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sagen
Sāgen, tr. und intr. (haben):
1) mit Worten Etwas äußern, kund thun, ausdrücken, immer mit Beifügung des Geäußerten dem Wortlaut oder dem Inhalt nach (vgl. reden, sprechen, auch ohne solche Beifügung):
a) Er sagte: Ja; nein; guten Tag; gute Nacht; schlaf wohl; leb wohl; adieu! etc.; kein Wort, keine Silbe, keinen Laut etc.; was er denkt (seine Meinung) offen, laut, frei, von der Leber weg etc.; Nein, Das hätten Sie pfeifen [s. d. 4a = still für sich denken etc.] sollen .., aber nicht s. Wagner Kind. 20. Auch volksthüml., gleichsam das Unbelebte belebend: Krach! sagt’ der [einstürzende] Taubenschlag. Schlegel Sh. 1, 27; Er bekam Eins hinter die Ohren, Das sagte klapp! Adelung etc.
b) Einem Etwas s.; Einem gute Nacht, gesegnete Mahlzeit, Lebewohl, Dank s. etc.; Einem die Wahrheit, seine Meinung s., offen, ehrlich, deutlich, klar, rund etc. s., ins Gesicht, in oder unter die Augen, unter die Nase, in die Zähne s. etc.; Was ich dir sage, muß dir dein eigner Verstand (dein Herz, Gewissen etc.) s. etc.; Wenigstens s. [melden, kundthun] Sie ihr die bittre, herzliche Reue, die Sie an mir gesehen haben. G. 9, 270; Wie soll ich Dem, den ich so lang begleitet, | nun etwas Traulichs in die Ferne s.? 6, 90 etc.; Einem Etwas s. lassen (durch einen Boten etc.), versch.: Einen [z. B.: den Boten] Etwas s. lassen (s. d. I4a; 3 u. 2).
c) Etwas zu Einem s., was als Bez. für ihn gilt (s. e mit abhäng. Satz), z. B.: Du zu Einem s.; Die Kinder s. meist zu ihren Eltern Papa und Mama; Wer zu seinem Bruder sagt: Racha. Matth. 5, 22 etc., schwzr. so auch mit Dat. st. zu, z. B.: Es sei ein Land, man sage ihm [nenne es] Irland. Gotthelf G. 291; Die Rede, welche dem Unrecht Unrecht sagt. 296; 15; 171; Dem ärgsten Halunken, dem man Herr sagt. Sch. 184; U. 2, 307; Spitzhösler s. die Schweizer Bauern den Herrn, weil etc. Pestalozzi 1, 57 etc.
d) Etwas von einer Person od. Sache (über dieselbe, in Betreff derselben) s.; Du sagst in deinem Brief, dein Brief sagt kein Wort davon etc., bes. oft in der alleterierenden Verbind.: Wir singen und s. vom Grafen so gern. G. 1, 156; 5, 224; Hutten (Wackern. 3, 217²⁵); Als gehe sie es gar nicht an, was man von Gottes Zorn singet und saget. Luther 5, 530a; 410a; SW. 63, 100; 35, 281; W. Luc. 4, 16 etc., auch z. B.: Der hat gut [s. d. 10] predigen und von Verleugnung s. | der selber keine Sorgen hat. Lichtwer 108; Du hast von Glück zu s., kannst von Glück s., hast Ursache, dein Glück zu preisen; ferner: Das lass’ ich nicht von mir sagen, ich dulde nicht, daß man solche Außrungen über mich macht; Geiz lasset nicht von euch gesagt werden. Eph. 5, 3, betragt euch so, daß man euch keinen Geiz nach-s., Schuld geben kann etc.
e) mit einem Satz (direkt od. indirekt, s. a—d): Zu mir sagt er: „Du hast Recht“ (od., ich habe Recht od., daß ich Recht habe) und hinter meinem Rücken sagt er, ich habe Unrecht; Er sagte, daß du Recht hättest (habest) od.: Du hättest (habest) Recht; Eben deßwegen kann ich auch sehr gut in seine Seele [mich versetzend etc.] s., daß etc. Forster Br. 2, 562; Ich sage Ihnen zum Voraus, Sie sind etc. G. 9, 259; Zu welchem Engel hat er jemals gesagt: Du bist mein Sohn? (Hebr. 1, 5) oder: daß er sein Sohn sei; Ich sagte (zu) dem Bedienten, daß er warten soll(t)e, od.: er soll(t)e warten; selten mit an st. Dat. (außer etwa bei flexionslosen Eigenn. etc., wo die Präpos. die Flerion ersetzt): Geh, sag an deine Herrscherin etc. ESchulze 3, 301 etc.; „Warte!“ sagt’ ich (s. o.); Jüngling! ich sage [befehle] dir, steh auf! Luk. 7, 14; „Ich sage [behaupte]: er kommt.“ Und ich sage: er kommt nicht; Sag mir, wo und wann du ihn gesehn hast; Er konnte mir nicht s., wo er ihn gesehn etc.; Homer sagt von den Kimmeriern, daß die Sonne sie nie bescheint; Die Kimmerier, von denen H. sagt, daß etc., minder gew.: Und [von] Rostem sagte sie, daß er mein Vater sei. Rückert Rost. 21a [sie sagte, daß R. mein Vater sei]; Die Flaschen, welche [von welchen] Etliche s. wollen, daß sie Silber gewesen. Weidner 34 etc. und (nach dem Latein. oder Engl.): Die Sprache selbst der Liturgie, die eine von der lebenden abweichende zu sein gesagt wird [sein soll; von der man sagt, daß sie eine abweichende ist oder sei]. Cham. 6, 297 etc., s. f.
f) (s. e) häufig die Wendung: Einen todt s., von einem verbreiteten Gerücht, daß er todt sei: Es sagte .. | die halbe Stadt Nigrinen todt. L. 1, 6 etc., ähnlich: Man sagt Sie hier Bräutigam. Mendelssohn 5, 667; Moreau wird zur Seite verfolgt und beobachtet, schon sagt man ihn eingeschlossen. G. 27, 59. Vralt., wo es sich nicht um ein Gerücht handelt, z. B.: Also daß die Heiden den allerunbilligsten Frieden besser denn den allerbilligsten Krieg nicht unrecht gesagt haben. Büchsenmeister 2 etc. (s. t). Vrsch. davon die formell damit zusammenfallende Fügung: Sich von Etwas los (s. 2a) s., zur Angabe der Wirkung: sich durch sein Wort davon losmachen (s. Zsstzg.). An das Vorstehnde schließen sich auch die folg. Anwendungen, die wir nur der Übersichtlichkeit halber sondern:
g) eingeschoben, in Bezug auf einen Ausdruck, den der Sprechende in seiner Rede gebraucht, z. B. als Verbesserung des gebrauchten: Wenn sich nun eine ansehnliche Partie für die 6000 Thaler für Jungfer Kamillen, wollte ich s., fände. L.; Er ist reich, wohlhabend, wollte ich s. etc., ferner z. B.: Er ist wohlhabend, man oder ich kann wohl s.: reich; Er ist wohlhabend, ja es ist wohl nicht zu Viel gesagt, reich; Er ist, ich will nicht s.: reich, aber doch wohlhabend; Daß ihre Hörsäle, ich will nicht s.: leer, doch minder voll würden. L. 11, 28 etc.; Diese mit vielen Kindern geprüfte und, man kann wohl s., von ihnen völlig zerbröckelte und zermürbte Frau. Gutzkow R. 1, 332; Sie zeigt mir Freundschaft, ja ich darf wohl s., Liebe etc.; Das heißt, wie man zu s. pflegt: den Bock zum Gärtner setzen, zur Einführung der gewöhnlichen (sprchw.) RA.; Daß man von Gottes Wunderwerk gesungen oder, wie man pflegt zu s., ein Spiel angerichtet hat, davon man singen und s. sollt. Luther SW. 35, 281; Zedlitz seinerseits schien mit einem einzigen listigen Erwiderungsblick seinen Mann, wie man zu s. pflegt, wegzuhaben. Spindler St. 1, 29 etc.; Wichsier, mit Verlaub, so, was man sagt, Stiefelputzer. Benedir 1, 149; Mit Erlaubnis zu s. = verzeihen Sie das derbe Wort etc. und als eine Entschuldigung für einen Ausdruck, den man wählt, weil man eben sonst keinen zutreffenden, bezeichnenden findet etc. (= wenn der Ausdruck erlaubt ist etc.): Daß sie in ihrer Art gelehrt und wenn ich so s. darf, sehr gut sind, eine Universität „aufzuputzen“. Rabner 4, 237; Auch gehört dazu ein eigenes Nationalgenie, ein gewisses daß ich so sage „Spitzbubenklima“. Sch. 118a; Er hatte so gut gezielt, daß er mich, wenn ich so s. kann, mitten durch die „Seele“ geschossen hatte. W. Luc. 1, 50 etc. und besonders oft: Denen er sozusagen das Wort aus dem Munde genommen. Auer- bach SchV. 63; Die Sprache selbst wird mit den Sitten von Monat zu Monat roher und so-zu-s. unbehoseter. Gedike Du 3; Gotthelf Sch. 387; Gutzkow R. 2, 93; 400; 3, 44; 5, 495; Hartmann E. 314; Hebel 3, 319; Immermann M. 4, 225; IP. 1, 13; Prutz Mus. 1, 180; 224; 2, 30; 3, 244; Der Bauer ist auch ein Mensch, so-zu-s. Sch. 326a; Der Kaiser ist der Kaiser, die Prinzeß | ist, so-zu-s., Kaiserin. 601b; W. 31, 495; Weil sie ihre bestimmte Lebenszeit bereits überschritten hatten und so-zu-s. überständig waren. Luc. 1, 182; Wiewohl Diese so-zu-s. ihre Haut zu der Peitsche hergeben mußten, womit Jene gegeißelt werden. 238 U. V., vgl. G. 32, 222 ff.: Redensarten, welche der Schriftsteller vermeidet, sie jedoch dem Leser beliebig einzuschalten überlässt, oder wie es 224 heißt: Diese höflichen, vorbittenden, allen Widerspruch des Hörers und Lesers sogleich beseitigenden Schmeichelworte [s. einigermaßen. Fichte 6, 83], wo u. A. aufgezählt sind: Ich möchte s.; Man könnte s.; Wie man zu s. pflegt; Ich sage nicht zu Viel; Mit Erlaubnis zu s.; Ohne Umschweife gesagt [s. h] etc.
