Faksimile 0005 | Seite 827
Faksimile 0005 | Seite 827
Faksimile 0005 | Seite 827
Faksimile 0005 | Seite 827
Faksimile 0005 | Seite 827
Faksimile 0005 | Seite 827
Faksimile 0005 | Seite 827
Sache
Sáche, f.; –n; Sächlein, elchen; Sach-:
1) Rechtshandel, Proceß und das dazu Anlaß Gebende (best.: Rechts-, Streit-Klage-S.), eig. und übrtr. (s. 2): Wo aber eine große S. ist, daß sie dieselbe an dich bringen und sie alle geringe S. richten. 2. Mos. 18, 22; 22, 9; 23, 3; Gott hat meine S. gerichtet. 1, 30, 6; Wenn Je- 104* mand einen Handel hatte, daß er .. vor Gericht kommen sollte . ., sprach Absalom zu ihm: Siehe, deine S. ist recht und schlecht, aber du hast keinen Verhörer vom König etc. 2. Sam. 15, 3 ff.; Es gehet Gewalt über Recht . . und kann keine rechte S. gewinnen. Hab. 1, 4; Richte mich, Gott, und führ meine S. wider das unheilige Volk. Ps. 43, 1 etc.; Eine Sache wider (Hiob 34, 13), mit (Möser Ph. 1, 294), vralt. an, zu (Matth. 12, 10) Jemand haben, wider (Hiob 33, 10), veralt. zu (Luk. 6, 7) Jemand finden = Ursache (s. d. 1) zur Klage etc.; Niemand kann in seiner eignen S. Richter sein etc.; Recht und S–n kann er führen. Logau (Wackern. 2, 379³⁷); Ich werde die S. der Schönheit vor einem Herzen führen, das etc. Sch. 1151a etc.; In S–n des Eseltreibers Antrax, Klägers an einem entgegen und wider den Zahnarzt Struthion, Beklagten am andern Theil. W. 14, 22; Die Sykophanten hatten in S–n geschlossen und die Akten waren einem Referenten übergeben. 19 etc.; Peinliche (oder Kriminal-, Hals-) S.; Summarisches Verfahren in Bagatell-S–n etc.
2) (s. 1) allgemeine Bez. für Etwas, das unpersönlich ist, aber in Beziehung zu etwas Persönlichem erscheint oder aufgefasst ist. Nach der Verschiedenheit dieser Beziehung ist S. mehr oder minder svrwdt. mit Ding, Gegenstand,Objekt, Angelegenheit, ferner mit Begebenheit, Vorfall, Affäre, Handel (s. d. 1), Geschichte etc. Belege für diese in einander greifenden Bedd. sind bei ihrer Häufigkeit kaum nöthig und so erwähnen wir denn nur bes.:
a) Alle natürlichen Dinge werden zum Dasein gebracht durch ein Wirksames und durch eine Materie, auf welche jenes seine Thätigkeit ausübt; denn diese beiden treffen zu allererst zusammen. Denn das Handelnde durch seine Tugend bewegt und verwandelt die Materie, daß sie eine S. werde etc. G. 39, 75.
b) im Ggstz. zu Person, s. d. 2g und z.B.: Wahres willst du mich lehren? Bemühe dich nicht! Nicht die S. (s. c) | will ich durch dich, ich will dich durch die S. nur sehn. Sch. 90b; Geht er [der Arzt] auch so ziemlich mit mir um, wie mit einer S., ich lasse mir Alles gefallen. Thümmel 4, 211 etc., ferner in grammat. Beziehung (s. Person 2n): Bei „geben“ steht die Person im Dat., die S. im Accus.; „Sich befleißen“ mit Genit. der S. etc.
