Sattel
Sáttel, m., –s; Sättel (uv. Herbert Nap. 6, 40; Mügge Chev. 2, 10 etc.); Sättelchen, (–chen Gerhard W. 1, 45); -:
1) ein dem Rücken des Reitthiers sich anschmiegender, darauf befestigter Sitz für die Reiter (s. für die versch. Arten die Zsstzg.): S. und Zeug (s. d.), zusammengefasst auch (s. Gut II 5; Noth 1b etc.) neutr.: Hatte das prächtigste S. und Zeug, Decken von Purpur. Luc. 4, 284 etc.; Ohne S. und Steigbügel reiten; Der S., darauf er reitet. 5. 15, 9; Sättel und Packen. Dr. 1, 303; Üppig in den hohen Sätteln lehnen schleierlose Weiber. 1, 204; Lasst mich nur auf meinem S. gelten! | Bleibt in euren Hütten, euren Zelten | und ich reite froh in alle Weiten. 4, 4; Die Sättel . . mit Tigerfellen bedeckt. Irl. 1, 369; Der S., den mir [dem Pferde] der wohlthätige Reiter auflegt. 1, 132; Sättel mit hohen Pauschen. Norw. 1, 307; Der schönste Mann, | der jemals einen S. drückte [Reiter]. 1, 264; Erwäget nun | der kleine Rath im S. [die Schar der Reitenden], was zu thun. 312; Kaum waren die Kamele gestallt | und die Sättel abgeschnallt. Mak. 2, 39 etc. Ferner eig. und übrtr.: Sich in den S. schwingen, heben, sich emporheben und festsetzen; Fest im S. sitzen (s. sattelfest); Einem in den S. helfen, ihn in den S. heben; Einen (zunächst beim Turnier) aus dem S. heben (s. d. 2), stechen V. 1, 65), werfen 11, 133; 19, 187), vgl.: Zweitens hob er keine Vettern in den S., sondern schlimme daraus. 7, 35 etc.; Er stürzt die alte Herrschaft und steigt in den S. Silt. 1, 187 etc.; Sich nicht im S. halten können 20, 23); Den S. räumen (s. d. 1e) etc.; Sich des S–s oder des Stegreifs (s. d.) ernähren, von den alten Raubrittern etc.; In alle Sättel sich schicken Herr 195), passen 13, 402; Lind. 2, 341), gerecht (s. d. 3b) sein, seltner: In alle n (oder vielen) Sätteln gerecht sein; Auf alle Sättel ihm gerecht. 2, 2, 42b. —
2) verallgemeint auch v. einer dem Reit-S. (s. 1) ähnlichen Vorrichtung zum Tragen einer Last für Pack- und Saumthiere, best.: Pack-, Saum-, Trag(e)-, Feld-S. — Nach der Ahnlichk. auch theils in der Form, theils in der Bestimmung, Etwas zu tragen in vielen bes. techn. Anwendungen, so nam.:
3) Anat.:
a) die obre Fläche vom Körper des Keilbeins, s.: [Sie] soll Ähnlichkeit mit einem Türken- od. Pferde-S. sella turcica s. equina haben. An. 77. —
b) Hautkiemen finden sich als ein Gefäßnetz in der Haut der Regenwürmer und Blut- Egel; bei diesen überall gleichförmig verbreitet, bei jenen dagegen noch bes. in der Mitte des Leibes zu einem feinen, sammet- artigen rötheren Wulst gesammelt, den man den S. nennt. 4, 373. —
c) der über den Nasenflügeln befindliche Theil der Nase, auf dem gw. die bügellosen Brillen (Nasenklemmer) sitzen: [Der] schnell wieder die Brille auf dem Nasen-S. festhielt. Tag. 79. —
4) Bauk.:
a) ein in die Köpfe zweier Pfähle eingezapftes und sie verbindendes Querholz, s. Reiter. —
b) zweihängiges oder S.-Dach (s. Dach Zsstzg. e), so z.B.: das Dach über dem äußern Räderwerk einer Panstermühle; die auf beiden Seiten abhängige Bedeckung eines gemauerten Wehrs (Eselsrücken) etc. Ferner vgl. 7. —
5) Bergb.:
a) der Knebel (s. d. 3), worauf sitzend mit der Fahrkunst Pers. in die Schächte herabgelassen od. heraufgezogen werden (auch „Knecht“). 72, vgl. 141. —
b) ein durchbohrtes Holz mit durchgesteckter Spindel, worauf das Kunstgestänge sich hin und her bewegt. —
c) s. aufsatteln 3. —
d) s. 10. —
6) Botan.: die Scheidewand in den Wallnüssen, die den Kern in vier Theile sondert. —
7) Brauer.: das auf den Seitenwänden aufliegende obre Gewölbe einer Malzdarre. —
8) Brunnenbohr.: eine oben an der ausgebohrten Röhre angeschrobne Vorrichtung zum Auflegen der Lasten, durch welche die in den Erdboden eingelaßne Röhre zum Sinken gebracht wird, s. Meklbg. (1847) 123. —
