Faksimile 0037 | Seite 859
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Sattel
Sáttel, m., –s; Sättel (uv. Herbert Nap. 6, 40; Mügge Chev. 2, 10 etc.); Sättelchen, (–chen Gerhard W. 1, 45); -:
1) ein dem Rücken des Reitthiers sich anschmiegender, darauf befestigter Sitz für die Reiter (s. für die versch. Arten die Zsstzg.): S. und Zeug (s. d.), zusammengefasst auch (s. Gut II 5; Noth 1b etc.) neutr.: Hatte das prächtigste S. und Zeug, Decken von Purpur. W. Luc. 4, 284 etc.; Ohne S. und Steigbügel reiten; Der S., darauf er reitet. 5. Mos. 15, 9; Sättel und Packen. Fouqué Dr. 1, 303; Üppig in den hohen Sätteln lehnen schleierlose Weiber. Freiligrath 1, 204; Lasst mich nur auf meinem S. gelten! | Bleibt in euren Hütten, euren Zelten | und ich reite froh in alle Weiten. G. 4, 4; Die Sättel . . mit Tigerfellen bedeckt. Kohl Irl. 1, 369; Der S., den mir [dem Pferde] der wohlthätige Reiter auflegt. L. 1, 132; Sättel mit hohen Pauschen. Mügge Norw. 1, 307; Der schönste Mann, | der jemals einen S. drückte [Reiter]. Nicolai 1, 264; Erwäget nun | der kleine Rath im S. [die Schar der Reitenden], was zu thun. 312; Kaum waren die Kamele gestallt | und die Sättel abgeschnallt. Rückert Mak. 2, 39 etc. Ferner eig. und übrtr.: Sich in den S. schwingen, heben, sich emporheben und festsetzen; Fest im S. sitzen (s. sattelfest); Einem in den S. helfen, ihn in den S. heben; Einen (zunächst beim Turnier) aus dem S. heben (s. d. 2), stechen (Schwab V. 1, 65), werfen (W. 11, 133; 19, 187), vgl.: Zweitens hob er keine Vettern in den S., sondern schlimme daraus. IP. 7, 35 etc.; Er stürzt die alte Herrschaft und steigt in den S. Mügge Silt. 1, 187 etc.; Sich nicht im S. halten können (W. 20, 23); Den S. räumen (s. d. 1e) etc.; Sich des S–s oder des Stegreifs (s. d.) ernähren, von den alten Raubrittern etc.; In alle Sättel sich schicken (Moser Herr 195), passen (L. 13, 402; JGMüler Lind. 2, 341), gerecht (s. d. 3b) sein, seltner: In alle n (oder vielen) Sätteln gerecht sein; Auf alle Sättel ihm gerecht. HSachs 2, 2, 42b.
2) verallgemeint auch v. einer dem Reit-S. (s. 1) ähnlichen Vorrichtung zum Tragen einer Last für Pack- und Saumthiere, best.: Pack-, Saum-, Trag(e)-, Feld-S. Nach der Ahnlichk. auch theils in der Form, theils in der Bestimmung, Etwas zu tragen in vielen bes. techn. Anwendungen, so nam.:
3) Anat.:
a) die obre Fläche vom Körper des Keilbeins, s.: [Sie] soll Ähnlichkeit mit einem Türken- od. Pferde-S. sella turcica s. equina haben. Bock An. 77.
b) Hautkiemen finden sich als ein Gefäßnetz in der Haut der Regenwürmer und Blut- Egel; bei diesen überall gleichförmig verbreitet, bei jenen dagegen noch bes. in der Mitte des Leibes zu einem feinen, sammet- artigen rötheren Wulst gesammelt, den man den S. nennt. Oken 4, 373.
c) der über den Nasenflügeln befindliche Theil der Nase, auf dem gw. die bügellosen Brillen (Nasenklemmer) sitzen: [Der] schnell wieder die Brille auf dem Nasen-S. festhielt. Auerbach Tag. 79.
4) Bauk.:
a) ein in die Köpfe zweier Pfähle eingezapftes und sie verbindendes Querholz, s. Reiter.
b) zweihängiges oder S.-Dach (s. Dach Zsstzg. e), so z.B.: das Dach über dem äußern Räderwerk einer Panstermühle; die auf beiden Seiten abhängige Bedeckung eines gemauerten Wehrs (Eselsrücken) etc. Ferner vgl. 7.
5) Bergb.:
a) der Knebel (s. d. 3), worauf sitzend mit der Fahrkunst Pers. in die Schächte herabgelassen od. heraufgezogen werden (auch „Knecht“). Scheuchenstuel 72, vgl. 141.
b) ein durchbohrtes Holz mit durchgesteckter Spindel, worauf das Kunstgestänge sich hin und her bewegt.
c) s. aufsatteln 3.
d) s. 10.
6) Botan.: die Scheidewand in den Wallnüssen, die den Kern in vier Theile sondert.
7) Brauer.: das auf den Seitenwänden aufliegende obre Gewölbe einer Malzdarre.
8) Brunnenbohr.: eine oben an der ausgebohrten Röhre angeschrobne Vorrichtung zum Auflegen der Lasten, durch welche die in den Erdboden eingelaßne Röhre zum Sinken gebracht wird, s. Raabe Meklbg. (1847) 123.