c) prägn. entgegengesetzt Allem, was nicht wesentlich zu dem Gegenstand gehört, so insonderheit dem Zeichen dafür (Wort, Namen): Wie schwer ist es, das Zeichen nicht an die Stelle der S. zu setzen, das Wesen immer lebendig vor sich zu haben und es nicht durch das Wort zu tödten. G. 37, 247; Welche, von einem lebhaften Trieb zur S. beseelt, diese Wortarbeiten .. anfeindeten. 39, 95; „Der Gegenstand dieser Optik ist durchaus die Anatomie des Lichts. Dieser Ausdruck ist nicht zu kühn, es ist die S. selbst“. So weit war man nach und nach im Glauben gekommen. An die Stelle des Phänomens setzte man eine Erklärung, nun nannte man die Erklärung ein Faktum und das Faktum zuletzt eine S. 312; Ob sie wohl irreten, ließen sie doch als redliche Leut die Lügen anstehen und trafen zur S.; meine Verfolger lassen die S. fallen und geben sich .. auf Lügen. Luther 1, 377a; So .. sind’s die Namen nur, worüber | man sich versteht, in S–n denkt man anders. Sch. 240b; Dem Wohlstand eine Verbeugung machen, ohne die S. aufzuopfern. G. 6, 300; Was hälfen Zeichen, nachdem wir die S–n selbst haben. W. Merck 2, 121 etc.; Ich werde die S. [Geschichte etc.] erzählen, aber keine Personen (s. b) nennen; denn die Namen thun Nichts zur S., sind gleichgültig für Das, worum es sich handelt; Die Worte sind aus dem Zusammenhang gerissen, aber Das ist Nichts zur S. [macht, schadet Nichts]. Forster Br. 1, 323 etc.; Zur S., Sir! Sch. 412a, kommen Sie zu dem Ggstd., um den sich’s handelt; Bleibt bei der S.! beugt nicht aus! 414a; Durch den Ausruf: zur S.!“ sucht man den Schwätzer von seiner Ausschweifung in Worten zurückzubringen. Moritz Stil. 1, 42 etc., ferner auch: „Wenn ich nur 200 Thaler hätte!“ Das ist die S., Das, worauf es eben ankommt; der Hauptpunkt, die Schwierigkeit (Da sitzt der Knoten etc.).
d) mit Artikel, Fw. und Ew. entsprechend dem Neutr. dieser Wörter, z. B.: Die S. = Das; Diese, jene S., Dies, Jenes; An diese S. [daran, s. da, Anm.] habe ich nicht gedacht; Was ist bei der S. zu thun?, dabei; Ich will mich mit der S. [damit] nicht weiter befassen, mich um die S. [darum] nicht kümmern; Es ist Etwas an der S. [daran]. W. 9, 16; Das Eigentliche an der S. ist, daß etc. 23, 345; Um das Wahre von der S. zu erforschen. Luc. 3, 265 etc.; Den Patriarchen über eine S. [Etwas] | um Rath zu fragen. L. Nath. 4, 1; Gerechtigkeit ist eine S., | die etc. Nicolai 1, 12 etc.; Jede S. [Alles] hat zwei Seiten etc.; Eine wichtige, gefährliche, große, mißliche, eigene S., etwas Wichtiges etc.; Venedig .. zu erobern, was ihm leichte S. dünkt. Platen 4, 209; Mit Personen von so gutem Willen ist es in der That eine bequeme S., ein Wundermann zu sein. W. 16, 189; Nichts haben ist eine ruhige Sach, sagen die Schwaben. Ders. (Merck 1, ..) etc.; Überhaupt mag es mit der Empfindung und der schicklichen Anwendung eine eigne S. sein. G. 15, 156; Mit den Stellen zu Schaffhausen ist’s so [s. d.] eine S. JvMüller 6, 130, so Etwas = eine eigne S. etc.; Es ist eine böse S. um den Ärger, wenn er einmal auf dem Wege ist. G. 19, 69; Daß es eine hundsföttische S. ums Lügen ist. L. 1, 555 etc. Ferner in Mz. (s. e): Sich mit gefährlichen S–en abgeben; Große S–n unternehmen; Jch habe arge Sachen von dir gehört; Auch sage ich ihnen nicht so viele schöne S–n [Artigkeiten]. G. 9, 248 etc.