h) im pass. Partic., z. B. (s. g) eingeschoben: Er ist, offen oder ehrlich, grad oder deutsch heraus, ohne Umschweife, im Vertraun, (streng) unter uns etc. gesagt, ein Spitzbube; Und, zu dir gesagt, er war auch nicht der Mann etc. Weiße; Ins Ohr gesagt, die Dirne war | zum Malen schön. W. 11, 89 etc. Nam. V. braucht auch sonst das absolute Partic.: Dieses gesagt [nachdem sie Dies gesagt, nach diesen Worten etc.], verließ sie etc. Jl. 18, 65; Mosch. 2, 28 u. v., ferner: Das ist genug gesagt! = deutlich (weitrer Worte bedarf es nicht) etc.; häufig (s. s): Gesagt, gethan (od. geschehn); So gesagt, so gethan (geschehn), zur Bez., daß die That oder das Geschehne vollständig dem Gesprochnen entsprechend oder auch unmittelbar darauf erfolgt ist, seltner: Gesagt so geschehn! G. 1, 180 etc.; ferner: Wie gesagt = wie ich bereits gesagt habe etc.; ferner zuw. im Kanzleistil im adjekt. Partic.: Der gesagte, vor-, mehr-gesagte etc. Karl Friedrich Schultz, der erwähnte etc. (s. denken 7b; be-, er-s.), häufiger sächl., substantivisch: Das Gesagte [Das, was ich gesagt habe] bleibt unter uns; Ich nehme von dem Gesagten Nichts zurück etc.
i) Was ich s. wollte, Phrase des sich darauf Besinnenden, nam. auch des nach einer Unterbrechung oder Abschweifung darauf Zurückkommenden, vergl.: Vergessen Sie nicht, was Sie nicht s. wollten [Ihre Rede nicht], Zuruf des Einen in der Rede Unterbrechenden etc. i) Was oder wie ich Jhnen sage [Das ist so], Betheurungs-, Versichrungsformel des Sprechenden, vgl.: Was Sie s.! Ausruf des Staunens über etwas Gehörtes = Das ist kaum glaublich etc., z. B.: Cham. 4, 128; Gutzkow R. 3, 169; Tieck N. 7, 62 etc., s. l. k) Das muß [s. müssen 2a] man -s.; Das kann ich nicht anders s.; Ich müßte lügen, wenn ich es anders sagte etc., von Etwas, das man der Wahrheit gemäß nicht in Abrede nehmen kann, wenn man vielleicht auch aus Gründen es lieber verschwiege: Das muß man s., Alles was Recht ist! Iffland 3, 1, 43; So ist’s, Milady. Das ist bei uns Rechtens. | Was wahr ist, muß ich s. Sch. 414a; Man muß Eins wie das Andre s. [gerecht sein etc.]. W. 10, 81. l) imperativisch, als Ausruf des Staunens (s. i): Sag [vgl. ich bitt dich etc.], sag um alles Welt, wie ist Das möglich?; Sag Einer, was man nicht erlebt! G. 9, 29; Nun sag noch Jemand, ich hab Glück, nach dem Geschehnen wird es doch wohl Niemand mehr behaupten (s. e) etc. m) von Etwas, das sich in Worten nicht ausdrücken lässt, allen Begriff übersteigt: Es ist nicht zu s.; es lässt sich nicht s.; Er ist so unartig, ich kann es dir gar nicht s. (wie); Ihr steht in einem Andenken .., daß es nicht zu s. ist. G. 9, 40, vgl. dieselbe oder ähnliche Fügungen in vrsch. Sinn, z. B.: „Die rosenfingrige Eos“, Das kann man Das lässt sich französisch nicht s., auf diese Weise nicht ausdrücken; „Er ist schlecht“. Das kann man nicht s. [der Ausdruck ist nicht richtig], er ist nur leichtsinnig; „Kommst du morgen?“ Das kann ich nicht s., vorher-s., vorherbestimmen, vergl.: Wer kann s. [vorher-s., -wissen], was geschehen wird? etc. n) Das will ich nicht s., meine ich nicht; Das will ich damit nicht gesagt haben, darunter nicht verstanden wissen, mehrdeutig, vergl. haben I 12 und z. B.: Er hat es gesagt, jetzt will er es aber nicht gesagt haben, leugnet es, nimmt es in Abrede; ferner der wirklichen (ernsten) Meinung oder dem Thun (s. s) entgegengesetzt: Er sagt nur so, es ist nicht sein Ernst, oder: er lässt es bei den bloßen Worten bewenden etc. o) bei Wiedergabe von Jemandes Worten, zur Angabe der sprechenden Pers. eingeschoben, z. B.: Muß doch wohl! denn sagt der Patriarch an diesem Briefchen sei | der ganzen Christenheit sehr Viel gelegen; | dies Briefchen wohl bestellt zu haben sagt | der Patriarch werd’ etc. L. Nath. 1, 5 und so z. B. in vielen sogen. apologischen Sprchw., z. B.: Das Beste in der Mitte, sagte der Teufel, da ging er zwischen zwei Pfaffen etc. (s. Höfer Wie das Volk spricht etc.), ferner nam. oft: sag(te) ich, sagt er bei Wiedererzählung eines Gesprächs etc., zumal bei Ungebildeten, vgl.: Die Langweiligkeit, mit der sie in unendlichen Erzählungen von „hat er gesagt“, „hab ich gesagt“ ihre ganze verfluchte erste Liebschaft erzählte. Arnim 25; In Berlin, sagt er, | musst du fein, sagt er, | und gescheit, sagt er, | musst du sein etc. Holtei (Wiener in Berlin) etc. s. p. p) (vgl. o) = wiederholen, z. B. zur nachdrücklichen Hervorhebung: Du, ich sage, Du hast ihn ermordet; Das kostet mich hundert, sage volle hundert Reichsthaler etc. So auch als ein Mittel zur Klarheit, um in größern Perioden entferntere Satztheile, die dem Gedächtnis des Hörers (oder Lesers) sonst vielleicht nicht mehr gegenwärtig wären, zu rekapitulieren, z. B.: Anzustehen, ob er Diejenigen, die so niedrig und unwürdig von der Gottheit denken, um sich einzubilden, sie bedürfe der Menschen und habe ein eben so großes Vergnügen daran, wenn man ihr schmeichle und Kur mache, als sie es übel nehme, wenn man sich hierin saumselig finden lasse, ob er, sage ich, Leute, die so denken, mit Recht gottesfürchtig nennen .. soll. W. Luc. 5, 216 u. o. q) Man [s. d. III 1] sagt; die Leute s.; zuw.: sie s. (z. B. G. 31, 8), von Etwas, was allgemein (von der Menge) behauptet wird, vgl. heißen 3e etc. Entsprechend: Etwas s. hören (s. d. 5 und 9), durch die allgemeine Stimme vernehmen. Sch. 244a; Simrock Gudr. 637, dazu der subst. Infin. (s. w); Das Hör(en)-S., im Ggstz. zu Dem, was man durch eigne Anschauung weiß etc.: Etwas nur von Hören-S. wissen, kennen; Wenn der deutsche Kunstgelehrte, auf Hören-S. neidischer Nachbaren, seinen Vorzug verkennt. G. 31, 9; So erscheint es bloß als Etwas, was man von Hören-S. her hat. Platen 7, 70 etc. r) Sich Etwas s. lassen, es hören, z. B. (vgl. g): Ich hab mir s. lassen [man hat mir gesagt], dieser Weg sei näher etc., aber auch prägnant: sich durch das Gehörte bestimmen lassen, darauf hören (s. d. 1c; 2c und 3), obrd.: Ihm ge-s. lassen, z. B. Spee (Wackern. 2, 292 ) etc., vgl. mit beiden Bedd. spielend: „Warum heißt es in dem Ruf des Nachtwächters nur: Hört, ihr Herrn und lasst euch sagen, und nicht auch: Hört ihr Frauen?“ Weil die Frauen nicht hören und sich Nichts s. lassen etc., ferner z. B.: Sich Etwas nicht zweimal (Hebel 3, 100), nicht lange (Gotthelf G. 302) s. lassen etc. Ahnlich: Aber unsern Herrn Bischöfen und Fürsten ist nicht zu s., daß sie predigen ließen, sondern wollen Alles mit Würgen wehren. Luther 6, 317b etc., vgl. (niederd.): Sagsam: sich s. lassend; auf Einreden hörend. Beitr. z.d. Sprachk. 1, 325. s) oft gegenübergestellt dem Thun, der Ausführung des Worts (s. h und n): Das kannst du leicht s.; Das lässt sich leicht s.; Das ist leicht zu s. oder gesagt, aber es ist schwer zu thun etc.; Du hast gut [s. d. 10] s. Adelung, gew.: reden, wenn nicht das Gesagte genannt wird (vergl. w); Ich sterbe! Das ist bald gesagt | und bälder noch gethan. G. 11, 163; Dies ist zu s. leicht .,| doch etc. Nicolai 7, 160. t) in einigen bestimmten Verbind. mit Ew.: Gut (s. d. 8)f. fr eean caooer 255 etc.), für Etwas (Sch. 129a etc.), Bürgschaft leisten (s. Gutsage), eig. (s. f): s. oder erklären, daß man dafür gut ist (haftet); ferner: Wahr s., s. unter den Zsstzgn. wahr-s. 1 etc. und vgl. weis-s. u) prägnant von Wort und Außrung als bedeutsam durch den Inhalt, zunächst mit persönl. Subj., dann verallgemeint von Allem, was eine Bedeutung oder Bedeutsamkeit hat, (vgl. heißen 3c und d) z. B.: Er sprach Viel, ohne Viel zu s. Ense Denkw. 