Faksimile 0766 | Seite 764
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Ringen
Ringen hagen Verm. 136 [ugw.:
daß er eine Mutter errungen]; Tschudi Th. 5 etc.; Märzerrungenschaften. JKinkel Jb. 2, 159 u. o., in Bezug auf die Märzrevolution 1848, vgl. auch: Die bluttheuren Erworbenheiten der Revolution. Heine Lut. 2, 134. c) Doppelzsstzg.: Solche dem Kurhause von ältern Zeiten anerrungene und angeborne Rechte. Adelung; Anerrungenschaft. Ders.; Sich Etwas zurück-e. Hausbl. (60) 1, 371, das früher Beseßne wieder e. etc. Fórt-:
1) fortfahren zu ringen: Fortgekämpft und fortgerungen! Lavater (Wackern. 2, 842 ¹⁷).
2) s. weg-r. Gêgen-: entgegen-r. 1 (vgl. anr.): Ringt gegen! V. H. 1, 257 etc. Hêr- etc.:
1) Fischart ringt nach Reinheit und Geschmack hin. Gervinus Lit. 3, 152; Kinkel 216 etc.; Vor diesem rang ich doch | schon manchen Helden hoch herab vom Satteljoch. Rückert Rost. 93b; Alles Leben wird hinabgerungen. Lenau A. 179; Rangen die Gewitter .. höher am Horizont sich hinauf. Gotthelf U. 2, 252; In einer neuen Gestalt, die sich aus dem versinkenden griechischen Staate heraus-r. müsse. Vischer Ästh. 1, 471; Jch ringe mir’s schwer vom Herzen herunter. Kompert Pfl. 2, 317 [es wird mir schwer, sauer]; Wie der Herbsttag | klar aus Nebelgedüft sich hervorringt. V. 3, 69; Wie der Stahl am Panzer donnernd schlug den Schlag, | daß ein Blitz hervor aus jedem Ringe rang. Rückert etc. Lōs-: ringend los machen, z. B. refl.: [Sie] entwand sich dem Versucher und rang von ihm sich los. Cham. 3, 335; Gutzkow R. 6, 39; In das heitre Reich der Farben | ringen sie sich freudig los. Sch. 55a etc. und tr.: Den losgerungnen Arm. Alxinger D. 6, 72; Jetzt wird das Kreuz vom Grunde losgerungen. Lenau A. 23 etc. Mít-: mit Andern ringen, vgl. wett-r. und z. B.: Wenn eine Welt sich hübe, | Mitringer drum zu sein. Arndt 370 etc. Nāch- [2h]: Einmüthig rang dem Helden der Held nach. Pyrker 106; Er [der Künstler] ringt in still verfeinerten Gefühlen | der lieblichen Begleitung [der Grazien] nach. Sch. 24b; Dir | nach-zu-r., gieb mir Flügel. M. 1, 78; V. H. 2, 300; Wir ringen ohne Blut den edlen Lorbeern nach. W. 25, 131 etc. und iron. von der unausbleiblichen schlimmen Wirkung eines Strebens: Luther 5, 124a etc. Nīēder-: danieder-r., s. nieder 1c und z. B.: Den Starken gilt’s zum Tod zu ringen nieder. Lenau A. 222; Schwab 168 etc., auch: Der Helden-Niederringer. Werner Osts. 1, 20. Über-: ringend überwinden: Riesen hat er bezwungen, | Weltverwüster, Ungötter überrungen. H. 15, 231; Ließ .. Das, was Unglück heißt, vom Guten ü. Schottel 938. Um-: Einen oder Etwas eng umschlingen (wie der Ringer den Gegner, s. 1 a: Kosegarten Po. 1, 113; 2, 9; Rückert W. 4, 145; Uhland), dann verallgemeint: dicht, andrängend umgeben; umschließen:
1) Wie die Bed. zeigt, zunächst zu [II] und so vielfach noch mit starker Abwandl., z. B.:
a) im Partic.: Sieht . . | sich der Edelknab’ umrungen. Ense Denkw. 2, 513, Von Mauern noch umrungen. Grillparzer Ahnfr. 5, 1; Als Perlenschnur hält es ihren Hals umrungen. Heine Rom. 295; Da zu stehen in einer Sphäre von Menschen, umrungen von Glauben und Lust. Hölderlin H. 2, 38; Festverschlungen, | umwunden und umrungen [in gegenseitiger Umarmung]. Kosegarten Po. 1, 113; Von meiner Rina Arma umschlungen | und von meiner Lieblingin umrungen. Rh. 2, 9; Vom Styx umrungen [umflossen]. 3, 25; Von Lebensfroh-Unzähligen umrungen. Platen 1, 151; Da fühlt er plötzlich sich umrungen | von Melodieen. 204; Sie war umrungen | von Bewerbern. 4, 44; Von der Gluth umrungen. Ribbeck (Hungari 1, 464); Umschlungen hält es dich, umrungen und durchdrungen. Rückert W. 4, 145; Von dichtem Kreis umrungen. Mak. 2, 129; 1, 97; Wer unsern Sultan sieht von seiner Pracht umrungen. BrE. 377; Im Angstgedränge bürgerlichen Kriegs, | wo sie, die Schwache, sich umrungen sah | von heftig dringenden Vasallen. Sch. 418a; Umrungen sahn wir uns von beiden Heeren. 457b; Die Arme wirft er um die Schlang’ | und hält sie fest umrungen. Uhland 441 etc.