e) allgemeine Bez. von körperlichen Dingen, in Bezug auf Personen, denen sie gehören, zu einem Zweck dienen oder dienen können etc., z. B. mundartl. kollektiv (s. 1) in Ez.: Die Dienstboten hatten ihre S. [Das, was ihnen zukommt an Essen, Trinken, Wohnung etc.] wie nicht bald an einem andern Ort. Gotthelf G. 4; Wenn ich dem Vater seine Sach’ [Vermögen] lasse. Spindler St. 1, 15 etc., nam. aber ver- einzelnd in Mz.: „Was sind Das da für S–n auf dem Tisch? wem gehören die S–n?“ Das sind meine S–n zum Malen, Zeichnen, Schreiben etc. (Mal-, Zeichen-, Schreib-S–n, -Geräth); Das Kind hat viele S–n zum Spielen (Spiel-S–n); S–n auf den Nipptisch zu stellen (Nipp-S–n); Da liegen Briefe und Packete! die S–n müssen zur Post; Die S–en [Effekten] des Reisenden von der Post holen; Der Kaufmann hat schöne S–n [Waaren] von der Messe mitgebracht; Der Buchhändler schickt mir die neuesten S–n [Bücher etc.] zu; Seine S–n zusammenpacken; Sehr (un)ordentlich in seinen S–n sein etc. Mit Zahlw., z. B. zur Bez. einer großen Menge: Sie braucht zu ihrer Toilette hundert (— tausend —) S–n etc. Und = Allerlei nam. in wegwerfendem Sinne —: Sieben-S–n (wobei auf die stehnde Zahl der Alliteration eingewirkt haben mag, vgl.: F euer und Fett; Gift und Galle; Kind und Kegel; Wind und Wetter etc., ferner der Anfang eines Kinderlieds: Wer da will Kuchen backen, | Der muß haben sieben S–en etc.), z. B. von aufgezählten drei Dingen: Die beifolgenden Sieben-S–n. Zelter 1, 293 etc., ferner: Seh ich die Werke der Meister an, | so seh ich Das, was sie gethan; | betracht’ ich meine Sieben-S–n, | seh ich, was ich hätt sollen machen. G. 2, 249; 3, 132; 8, 241; Zum Willkomm tappt ihr [als Arzt bei den Frauen] dann nach allen Sieben-S–n [allen den Dingen], | um die ein Andrer viele Jahre streicht. 11, 82; Gutzkow 3, 104; Aus verschiedenem Jux und Sieben- S–en, Gasen, Kochsalz etc. Immermann M.330; 1, 277; Bekümmert euch um eure Sieben-S–n [s. f], lasst mich ungeschoren! 2, 305; Mit den neuen Stoffen und Sieben- sächelchen [s. l]. Keller gH. 2, 53; Kohl E. 3, 222; Die Schlepperei der Reise-Siebensachen. Südr. 1, 193; L. 2, 317; Ehe er die Sieben-S–n alle kannte. 8, 244; 10, 171; 13, 409; Nicolai 4, 125; Ein Schattenspiel | von kunterbunten Sieben-S–n. W. 12, 60; Wenn sie von diesen Sieben-S–n mit einander sprechen. Luc. 6, 191; Att. 2, 2, 147 etc. Dazu: Ein Laff’, ein Firlefanz, ein Siebensächler. V. Sh. 2, 526.
f) eine Angelegenheit, insofern sie Einen oder Etwas berührt, betrifft, einem gewissen Kreis angehört etc.: Mit Jemand gemeine (s. d. 1c) oder gemeinschaftliche S. machen, haben etc.; Sich in eines Andern (oder in fremde) S–n mischen; Jede Partei nennt ihre S. die gute S.; Hatte sich und der guten S. durch Übereifer . . geschadet. Alexis H. 2, 3, 20 etc. und nam. mit Genit. oder besitzanzeig. Fw.: Über S–en der Politik, des Staatswesens, des Bau-, Deich-, Forst-, Postfachs, der Polizei etc., über Staats-, Bau-, Deich-, Forst-, Post-, Polizei-S–n urtheilen; Kämpfer für die S. Gottes, der Religion, der Kirche, der Pfaffen etc.; Wie ich mich ernähre, Das ist meine S.; kümmre du dich um deine sieben [s. e] S–n etc.; Ganz anders ist’s bestellt um meine S–n. Cham. 4, 23; So gewiß | ist Nathan seiner S.? L. Nath. 3, 7 etc. und prädikativ.: Ja, gut erzählen! Das ist nun | wohl eben meine S. nicht. ebd., was in meinen Kreis gehört, mir eignet etc.; Nur Werkchen, nicht Werke, waren eigentlich Lessing’s S. Engel 7, 15; Extreme Schritte sind nicht deine S. Sch. 367a; Nachsinnen ist in der That nicht Jedermann’s S. W. 1, 186; Zu einer Heldenthat den Anlaß zu verpassen, | war seine S. nicht. 12, 171 etc.; Das ist S. der Policei, der häuslichen Erziehung, des Hauses; Der Erfolg ist hier rein S. des Zufalls, hängt nur davon ab; Das ist S. des Vertrauens, Gewissens, Herzens etc., eine Vertrauens-, Gewissens-, Herzens-S. etc.