5, 61; Das ist mit wenig Worten Viel gesagt; Mit all diesen Reden (Redensarten), mit all diesem Gerede ist Nichts gesagt; Wer Viel zu sprechen, aber Nichts zu s., geschweige recht und gefällig zu s. weiß, ist ein Ungebildeter. H. etc.; Mit der Nacht des Abgrunds vergleicht er oft sein Leiden und mit dem Äther seine Seligkeit und wie wenig ist dadurch [oder damit] gesagt? Hölderlin H. 1, 74 etc.; Der Ausdruck des Originals sagt viel mehr sagt Dies weit stärker als die Übersetzung; Was will dieser Ausdruck s.? [was bedeutet er]; Seine Blicke s. laut, was sein Mund verschweigt, sie drücken es (beredt) aus, lassen es deutlich erkennen; Laß mein Aug den Abschied s., | den mein Mund nicht nehmen kann. G. 1, 37; Sch. 613a; Mit einer Miene, welche ziemlich deutlich das Gegentheil sagte. W. 7, 94 etc.; Jemand hat Etwas zu s., sein Wort ist von Bedeutung, von Belang, Einfluß, z. B.: Gehen Sie doch ja Keinen, der bei Vergebung dieser Stelle Etwas zu s. hat, vorbei. L. 13, 69 U. 0., vgl.: Du hast hier Nichts zu s. [befehlen etc.], ferner mit sachl. Subj.: Das hat Viel, schon Etwas [oder Nichts] zu s.; will Viel etc. s., ist von großer [von keiner] Bedeutüng, von Belang, erheblich etc.; Ich gebe 100 Thaler Miethe, das will in einem kleinen Ort doch schon ’was s.; Was will in solchem Geschäft eine Summe von 100 Thaler s.?; Gesetzt, ich ritzte mich ein wenig in die Hand, | so hätte Das nicht Viel zu s. Gellert 1, 288; Der Hofrath geht weg, die paar Bedienten wollen Nichts s. G. 10, 200 etc., s. v. v) (s. u) im Partic.: Viel-, wenig-, nichts-s–d, z. B.: Unsere Sprache von einer Menge nichts-s–der Silben gereinigt. Ense Denkw. 1, 172; Wirklich hat der Vorgang . ihren .. nichts-s–den Augen .. mehr Leben | . . gegeben. W. 15, 245; Daher die ewigen seiltänzerischen und meisten gar Nichts s–den Passagen. W. 34, 104 etc.; Fest und lebhaft von viel-s–der Gesichtsbildung etc., gesteigert z. B.: Sie warf ihm die viel-s–dsten Blicke zu; Eine viel-s–dere oder: mehr-s–de Physiognomie etc.; vereinzelt: Auch ist die Aussicht dort etwas mehr-s–der als unten. Kohl Südr. 1, 276 etc. Fortbild. (s. bedeutend, Anm.): So ganz alten Stils der Nichtssagenheit. Volksz. 9, 225 etc. w) subst. Infin.: Das S. (s) ist leicht, aufs Thun kommt’s an; Alles S. und Lehren. Forster Br. 1, 341; Kein Warnen half noch S. Wackern. 2, 1276 ¹⁶ etc.; Das Dank-, Gutnacht-, Lebwohl-S. etc., auch (s. Sage 1): Nach Jemandes S. (W. 15, 7 etc.); Seinem S. nach (34, 30; Luc. 4, 333 etc.). 2) dazu selten (s. I Sage) außer von Zsstzg. (s. d.:
a) Der Sager [Ankläger]. Carolina § 34 etc.; [Zeuge]. Claudius 5, 67; niederd. = Urheber eines Gerüchts. Beitr. zu d. Sprachk. 1, 325. Solche „Herr-Herr!“ -Sager. H. R. 9, 429 (vgl. Matth. 7, 21). Fortbild. z. B.: Allessagerei. Kolbe Bel. 100 = die Gesammtheit Derer, die „Alles s.“ d. h. die Sprache nach Willkür behandeln zu dürfen wähnen etc.
b) Sagung, f.; –en, s. Zsstzg. (nam. dank-s.) und Sage II.
Anm. Ahd. sagên, segjan, mhd. sagen. Die Schwzr. Mundart untersch. zw. s. sägen grade umgekehrt wiedas Hochd.
Zsstzg. vgl. die v. künd(ig)en, reden, sprechen etc., z. B.: Áb-: in versch., sich berührenden Nüancen:
1) vollständig: Einem Etwas a.:
a) das bis dahin bestandne Verhältnis der Gemeinschaft aufkündigen, den Fortbestand derselben durch seine Erklärung aufheben: Einem die Gemeinschaft, Genossenschaft, den Umgang a., gw. auf-s.; bes. von den Fehde- od. Absagebriefen (s. d., vgl. Kriegserklärung): Einem den Frieden a., z. B.: Ein Edikt, darin den Lutherischen Friede abgesagt, Krieg und Mord entboten wird. Luther 5, 308a etc., s. 2a; d.
b) etwas An- oder Zugesagtes, als bevorstehnd Festgesetztes abkündigen, abbestellen; kundthun, daß es nicht statthaben könne oder solle: Dem Lehrer die Privatstunde; einem Handwerker die bestellte Arbeit; Einem den versprochnen Besuch a. etc.
c) zuw.: Einem Etwas abschlagen; ihm Das, worum er uns anspricht, was er von uns erwartet, nicht leisten: Einem Einladenden das Hinkommen, den Besuch a.; Jemand seine Bitte, einen Dienst, eine Gefälligkeit a.; Die vollen Bäuche, die ihnen [sich] kein Gelüst a. Geiler Par. 45a; Allerdings war Änneli .. gut und konnte Niemandem Etwas a. Gotthelf G. 8; Wir werden dir den Rath nicht abschlagen | und die That nicht a. Rückert Mak. 2, 214 etc.
d) zuw.: Einem Etwas absprechen, aberkennen; den Ausspruch thun, daß er es nicht habe oder es nicht behalten könne etc.: Der Arzt sagt einem Kranken (HSachs 3, 2, 36d) —, der Richter einem Verbrecher (Uhland V. 351) das Leben ab etc.; Da sagt er das Reich Gottes dürr ab allen Sündern. Franck Arch. 228a; Wie die Königin .. der Hansa alle Privilegien, welche sie vor andern Fremden in England hatte, absagte. Möser Ph. 3, 176; Da kann ihr das Recht zu einem solchen Verein nicht abgesagt werden. 209 etc.
2) mit bloßem Dat.:
a) (s. 1a) Einem a. = Frieden, Gemeinschaft a.; Krieg, Fehde ankündigen, z. B.: Wiedebrand sagte den Beelitzern ab. Das kam Vielen damals kurios vor, daß ein Schneiderlein einer Stadt dürfe einen Fehdebrief schreiben. Alexis H. 1, 1, 147; 175; Niebuhr (Wackern. 4, 1336⁴²); Ihnen nach Kriegsgebrauch a. Rollenhagen Fr. 532 etc., auch: Jemandes eignes Herz (Luther 6, 271a), sein Gewissen (121a) sagt ihm ab, erklärt sich gegen ihn etc., vgl.: ent-, wider-s. und d.
b) (s. 1b) Kannst du nicht zur Stunde kommen, so musst du dem Lehrer a.; Erst bestellt er ein Paar Stiefel bei mir und nun sagt er mir ab; Gestern kündigt er mir seinen Besuch an, verabredet er sich zu einer Landpartie etc. und heute lässt er mir a. etc., s. c.
c) (s. 1c) Ich hab ihn eingeladen, aber er hat mir gleich entschieden, abgesagt (vrsch. b); Wenn er Jemand einen Dienst leisten sollte, so sagte er Niemand ab, war dienstfertig in alle Wege. Gotthelf G. 7; Weil Menschenhilfe uns absagt, so wird gewißlich Gottes Hilfe bei uns sein. Luther SW. 63, 94 etc.
d) mehr oder minder personif. auch: Etwas Sachlichem a., z. B. zu c: Doch hatte ich leider der Einladung der Mutter und Nachbarinnen nicht a. können, mich bei ihnen niederzulassen. G. 24, 138 etc. und besonders oft zu a: Etwas aufgeben; sich davon los-s.; davon zurücktreten; darauf verzichten etc., z.B.: Dem Guten (vgl. a: Gott), der Tugend etc., dem Bösen (vgl. a: dem Teufel, Satan), dem Laster a. (oder ent-s.); Der Heimath a. B. 47a; Platen 6, 20; V. Od. 9, 97 etc., ferner z. B.: Agamemnon | sagt der Kränkung nicht ab, die er dem Peliden gedrohet. B. 189b [vgl.: Indessen ließ der König noch nicht ab | von jener Rache, die er dem Achill | vorhin gedroht. 145b]; Der Bildhauer wird .. einsehen, daß er eines Meisters bedarf und aller Selbstlernerei .. a. G. 31, 302; Immer noch in deiner Klause, immer noch fest entschlossen, der Welt ab-zu-s.? 34, 231; Die gebeugt durch Schmerzen, | abgesagt dem holden Bund [der Ehe]. 35, 404; Könntet ihr so sehr | der Scham a. und der Fürstenehre? Sch. 461b; Allen Lüsten der Sinne und des Fleisches a. Immermann Eins. 48; Allem Umgang a. 83 etc., s. 3b.
3) mit bloßem Obj.:
a) (s. 1b) Die Privatstunde a.; Das Koncert wurde wegen Heiserkeit der Sängerin abgesagt; Die Gesellschaft mußte wegen plötzlicher Erkrankung der Wirthin abgesagt werden; Die Probe, das Jagen, eine Landpartie a. etc.; Es ist, als sei der Frühling abgesagt. Cham. 6, 146.
b) Etwas abgeloben (s. d.), abschwören: Eine Reise dorthin ist mein sehnlichster Wunsch und abgesagt hab ich sie noch nicht etc., auch zuw., sich ganz nach mit 2d berührend: Daß ich um deinetwillen alle Moden absagte, alle Pracht vermiede. Möser Ph. 1, 336; Die alte Lehre a., die neue annehmen, s. 4.
c) vralt. zuw. st. des Grundw.: So ist’s kurzum abgesagt [vgl. kurzab] mit dem Spruch etc. Luther 4, 31a etc., auch mit Dat.: Ihnen dürr a. [dürre- ab sagen], daß etc. 3, 47b etc.
4) subst. Infin. (s. 6): Der Fehde ging das A. voran (2a); Das A. der Proben (3a) etc. Düringer 21 etc., auch (s. 3b): Mein A. der alten, mein Annehmen der neuen Lehre. G. 40, 275 etc.
