Säumen
III. Sǟūmen, (sāūmen):
1) intr. (haben): sich verweilend langsam beweisen (vgl. zögern, zaudern, nam. 4, 1, 118): Ich will’s thun und nicht s. 24, 14; Gedenke, daß der Tod nicht säumet. 14, 12 etc.; Bist untreu, Wilhelm, oder todt? | wie lange willst du s.? 13a; Dann säum’ ich nicht länger, dann eil’ ich herbei. 3, 165; Er säumte nicht bei seinem Tagewerk. 39, 133; 303; Niemand säume, zu geben, in diesen Tagen. 5, 60; Und du säumetest noch, dich zu ermannen? 15, 278; Daß hier gehandelt werden muß; nicht zu s. gilt. 3, 80; S–d jetzt . . und mit Eil . . jetzt. Od. 2, 200; Wenn du noch länger säumst. 339b; 411a etc. —
a) wortspielend: Dann sah ich Thiere s. [II 2], die hatten keine Rast; | und Weiber sah ich s. [I 1], die wirkten immerdar. Mak. 2, 165; 1, 55; 64 etc. —
b) im subst. Infin. (s. bleiben 8): Das S.; Ohne S. (s. 4), auch: Der Säumens macht bei dieser Wahl. Od. 1, 285. —
c) in ugw. Bed.: Daß sie Ihro Fürstl. Gn. borgen und s. [Nachsicht, Frist gewähren] wollten. 2, 57 etc. —
2) tr.: faktitiv zu 1 = s. machen, aufhalten, verzögern: Treibe fort und säume mich nicht mit dem Reiten! 2. 4, 24; Du aber säumest mich | mit langem Stehen. 2, 228; Als ich nun abgeworfen hatte, was mich gesäumt. Mak. 2, 26; Also ist es dem Wegfertigen verdrießlich, so er .. aufgehalten und an seiner Reis gesaumt [s. Anm.] wird. 63a; Ob der Geist den Blick erhebet | bis zu der Sterne Brüderschar, | ihn säumt der träge Leib. 3, 219; H. 1, 229 etc. Auch (allgm.) ohne Obj.: Kirchengehen säumet nicht. 1, 186 etc., s. 3; 4. —
3) (s. 2) refl. = 1: Säume dich nicht. 1. 45, 9; 5, 7, 10; Ich eile und säume mich nicht, zu halten deine Gebote. 119, 60; Mein Heil säumet sich nicht. 46, 13; 13, 22 etc.; Ich bin alt genug und, wenn ich noch Etwas machen will, darf ich mich nicht s. 24, 59; Lav. 102; Ob aus Langmuth. er [Gott] sich säumet, bringt mit Schärf’ er Alles ein. 3, 27, 24; Gs. 1, 283; Okt. 117; Er säumte sich nicht . ., zu fragen. 15, 74; Sich ohne Noth bei Kleinigkeiten s. 75; 201 etc. und veralt. (ohne Uml.): 36b; 41b; 44a; 56a; 79b etc. —
4) im verneinten Partic.: Ungesäumt = ohne S., sofort, gleich, stracks etc.: Ich sollte dies Messer ungesäumt in den Fluß schleudern. 22, 132; 6, 101; Daß ungesäumt ihr zu ihm kommt. Nath. 3, 9; Rost. 38a; Od. 14, 266; 20, 222 etc.; (veralt.): Ungesaumet. 46b etc. Jn veralteter Bedeut. = ungehindert: Lässt also jeder Theil den andern ungesaumt. 430b. —
5) Dazu:
a) Als Kalchas von wegen Säumung der Schiff gefragt worden. 2, 107; Rache, die man an lässt stehen, | verliert durch Saumung ihre Kraft. 224 etc., vergl. 1b. —
b) Der Säumer, Zögrer, s–de Pers. (selten); Windeme, du Säumerin. Od.
Anm. Ahd. sümjan, mhd. sūmen, s. 6, 221, der skr. sâm, ruhen und altnord. sems, Zögrung vergleicht, und 3, 245, s. auch das in der Anm. zu langsam erwähnte goth. sains, ahd., mhd. seine, — das „in einigen ältern Stellen gerade das Gegentheil von langsam zu bed. scheint“ 3, 252), vgl. schwzr.: Saumen (sumen) = sich sputen. 2, 304. — Tr. 72 verlangt sau men in Bed. 1; säumen für 2 etc.