g) Verhältnis, Lage, worin Jemand verwickelt ist, wovon er abhängt etc.: Nehmt die S. völlig, wie sie liegt. L. Nath. 3, 7; Nach Lage (Gestalt) der S.; Sich auf eine Weise, klug, leidlich, gut etc. aus der S. ziehn. G. 18, 184; 20, 174; 32, 189; 33, 252; W. 34, 132 etc. h).(s. Ding 3d) in der Genit.-Verbind.: Unverrichteter S–n. W. 11, 72 etc., ähnlich vereinzelt: Beendigter S–n. Rückert N. 300, nach dem die S–n beendigt, undvralt.: Unvermerkter S–n. Hammer Rh. 395; Ungewarnter Sach. Schaidenreißer 3b etc. i) als verhüllender Ausdruck (s. f): Seine S–n [Nothdurft] verrichten; Die S., S–n, Menstruation, s. L. 5, 339 etc. k) (vralt.) = Ur-S. (s. d.), z. B. nicht bloß: Um welcher S. [= weß] willen. 2. Tim. 1, 6; 12; Tit. 1, 13 etc., sondern auch: Ohne S. Kol. 2, 18 und (alterthümelnd). W. 11, 133. l) vrkl., gw. in der Form: Sächelchen, z. B. = Kleinigkeiten, einerseits mit dem Begriff des Unbedeutenden etc. G. 24, 90; L. 13, 112 (Gleim); 3, 359; Stilling 1, 142; V. Br. 1, 217 etc., ferner mit dem des Niedlichen, Hübschen etc.: Ich that euch Sächelchen hinein, | um eine Andre zu gewinnen! G. 11, 117; 18, 322; Gutzkow R. 5, 220; L. 7, 225; Monatbl. 1, 333b etc., ferner z. B.: Er dachte seine Sächelchen recht klug anzufangen. Adelung; Miß dArcy hat ganz andere Sächelchen in ihrem Köpfchen. HambTh. 1, 4, 38; Hier ärgerst du die Leute mit Sächelchen, die weder dir noch Andern thun. Stilling 2, 106; Du redst art’ge Sächelchen! Weiße KomOp. 3, 322 etc.
Anm. Ahd. sacha, mhd. sache, s. ahd. sechia, Streit von goth. sakan, ahd. sachan, (gerichtl.) verfolgen, anklagen etc. vgl. lat. (per)sequi —, s. schwzr.: sacken: streiten, zanken; das Secken, der Streit. Stalder 2, 297 und „in der Volksspr.“: Einen ansacken (scheltend anfahren). Kehrein Onom. Wört. 728, ferner II. Ding, Anm. Zum selben Stamm gehört suchen, der Spur folgen etc., goth. sókjan, ahd. sóchjan, suochjan, mhd. suochen. S. Graff 6, 71 ff.; Schm. 3, 186 ff.; 191. S. auch I und mundartl. masc.: Wie der Vf. allen Entsach und Scheu für sich selbst hat überwinden können, daß etc. Mendelssohn 4, 2, 393 (Reimarus); 396, s. holl. ontzag, Ehrerbietung, Respekt.