5) im Partic. pass.:
a) Das abgesagte Koncert, Die abgesagten Lehrstunden nachnehmen etc.
b) zu 2a (und d) auch dem Akt. entsprechend: Ein abgesagter Feind, der Einem oder dem man abgesagt hat, dann auch verallgemeint: ein erklärter (s. d. 3g), entschiedner, z. B.: Ein abgesagter Feind der verworrenen Willkürlichkeiten gothischer Verzierungen. G. 31, 7; Von seinem abgesagtesten Feinde. Sch. 893b; Stumpf 607b; Woltmann Westf. 1, 55 etc., ferner z. B.: Eine so gescheite, allem Gewöhnlichen, allem Wiederaufgewärmten abgesagte Frau. König Fam. 1, 7 etc. und (veralt.) substant.: Ein Feind und ein Abgesagter Gottes. Paracelsus 2, 614c; Luther 3, 189b etc.
6) Absagung, das A., z. B. (2a): Hat Kaiser Konstantius den Allemaniern .. eine Absagung gethan [den Krieg erklärt]. Stumpf 305a etc. An-: anmelden, ankündigen etc.: 1) etwas Vergangnes oder Gegenwärtiges, z. B.:
a) mit pers. Subj.: Etwas Geschehnes, eine That, ein Ereignis a.; Die Niederkunft, Entbindung seiner Frau, die Geburt eines Kindes, den Tod seines Sohns bei den Nachbaren a. lassen; Sie fürchteten sich, ihm an-zu-s., daß das Kind todt wäre. 2. Sam. 12 18; Am dritten Tage ward es Laban angesagt, daß Jakob flöhe. 1. Mos. 31, 22; Warum habt ihr so übel an mir gethan, daß ihr dem Manne angesagt, wie ihr noch einen Bruder habt? 43, 6; [Da] ward Juda angesagt: Deine Schnur Thamar hat gehuret. 38, 24; Wenn er . . Deß Zeuge ist . . und nicht angesaget. 3, 5, 1; Spr. 29, 24 u. o.; Die Schüler müssen das Facit ihrer Exempel oder: ihre Exempel a.; Jm Pikettspiel einen Rummel, vier Könige etc. a., angeben, daß man das Obj. hat (vrsch. 1b). Bes. auch im Imperat.: Sage mir an, was hast du gethan? Jos. 7, 19; Hohel. 1, 17; Sag an! Hiob 34, 33; 38, 18; Luk. 7, 40 etc.; Macht! sagt an! Ihr schweigt? L. Nath. 3, 7; Sag an, mein Ritter werth, | wer hat dich solche Streich gelehrt? Uhland 380 etc.
b) mit sachl. Subj.: Zuckung des Korkholzes, welche das Anbeißen des Fisches ansagt [anzeigt]. IP. 23, 121; Ökonomen wissen, daß Abteien und Maulwurfshügel fruchtbares Land a. 17, 156 etc. 2) etwas Künftiges, Bevorstehndes kund thun:
a) mit persönl. Subj.: Eine Hochzeit, Kindtaufe, ein Leichenbegängnis etc., eine Versammlung, ein Jagen etc. a.; Proben, Veränderungen des Repertoires (1a) .. werden durch den Theaterdiener angesagt. Düringer Th. 63 etc.; Sag an, was soll dein Lohn sein? 1. Mos. 29, 15; Sagt er mir alle Freundschaft auf und Feindschaft an. Schweinichen 1, 266; Einem Volk den Krieg a. etc.; Ein Spiel (in einer Farbe) a., erklären, daß man es machen wolle, bei Adelung sich aus-s.; Ich habe sechs Stich angesagt und sieben gemacht etc.
b) mit unpersönl. Subj., z. B.: Die Wolken . . schienen ein Gewitter anzu-s. Cham. 4, 34; Land a–de Vögel. IP. 22, 49 etc. Nam. auch: Eine Uhr sagt an, s. ausheben 2b. 3) mit persönl. Obj.:
a) (veraltend) Einen, sich a., seine Anwesenheit oder sein Kommen melden: Den Sohn .. hieß der Herr gehn nahe vor, | daß die Mutter er sagt an (s. 2) oben in der Engel Chor. Logau 2, 47; Alsbald sie der Diener .. ansichtig ward, sagt er sie dem König an. Schaidenreißer 13b; Grünwald ging in des Fugger’s Haus, ließ sich den Herren a. Wickram Roll. 68 etc. Bergm. scherzh.: Er hat sich angesagt (oder angemeldet), von Einem, der bei der Grubenbefahrung mit dem Kopf an die Firste stößt. Scheuchenstuel 10.
b) Einen zu Etwas a., entbieten, (sehr gew. z. B. in Mecklenburg etc.): Einen zur Leiche a.; Der Altmeister lässt das Gewerk (zur Zusammenkunft) a. (oder verboten); Sollte eins [der Reiche] angegriffen werden, so kommen ihm die beiden andern, wenn sie dazu angesagt sind, zu Hilfe. Dahlmann Dän. 2, 73; obrd.: Einem ein-s. (s. d. 3). 4) Dazu:
a) Der Ansager. Luther 1, 121a; 8, 128b etc.
b) Ansagung.
Āūf-:
1) Seine Lektion (s. d., z. B. G. 17, 129) etc. a., von Schülern: sie stehnd her-s. und dann übrh. von ähnl. Her-S.: Nie vor dem Lehrerstuhle | aufsagte sie ihr Sprüchlein. Daumer 1, 76; Wie .. auf 16,000 Fragen | der kleine Papagei die Antwort auf-zu-s. | gelehrig war. W. 15, 37 etc.
2) das zw. dem Subj. und der im Dat. genannten Pers. bestehnde Verhältnis durch eine abgegebne Erklärung aufheben, aufkündigen: Einem den Frieden (s. ab-s. 1a), die Freundschaft, das Bündnis, den Bund, die (Bundes-) Genossenschaft, die Brautschaft (Möricke N. 85), Ehe, den Kauf, den Handel (s. d. 6), die Wohnung, Herberg (Wackern. 3, 918¹5), die Miethe, den Dienst, den Gehorsam, die Pflicht a. etc., auch ohne Nennung des (bekannten) Vhes.: Der Dienstbote kann dem Herrn, wie der Herr dem Dienstboten a.; Daß .. man aufgesagt kriegt [den Dienst]. Immermann M. 4, 19; Ich hab’s gesagt schon meiner Mutter, | schon aufgesagt vor Sommers Mitten. G. 8, 223 (H. 8, 129) etc. und zuw. mit dem Dat. der (gleichsam personif.) Sache: [Diese Äußrungen] sagen dem bisherigen Anspruche und der früheren Macht dieser Freundschaft auf. G. Stein 3, 321 (Schöll) etc.
3) vereinzelt st. abbestellen, ab-s., z. B.: Der Herzog hat das Konseil a. lassen, weil er . . ermüdet ist. 2, 158; Bastian soll in Gottes Namen die Postpferde wieder a. lassen. Thümmel 3, 144 etc.
4) nam. zu 2: Die Aufsagung, z. B.: der Wohnung, des Dienstes etc. Aūs-:
1) Etwas zu Ende sagen, seine Rede beenden: So ergreife ich auch den glänzenden Gedanken und sage ich will’s nicht a., aber hoffen will ich, daß etc. G. 16, 73.
2) Etwas durch Worte erschöpfen, gw. verneint: Seine Wunder | werden nimmer ausgesagt. Daumer 1, 2; Solche schändliche .Lästerung, daß [es] nicht aus-zu-s. ist. Luther 5, 294a etc.
3) auf (gerichtl.) Vernehmung sich äußern: Der Kläger, der Angeklagte, der Zeuge hat ausgesagt, daß etc.; Die Zeugen haben günstig oder für ihn, ungünstig oder gegen ihn ausgesagt; Auf Einen a., so daß die Aussage (und der dadurch entstandne Verdacht) auf ihm lastet, vgl. Belastungszeuge etc. Auch z. B.: Ich sagte rund aus [oder heraus]: Ja. Stilling 3, 125 etc.
4) ver- allgemeint zu 3: Etwas von einer Person oder Sache a., in Worten es ihr beilegen, zuschreiben, so namentl. (Sprachl.): Das Prädikat ist das von dem oder über das Subj. Ausgesagte etc.
5) mundartl. Bedd. s. Brem. W.; Adelung etc.
6) refl.:
a) Kartensp. (s. an-s. 2a u. hinaus-s.).
b) (veralt.) sich durch eine Erklärung von Etwas ausnehmen, ausschließen, losmachen. Leibnitz 2, 247 (s. los-s.) und obrd. vom Zugvieh etc.: den Dienst versagen; nicht weiter wollen Schm. 3, 207 (vgl.: Die Jungfrau ward auf dem Wege müde, sagt ab, legt sich. Herold Dii 2, 68a).
Be-:
1) (veralt.) Einen b., beschuldigen, anklagen, s. Schm. 3, 207; Hutten (Wackern. 3, 221³); Zinkgräf 1, 272 etc.; Diebstahls besagt. Franck Weltb. 122b; Der Feigen halb von ihnen besagt. Waldis Es. 4b etc. So auch: Besag-er, -ung, und niedrd.: Jemand b., ins Gerede bringen. Beitr. z. d. Sprachk. 1, 325.
2) mit sachl. Subj.: dem Jnhalt nach angeben: Beide Ausdrücke b. Dasselbe; Die Anschlagzettel b. das Nähere; Die Titel b. Alles, was in den Büchern enthalten ist; Den einen Faktor sovielmal nehmen, wie der andre besagt; Wie der Vertrag besagt. V. Sh. 2, 26; Daß ... mehr dahinter stecken müsse als, was die Worte beim ersten Anblick zu b. scheinen. W. 14, 206 etc.
3) (s. 2) bedeuten, d. h. von Bedeutung (Bedeutsamkeit) sein: Als ob das Regentenverdienst eines Narrenwärters mehr besage als das eines Fürsten. Thümmel; Das will Viel, Wenig, Nichts b.