9) Buchbind.: ein an der untern Seite offner Rahmen mit einem höher ooer niedriger zu schraubenden Brett, wodurch die grade Lage der in der Presse befindlichen Bücher untersucht wird. 10) Geolog.: Geht die Krümmung der Schichten nach oben, bilden sie eine dachförmige Gestalt, so nennt man die Stellung der Schichten eine s.-förmige und die Erhöhung einen S. Oken 1, 569, s. Mulde 2 und Muldenlinie, auch = Einsattelung (s. d. und Stalder 2, 301); In einem S. dieser Sandhügel. Alexis H. 1, 1, 5; Den S., der zwei Gipfel verbindet. G. 14, 20; Der Rhonegletscher nimmt den S. eines Berges in sehr großer Breite ein. 228; Volger EE. 432 etc. 11) Glaser.: in der Ziehmaschine ein Eisen, worin die Platte befestigt wird, durch die man das Fensterblei zieht. 12) Hüttenw.: die erhöhte eiserne Unterlage, worauf das Kupfer zerbrochen wird. 13) Kochk.: eine Beilage (s. d. und Auflage 8) von Würsten etc. oben auf Gemüse liegend, s. satteln 2. 14) Kupferst.: die Büchsen, worin die Walzen der Kupferdruckerpresse mit ihren Zapfen- Enden ruhn. 15) Landw.: am Pflug ein Holz auf dem Pflugbusch mit einer Aushöhlung, worin der Grindel liegt. 16) Müller.:
a) das runde Holz des Gerüstes, worin der Zapfen des Wellbaums zum Umdrehn des Kopfes ruht (vgl. Holländer 5).
b) s. 4b. 17) Mus.: Steg (s. d.) von Streichinstrumenten, z. B. Geigen-S. 18) Schiff.: bei Kähnen und Flußfahrzeugen die der Mastspur (s. d.) bei Seeschiffen entsprechende Erhöhung im Sparrblock mit einem Loch zum Einsetzen des Mastes. 19) Schriftgieß.: am hintern Theil des Gießinstrumentes eine Eisenplatte mit stufenartigem Absatz, worauf die Matrize ruht. 20) Tischl.: ein Klötzchen am Knecht (s. d. 12k) als Stütze des einen Brett-Endes. 21) Tuchscher.: eine die Schere in ihrer Lage erhaltende Holzunterlage. 22) Wasserbau: s. 4b. 23) weidm.: ein mit Pferdehaarschleifen versehnes Leder auf dem Rücken einer Taube zum Fang stoßender Raub- 108* vögel, s. Döbel 2, 166. 24) Wein.: ausgeschnittne Holzunterlage für Weinfässer im Keller. 25) Zoolog.: Name einiger Schalthiere Ostrea ephippium; Anomia ephippium.
Anm. Ahd. satul, mhd. satel zu sitzen, s. d., vgl. Wackern. Gl. 454 und (veralt. Rechtsspr.): Den Kläger in den S. [Besitz des Gutes] weisen etc., wie auch: Hintersättler. Dazu: satteln, ahd. satalōn, mhd. satelen etc.
Zsstzg. nam. zu 1, was unbez. bleibt, z. B. nach dem tragenden Thier oder nach der reitenden Person, nach dem versch. Gebrauch, der Form, Einrichtung etc., z. B.: Dāmen-: für reitende (quer auf dem Pferde sitzende) Damen: Frauen-, Weiber-, Quer-, Zwerch-S.
Ēsels-: Seine abscheulichen Schultern glichen zwei hölzernen Bogen von einem E. G. 29, 47. Féld- [2]. Félsen- [10]: Am Fuße des F–s. Kohl Irl. 1, 286.
Fílz-: filzbeschlagen.
Frāūen-: Damen-S.
Frósch-: mit hohen Vorder- und niedrigen Hinterpauschen.
Fūhr(manns)-: für das Sattelpferd am Wagen (s. Entenschnabel).
Fürsten-: Was sonst in jenen | östlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt. Freiligrath 1, 123. Gebírgs- [10]: Bergkegel, der durch einen schmalen G. mit den Nachbarhöhen in Verbindung steht. Pfarrius Soonw. 3. Gēīgen- [17]. Husāren-.
Jāgd-: zum Gebrauch für Jagden zu Pferde. Kamēls-.
Klépper-: Reit-S.
Lêder-: aus Leder. Nāsen- [3c]. Núß- [6]. Officīērs-. Páck- [2]: Das Dromedar, Bausteine auf seinen am Höcker befestigten Packsätteln tragend. Schmarda 1, 34; Shakespeare 6, 228.
Pfêrde-:
1) vgl. Esels-S. etc.
2) [3a]. Prácht-: prächtiger, vgl. Fürsten-S. Quêr-: s. Damen-S. Rēīt(er)-: im Ggstz. zu Pack-S. etc. Sāūm- [2]: w. Luc. 4, 244 etc. Schūl-: zum Gebrauch in Reitschulen. Trāg(e)- [2]. Türken-:
1) [1].
2) [3a]. Túmmel-: Schul-S. Turnīēr-: wie sie früher in Turnieren üblich waren, mit hohen Vorder- und Hinterpauschen. Vōrreit-: für den Vorreiter (eines Sechsgespanns). Campe. Wēīber-: Damen- S. Wúrst-:
1) [1] mit gepolsterten Wulsten oder Würsten st. Vorder- u. Hinterpauschen. Zwérch-: s. Damen-S. etc.