Zsstzg. unerschöpfl., leicht zu mehren und zu verstehn nach den unter [2] genannten svwdten. Wörtern (vgl. Spate), oft mehrdeutig, z. B.: Mit Almanachs- sächelchen oder andern Kleinigkeiten. B. 461b; Verschwiegenheit in Amts-S–n; Bagatell-S–n [1]; Bau-S–n I]. [2f]; In Bergwerks- und Steuer-S–n [2f]. G. 27, 30; Deich-S. [2f]; Jeder sorge denn mit Fleiß | für die Doppel-S.: | daß es ihm nie fehl’ an Wein | und sein Lieb stets lache. Langbein Liederkr. 145; In der Schweiz urtheilt das Chorgericht über Ehe-S–n [2f]; Dies Er- eignis, das ihm zur zartesten Ehren-S. [2f] geworden. G. 18, 268; Nach und wurde Dies zu einer Lust- und Ehren-S. Lewald W. 1, 330 etc.; Erb(schafts)-S.; Ich erwähne bloß als einer notorischen Erfahrungs-S. [2f], daß. W. 32, 28; G. 30, 264 etc., s. That-S.; Um meine Familien- und Privat-S–n [2f] hat sich Niemand zu kümmern; Finanz-, Forst-S–n [2f]; Die Freiheits-S. [2f]. Ense Tag. 6, 86; 92 etc.; Je mehr die Volks-S. unterdrückt und die Fürsten-S. [2f] hervortritt. 402; Gutachten der Akademien über die Frosch- S. [2f]. W. 14, 168; Gant-S., Etwas das vergantet wird oder werden soll; In Geld-S–n [2f] hört die Gemüthlichkeit auf; Eine Gemeinds-S. [2f]. Hebel 3, 450; Gerichts-S–n [1, 2f]; Sich über Gesetzgebungs- und Staatsverwaltungs-S–n die Köpfe zu zerbrechen. W. 14, 54; Gewerbs-S–n. Ense Tag. 6, 49; Sein Beichtvater machte es ihm zur Gewissens-S. G. 24, 184, Etwas, wozu das Gewissen verbindet, s. auch [2f]; Schlechte Gesetze, zumal in Hals-S–n [1] sind abscheuliche Tyrannen. Forster It. 2, 209; Es ist eine Kleinigk. und der Alte wird sich einbilden, daß es Hals-S. sind. L. 1, 398 etc.; Von Handels-S–n [2f] Nichts verstehn etc.; Handwerker-S–n [2f]. Ense Tag. 6, 408; Das ist die Haupt-S. [das Wichtigste]. G. 9, 250; Sch. 212b etc.; Wenn sie mit ihr nur in der Haupt-S. einig sind. L. 3, 148, s. Ggstz. Neben-S.; Er wußte weder gir noch gax | von Haus- und Wirthschafts-S–n [2f]. Langbein 2, 161; Diese östreichische Haus-S. zu fördern. Scherr Bl. 1, 35 etc.; Von Heiraths-S–n [2f]. L. 1, 245 etc.; Holz-S–n [2f], vgl. Forst-S–n, aber auch z.B.: Nürnberger Tand, meist Holz-S–n[2e]; Jagd-, Justiz-S–n[2f]; Kaufs-, Verkaufs-, Pacht- und Verdingungs-S–n [2f]. Garve Pfl. 1, 211; Kirchen-S–n [2f]; Klage-S. [1]; Er denkt für die Königs-S. [2f] zu wirken. Ense Tag. 6, 485, s. Fürsten-S.; Zeitung von Kriegs-, Staats- und gelehrten S–n [2f] etc.; Kriminal-S. [1]; Vorrath an Büchern, Kupferstichen und andern Kunst-S–n [2e]. G. 27, 269; Zelt. 1, 339; Bericht über Kunst- und Theater-S–n [2f]; Berathung der Stände in Land-S–n [2f]; Der Senat behängt sich mit Latonen-S–n [2f] nicht. W. 14, 148 [Dinge, die den Kultus der Latona angehn]; Lecker- S–n [2e], Leckereien; Leib- und Lebens-S–n [1] = Hals-S–n. Spate; Nie war ein junges Paar in Liebes- S–n [2f] neuer. W. 20, 174; Lieblings-S. [2f] der Athener. Kriegk 2, 186; Lust-S., s. Ehren-S.; Unser Kunstwesen . ., eine laue Ziererei, die jeder Alfanz sich zulegt, wie andre Mode-S–n [2e, f]. Ense Tag. 1, 333; Wir legten . .. einen Perückenstock in meines Bruders Bett, mit dessen Nacht-S–n [2e, Nachtzeug] angethan. CBahrdt 1, 203; Während sie ihre Näh-S–n [2e, Nähzeug] zusammenpackte. Spielhagen Pr. 7, 300; Daß ich ein solches Hauptgeschäft als eine Neben-S. [2f] betrachtete. G. 22, 28, s. Haupt-S.; Nipp-S–n [2e]. Gutzkow R. 1, 142; 7, 125; Nippsächelchen. Kinkel Ib. 1, 78, übertr.: Die ganze geistreichisierende Literatur mit den feingedrechselten, putzig zierlichen literarischen Nippsächelchen. Auerbach Tag. 28; Noth-S., z. B. Etwas, das nothwendig ist; das keinen Aufschub duldet [1] etc., auch = ehehafte, nothhafte Entschuldigung etc.; Pacht-S., s. Kauf-S.; Das Königthum ist zur gemeinen Partei-S. herabgewürdigt. Ense Tag. 6, 421; Pfaffen-S–n [2f] zur S. Gottes stempeln; Policei, s. Justiz-S.; Post-S–n [2e u. f]; Privat-S. [2f], s. Familien-S.; Die Modehändlerin hat hübsche Putz-S–n [2e]; Die kommen dir gleich mit ihren Quer- S–n von Stolz und andrem Dummen. Rahel 1, 55, verquere, dumme S–n; Wie durch eine verfehlte Rechtsform die triftigste Recht-S. [1] verloren werden kann. G. 40, 38; 10, 183; Sch. 796b etc.; Die Religions-S. [2f] . .. durch ein frei gemein christlich Koncilium geörtert. Mathesius Lthr. 120a; Alle Riech sächelchen [2e, Parfüms etc.]. Münchhausen 24; In Rüge-S–n [1, vgl. Rüge-Fall, -Gericht etc.], womit sich die Parteien vergebliche Mühe und Kosten machen. Möser Ph. 2, 154; Sieben-S [2e]; Spiel-S–n [2e]; Auf Welthändel und Staats-S–n [2f] verstehn sich Ew. Ehrwürden nicht. W. 14, 147; 155 etc.; Steuer-S–n [2f], s. Bergwerks- S.; Sie erfanden künstlich zusammengewebte Streit-S–n [1]. JESchlegel 1, 297; Sch. 894a etc.; Über die Tages- S–n spricht er mit Scherz. Ense Tag. 6, 65; Ach, Das sind Taschenspieler-S–n! G. 11, 93, Kunststücke, wie sie Taschenspieler machen; Das Leben bildet und, das bildende Leben ist nicht S. des Worts, es ist S. der That [2f], es ist That-S. Pestalozzi 4, 256, gw. aber: etwas Geschehnes, das als solches feststeht, Faktum (s. d. und Erfahrungs-S.): Das zur That-S. Gewordne [s. Fait accompli]. Ense Denkw. 6, 94; Wunderlich war’s . ., That-S–n in Räthsel hüllen. G. 31, 23; Ihr Ritter der Nachtseite der Natur greift aber immer aus den That-S–n nur Das heraus, was in euren Kram passt. Immermann M. 1, 433; Daß überhaupt von Fügsamkeit nicht mehr die Rede sein kann vor der vollendeten That-S. Lewald W. 1, 335; 338; Mendelssohn Morg. VII1; Wenn sie offenbare That-S–n nicht leugnen können. Musäus M. 3, 168 etc., vgl.: Das Wörtlein That-S ... Ich weiß mich der Zeit ganz wohl zu erinnern, da es noch in Niemands Munde war etc. L. 11, 645 u. Adelung, s. auch Thathandlung; Theater- S–n [2f], s. Kunst-S.; Toiletten-S–n [2e]; Ur-S., s. u. besonders; In Vaterlands-S–n [2f] ein wenig unwissend und kaltsinnig. Hebel 3, 430; Ense Tag. 6, 99; Verfassungs-S. [2f]. 166; Verdingungs-, Verkaufs-S., s. Kaufs-S.; Verwaltungs-S., s. Gesetzgebungs-S.; Volks-S. [2f]. Ense Tag. 6, 94; 95 etc., s. Fürsten-S.; Vormundschafts-S. [2f]. Rabner 3, 204; Wahl-S. [2f]. Ense Tag. 6, 489 etc.; Wirthschafts-S–n, s. Haus-S.; Der Fischer steht | betäubt von all den Wunder-S–n. W. 11, 9, wunderbare Vorfälle etc., auch zuw. [2e etc.]: etwas Wunderschönes; Zent- S. [1]; Zins-S–n [2f]; Zucker-S–n [2e] u. ä. m., bes. aber: Ür-:
1) veralt.: [1] U. an Jemand suchen, haben, finden, Anlaß oder Grund zu einem (Rechts-) Verfahren etc. wider ihn, z. B.: Er suchte Ursach an die Philister. Richt. 14, 4; Jch finde keine U. (des Todes) an ihm. Luk. 23, 4; 22; Ap. 13, 28; Das ist meine Ursach an Die von Nürnberg (darum ich mit ihnen zu Fehden [ge]kommen). Berlichingen 123 etc.