4) (s. 2) im Partic. = gemeldet, z. B.:
a) in der Bed.: kund, bekannt: Rüchtig ist es und besagt. Fleming 303; [Es] kommt an den wohlbesagten (s. b) Nagel (s. d. 6a). W. 32, 216 etc.
b) nam. aber: im Vorhergehenden erwähnt (vergl. melden 4b u. er-s.): Seit dem besagten Morgen. G. 22, 406; Mit besagter Kugel. Klinger F. 56; Besagte diese Schrift. L. 8, 323; Von besagter seiner geliebten Mariane. W. 34, 55 (s. dein 3e) etc.; Die besagte magnetische Kraft. 2, 525; 6, 62 etc.; Dick- (s. d. 3a, z. B. W. 9, 140), hoch- (Möser Ph. 2, 311; W. 32, 205), mehr- (Att. 2, 3, 49), oft- (Luc. 5, 65), vor-besagt (W. 1, 6; 9, 144; 12, 43; 14, 212; 15, 225; 17, 135 etc.). Dánk- [1a]: Ich sage dir Dank (meinen besten Dank etc.), vralt. als eig. Zsstzg.: Du danksagest [betest etc.]. 1. Kor. 14, 17; Kol. 1, 12 etc. Dazu: Danksagung, das D.; Abstattung des Danks. 4, 2; 1. Kor. 10, 30 u. o.; L. 1, 42; 356; Schütze Hamb. Th. 58; 434 etc. Etwas von Anfang bis zu Ende sagen, durchmachen (nam. von Schülern): Sag das Präsens von amo durch! etc. z. B.:
Dúrch-: Eīn-:
1) Einem vor-s–d (s. d. 3c) einhelfen (soufflieren, vgl. einblasen): Als wenn er dem Richter einsagte. FLSchröder Beitr. 3, 2, 126; 40 etc., auch: Einem Etwas in die Feder sagen (diktieren). Pröhle J. 310, ferner von höherer Eingebung (inspirieren): Muse, sag | mir ein jetzt! denn der Teufel mag | die Namen alle merken. Blumauer 2, 188 (s. o.); Das ureigene Innerste muß die Schrift e., nicht bloß äußere Veranlassung. Jahn M. VIII etc.
2) (vralt.) Einspruch thun; widersprechen; durch Worte auf Jemandes Thun etc. Einfluß zu üben, ihn anders zu bestimmen suchen: So ist er ein Tyrann und man solle ihm e. und ihn strafen. Agricola 77; Wider das E. der Juden. Luther 1, 94b; Brem. W. 4, 738.
3) entbieten (s. an-s. 3b) z. B.: In großer Eile sagte Herr R. noch einigen andern Tischgenossen ein. Steub DTr. 3, 64; Schm. 3, 207. Ent-:
1) (vralt.) = ab-s. 2a (u. 1a): Daß sie uns verdammen, e., Krieg und Mord dräuen. Luther 5, 307b (vgl. Friede ab-s. 308a); Man sagt, die Hund hätten’s gewagt | und ehmals den Wölfen entsagt. Rollenhagen Fr. 572 etc., auch: Beide Schlösser unversehenlich und unentsagt [ohne vorherige Kriegserklärung] zu ersteigen. Stumpf 726a etc., s. mundartl. Bedd. Adelung.
2) kundgeben, daß man Etwas aufgiebt, Verzicht darauf leisten:
a) refl. mit Genit. (od. zuw. mit von), vgl. sich los-s.: Man entsage sich seiner [Christi]. H. R. 9, 427; Er haßte Leute, die Dieses thaten, und entsagte sich von ihnen. 429; Entsagen Sie sich im Guten aller Ansprüche. L. 2, 484; Muß des Lebens sich e. 5, 182 [„dem Leben abe-s.“ Logau 1, 7, 73] etc. Ferner intr. (b—f), z. B.:
b) allgm., ohne Nennung eines Gegenstandes, den man aufgiebt (vgl. resignieren u. i): Philosophie, Religion . . ., Alles ruft uns zu, daß wir e. sollen. G. 22, 275; Wilhelm Meister’s Wanderjahre oder die E–den. 18, I; Zu den sonderbaren Pflichten der E–den. 40 etc., vgl. (s. c): Je selbst-e–der wir in jedem einzelnen Menschen .. die ganze Menschheit ehren. Kapp Aufr. 15.
c) zumeist mit Dat.: Jüngst hat mir mein Leib- arzt geboten: | Stirb oder entsage dem Wein! etc. Studenten- lied; G. 22, 4; Eher dem Leben als ihrer Liebe e. L. 2, 31; Ich will .. gänzlich den .. gelehrten Männern e., die etc. 10, 369; Worin er mir seine Freundschaft aufsagt, der ich längst entsagt hatte. 13, 154 (FNicolai); Warum verschmähte sie’s .., ihren Anspruch | an England aufzugeben? ... Sie wollte lieber . . sich mißhandelt sehn | als dieses Titels leerem Prunk e. Sch. 406b; Hurtig voran nun | hüpfte der Knab’ und entsagte dem grünlichen Himmelspferdchen, | das .ihm bequem dasaß. V. 1, 11; Das Glück schien aus Liebe zu ihm seiner natürlichen Unbeständigkeit entsagt zu haben. W. 8, 128 u. o.
d) mit Genit. statt Dat. (vgl. a): Wie, ihr entsagt | des eignen Führeramts? Bött- ger Byr. 8, 196; „So wollen Sie sich seiner e.?“ Eines Fehlers wegen entsagt man keinem Manne [s. c: „In der Handschrift stand erst: keines Mannes.“] L. 1, 563; 2, 30; 5, 28; 6, 524; Des Titels und der Ansprüche auf dieses Königreich zu e. 9, 384; Nicht eher bis er zuvor jener angemaßten brodlosen Künste . .. für das Künftige gerichtlich, eidlich und feierlich entsagt haben werde. Thümmel 6, 41.
e) zuw. mit auf (vgl. verzichten): Man kann nach seiner Pflicht, | bei einer Königswahl auf Alles, aber nicht | auf den Verstand e. Merck Br. 1, 2 (s. i) etc.
f) zuw. mit abhäng. Jnfin.: Leugnete ich darum diese Wahrheit? entsagte ich darum, mich dieser Wahrheit zu bedienen? L. 10, 38 [ihrem Gebrauch, ihrer Anwendung].
g) im pass. Partic. wie von einem Transit. (vgl. h): Entsagt = aufgegeben, von Dem, dessen man sich (s. a) oder dem man (s. c und vgl. folgen, Anm.) entsagt hat: Nach entsagtem Puppenspiele. Langbein Liedrkr. 30; Wieder zu seiner entsagten Meinung zurückkehren. L. 8, 412 etc.
h) selten tr. in Doppelzsstzg. (vgl. g): Ich entsage ihm nicht, nicht entsage ich ihn in das Elend und in die Leere hinein. Immermann M. 4, 271.
i) im substant. Inf. (s. 3), z. B. (s. b): Sich durch die Widersprüche eines so harten E–s aufreiben. G. 18, 131; Finstrer Ernst und trauriges E. Sch. 21b etc. und (s. e): Das völlige E. auf alle dem Staate zu leistende Dienste. Garve Pfl. 1, 216 etc.
3) Entsagung, zu 1 und nam. zu 2 = 2i; Resignation, z. B.:
a) Seine Freunde können jede Art von Entsagung von mir fordern, ich lege Jhnen hiermit alle meine Ansprüche an Theresen in die Hand. G. 17, 346; Klinger F. 372; Die Blume der Entsagung | ist aus ihrer Liebe Schmerzen | .. aufgegangen. Rückert Morg. 1, 29; 30; Die Larve | erhabner, übermenschlicher Entsagung | reiß’ ich ihr ab. Sch. 267a; Nach so vielen Entbehrungen und Entsagungen etc.
b) mit objekt. Genit.: Eine Entsagung alles Dessen, was man bisher geliebt. G. 21, 51; Mit Entsagung seiner eignen Glückseligkeit. L. 2, 40; Die Entsagung der Eigenliebe, der Bequemlichkeit, des Vergnügens und alles Dessen, was uns in Ausübung der Weltweisheit stören kann. Rabner 1, 106 etc.
c) mit abhäng. Präpos., nam. (s. 2e u. i): Eine Entsagung auf die Hilfe und Barmherzigkeit Gottes ist eine Ungereimtheit. Garve Pfl. 3, 252; 171; Klinger 11, 304 etc., auch (ellipt.): Die Entsagung [Ergebung] in den Willen Gottes. 6, 357 etc.
d) Zsstzg. z. B.: Die Thronentsagung Napoleons. Ense Biogr. 3, 531 etc. im Partic. wie be-s. 4b in Kanzleispr.: Soviel ersagte unsre Güter und Ämter betrifft. Erbvgl. § 342; Gotter 3, 371; W. Merck. 2, 156 etc. obrd., z. B. [1r]. durch eine Verzichts-Erklärung Etwas heimfallen (s. d.) lassen, z. B.: H., das förmliche Zurücklegen einer erhaltenen Bergbauberechtigung bei der Bergbehörde. Scheuchenstuel 126. Hêr- etc.: Die sagt Gebete her, | die Junge betet. Ramler F. 3, 34 (s. her 1e); FHJacobi 5, 104; Rachel 7, 602; Daß er die skandalöse Chronik .. auf den Fingern her-zu-s. weiß. Kretschmann 5, 86 etc. Sie sagte Das so hin (s. d. 1) zur Mutter, aber glaubte sie es selbst? Gutzkow R. 4, 417; Man hat das Lob für bloß übertrieben hingesagt gehalten. Heinse A. 2, 92; Das lässt sich eher so hin-s. als bekräftigen. V. Georg. 293 etc.; aber auch z. B.: „Liebe?“ Ja, es ist hingesagt [ausgesprochen]: Liebe! Sch. 153b, das Wort ist aus dem Herzen geflogen, zu dir hin etc.; ferner: Alles an dich hin-s. lassen. Auerbach Ed. 331, so daß die Worte dich nicht berühren, an dir vorbeistreifen etc.; Er mußte ihnen auf den Eid hin-s. [oder besser: hin s. d. 5 sagen], wo er wohne. Hebel 3, 65 etc. Etwas heraus-s., vollständig, aus dem Herzen, von der Brust (Leber) etc. weg: Dioklea ließ mich nicht vollenden, was ich selbst nicht heraus-zu-s. vermochte. W. 16, 138; Sie hat nicht das Herz, es ganz heraus-zu-s., was sie auf der Zunge hatte. Luc. 3, 364 etc.; Etwas frei (Immermann M. 2, 7); frei und redlich (Mathesius Lthr. 69b); grade (G. 19, 190); offen und ehrlich; bestimmt und entschieden; ohne Rückhalt; rücksichtslos (Cham. 5, 183); deutlich; deutsch (L. 12, 457; Lichtwer 147); rund (s. d. 5a) heraus-s. etc.; Das hast du so herausgesagt. Cham. 5, 100, das Wort ist dir so entfahren etc. Sich hinaus-s., in manchen Kartenspielen, z. B. in Tresett: durch das bloße Ansagen Dessen, was man in der Hand hat, die Partie gewinnen. L’hombre 150 etc. Ich hab’s ja in der ganzen Stadt schon herumgesagt. Sch. 196b etc.
