Faksimile 0038 | Seite 860
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Satt~ler Satt~eler ~lig ~elig satteln
Sátt~(e)lerSátt~(e)ler, m., –s; uv.:
1) (ugw.) Jemand der ein Reitthier sattelt (s. satteln und Zsstzg.).
2) ein Handwerker, der Sättel, Pferdegeschirr, Lederarbeit an den Kutschen etc. macht (vgl. Riemer); selten mit Uml.: Ein Sättler. Hagedorn 3, 177. S–in, Frau eines S–s; Sattlern, intr.: ohne S. zu sein, S.-Arbeit machen; Sattlerēī, f.: das Sattlerhandwerk und die Werkstatt eines S–s etc.
3) nach Nemnich = Seehund.
~(e)lig~(e)lig, a.:
in Zsstzg.: mit einem so oder so beschaffnen Sattel versehn: Breit-, hoch-s. (oder -gesattelt).
~eln, tr.:
1) einem Reit- (oder Pack-) Thier den Sattel (1;
2) auflegen und befestigen:
a) mit Obj.: Er sattelte seine Eselin und zog etc. 4. Mos. 22, 21 etc.; Knapp, sattle mir mein Dänenroß. B. 52a.
b) ohne Obj.: das Reitthier zum Aufsitzen fertig machen etc.: Wir s. nur um Mitternacht; | weit ritt ich her von Böhmen. 14a; Wenn mit der Sonn’ ihr früh sattelt und reitet. 67a; Früh s. und spät reiten. Sprchw. etc.
c) (s. b) übrtr. refl.: Sattelt euch nur, hölzen Roß, | ihr müsst über Wellen traben. Spee (Wackern. 4, 280¹⁰), macht euch fertig zur Fahrt, Schiffe.
d) im adjekt. Partic., s. sattelig.
e) Satt(e)lung, Satt(e)ler— s. d. 1— des Pferdes. 2) Ein Gemüse s., mit einem Sattel (13) oder einer Auflage (8) versehn: Gesatteltes Gemüse; Zuspeis: jede Sattelung des Gemüses. Schm. 3, 579. Zsstzg. z. B.: Áb-: ent-s.:
1) einem Reit- (oder Pack-) Thier den Sattel abnehmen. Keller gH. 2, 417 etc.
2) Einen aus dem Sattel werfen: Herbert Nap. 4, 11; Das Pferd stieg, daß es ohne Sprungriemen nicht zu reiten war und sattelte gern ab. Musäus Ph. 1, 160; Bis sie den unkundigen Reiter abgesattelt. 3, 132 etc. Āūf-:
1) A. (4, 90) oder: ein Pferd a. (Kretschmer V. 1, 27) = satteln [1].
2) Dem Pack-, Saumthier Etwas a., aufpacken, aufladen (s. d.), eig. und übertr. (s. über-s.): Damit man Gebot und Verbot den gefreiten Christen aufsattelt. Franck Arch. VII; 45b; 75b; Den Glauben, der ein .. willig Herz erfordert, mit Gewalt Jemand aufgesattelt. Weltb. 114a; Er lässt ihm [sich] ein Paar Schuhe von verbrenntem Leder .. a. Garzoni 974b; Simplicissimus 1, 469; 2, 59 etc.
3) (Bergb.) A. heißt man: die Schachtzimmerung über Tage durch einen Aufsatz von Holzwerk [den sogen. Sattel] gegen das Einfließen von Wasser oder das Hineinstürzen von absitzender Dammerde⁴und dergl. erhöhen. Scheuchenstuel 15. Eīn-: refl. in Gebirgen: sich sattelförmig einsenken (s. Sattel 10 und einmulden): Zum Brünig[-Paß] empor, der sich zw. dem Wyler Horn und dem Hochstollen einsattelt. Kohl A. 1, 61; Die Höhen der durch die Hochgebirge führenden Einsattelungen oder Pässe. ebd.; Von der Lichtung . .. senkte sich leis und allmählich eine Einsattelung nieder. Schücking Gschw. 2, 123; Alle wichtigeren Einsattelungen, Durchbrüche und Paßstraßen. Tschudi Th. 213 etc. Ent-: ab-s.:
1) Das Pferd e.
2) Seit dich Hubert’s Speer | entsattelt [aus dem Sattel gehoben]. Nicolai 6, 93; 1, 287 etc. Über-: (s. auf-s. 2) überbürden: Übersattelte Grundstücke, auf denen zu viele Hypotheken haften. Stalder 2, 301 etc., vgl. Schm. 3, 289. Um-:
1) tr.: anders satteln: Die Pferde, Saumthiere um-s. 2) intr. (haben): als Reiter aus dem Sattel, in dem man sitzt, und von dem Pferde, worauf man reitet, ab = auf ein andres Pferd, in einen andern Sattel hineinspringen, und danach nam. übrtr., z. B.: ein andres Berufsfach ergreifen. G. 21, 285; Kinkel E. 178; Hat der Herr umgesattelt? Gemeiniglich machen die ausgesprungenen Theologen Fortüne. Musäus Ph. 3, 23; Welcher von der Theologie zur Jurisprudenz umgesattelt hat. Scherr Gr. 1, 95 etc.; ferner z. B.: Ihr Haß ist eig. nur eine Liebe, welche umgesattelt hat. Heine Verm. 1, 20; Auch in diesem Punkte sattelte sie um und stimmte ihr Pfeifchen aus einem ganz andern Ton. JGMüller Lind. 4, 242; Wie ich, nach meiner Bekehrung, zur alten Wildheit wieder habe um-s. mögen. Tieck N. 6, 195; 1, 109.