2) s. 1 und [2k] der Grund (s. d. 13), warum Etwas ist oder geschieht etc.:
a) oftverbunden: U. und Wirkung (s. d.), z. B.: Gleiche U–n bringen allenthalben die gleichen Wirkungen hervor. Fichte 8, 11; Ein Glied, das hier Wirkung war und dort wieder U. wird. Forster A. 2, 10; Gentz Rev. 48; Davon fühlt nun der Künstler nicht allein die Wirkungen, er dringt bis in die U–n hinein. G. 31, 17; Der Mensch sieht nur die Wirkungen; die U–n, selbst die nächsten, sind ihm unbekannt. 39, 83; Ihr nehmt die Wirkungen für die U. Hölderlin H. 1, 138; Ketten von U–n und Wirkungen. L. 7, 134 etc.
b) (s. a) allein, ohne abhäng. Vhe. (vgl. cff.): Es wirken hier mehrere U–n zusammen; Sprich nicht davon, ich habe meine U–n [dazu, d]; Alles hat seine U.; Der Tod will seine U. haben, man sucht für jeden Todesfall eine; Handgreifend die Sach’ und die Ursach. Baggesen 1, 39; Die Bosheit sucht keine Gründe, nur U–n (d, Anlaß, Vorwand etc.). G. 9, 120; Die Weltweisen oder die Untersucher der ersten U–n. Kl. Gel. 17 etc.; Eine U. vom Zaun (s. d.) brechen (s. d. 4a), z. B. zum Zank, zum Streit (s. d); „Ich danke.“ Kein U. [zum Dank]; Ohne U. Hiob 2, 3; 9, 17; 22, 6; Ps. 7, 5; 35, 7; 19 etc.; Ohne gegründete U.; Daß ohne sondere, ohne bewegende U–n an den Kirchenbräuchen Nichts geändert werden soll. Luther 6, 442a; Ohne äußre thatsächliche U–n. Kürnberger Am. 378; Meinst du .., sie kommen ohne ihre guten U–n bloß meinetwegen? etc. W. 22, 129 etc.; Um einer U. (willen]. Matth. 19, 3; Ap. 28, 20 etc.; Aus einer ähnlichen Ursache entspringt es etc. Humboldt KlSchr. 1, 271; Der aus bewegenden U–n seine Bekanntschaft .. suchte. Rabner 4, 46; Aus was für U–n? etc., seltner (veraltend): Aus was [s. d.] U–n? G. 29, 117 = weßhalb, warum; Aus U., daß etc. (Stumpf 79b) oder weil etc. (G. 30, 256 etc.) = weil und so bindewortartig: Ursach (ist), daß. Schaidenreißer 59a; Wackern. 3, 613¹⁵ etc.; pleonastisch: U. ist die(se), denn etc. Luther 5, 293b; 6, 182b; Das glauben nur wenig Leute, Ursach, denn wenn wir es recht glaubten, würden etc. 5, 334b; Gott kann Das Alles leichtlich mit einem Wort, Ursach, kann er doch den Sommer aus dem Winter mit einem Wort machen. 468b etc. Ferner mit abhäng. Vhen.:
c) mit Genit. der aus der U. entspringenden Wirkung: Die U. der Krankheit, seines Todes, des Krieges; Alles Bösen U. ist den schändlichen Götzen dienen. Weish. 14, 27; Du bist die U. alles meines Unglücks. Adelung; Dinge. ., die oft .. verwechselt werden: U. einer Revolution und Vorwand derselben oder Anlaß [s. d. 6] zu ihrem Ausbruch (s. d.). W. 32, 424 etc. Ahnlich auch: Die U. davon etc.