Er-: Ge-: Hēīm-: Lōs-:
1) Einen oder öfter: sich l. von Etwas, durch abgegebne Erklärung davon losmachen, das bestandne Band lösen etc.: Ich sag dich los von aller Pflicht gegen mich; Ich sagte mich im Ärger von allen Pflichten gegen sie los. G. 19, 62; Ich sage | mich los von diesem König. Sch. 452a etc., und im subst. Infin. (s. d.) ohne „sich“: Vor dem L. vom Spiele. L’hombre 151 etc.
2) zuw. ohne von = freisprechen: Doch ist es .. | genug, die Göttin los-zu-s., | daß sie es nicht gemeint. W. 10, 20.
3) Ich war unschuldig am Eheverspruch, auch an der Lossagung wollte ich unschuldig sein. Pfeffel Pr. 9, 49. Míß-: (ugw.) Falsches sagen, lügen: Daß es mißgesagt sei. Schottel 21. Mít-: z. B.: Es soll darum durch das Erstere keinesweges das Letztere zugleich mitgesagt sein. Fichte 7, 8 etc. Nāch-: z. B.:
1) etwas von einem Andern Gesagtes (Vorgesagtes) wiederholen: Kannst du mir Das wohl grade so, wie ich es vorsage, n.?; Was die witzige und gelehrte Henriette in der Person einer dummen Agnese sagt, hätte die Frau Professorin immer ohne Maulspitzen n. können. L. 7, 59 etc., s. 2b.
a) auch ref. (dem Pass. entsprechend): Dgl. Redensarten sagen sich (s. d. †) nach, pflanzen sich fort. G. 29, 357.
b) (schwzr.) in die Einem von Jemand gestellten Bedingungen einwilligen [die vorgesagten annehmen]. Gotthelf G. 349; 350.
2) etwas Gehörtes, Einem Kundgewordnes nacherzählend verbreiten, weiter bekannt machen (weiter-, wieder-s.), z. B.:
a) (o. pers. Dat.) Fluche dem Könige nicht .., denn die Vögel .. sagen es nach. Pred. 10, 20; So du Etwas von diesem unserm Geschäft wirst n. Jos. 2, 20; Judith 5, 11; Sir. 6, 9; 19, 6; 41, 29 etc.
b) mit persönl. Dat., zur Angabe des Gewährsmannes: Er ist .. der tapferste junge Edelmann. .. Das können mir Euer Gnaden wieder n. W. 1, 164; 13, 209; Die Tugend pflegt man dem Aristoteles .. nach-zu-s. (s. 1) ist die Mittelstraße etc. 4, 196.
c) mit persönl. Dat. zur Bez. Desjenigen, auf dessen Ruf das Gesagte sich bezieht = etwas von Jemand auf seinen Ruf Bezügliches aussagen: Einem Etwas zum Ruhm n. G. 33, 234, es ihm nachrühmen; Alles .., was die Zunft der Misogynen | . .. ihnen | zum Unglimpf nachgesagt. W. 15, 206; Sie kann uns doch nicht Schande n. 1. Mos. 38, 23 etc.; „So ist gleich Putz und Band, was uns beschäftigt.“ Das kannst du dir nicht n. G. 9, 293; Ich allegorisch? Das sagt mir ein Andrer nach. 6, 346; Sie sollen mir wahrhaftig nicht n., daß ich Sie weggeplaudert habe. L. 1, 445; Samps. 2, 3 etc.
3) Nachsager z.B. zu1, Nachsprecher (s. d.): Jedes Wort werde auch um so schärfer geprüft, was ein Lessing sagt; denn wie viel hat Der nicht Nachsager? H. (Lebensb. 1, 2, 415). Über-: (vralt. Rechtsspr.) Einen ü., ihn überweisen mit Zeugen, Eiden, s. Schm. 3, 207; Haltaus 1822; Zeitschr. f. d. Recht 13, 441 etc., s. übersiebnen. Unter-: bestimmen, daß Etwas nicht geschehn dürfe, unterlassen werden müsse (s. das sinnverwandte verbieten 1): Der Arzt untersagte ihm das Weintrinken; den Wein; Wein zu trinken; daß er (keinen) Wein tränke; Man wollte zum Arzte schicken, sie hatte es heftig ablehnend untersagt. Gutzkow R. 6, 399; Vor Allem untersage, | daß sich dies edle Paar nicht weiter schlage. Nicolai 2, 53 etc. Ver-:
1) tr.: etwas Begehrtes, Gewünschtes nicht gewähren (s. d.), eig.: die Nichtgewährung erklären oder kundthun (vgl. abschlagen, verweigern etc.):
a) mit Obj. und persönl. Dat. (vgl. 2): Du hast dem Hungrigen dein Brot versaget. Hiob 22, 7; 31, 16; Der wird mich dir nicht vers. [zur Ehe, zur Frau]. 2. Sam. 13, 13; Ihr wollet euch nicht weigern, zu kommen. .. „Wie darf ich es meinem Herrn vers.?“ Judith 12, 13; Was eine Gottheit Diesem frei gewährt | und Jenem streng versagt. G. 13, 143; Dem Faun .. | versagt die Schönste den Tanz nicht leicht. 12, 50; Als uns der Bäcker einiges Brot auf die Reise versagte. 21, 249; Es bleibt bei dem Entschluß, | dgl. Bitten zu vers. | Ich habe, was ich ihm anitzt verweigern muß, | schon seinem Vater abgeschlagen. Hagedorn 2, 164; [Der Herr wird nicht] seinen Beistand mir vers. Weckherlin 12; Dem sie Anfangs ihre Bewunderung und zuletzt ihre Liebe nicht vers. konnten. W. 8, 125; Einem eine Bitte, eine Gefälligkeit, einen Dienst vers. etc., so auch mit unpers. Subj., z. B.: Die Füße, Knie, die Zunge versagt Einem den Dienst (s. 3); Das Schiff versagt die Wendung, es fällt verkehrt, d. h. wieder ab statt durch den Wind zu drehen. Bobrik 7, 35b. Ferner auch mit rückbezügl. Fw. als Obj.: Nicht versagte| Diwisade sich dem kühnen Freier. Platen 4, 295, sie gab sich ihm hin (s. b) etc. und als Dat.: Sich etwas zu vers., war Eduard nicht gewohnt. G. 15, 12 etc.
b) (s. a) auch ohne pers. Dat. (vgl. 2), nam. im Partic.: Von eurer Macht allein und ihrer Furcht | erhaltet ihr den gern versagten Dienst. Sch. 492a [den sie euch gern versagten]; Er jammert um versagte Freuden. Uz 2, 195 etc., ferner ref.: Zum Schwimmen wird die Welle sich [dir] vers. G. 6, 102; Ein Mädchen, die heute sich hingiebt und morgen sich spröde versagt. Immermann M. 4, 111 etc.
c) (s. a u. b u. 3) zuw. auch ohne Obj.: Der Gerechte giebt und versagt nicht. Spr. 21, 26; Man spricht vergebens Viel, um zu ver-s.; | der Andre hört von Allem nur das Nein. G. 13, 20; Versage nicht, noch weigere! | o gieb etc. Rückert Mak. 1, 87 etc. und im subst. Infin.: Die wahre Freundschaft zeigt sich im V. | zu rechter Zeit und es gewährt die Liebe | gar oft ein schädlich Gut, wenn etc. G. 13, 197 etc.
2) etwas Begehrtes Einem zu-s. oder gewähren, insofern es dadurch den Mitbegehrenden (Mitwerbern) nicht mehr gewährt werden kann oder (s. 1) ihnen versagt ist: Die Dame hat sich oder ist zum nächsten Tanz, hat den nächsten Tanz, ihre Hand etc. versagt; Die Stelle war schon versagt, als er sich meldete; Zum Nacht- essen hatte ich mich bei Jerusalem vers. müssen. FHJacobi 1, 342 etc. Die Pers., der das Obj. zugesagt wird, findet sich im Dat., z. B.: Daß ich das Jawort von mir geben | und Wem versaget [Einem verlobt] werden soll. SDach (WhMüller Bibl. 5, 21); Seine Tochter, welche er Friedrich Pieten versaget. Schweinichen 3, 307, doch vermeidet man diese Fügung der Zweideutigkeit halber (s. 1a) und wählt z. B. lieber die Präpos. an, so: Ankomm’ ich und ihr Vater sollte sie | an einen Andern eben jetzt ver-s.? G. 35, 286 etc.
3) (vgl. 1c) intr. mit sachl. Subj., eig. ellipt.: Etwas versagt (Einem) [den Dienst], z. B.: Ein Gewehr versagt, der Schuß geht nicht ab (mund- artl. Ggstz.: es sagt zu. Schm. 3, 207); [Die Lüge] kehrt| ein losgedruckter Pfeil, von einem Gotte | gewendet und v–d, sich zurück | und trifft den Schützen. G. 13, 57 etc.; Streichhölzer, die nie ver-s., immer zünden; Es wäre recht artig gewesen, wenn nur Dies oder Das [bei der Ausführung] nicht versagt hätte. G. 16, 18; Versagt alle Wirkung, so etc. V. Georg V etc.; ferner: Einem versagt die Kraft (G. 13, 113; FHJacobi 5, 82 etc.); der Augen Licht, der Füße Kraft (G. 13, 256); die Sehnen (W. 3, 167); Klettern und Sprung (G. 2, 72); die Kniee (Sch. 533a); die Kniee und der Verstand (G. 19, 133); der Athem (W. 21, 71); die Stimme (Hebel 3, 70); das Wort im Munde (G. 9, 286; Tieck A. 1, 220) etc. Seltner: Wie angenehm [sah ich] deine lispelnde Stimme der Entzückung ver-s.! Sch. 178a, ich sah, daß du vor Entzücken nicht sprechen konntest etc.
