Rich. II. 2, 2; bair. (s. Schm.) ausschließlich von Hagel (übertr. = Verderb), s. ferner b. Zsstzg., z. B.
a) Gewitter-Sch.; Graupel- (G. 40, 325) oder Hagel- (Tieck A. 2, 189 etc., s. unten u.
b) oder Rissel- (SClara EfA. 1, 384, s. v. Zachariä); Regen-Sch. (Forster R. 1, 26; 33 etc.; G. 2, 298; 6, 98 etc.; V. H. 1, 253 etc.; Mz. Regenschauren. Spee, Wackern. 2, 297³⁷, versch. 4 u. b); Gewitter- und Streif-Sch. (G. 21, 178); Wetter- Sch. [versch. 4] etc. u. z. B. bei den Fischern: Stint- Sch., dem Stintfang günstiger Regen- od. Hagel-Sch. im Frühling. Ubertr. (vgl. Hagel 2): Welcher Hagel- Sch. [s. o.] von Knochen u. Pantoffeln überschüttete mich! Kosegarten Rh. 3, 165; Kartätschen-Sch. Freiligrath Po. 2, 21; Unser [Geschütz-] Donner soll sein Kiesel- Sch. (n.) | aus Süden regnen über diese Stadt. Schlegel Joh. 2, 2 etc., auch: Ein Rosen-Sch. bedeckt sie. Schelling 2, 2, 362 etc. b) nam. in Zsstzg. auch von sturmgetriebnen Wetterwolken, dichten Nebeln etc. (vergl. Brem. W. 4, 718), z. B.: Schwere Hagel- und Regen- Sch. [Wolken, versch. a] verdunkelten die Luft. Forster R. 1, 76; Nebel-Sch. G. 1, 92; 6, 29 etc.; Nebel schwimmt mit Silber-Sch. | um dein [Luna’s] reizendes Gesicht. 1, 41; Wie ein Wolken-Sch., so flog ihr Gram vorbei. Rückert Rost. 69b. 6) (s. 5) ein Jemand heftig ergreifender, eine Zeitlang andauernder und dann nachlassender Anfall von Krankheiten, z. B. vom Parorysmus des Fiebers, der fallenden Sucht etc.; verkl. bei Kindern: Das Schäuerchen = Gichter (s. Gicht III 2). Brem. W. 4, 718 ff. Übertr.: Zorn ist ein Sch. von Wuth. V. H. 2, 224 etc.; mehr mundartl.: Bei Sch–n, ruck-, stellenweis; Damen .., die wohl ein Sch. [s. 5] weinen. Göckingk 1, 165; Bav selbst hat manchen guten Sch., | wär Eselstrab auch nur von Dauer. L. 1, 6. Zsstzg., s. auch die nah angrenzende Bed. 7: Fieber- Sch. Arnim Sch. 2, 133; Frost-Sch. und Hitze wechseln ab; Milch-Sch. [s. Milchfieber]. Musäus M. 4, 96 etc. 7) (s. 5; 6) = Schauder (s. d., auch in Bezug auf den Untersch. der Bed.), dann auch von Dem, was mit (ahnungsvollem) Bangen und (heiliger) Scheu erfüllt. Der Belege bedarf es für diese sehr häufige Anwendung nicht außer für die seltne Verkl.: Ein Sch–chen fuhr mir beim Fackelschein | im Heiligthum durch das Gebein. Seume Sp. 334. Zsstzg. z. B.: In dem Abend- Sch. | der feiernden Natur. Thümmel 6, 30; Jenen mystischen Angst- und Wollust-Sch. Scherr Gr. 2, 25; Geister- Sch. Vischer Ästh. 2, 393; Ahnungsvoll wie Märchen- Sch. Heine Reis. 3, 133; Bivouak mit seinen alle Glieder durchrieselnden Morgen-Sch–n. Eichendorf Lärm 44; Von Rettungs-Sch–n durchzittert. Rückert N. 181, von dem Bangen, ob die Rettung gelingen wird; Todes-Sch. G. 9, 301; Todten-Sch. [versch. 1]. Musäus M. 4, 94; Vor-Sch. [des Todes], horrores. Sch. 695a; Wehmuth-Sch. Kinkel 206; Wollust-Sch., s. Angst-Sch.; Wonne-Sch. Salis 6 etc. 8) Pflanzenn., in Zsstzg. Haar-Sch., s. Schar II 2.
Anm. In Bed. 2 holländ. schouwer, vergl. schouw, Schauke, flaches Fahrzeug der Schiffszimmerleute beim Kalfatern etc. In Bedeut. 4 ahd. scur, scūra, sciura (Scheure, Scheuer, mhd. schiure, vgl. frz. écurie, Stall, s. Diez 613) von der Wurzel scu, bedecken, die auch dem svrwdten Scheune zu Grund liegt, ahd. scuginna, mhd. schiune, s. Brem. W. 4, 716 ff., z. B. schur, Fell, Haut, auch Zsstzg. Wildschur (mhd. wintschüre, Schutz gegen den Wind), was freilich meist auf poln. wilczura (Wolfspelz) zurückgeführt wird, z. B.: Weiße Wildschuren. Ense B. 3, 580; Freiligrath 1, 162 etc., vgl.: Er wirft die Tigerschur | von sich. Garb. 110; Seinen großen Pelz. . . In einer solchen Schur. Gutzkow R. 7, 354 etc. In Bed. 5 (wozu 6; 7) goth. sküra, f.; ahd. scûr, mhd. schür, nach Brem. W. desselben Stamms wie 4 (zunächst: bedeckende Wolke), vgl. zu 7 Schauder, worin sich Sch. mit schüttern (s. d.) gemischt zu haben scheint.