d) mit „zu“, im Sinne von Beweggrund: Der unbedeutendste Vorfall, der wie ein Funke in den aufgehäuften Zündstoff fällt, kann die U. zur Revolution werden; aber nur, was diesen Zündstoff in dem Volke aufgehäuft, .ist in der That die U. der Revolution (vgl. c); U. zur Traurigkeit, zu Thränen, zur Freude, zum Mißtrauen haben etc. (s. f); Die Götzen geben. . Ursach zur schändlichsten Abgötterei. Baruch 6, 47 etc. Ugw. aber (s. c): [Christus] ist geworden Allen, die ihm gehorsam sind, eine U. zur [,,Urheber der“ Eß] ewigen Seligkeit. Hebr. 5, 9. Statt: U. dazu haben sindet sich nicht selten: Haben es [s. d. 9] gar nicht U. Benedir 1, 151; Er hat es auch wohl U. Forster Br. 2, 67; G. 10, 111; Br. 2a; Lav. 167; LPHahn Hohn. 38; König Kl. 3, 6; L. 3, 71; Sie hätten es wahrlich nicht U., mir so übel mitzuspielen (s. f). W. Luc. 1, 224. —’
e) zuw.: An Etwas U. [vgl. Schuld] sein, z. B.: Das Schmettern der Kugeln durch die Luft ist doch eig. U. an diesen Empfindungen. G. 25, 60; Offenbar ist das sanfte elegische Tonmaß daran U. H. R. 7, 167 etc. Dagegen veralt. (vgl. 1 und Anlaß): Da nahm die Sünde Ursach am Gebot und erregte in mir allerlei Lust. Röm. 7, 8 = Die Sünde nahm durch das Gebot Veranlassung, allerlei Gelüste in mir zu erregen. Eß. f) mit abhäng. Satz: Die U., warum (oder weßhalb) Dies geschieht, ich es thue etc.; Ich habe meine U–n [dazu], daß er es nicht erfahren soll, es ihm zu verheimlichen, zu weinen (oder s. d: zum Weinen, zu Thränen), zu trauern, ihm zu mißtrauen; Staat und Kirche mögen allenfalls U. finden, sich für herrschend zu erklären. G. 19, 164; Daß ich .. nicht weniger U. habe, mich der Freigebigkeit der Natur zu berühmen. W. 2, 187 etc. g) Doppelzsstzg. z. B.: Beweg-U., z. B. = U., weßhalb Etwas sich bewegt. Kant 1, 39, gw. aber = bewegende U., Motiv (heute meist: Beweggrund, s. d.). Bodmer (Danzel Less. 439); Claudius 5, 40; 8, 67; H. R. 9, 436; W. 7, 187; 17, 152; 24, 202; 34, 122; Att. 1, 3, 3 etc., so auch: Bewegungs-U. Kant 1, 38; Rabner 3, 209 etc.; Auch wirkende oder erzeugende U–n gab Epikur zu . ., bloß die Absichten in dem großen Weltall oder den Einfluß der End-U–n [letzten U–n] glaubte er leugnen zu können. Mendelssohn Morg. 182; Ich finde es recht lustig eine End-U. der Handlungen und Begebenheiten zu werden, welche gar nicht auf mich gerichtet sind. G. 24, 200; Zelt. 5, 381; Die End-U–n sind dem Gemüthe zu denken so nöthig, daß du aus den Nicht-End-U–n erst eine rechte End-U. machst. Stein 3, 190 etc. (vgl. Endzweck); Die keine Geheim-U–n [geheime U–n] hatte, Karikaturen von ihm zu machen. W. 9, 144 etc.; Die tausend kleinen Gelegenheits-U–n .., die eine Veränderung im Weltsystem machen. G. 32, 81 etc.; Grund-U., wirkende U., Grund, z. B. Forster Voln. 73; Zinkgräf 1, 318; W. Luc. 5, 380; Als Wille und Werk der einigen Grund-U. [Gott]. JvMüller 1, 444; Unmittelbar von der ersten ewigen Grund-U. alles Denkbaren und wahrhaft Existierenden erzeugt. W. 24, 206 etc.; Die Haupt-U., warum etc. König Kl. 1, 340 etc.; Es kann diese natürliche Beschaffenheit eine Mit-U. [mitwirkende U.] .. meiner Enthaltsamkeit gewesen sein. CFBahrdt 1, 131; So würde der bloße Begriff der höchsten U. wenigstens eine geringere Mit-U. nicht ausschließen. Schelling 2, 2, 17; Mendelssohn 4, 1, 504; Schütze HambTh. 197 etc.; Mittel-U–n, als Mittel wirkende oder dienende, z. B. Kant SW. 1, 202; Mendelssohn Morg. 252; Daß die Vorsehung durch eine ganz natürliche Verbindung von Mittel-U–n wieder gut gemacht hätte, was menschliche Leidenschaften schlimm gemacht. W. 33, 54 etc.; Neben-U–n, im Ggstz. zu Haupt-U–n, z. B. Möser 1, 19 etc.; In der transcendentalen Theologie stellen wir uns Gott vor als Welt-U., in der Naturaltheologie als Welt- urheber etc. Kant Rel. 13; Sch. 1111b etc.