9) Buchbind.: ein an der untern Seite offner Rahmen mit einem höher ooer niedriger zu schraubenden Brett, — wodurch die grade Lage der in der Presse befindlichen Bücher untersucht wird. — 10) Geolog.: Geht die Krümmung der Schichten nach oben, bilden sie eine dachförmige Gestalt, so nennt man die Stellung der Schichten eine s.-förmige und die Erhöhung einen S. 1, 569, s. Mulde 2 und Muldenlinie, auch = Einsattelung (s. d. und 2, 301); In einem S. dieser Sandhügel. H. 1, 1, 5; Den S., der zwei Gipfel verbindet. 14, 20; Der Rhonegletscher nimmt den S. eines Berges in sehr großer Breite ein. 228; EE. 432 etc. — 11) Glaser.: in der Ziehmaschine ein Eisen, worin die Platte befestigt wird, durch die man das Fensterblei zieht. — 12) Hüttenw.: die erhöhte eiserne Unterlage, worauf das Kupfer zerbrochen wird. — 13) Kochk.: eine Beilage (s. d. und Auflage 8) von Würsten etc. oben auf Gemüse liegend, s. satteln 2. — 14) Kupferst.: die Büchsen, worin die Walzen der Kupferdruckerpresse mit ihren Zapfen- Enden ruhn. — 15) Landw.: am Pflug ein Holz auf dem Pflugbusch mit einer Aushöhlung, worin der Grindel liegt. — 16) Müller.:
a) das runde Holz des Gerüstes, worin der Zapfen des Wellbaums zum Umdrehn des Kopfes ruht (vgl. Holländer 5). —
b) s. 4b. — 17) Mus.: Steg (s. d.) von Streichinstrumenten, z. B. Geigen-S. — 18) Schiff.: bei Kähnen und Flußfahrzeugen die der Mastspur (s. d.) bei Seeschiffen entsprechende Erhöhung im Sparrblock — mit einem Loch zum Einsetzen des Mastes. — 19) Schriftgieß.: am hintern Theil des Gießinstrumentes eine Eisenplatte mit stufenartigem Absatz, worauf die Matrize ruht. — 20) Tischl.: ein Klötzchen am Knecht (s. d. 12k) als Stütze des einen Brett-Endes. — 21) Tuchscher.: eine die Schere in ihrer Lage erhaltende Holzunterlage. — 22) Wasserbau: s. 4b. — 23) weidm.: ein mit Pferdehaarschleifen versehnes Leder auf dem Rücken einer Taube zum Fang stoßender Raub- 108* vögel, s. 2, 166. — 24) Wein.: ausgeschnittne Holzunterlage für Weinfässer im Keller. — 25) Zoolog.: Name einiger Schalthiere Ostrea ephippium; Anomia ephippium.
Anm. Ahd. satul, mhd. satel zu sitzen, s. d., vgl. Gl. 454 und (veralt. Rechtsspr.): Den Kläger in den S. [Besitz des Gutes] weisen etc., wie auch: Hintersättler. — Dazu: satteln, ahd. satalōn, mhd. satelen etc.
Zsstzg. nam. zu 1, was unbez. bleibt, z. B. nach dem tragenden Thier oder nach der reitenden Person, nach dem versch. Gebrauch, der Form, Einrichtung etc., z. B.: Dāmen-: für reitende (quer auf dem Pferde sitzende) Damen: Frauen-, Weiber-, Quer-, Zwerch-S. —
Ēsels-: Seine abscheulichen Schultern glichen zwei hölzernen Bogen von einem E. G. 29, 47. — Féld- [2]. — Félsen- [10]: Am Fuße des F–s. Kohl Irl. 1, 286. —
Fílz-: filzbeschlagen. —
Frāūen-: Damen-S. —
Frósch-: mit hohen Vorder- und niedrigen Hinterpauschen. —
Fūhr(manns)-: für das Sattelpferd am Wagen (s. Entenschnabel). —
Fürsten-: Was sonst in jenen | östlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt. Freiligrath 1, 123. — Gebírgs- [10]: Bergkegel, der durch einen schmalen G. mit den Nachbarhöhen in Verbindung steht. Pfarrius Soonw. 3. — Gēīgen- [17]. — Husāren-. —
Jāgd-: zum Gebrauch für Jagden zu Pferde. — Kamēls-. —
Klépper-: Reit-S. —
Lêder-: aus Leder. — Nāsen- [3c]. — Núß- [6]. — Officīērs-. — Páck- [2]: Das Dromedar, Bausteine auf seinen am Höcker befestigten Packsätteln tragend. Schmarda 1, 34; Shakespeare 6, 228. —
Pfêrde-:
1) vgl. Esels-S. etc. —
2) [3a]. — Prácht-: prächtiger, vgl. Fürsten-S. — Quêr-: s. Damen-S. — Rēīt(er)-: im Ggstz. zu Pack-S. etc. — Sāūm- [2]: Luc. 4, 244 etc. — Schūl-: zum Gebrauch in Reitschulen. — Trāg(e)- [2]. — Türken-:
1) [1]. —
2) [3a]. — Túmmel-: Schul-S. — Turnīēr-: wie sie früher in Turnieren üblich waren, mit hohen Vorder- und Hinterpauschen. — Vōrreit-: für den Vorreiter (eines Sechsgespanns). — Wēīber-: Damen- S. — Wúrst-:
1) [1] mit gepolsterten Wulsten oder Würsten st. Vorder- u. Hinterpauschen. — Zwérch-: s. Damen-S. etc.
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