Zsstzg.: Áb-, tr.: in der Doppelzsstzg.: Ver-a., es an der nöthigen Aufmerksamkeit in Betreff von Etwas fehlen lassen, es vernachlässigen, vgl. versäumen 1: Der Gegenpart hatte einen saumseligen Advokaten; der Advokat verabsäumt einen Termin. Hebel 3, 247; Besauf dich aber nicht und verabsa ume darüber das große Werk. Immermann M. 2, 277; Über der so erfindungsreichen analytischen Methode die synthetische .. nicht so ganz ver-a. Kant SW. 1, 408; Wallenstein .. verabsäumte Nichts, dem Kaiser die Augen zu öffnen. Sch. 918b; Der trockene und von allen Grazien verabsäumte D. W. Luc. 6, 21 etc.; Durch Ver- absäumung ihrer Geschäfte. W. 13, 145; L. 12, 48. — Hêr- etc.: säumend sich her bewegen. Hölty 36 etc. —
Ver-:
1) tr.: etwas zu Benutzendes unbenutzt vorüber lassen; etwas zu Thundes ungethan lassen; da, wo man zugegen sein sollte, nicht zugegen sein etc., sei es aus Nachlässigkeit und Saumseligkeit (s. verab- s., wo in allen Belegen mit einer Nüance auch ver-s. stehn könnte), sei es Schuld der Umstände: Der Anwalt, der einen Termin, — ein Schüler, der seine Lehrstunden, die Schule verabsäumt, verdient jedenfalls Tadel, weil Beide ihre Pflicht verab-s. (oder ver-s.); ein Andres ist es, wenn wegen Krankheit der Anwalt den Termin, der Schüler die Stunde (Schule) ver-s. [nicht: verab-s.] muß; Er versäumt keine Predigt, keine Oper etc., ist bei jeder gegenwärtig; Jch wurde aufgehalten und versäumte [verpaßte] dadurch den Abgang der Post, die Post, den Bahnzug, die Gelegenheit etc.; Daß er ihm bezahle, was er versäumt hat. 2. 21, 19 [„ihm die Versäumungskosten erstatten.“ Versäume gern das Deine um seinetwillen. 23, 5; Lasst uns die Maienblumen nicht ver-s. 2, 7; Daß nicht Jemand Gottes Gnade versäume [,verscherze“ verabsäume]. 12, 15; 4, 1; Ich will dich nicht verlassen noch ver-s. [,,von dir weichen“ 1, 5] 13, 5 etc.; Daß er über die Resultate seiner Forschung die .. Berechnungen mitzutheilen versäumte. 2, 14; Leider habe ich sehen müssen, daß das Kind die Zeit über sehr versäumt worden ist. Daß man doch gw. seine nächste Pflicht versäumt! 10, 160; 20, 44; Das Versäumte nachzuholen. R. 5, 385; Daß ich Ihnen auch noch die Seitenzahlen nachzuberichtigen nicht versäumte. 8, 196; Versäumt ist nicht geschenkt! [Aufgeschoben ist nicht aufgehoben]. St. 1, 37; Noch .. | liegen versäumt [unbestattet] die Leiber. Od. 24, 187 = Verabsäumt liegen die Leiber annoch. Wenn jener Langsame die goldne Zeit versäumte. 11, 201; Das Hans wohl nicht mehr lernen wird, was Hänschen versäumte. Merck 2, 128 etc. Veralt. o. Uml.: 44; 30; 604a; 1, lX; 172; Du hast die Jungfrau versaumet [bist zu spät gekommen], es hat sie nun ein Andrer. 272 etc. —
2) tr.: Einen ver-s. [versch. 1], ver-s. (1) machen, die Ursache des V–s sein; ihn aufhalten, verzgern: Dadurch versäumt, waren sie .. endlich an unsere Pforte gekommen. 25, 92; Weil sie die Leute nur versäumten, die heute Lewatt schneiden würden. G. 176; 124; U. 1, 318; Mit solchem Narrenwerk es [das Vreneli] zu ver-s. 320; Es versäumt mich Niemand, denn Das ist nicht nur mein Amt etc. 372; Gegenwinde und Windstillen versäumten uns so sehr. 8, 333 etc. —
3) refl.:
a) (s. 1) sich vernachlässigen, verab-s.: Aus bloßem Neide, daß ich doch wenigstens einige Fortschritte in den Wissenschaften gemacht, du hingegen dich versäumt hast. Luc. 5, 75 etc. —
b) (s. 2) die Zeit ver-s.; durch Säumen zu spät kommen, zurückbleiben etc.: Ach, sperre dich nicht lange. .. Du wirst dich ver-s. 10, 9; Er hatte sich über dem Anziehen ein wenig versäumt. 12, 12; 2, 138. —
4) Versäumung.
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