4) zuw. tr.: als Faktitiv zu 3, z. B.: Eine gewisse Scheu und dienstliche Unterthänigkeit versagte ihr die Kraft [machte, daß ihr die Kraft versagte]. Auerbach Dicht. 1, 278; Daß Einem das Rohr oder Büchse nicht könne versegnet oder versaget werden. Rockenphil. 3, 109, was freilich auch erklärt werden kann: durch Sagen (v. Zaubersprüchen) verderbt. 5) vralt., mundartl. Bedd. s. Adelung; Schm.; Haltaus etc., ferner: Er lässt sich oft ver-s. | am Hofe. Baggesen 4, 139, sagen, daß er nicht erscheinen kann; ab-s. 6) dazu mehrdeutig:
a) Die Versagung, zu 1 u. 2.
b) im verneinten Partic., z. B. zu 1: Mich reizt . . die dornenvolle Bahn, | nur Helden unversagt [offen stehnd, zugänglich]. W. 25, 130 etc. und zu 2: Die Dame ist (zum nächsten Tanz) noch unversagt etc.
Vōr-:
1) [1] im pass. Partic. (vgl. be-s. 4b, vorbesagt) = im Vorhergehenden gesagt sei es nun bloß: erwähnt, genannt oder: ausführlich entwickelt, z. B.: Wer Vorgesagtes in Gedanken festhält .., wird nachstehendes Abenteuer etc. G. 25, 172.
2) zum Voraus sagen, was Jemand später erfahren (finden) wird, z. B. vgl.: Jch sage Ihnen zum Voraus, Sie sind ein Land gekommen, wo etc. G. 9, 259 etc.; Er findet (wie Rosette | ihm vorgesagt) Frau Prokris auf dem Bette. W. 10, 82 etc. u. nam. vom Prophezeien der Zukunft, z. B.: Wie in einer alten Prophezei vorgesagt worden. Fischart B. VII; Wie Bahanis vor viel hundert Jahren vorgesagt hat künftig zu sein. Luther 1, 158a; Indem er die Ursachen des Falls der Karthaginienser sucht und findet, sagt er vor, wann und wie das gleiche Schicksal die Sieger treffen werde. JvMüller 1, 176; Wie das Herz es ihnen vorgesagt, | erging’s am Tage des Turneis. W. 11, 133 etc.; veralt. (s. Sanders Progr. 72b): Der .. Astrologus .. vorsaget oftermalen das künftige Unglück. Schuppius (Wackern. 3, 756²) st.: sagt vor; Vorsager. Rompler 4. Häufiger in beiden Nüancen: voraus-, vorher-s. (s. d.).
3) Jemand Etwas sagen, so daß und damit er es höre:
a) so ohne Nebensinn, z. B.: Den Versuch .., das isländische Lied in einer leichten Verdeutschung den Laien und Ungelehrten vor-zu-s. Cham. 4, 203; Alle möglichen Unglücke, die nur kommen können, sagt er mir vor. L. 13, 333; Ihr die feinsten Schmeicheleien vorzu-s. (s. b). Pfeffel Pr. 10, 19; Immer sagen Sie mir Das vor, liebe Tante; ich verstehe Sie nicht. Sch. 311b; Was ihr Frau Klar | dagegen sagen kann, | ist just so viel als: es dem Winde vor-zu-s.. W. 11, 275 etc.
b) zuw. mit dem Nbnbegriff der beabsichtigten Täuschung, s. a: Pfeffel; Das kann ich kaum glauben; du sagst mir Das wohl nur so vor etc.
c) = ein-s. (1): Ich hätte die Antwort auf die Frage des Lehrers nicht gewusst, wenn mein Nachbar sie mir nicht vorgesagt [souffliert] hätte (s. d); Er [Voltaire] schrieb nur [die Pücelle]; ich [Beelzebub] sagt’ es ihm vor [diktierte, inspirierte es]. Käsner (Schütze Epgr. Anth. 2, 42) etc.
d) zum Behuf des Nachsagens (s. d. 1 u. s. c): Ein Papagei lernt Wörter sprechen, die man ihm vorsagt; Dem Richter den vorgesagten Eid nach-s. etc. s. vor-s. 2 u. voraus 3: So mancherlei Naturerscheinungen haben sein Vorausgesagtes fast buchstäblich wahr gemacht, weil er alle diese Folgen voraussah. G. 39, 82; Deine Voraussagungen sind nicht eingetroffen etc. s. voraus-s. und: V., wahr-s. und weis-s. sind darin unterschieden, daß das Erstere ein Vorhersehen nach Erfahrungsgesetzen (mithin natürlich), das Zweite den bekannten Erfahrungsgesetzen entgegen [?] widernatürlich), das Dritte aber Eingebung einer von der Natur unterschiedenen Ursache (übernatürlich) ist. Kant Anthr. 100, was nam. in Bez. von wahr-s. (s. d. 2, auch Kant) doch nicht ganz zutreffend ist, außerdem, daß vorher-s. (s. vor-s. 2) sich nicht bloß aufKünftiges bezieht, sondern auch auf eine Thatsache, die der Sprechende schon weiß, während sie Dem, mit dem er spricht, noch unbekannt ist: „Er ist verreist.“ Hättst du mich gefragt, so hätte ich dir Das vorher-s. können, ich habe ihn gestern abreisen sehn etc.; Daß die Sachen in Kurzem zu einem Bruche kommen müssen, den mancher Verständige längst vorhergesagt hat. Zelter 2, 53 etc.; Das fatale Jahr der Vorhersagung tritt näher und noch zeigen sich keine Spuren, daß die Weissagung anfange in Erfüllung zu gehen. Fichte 8, 17; Die sich deiner Warnungen und Vorhersagungen lebhafter als jemals erinnerten. W. 9, 272 etc.
Vorāūs-: Vorhêr-: Wāhr-:
1) als bloße Zusammenstellung oder Zusammenschiebung sagen: was wahr ist; die Wahrheit sagen: O sagt mir, wo ich Wilhelm finde! | Ihr weidlichen Matrosen, sagt mir wahr, | geht Wilhelm mit in eurer frohen Schar? Boie (Matthisson A. 8, 155); Wird kund werden, ob Mirabeau wahr gesagt. Börne 2, 305; Bei unserm Gott! da sagst du wahr. L. Nath. 1, 3; Sagt oft wahr mit lachendem Mund. Rollenhagen Fr. 24; O, sie sagt wahr: nicht frohe Zeichen sind’s etc. Sch. 350b; „Weil man mir sagt, daß du ein König bist.“ Man sagt dir wahr. Schlegel Heinr. IV. 1, 5, 3; Der Vorspuk mit dem Bette hat wahrgesagt. V. Br. 2, 303; Zu Einem, der über eines Papageien Lästerworte schellig ward, sagte Klaus: Wenn dir der Vogel nicht ,,Wahrsagte“ [richtiger: wahr sagte], würde es dich wohl nicht verdrießen. Zinkgräf 1, 273 etc., s. 2.
2) (s. 1) mit übernatürlicher oder so erscheinender oder dafür ausgegebner Einsicht Etwas vorherverkünden, prophezeien, vgl.: Zigeunerknabe: „Deine Hand! Ich sage dir die Wahrheit, die gute Wahrheit.“ Georg: Hinweg, du Kobold! Frevelhafte Lügenbrut! Ich vertrau auf Gott; was Der mir beschieden hat, wird mir werden. G. 35, 76; Wenn sie der ältern Schwester und auch mir das Wahrhafte sagen wollte. . . Um der Schönen zuerst zu weis-s. 21, 218 etc., s. vorher-s. und (die dort mitgetheilte Stelle einigermaßen berichtigend): Wenn es von Jemanden heißt: er wahrsagt dieses oder jenes Schicksal, so kann dies eine ganz natürliche Geschicklichkeit anzeigen; von Dem aber, der hierin eine übernatürliche Einsicht vorgiebt, muß es heißen: er wahrsagert [s. d], wie die Zigeuner, die das W. aus der Hand Planetenlesen nennen. Kant Anthr. 101. Heute vielfach als untrennbare Zsstzg.: Er wahrsagt, hat gewahrsagt, versteht zu w., z. B. aus den Karten, aus den Sternen, aus dem Kaffesatz, aus der Hand etc., zum Untersch. von 1 (doch damit zusammenfallend in abhäng. Sätzen, wie: Weil er wahrsagt etc.), doch findet sich, wie die Belege zeigen, auch oft genug die Trennung: Daß er sich w. lasse. .. Die Wahrsagung wird .. gen Jerusalem deuten.. Aber es wird sie solches W. falsch dünken. Hes. 21, 21; 4. Mos. 22, 7; Mich. 3, 6; Ap. 16, 16; (Zigeunertochter) Werde wahr-zu-s. wissen, | nicht weil wir die Zukunft kennen etc. G. 6, 245; Der Neubegierigkeit die Schlüsse wahr-zu-s., | die das Verhängnis doch in dem Verborgnen macht. Günther 538; Daß sie den Leuten so schlecht wahr-zu-s. wissen. L. 4, 411; Sie sagt ihm wahr. 412; Die Eichen sagen nicht mehr zu Dodona wahr. Lohen- stein Himm. 6; Was auf Christi Reich vor Alters wahrgesaget | von jüd’schen Priestern ward. 11; Wie ihr [Maria] Gabriel, ihr Freimann, wahrgesagt. 27 (vgl. Luk. 1, 26); Wiewohl mein Schwermuth mir nicht sagt viel Gutes wahr. Ros. 24; Soph. 79; Kleop. 16 v. 545 etc.; Ihr W. ist Wahrheit leer. HSachs; O mein w–d Herz! (s. 1) Er ist noch hier. Sch. 383a; So hätte es wohl so kommen können, wie uns der fremde Herr wahrsagte. Tieck N. 3, 168; Wie drängt euch [Magnetisierte], wahr-zu-s. | der sechste Sinn im Magen! V. 3, 124; Doch wahrsagt [verkündet] diese Scham Sylvanen Blut und Tod. Zachariä 1, 65 etc., vgl. auch (s. Sanders Prog. 20 und Be): Ich will dich beschwören! ich will dich be-w.! Kaufmann Sh. 3, 249 etc.