b) im Impf.: Ihn umrang das unendliche Leben. IP. 1, 42; Die Klafter umrangen eine Klause. 2, 28; Wellen . ., | die schäumend es [das Vorgebirg] umrangen. Platen 1, 165 etc.
2) [s. I und Ring, Anm.] zumeist aber mit schwacher Abwandlung, die in der heutigen Prosa fast ganz durchgedrungen ist: Sie umringeten das Hcerlager. Off. 20, 9; Richt. 20, 43; 1. Sam. 23, 26 etc.; Voll Eifer ihr zu dienen, | umringt der Jungfraun Schar die Edle. Alxinger 213; Wir sind mit [gew. von] vielen Übeln umringet. Gellert Mor. 1, 44; Götzen zu Hülf! Er ist fast umringt! G. 9, 81; Wie die verschiedensten Einwirkungen, den Menschen u–d, zu einem Entschluß treiben. 18, 341; Rings umringt mich schroffes Gestein. Jacobs Verm. 2, 80; Wie wir allenthalben umringet sind mit Teufeln, die .. auf uns zielen. Luther 5, 532a; Der Lenz mit den u–den Wonnen. Rückert Mak. 1, 54; Schnüre, die den Hals um-r. 2, 176; Von Ehr’ umringt. N. 191; Ihr umringtet | mit Waffen euer Parlament. Sch. 408a; Umringt von seinen Tausenden. 358a; 256b etc.; Wenn ihn .. | ein kühler Hain, ein fernes Thal umringt. ESchulze Ros. 68; Die Zeit, mit [von] Trümmern wüst umringt. Tiedge 2, 70; Jetzt umringt mich Jammer und Gram. V. Od. 8, 182; Jetzt mit [von] Jammer umringt. 5, 377; Jetzo umringt dich mancherlei Trübsal. 18, 123 etc.
a) Haliartos, die auenumringte. B. 201a; [Die Quelle,] schattenumringt. Platen 1, 85 etc.
b) Umringung. B. 165b etc. und gw.: In seiner Umringung [Umgebung] meinen Platz gefunden, HKleist Hint. XX. (mund- artl.) verwinden (s. d.): Als wollte Jeder ein innres Gebreste allein verrungen haben, ehe er daran ging, im gemeinschaftlichen Aussprechen des Leides Linderung zu suchen. Kompert Pfl. 1, 101; 150; NGsch. 1, 262 etc. z.B.:
Ver-: Wég-:
1) tr.: ringend wegschaffen: Von deiner Brust hast du sie weggerungen, | die Ungeheu’r. H. 11, 227.
2) refl.: sich ringend fortschwingen: Seine Seelenkraft rang sich siegreich über diese Erschütterung weg. Scherr Pr. 48.
3) intr.: ringend fortstreben: Eine Roheit .., von der Opitz .. gerade weggerungen hatte. Gervinus Lit. 3, 502. Wétt-: ringend wettkämpfen: Um den Preis w. V. Od. 2, 206 (ältre Ausg.: Im Wettstreit ringen); Sie wettrangen. Rückert 3, 346. Zer- [1]: Die Hände z., wund ringen. B. 14a; Gellert 1, 127; Kl. M. 3, 314; Kosegarten Rh. 1, 129 etc. Zū-: ringend zustreben, z. B. refl.: Wenn ein sehnend Hoffen | dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen. G. 12, 6. Zusámmen-:
1) [I] zu einem Ring zusammenschlingen: Der Schlange . ., die . . | den glatten Leib im Reif zusammenringt. Sch. 34a.
2) mit einander oder gemeinsam ringen etc.