3) Dazu:
a) Wahrsager, m., –s; uv.: selten zu 1, z. B.: Der Herzog . . erkannte die Wahrheit und machte diesem bissigen Wahrsager [der ihm derb die Wahrheit gesagt] eine jährliche Bestallung. Zinkgräf (Zacher 41), gw. zu 2 = Prophet etc., z. B.: 1. Mos. 41, 8; 3, 19, 31 u. o.; Wahrsagerin. 1. Chr. 11, 13; Nun aber ist der Arzt auf diesem Gebiet allerdings, wenn auch kein Wahrsager, doch ein Zeichendeuter. Schleiermacher (Wackern. 4, 1222³) etc., s. e.
b) (s. a) Wegen seiner Wahrsagereien angesehen zugleich und verrufen. Ense Biogr. 4, 387; Herrig 17, 105; Vischer Ästh. 2, 243; W. Luc. 3, 250 etc.
c) Das Orakel, das sie ihm [dem Apis] angeordnet haben, bezeichnet jene wahrsagerische Eigenschaft des Stiers am Himmel. 5, 250; Setzt-wahrsagrisch sich auf einen Dreifuß nieder. Zachariä 1, 39 etc., ähnlich: Wahrsagerhaft.
d) Aus seinem Tintensatze zu wahrsagern. Jahn M. 134, s. 2: Kant und vgl. Bildungen wie: schneidern, schustern, gärtnern etc.
e) Zugleich habe er mit dem größten Scharfsinn die weltlichen Dinge durchdrungen, auf einen Grad, daß man ihm den Geist der Wahrsagung zuschreiben müssen. G. 24, 186; Die Wahrsagung Sanders, deutsches Wörterb. II. des blinden Weissagers. Schaidenreißer 44b; Nicht Wahrsagung reden soll mein Mund [möge mein Wort nicht wahr werden], | aber etc. Sch. 497b; Die Sterne lügen nicht . . ., | nur auf der Wahrheit ruht die Wahrsagung. 379a etc.
f) Zsstzg. zu a —e, nach Dem, woraus gewahrsagt wird, z. B.: Hand-, Karten-, Stern- Wahrsager etc. (vergl. Kartenleger, Sterndeuter); Man hat die Physiognomie mit der weissagenden Stirndeutung und Chiromantie oder Handwahrsagerei vermischt. Lavater 1, 17 etc. prophezeien (s. d., vgl. vorher-, wahr-s.), eig. Umdeutung, aber schon sehr alte, aus dem ahd. wîago, Weissager, einem subst. Ew., s. forawîzac, gebildet mit der Endung ac (unserm ig, wie in heilac, heilig etc.) von ahd. wîon, prophezeien, aus wîzan, mhd. wîz(z)en, sehend wahrnehmen entsprechend lat. videre, gr. īoeēν, wozu auch unser wissen gehört, skr. wid, wêdmi, ich weiß; gr. eīdéναe, oêda dann auch: beachten; bestrafen (s. verweisen, ahd. farwîzan, mhd. verwizen etc.), vergl. Graff 1, 1124 ff.; 1089 ff.; Wackern. Gl. 604; Schm. 4, 181; Sanders Orth. 86, auch weishexen etc. Die Schreibw. schwankt zwischen weis-, weis-, weiß-s. und weißagen. Im Allgm. als untrennbare Zsstzg., doch findet sich (vgl. wahr-s.) auch vereinzelt: Auch hat ihm ein Prophet .. weis gesaget. Blumauer 2, 175; Wie mir mein Hint[r]er saget weiß. HSachs 4, 3, 224 etc.
Wēīs-:
1) durch Divination Verborgnes erkennen und kundthun: Da der Geist auf ihnen ruhete, „weissageten“ sie etc. 4. Mos. 11, 25; [Der Becher,] da mein Herr austrinket und damit er „weissaget“. 1, 44, 5; Er weissaget mir kein Gutes, sondern eitel Böses. 1. Kön. 22, 8; Die Propheten w. falsch in meinem Namen. Jer. 14, 14; Daß ich Solches .. sollte w. wider dies Haus. 26, 12 u. v.; Den guten Erfolg, den sie kühn genug zum Voraus geweissagt. G. 22, 185; Jch fürchte, er hat auf das liebe Mädchen geweissagt. 17, 321, seine Weissagung bezog sich auf sie; So betrogen und weissagten sie sich in ihr Elend. H. R. 7, 305, stürzten sich durch ihr W. hinein; Vielleicht haben Sie damit weniger ihm Etwas weisgemacht als geweissagt. König Jer. 1, 229; Kl. 2, 286; [So] sagte er w–d. Steffens Malk. 1, 407; Was war, was ist und was sein wird, | weissag’ ich. V. Ov. 1, 41 etc.
2) Etwas zu erkennen geben, kund thun, verkünden, z. B.: Gott wird doch Pharao Gutes w. 1. Mos. 41, 16 und nam. mit sachl. Subj.: Daß eine Ahnung mir nichts Gutes weissagt. G. 15, 10; Sie ist Alles geworden, was ihre Jugend uns weissagte. 10, 27; Die bedeutsamen Träume, die zuw. nur vorbildlich .. einen Todesfall weissagten. Musäus M. 3, 142; Eure Blicke | w. Unglück. Schlegel; Des ewigen Geistes geheimerer Lispel weissagt es mir. Schubart 2, 316 und so im Partic., z. B.: Die w–den Wehen (s. rupfen 3b) etc. und verschmelzend mit dem Obj.: Der heiterste, fröhlichste und glück-w–d ste aller Tage. W. 31, 454; Unter einer Unglück[-]w–den Regierung. 5, 194; Obgleich die öde Stille | ein tod-w–des Gebrülle | der Ungeheuer bricht. 12, 300 etc.
3) Dazu (vgl. wahr-s. 3):
a) Weissager. 5. Mos. 18, 10 ff. u. o.; Weissagerin. WHumboldt 3, 8 etc. (vgl. Sage I und engl. wiseacrc), mit Fortbild.: Weissager-ei, -haft, -isch und selten: weissagern, intr.: den Weissager spielen.
b) Weissagung, f.; –en: 1. Sam. 3, 1 etc. (vgl. in ugw. Betonung die Mz. –⏑– statt ––⏑⏑, als Reim auf: bezwungen. Nicolai 8, 26). Gehörtes weiter verbreiten (wieder-, nach-s.).
Wēīter-: Wider-:
1) (veralt.) = ab-s. 2a, z.B. Fehde ankündigen: Euch widersaget [iu widerseit] Lüdegast etc. Simrock N. 823; Schwyz widersagt den Herzogen von Östreich. Stumpf 734a etc. und verallgemeint: Daß du widersagest dem Teufel, seinen Werken, Wesen und Willen. Schuppius (Wackern. 3, 723⁴¹).
2) widersprechen, sich widersetzen etc.: Ich bin der Graf, wer widersagt | dem hochgebornen Herrn? Cham. 3, 284; Ihr habt von mir erborget eure Kraft | .. und habt mir, eurer Herrin, widersagt? 4, 7; Was, Bilder ihr des Lebens, widersagt | ihr Dem, der schon den Todten angehört? 162 etc.; Ich fürchte nicht, von Denen .. getadelt und widersagt zu werden. 5, 184, Widerspruch zu erfahren (vgl. folgen, Anm. etc.); Das Parlament .. sinkt mehr und mehr, weil es dem Volkssinne widersagt. Ense Tag. 5, 347; Kinkel 333; Indem sie Nichts, was dem [Eigennutze] widersagte, geduldig bitten. BSternau.
3) zu 1: Widersager, m., –s; uv.: = Feind, Widersacher (s. d., vgl. Schm. 3, 188), z. B. Görres Ver. 13; 33; Platen 1, 334 etc. Wīēder-: Gesagtes wiederholen, Andern mittheilen, nam.: es weiter verbreiten (s. weiter-, nach-s. 2): Auf Ihre Verschwiegenheit kann man Schlösser bauen! [iron.] Sie machen mir da hübsche Händel mit Jhrem W. Gotter Sch. 241 etc.; Mellefont wird lächeln, wenn Sie es ihm w. werden, wie ernsthaft ich mich seiner angenommen. L. Samps. 4, 8. Zū-:
1) in der Verbind.: Einem Etwas auf den Kopf (s. d. 2f) z. (oder zu sagen), ihn einer Sache gradezu beschuldigen. 2) durch ein festes Versprechen Einem etwas von Diesem Begehrtes oder etwas Begehrenswerthes zusichern, vgl. verheißen und die dort angeführten svwdtn Wörter: Der Herr hat Israel Gutes zugesagt. 4. Mos. 10, 29; Was er zusaget, Das hält er gewiß. Ps. 33, 4; Der zugesaget hat, mir zu helfen. 71, 3; 85, 9; 119, 76 etc.; Wie sie eigennützig über den spendenden Herbst den Frühling vergessen, welcher zugesagt [das vom Herbst Gespendete]. Börne 2, 15; Der Alten wurde . . gute Bezahlung zugesagt. G. 21, 218; Sabine wollte erst eine Auskunft über das Wo und Wie ihres sich anbietenden Tänzers, ehe sie zusagte. Kinkel E. 394 etc. 3) entsprechen, s. V. (Jen. Liter. 1804) 1, 331 Belege aus Lohenstein und Opitz und analog: zusprechen bei L. —, ferner: Wir haben . . kein deutsches Wort, das diesem Begriffe völlig zusagt. Mendelssohn 5, 245; Sie sagen der Beschreibung so vollkommen zu. Sch. 653a; Doch schien er mir .. dem Ruf nicht zu-zu-s. 613a; Gesetzt, der Ausgang sagt’ ihr [der Prophezeiung] zu. W. 10, 134 etc. und ähnlich: Wenn der Erfolg ihm [dem Helden] glücklicherweise zusagt. G. 27, 315, zuschlägt (seiner Absicht entspricht), wie mundartl. vom Geschütz, im Ggstz. zu ver-s. 3. 4) (s. 3) Etwas sagt Einem zu, ist Dessen Geschmack oder Wünschen gemäß, gefällt, behagt ihm: Die Personen des alten und neuen Testaments hatten durch Klopstock ein zartes und gefühlvolles Wesen gewonnen, das dem Knaben so wie vielen seiner Zeitgenossen höchlich zusagte. G. 20, 168; Die Ältre, die so hübsch .. war als die zweite, mir aber,nicht so gut zusagte. 21, 217; Die Betrachtung froher uns z–der Menschengesichter. Novalis 1, 76 etc., auch von Etwas, das Einem wohl bekommt (s. d. 2a): Die Speise, das Baden, die Brunnenkur sagt mir sehr zu etc. 5) nam. zu 2 = Zusage, Versprechen: Und er hat doch keine gewisse Verheißung noch Zusagung. Luther 5, 314a; Gott ist wahrhaftig in seinem Wort und Zusagungen. SW. 35, 4; Franck Last. A 2a etc. Zurück-: z. B. erwidern: Die Baronin ließ z., sie hoffe etc. Spielhagen Pr. 4, 157 etc.